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Ausgabe: | 1991 |
Spalte: | 469-471 |
Kategorie: | Religionspädagogik, Katechetik |
Autor/Hrsg.: | Langer, Klaus |
Titel/Untertitel: | Warum noch Religionsunterricht? 1991 |
Rezensent: | Wegenast, Klaus |
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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 6 470
^ s schließen sich Ergebnisse kirchlicher Praktiker (E. Hansen, handlungsfernen Determinanten von Unterricht, direkt auf das
üb PuSt' T' Scnober) an, die zum Ziel haben, das Bewußtsein Handeln des Lehrers/der Lehrerin in seinem/ihrem Unterricht
njeHdaS wesentlicne Element „Freizeit" und seine Bedeutung geschlossen werden? Darf Kirchenkritik immer schon als ein Zei-
r e Gemeindearbeit „vorOrt" zu stärken. chen von Distanz zur Kirche gewertet werden, oder beweist sie
Se as vor'iegende Buch, das Freizeit umfassend verstanden wis- nicht gerade ein Interesse an der Kirche? Wie immer, die Unter-
im, Und dies mit Hilfe des Leitbegiffes „Muße" als einem suchung führt zu Thesen zu einer erwartbaren Zukunft des Reli-
neu^n Umgang mit Zeit rekurriert, wendet sich grundlegend g.onsunterr.chts (RU).
8eSen ein sektoralcs Denken und spricht daher im Schlußkapitel _ Dcr RU wird wesentlich dazu dasein wollen, den Jugendlichen auf die
^ von Dimens,onen freizeitbcwußtcr Praxis in der K.rchge- re„giöse Dimension, genauer auf <JasS^S^SSrtikSu
meinde (Abschnitt 6). Ihre Elemente (Abschnitt 6.2) entfalten und Lebcnsonent.crungg.bt. hinzuweisen. D.echris.l.ch-k.rchhcheTrad,
s'eh auf der Grundlage des Lebensstils einer „gastfreien Ge- t.on «J^^^<—m^Wta--W(-BI|M-i¥Bk
neinde", die einladende Freiräume bereitstellt. An diesem Ort stchcnzuermögljchcnund das mit dem Ziel der Sensibilisierung für die re-
er Zweckfreiheit ist Platz genug für ein Stück gemeinsamen Le- (. Dimcnsion und die Lcbensoricnticrung. Dagegen wird es ihm nur in
pens in Mündigkeit. Muße, Meditation, Kreativität, Spiel und Ausnanmcräiien gelingen. Jugendliebe für eine Bindung an die kirchliche
reude. Gastliche Gemeinde zeigt sich in der Gelöstheit der Gcmcjnschaft zu gewinnen.
Muße und durch Offenheit und hat ihre Quelle in der von Gott _ Chris,|jche und kirchcnbczogcnc Themen treten gle.chbcrecht.gt in
'elbst erfahrenen beziehungsreichen Gastfreundschaft. Diese die Reihe möglicher Inhalte des RU und müssen ihre Plausibihtät wie an-
runderfahrune als Angebot der Kirche umgesetzt, wird nun auf derc erweisen,
den,» "'"""K-dis/Migcuuiuci 6 Säule der Volkskirche" kann der RU inskünftig nicht mehr gcl-
uen verschiedenen Ebenen praxisbezogen beschrieben. - Als „sauie aer vom
Die abschließenden, weiterführenden Überlegungen über Er- ten. ncuen-RU glbt esgutc pädagogische und theolo-
<nr"ng und Gestaltung von „erfüllter" Zeit gelten der Ortsge- ^ ^ ^ ^ auch njch( zu übcrscncndc GcfahrCn.
£e'nde. den Ausbildungsstätten und der Mitarbeit in Freizeit- . .. Absicht desAut0rs, die Präsenz der Kirche im RU. das
ST dCn haUPt" Und ChrCnamt!!CvhetMHta (CV den K»SteRellglons.ehrers, die Bedeutung dieses Ver-
£n Hand.ungsfeldern: Gottesdienst und Verkundigung(C) den ^etrverMl« * Se,bstvers.ändnis und das im RU
«esuchern (D); dem Fest und der alltäglichen, freien Zeit (E), hatn es tur sein forschen Dazu verwendet er eine
de" Gebäuden und Räumen (F) und den Medien (G). verm m eK^enWd ™ m E fur das beschrie.
B Manche der vorgetragenen Gedanken sind nicht neu. Doch das quantitative Untersucnungsmt
leistet einen impulsreichen und engagierten, einen theolo- bene Vorhaben eher ungeignet erscheint, weil es sich zwar für eine
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aj einen impuisreicncn una engagierten, einen tneoio- oene vornauen enci uugcignci «suisim, «>-u j«.h twai mi eine
lpnC^..fundierten und sachlich ausgewogenen Beitrag zur aktuel- Erkundung eines Feldes eignet, für das bereits begründete Hypo-
Sa h tik- Diese grundlegende Studie, zu der ich mir ein thesen vorliegen, aber für eine terra incognita, die erstmals gründ-
Verzeichnis wünschte, ist gut geeignet als Vorlage für eine lieh exploriert werden soll, eher nicht. Hier ist die Gefahr über-
suntandSaufnahme bisnerieer Gemeindearbeit bei einer Klau- groß, daß die eigenen Vormeinungen mit Macht nicht nur den
unda8un8- für Seminararbeit an kirchlichen Ausbildungsstätten Weg, sondern auch das Ergebnis der Untersuchung vorherbestim-
kir htheolo8'scnen Hochschulen und zur Weiterbildungsarbeit in men. Das zeigt sich vor allem im Blick auf die diagnostizierte Kir-
licher Praxis. chendistanz der Religionslehrerschaft, die aus kritischen Äuße-
qt rungen zum Ist-Stand der Kirche gefolgert wird. Ist es nicht ein
' SWald Friedrich Krause Zeichen engagierten Mitdenkens mit Kirche, wenn die sichtbare
Institution „am biblischen Auftrag" gemessen wird? (So 168)
Viele Fragen, die der Forscher Langer stellt, sind so strukturiert
Praktische Theologie: daß sie ein aufgeklärter Zeitgenosse, sei er nun Pfarrer, Religions-
Katechetik/ReliqionspädagOgik lehrer oder Mathematiklehrer, zustimmend beantworten muß. Ich
denke z. B. an die Frage „Ich bin darum bemüht, in meiner Suche
La;n8der- Klaus: Warum noch Religionsunterricht? Religiosität na^h Wahfrheit "nd Sinn Anstöße der verschiedenen Religionen
^ Perspektiven von Religionspädagogen heute. Gütersloh: aufzugreifen und zu verbinden Ich konnte mir keinen Bischof
'°nn 1989. 359 s. gr. 8° Kart DM 98 - und kelnen Prälaten im Dienst der Kirche vorstellen, der eine sol-
j che Frage gleich zurückweisen würde. - Offenbar ist im Hinter-
tio" dem vorlie8enden Buch handelt es sich um die Dokumenta- köpf Langers ein nicht weiter reflektiertes Vorverständnis eines
8ion?nei" empirischen Untersuchung der Einstellung von Reli- „rechten" Religionslehrers virulent, das durch volle Identifika-
ehrern vor allem aus Gymnasien der Freien und Hanse- tion mit allen Punkten der Glaubenslehre und einem totalen Te;i
Int hambur8 zu Kirche und Christentum und eine kritische nahmeverhalten am Leben der Gemeinde definiert erscheint.
ge erPretation derselben. Die der Untersuchung zugrunde lie- Religionsunterricht wäre dann entsprechend als Missionsveran-
ein de HyPothese ist es. daß in der Bundesrepublik Deutschland staltung der Gemeinde zu begreifen. Das aber will selbst in den
e qualitative Veränderung des Religionsunterrichts im Gange Etagen der Kirchenleitungen niemand, weil man auch da schon
me t'C V°n der reügionspädagogischen Diskussion kaum be- etwas davon weiß, was eine pluralistische Gesellschaft und was
rkt werde. Geschichtlichkeit des Glaubens und seiner Tradition bedeutet.
ter 'el Von Untersuchung und Analyse ist es, einen Religionsun- Wie würde ein Pfarrer/eine Pfarrerin etwa auf eine Frage wie die
tienCht V°r Augen zu stellen- wic er sich im Verlauf der konsta- folgende im Augenblick reagieren?
en Veränderungen herausbilden wird. „Grund und Ausrichtung meines Lebens finde ich in derchrist-
nenlRaS überraschend für den empirisch nicht ganz unerfahre- liehen Glaubensüberlieferung".
rjaß T*- 'st die der Untersuchung zugrunde gelegte Annahme, Was heißt hier Grund, was Ausrichtung? Was ist Glaubens-
tün er Religionslehrer/die Religionslehrcrin der die Ausrich- Überlieferung? Solche Fragen sind nicht nur interpretationsbe-
rnendUnd w'rkung von Religionsunterricht am stärksten bestim- dürftig, sondern wirken für den Befragten eher shocking.
kijm e Faktor sei. Ist das denn wahr? Sind Lehrplan, Klassen- Wir haben kritische Fragen gestellt und es gäbe noch mehr und
(jn a' Nandlungsformen, Stand der Entwicklung des religiösen andere, als wir sie vorgebracht haben. Dennoch ist das hier anzu-
v0n 1 s etc. nicht mindestens ebenso wesentliche Faktoren? Kann zeigende Buch auch eine Fundgrube für Entdeckungen, was den
erfragten Einstellungen zu Kirche und Christentum, relativ RU in einer säkularen Gesellschaft anbetrifft. Jugendliche in der