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Ausgabe: | 1991 |
Spalte: | 453-455 |
Kategorie: | Systematische Theologie: Dogmatik |
Autor/Hrsg.: | Van Huyssteen, Wentzel |
Titel/Untertitel: | Theology and the justification of faith 1991 |
Rezensent: | Frey, Christofer |
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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 6
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tisch die Struktur der Christologie widerspiegelt, kann er „auf die Wentzel van Huyssteen, ein südafrikanischer Theologe, will
Bereitschaft für die Erlösung verzichten." (54) wissenschaftlich hieb- und stichfeste Theorien für die systemati-
'n den Kapiteln 4 (Glaube und Geschichte), 5 (Die Einheit der sehe Theologie entwickeln. Eine Rechtfertigung des Glaubens,
Menschheit) und 6 (Die biblische Religion) klärt der Vf. dasge- wie sie der Titel verspricht, kommt dabei nur indirekt heraus. Im
Schichtsphilosophische und hermeneutische Umfeld von Ja- Laufe der Abhandlung modifizieren sich Fragestellung und Inders
- christologiekritischer Position ab. Damit ist umfassend tention: Zuerst wird ein begriffliches (conceptual) Modell ange-
dern 7. Kap. vorgearbeitet: Jaspers' Darstellung der Gestalt Jesu boten (XI), am Ende geht es dem Vf. darum, das Verständnis der
lm- Kontext seines Philosophierens kritisch zu würdigen. Auch an Leistungen der Sprache zu erweitern und über das Begriffliche
d|esem weiteren Höhepunkt der Untersuchung vermag Z. aufzu- hinausgehend das metaphorische Moment (134ff. 138) hervorzu-
Ze'gen, wie das Thema der Arbeit ins Zentrum von Jaspers' Phi- heben. Damit hofft er den Widerspruch von Rationalität und
'osophie führt. Entscheidung (commitment) zu überwinden. Das Engagement
DcrVf h™,'kk' c. j- r u « r„t„;, i- Amr Pnr für Jesus sei zwar vortheoretisch (91), aber keineswegs irrational
cl vi. kann sich bei seiner Studie auf manche Vorarbeit in der t-or- . , , °,
^hungstitcratur stützen, mit der er sich auch kritisch auseinandersetzt. (ebd.); es ist „nicht verhandelbar (nonnegot.able). aber auf ra-
Der überblick über die theol. Diskussion mit Jaspers' Philosophie, ein- tionale Verständigung bezogen (126). Darum sucht der Vf. ein
Beßlich ihrer christologischen und christologiekritischen Aspekte, ist realistisches Modell der Sprache; der angelsächsische Positivis-
Senrknappgchalten(480.HierwicanandercrStelle(7.Kap.)vermißtman mus wird aufgeweicht und erweitert: Hefner. über Russell hin-
j* (kurze) Skizze zum speziellen Diskussionsverlauf über Jaspers'Jesus- ausgehend (160), zeige, daß sich die Theologie auf Gott beziehe,
^ ... wie sich die Wissenschaft auf Entitäten beziehe. Die religiöse
• "ort aus Jaspers' „Trennung zwischen einer prinzipalisierten, Sprache transzendiert sich, indem sie referentiell die Realität an-
j^'historisierten Christologie" einerseits und einem „als Symbol tizipiert, auf die sie rekurriert (147).
Ur das Menschsein verstandenen .historischen Jesus'" anderer- ^uf S. 190 verrät der Vf., was vorher nur zum Teil sichtbar
seits die Warnung an die Theologie vor möglichen „Sackgassen" wurde-eine Geschichte der modernen Wissenschaftstheorie, die
eraus. (132) Etwas schnell bietet er als Ausweg an, daß der seiner Auffassung von der Sprache entgegenkommt: Ausgehend
aubean Jesus als den Christus nur im „Lebenszusammenhang vom logischen Positivismus (3ff) und den kritischen Rationalis-
er Kirche" Bestand haben kann, (ebd.) mus (24ff) durchmessend sucht sie bei Kuhns Theorie vom Para-
Abschließend greift der Vf. nochmals seine zentrale These auf: digmenwechsel Anhalt (47ff), um mit Laudans Anti-Realismus
dem Jaspers' philosophischer Glaube die prinzipielle Verbor- (aue Theorie beziehe sich auf außerwissenschaftlichen Problem-
Senheit der Transzendenz postuliert und „sich damit faktisch in lösungsbedarf (172ff) McMullins wissenschaftlichen Realismus
le Unvollkommenheit abschließt", hört für ihn auch die Frage zu errejchen (Theoriesprache sei immer ein Versuch, sei Vorläufen
der Erlösung auf, eine unabweisbare Frage zu sein. Diezahl- flg unci weiterer Entwicklung fähig (195ff). Van Huyssteen vergehen
positiven Ansätze, die dieses Denken bietet, bleiben da- f0|gt ejne auf dem Empirismus fußende Theorie ohne transzen-
Urch zum Teil verschüttet. Durch die Tatsache aber, daß Jaspers dentale Grundlegung und erreicht die in der angelsächsischen
^as System, damit es bestehen kann, faktisch gewaltsam abschlie- Religionsphilosophie nicht seltene Erweichung des Realismus-
^enrnuß. weist es letztlich über sich selbst hinaus. (133) Ähnlich Verständnisses, die mit einer gewissen Unbekümmertheit im
^'nterläßt Jaspers' „Verhalten zu Jesus" (124), ihn als beständige Umgang mit Kategorien verbunden ist. Diese Problematik hätte
rage und beständiges Gericht zwar ernst zu nehmen, ihn aber dem Vf. bereits bei seinem Referat Poppersaufgehen können, der
,cnt als Antwort hören zu wollen, einen „eigentümlichen Zwie- Metaphysik als Lieferant Hypothesen hervorbringender
Palt" (133) Fur z sind djes Symptome dafür, daß „Jaspers' Theorien betrachtete und im Alter (mit Eccles) eine Mehr-
'losophie vielleicht selbst als ein Hinweis auf einen umfassen- Welten-Theorie entwickelte. Welchen Gesichtspunkten folgt der
eren Horizont" verstanden werden kann, (ebd.) von Kuhn proklamierte Paradigmenwechsel außer der Problem-
Das vorliegende Buch stellt ein wohltuendes Beispiel römisch- lösungskapazität und den Interessen der Beteiligten?
^'holischer Apologetik dar. Die Anliegen und Argumentationen Dieses für die Theologie aufbereitete wissenschaftstheoreti-
er Philosophie werden aufmerksam wahrgenommen und auf scne Anliegen soll anhand zweier deutscher Autoren in Für und
re innere Kohärenz hin geprüft. Kritische Rückfragen an die wider erörtert werden. Pannenberg, vor allem aus der Perspek-
eologie werden nicht weggeschoben, sondern herausgearbei- tjve Poppers, Bartleys und Kuhns vorgestellt, scheint für van
* ■ Außerdem setzt die Konzentration auf die christologischen Huyssteen das „Engagement" (commitment) in den (von H. Rei-
ScShPekte rür die fundamentaltheologische Aufgabe einer Rechen- chenbach übernommenen) Entdeckungskontext zu stellen und
^ aft über den Glauben ein Ausrufezeichen angesichts einer in- nur allgemeine Weltbilder für rechtfertigungsbedürftig zu halten
fischen mancherorts sich abzeichnenden Christus-Vergessen- (90) Damit sei das Problem das „axiomatischen Fideismus"
« christlicher Theologie. Und sie zeigt damit, daß ein Dialog (98) nicht recht gelöst. Aber gegenüber einer „autoritären dialek-
^'schen Theologie und Philosophie gerade auch an diesem tischen Theologie" (109)gilt ihm dasals Vorzug. Scheint es so, als
c zu ruhren ist- ob Sauter dieser Rubrik zum Opfer fiele (vgl. 106 mit 109). so
| 0rr>genda: Neben einigen wenigen Druckfehlern (bes. S. 129) haben sich wagt sich van Huyssteen doch nicht darauf festzulegen. Er bleibt
A69a"em bei der Durchnurncrierung dcr Anmerkungen (73 A.I45, 82 bei der Kritik eines sehr traditionellen Verständnisses der Schlüs-
ein 155 A-88)-aDerauchbe'dcrZählunßvonSachPunk,en<52>Vcrscncn sigkeit dogmatischer Äußerungen (113).
»schlichen. S. 99 muß es „Sola-flde-Prinzip- heißen (vgl. 100). Die beiden Darstellungen werden vom Vf. offenkundig als re-
Uipzio „w D . m. Ievante wissenschaftstheoretische Ansätze in der deutschen
M''8 Matthias Petzoldt . , ... . „
Theologie angesehen, über deren Probleme seine sprachtheoretischen
Überlegungen hinausgehen sollen. Wenn sein Interesse
schon auf den alten Kontinent fällt, dann hätten sicherlich u.a.
die Arbeiten von Just, Peukert und Track Aufmerksamkeit verdient
.
HuV«teen. Wentzel van: Theology and the Justification of Faith. Die relativ lose' Problembezogene Darlegung einiger wissen-
^onstruetingTheories in SystematicTheology. Transl. by H. F. schaftstheoretischer Entwicklungslinien erlaubt zuletzt doch nur
^"'Jders. Grand Rapids: Eerdmans 1989. XXI, 205 S. gr. 8° Behauptungen und nicht systematisch entfaltete Argumente. Das
Systematische Theologie: Dogmatik
Kart.
£ 14.95. „ultimate commitment" wird wiedereingeführt (164. 188-übcr