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Ausgabe:

1991

Spalte:

437-438

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Blaschke, Karlheinz

Titel/Untertitel:

Geschichte Sachsens im Mittelalter 1991

Rezensent:

Martin, Thomas

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 6

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^r|ngachtete. Im Gegenteil! Ich selbst habe für seine Übersetzung ins die Verleihung der Kurwürde eine weitere Festigung und Steige-

cutsche votiert. rung ihrer Position im Verfassungsgefuge des Reiches erfuhr.

H. Hübner, Das Gesetz bei Paulus. Ein Beitrag zum Werden der pauli- r£s erscheint allerdings unangemessen, die Rolle Sachsens auf

**en Theologie (FRLANT 119). Göttingen 11978, ■11982. Kosten Brandenburg-Preußens aufzuwerten und außerdem die

110.1985 T 29' Tübingen 'l983'2|987; s Rez- durch " HÜbm'r' ThLZ Bedeutung der Grenze zu Böhmen (auf dem Kamm des Erzgebir-

' Ph;i,j , L~8?^„, ges)zu überschätzen. Die Erinnerung an die Ereignisse von 1815
1 ""3Qciphi3 1983

5HR»i^„, tu t u j^u-.c ■ n .„„jcnoii,h„„ und 1866 (bzw. 1870/71) sollte hier nicht länger die Unbefangen-

"■ Kaisanen. The Torah and Christ. Essays in German and tnglisn on V ... „ , ,. „.. . .

,he Problem of the Law in Early Christianity (Publication of the Finnish nett des Blicks in das Mittelalter trüben. Schließlich verdiente

«egetical Society 45). Helsinki 1986. aucn die wiederholt mit Nachdruck vorgetragene These, das Le-

R-Liebers, Das Gesetz als Evangelium. Untersuchungen zur Gesetzes- henswesen sei im Spätmittelalter verfallen und nahezu bedeu-

r«'k des Paulus (AThANT 75). Zürich 1989. tungslos geworden, einer kritischen Prüfung auf breiterer Quel-

^. P *on der Osten-Sücken, Die Heiligkeit der Tora. Studien zum Gesetz |enbasis.

^Paulus. München 1989. Ausgehend von dem Verständnis der Landesgeschichte als

London 1990''""'J^ Universalgeschichte in der überschaubaren Region, bezieht der

9 CB. NT in Lund 1978 Vf' die vieirältigen Aspekte der Siedlungs-, Verfassungs-. Sozial-,

10 So seh™ ;J " r. j ii i . h„„ oK»rr,i Wirtschafts-, Kirchen- und Kulturgeschichte in die Betrachtung
00 senon in seiner Diss.. dann vor allem in seiner kritischen, aber lai- ' . . 6

*n Rezension meines Buches „Paulus und das Gesetz" (SEÄ44, 1979, ein, so daß der politische Aspekt eher zu knapp als zu breit gera-

U4~199: s- auch ib- 51 • I9»ß-H7, 229-237). ten ist.

Sthadc, daß er die Diskussion über Dürrns These weithin ausblendet. Zu Die Lektüre des Bandes wird durch zahlreiche Bilder. Karten.

<"iiv. h. Hübner. Was heißt bei Paulus „Werke des Gesetzes"?, in: Pläne und Skizzen, die zum Betrachten einladen, aufgelockert.

un<jUbe Und Escnatolog'e- FS Werncr Georg Kümmel, hg. von E. Gräßer £jn Personen- und Ortsregister erleichtert die Benutzung: das Li-

11 _ ' Merk. Tubingen 1985. 123-133. teraturverzeichnis nennt in Auswahl wenige neuere Publikatio-
exegetischer Nachweis Hübner. Das Gesetz bei Paulus. 95(T; dort auch

^'Senal'f,dieJeni8en E"^'6"- d*c vormirdie Wendungsodeuteten und ^ b üßen daß zu ejnem Zejt k, jn dem

ueren Interpretation ich weiterbaute. „ , ° . ,

" Sanders. Law. 35; z,t. bei Westerholz K. 171; Hervorhebung durch Sachsen w.e nur selten zuvor in das Zentrum des öffentlichen

Inders. Interesses in Deutschland geruckt ist, eine moderne und informative
Darstellung seiner älteren Geschichte vorliegt.

Kirchengeschichte: Mittelalter Gießen Thomas Martin

Gaschke. Karlheinz: Geschichte Sachsens im Mittelalter. Berlin: Bösterling-Röttgermann, Antonia: Das Kollegiatstift St. Mau-

union Verlag 1990. 398 S. m. Abb. u. 52 Taf. 8° Lw. DM 38,-. ritz-Münster. Untersuchungen zum Gemeinschaftsleben und

zur Grundherrschaft des Stifts von den Anfängen bis zur Mitte

Anknüpfend an die Leipziger Schule von Rudolf Kötzschke des 14. Jahrhunderts. Mit einer Liste der Pröpste. Dechanten.

y die Forschungen von Walter Schlesinger legt Karlheinz ^"^^YSSTv?^ ^f"/1?BMÜ"S,ter/,W-:

Blaschke erstmals seit einem halben Jahrhundert eine zusam- Aschendorff 1990. VIII. 268 S. mit. 1 Kte gr. 8 - Westfaha

^"-fassende Darstellung der sächsischen Landesgeschichte (bis

J00) vor. Dabei kommt es dem Vf. auf eine neuere Synthese an, Das Stift S[ Maurjtz jst das älteste Kollegiatstift des Bistums

e besonders wirtschafts- und sozialgeschichtliche Fragestellun- Munster Die Quellen liegen in einem „Liber rubeus" vor. der

und Methoden berücksichtigt. 1492 zusammengestellt wurde. Der Schreiber, der Scholaster

Ais Rahmenbedingung des historischen Prozesses stellt er zu- Bernhard Tegeder, verdient „Vertrauen, wenn ihm auch gele-

chst die geographischen Voraussetzungen und die sich daraus gentiich Ungenauigkeiten unterlaufen" (20. Die Gründung

eilende Raumgliederung vor. Sorgfältig wird sodann bei der dürfte >etwa jn dje Zeit um 1067 zu setzen xia« (,0) Das Stjftj._

s anistonschen Besiedlung das Nacheinander germanischer und kapitd ^ lebte nacn der Ordnung der kanonischen Regel von Aa-

»ischer Landnahme behandelt. Aus diesen frühen Vorausset- chen (g, 6) dje die vita canonica deutlicher als die Chrodegang-

sam8en le',et S'ch bere'tS e'ne wesentliche Komponente der ge- rege, von der vita monastica abhob" (99). Besondere Bedeutung

zurr" sacnsischen Geschichte ab: die Zugehörigkeit der Region kam dem Stiftpr0pSt zu, „der nicht nur für die Temporalia son-

Germania Slavica. Der bedeutende Anteil der Sorben bei der dern aucn fur die Spiritualia verantwortlich war" (99) Das Dom-

nogenese des sächsischen Neustammes darf also keineswegs kapjte, erhob Ansprüche auf die Propstei, die 1432 von Papst

schw,egen oder unterschätzt werden. Eugen IV anerkannt wurden. Der Grundbesitz war beträchtlich

natte bereits die Eingliederung der Mark Meißen in das Reich Dje Sorgen um die weltlichen Dinge „rückten immer mehr in den

ihre Miss.omerung (im 10. Jh.) einen wesentlichen Schritt Mittelpunkt des kanonikalen Lebens, während die Spiritualia

schpenfren Integrat,on der §esamten Re8'on in die abendländi- dig geistiichen Pflichten, in Vergessenheit zu geraten drohten

Man tusammenhanSe bedeutet, so gilt dies in noch stärkerem Das ursprüngliche religiöse Gemeinschaftsideal begann seine

eine d'e nochrnittelalterllcne Kolonisation. Sle bewirkte Leuchtkraft zu verlieren" (103). Der Band bringt mehrere Ur-

Bild ,8rundle8ende Modernisierung auf allen Geb.eten, die das kunden die bisner ungedruckt waren, im lateinischen Urtext mit

strie, 8,esarnten Kulturlandschaft bis an die Schwelle des Indu- deutscher Inhaltsangabe (105-122). Fast die Hälfte des Bandes

SDÜrh"! S PrägtC- Außerdem wurde das Entwicklungstempo besteht aus Listen der Pröpste Dekane Kanoniker Vikare und

testen! CSCIhleUn,8t- Dieser Ausgleichsprozeß läßt Sachsen spä- Kaplane des Stifts (123_237). Die gründliche Quellenarbeit ist

scheTnt^ !! S M,ttuelalLerS auf dem, 8lcichen NiveaU primär für die Erforschung der Territorialgeschichte von Wert,

'isch nrie,d,eolt,^U,SChien ^r.ut0nC"- Se'ne ge,St'g U" Pu doch sind manche Vor8anße a"gemcin typisch für die Entwick-

gesehen i'6 I Z ^eUle," M- v?" h'crher '""8 mittelalterlicher Klöster, zumal im Hinblick auf Spannun-

^-ener we,ne!TegS * u o'^ ?, ^ ' Sen" die sich aus den religiösen Id«'e" einerseits und den irdi-

sentlth.''f TZ u ^kschIageuund. Um:ege wf- sehen Gegebenheiten andererseits einstellen mußten.
u»-nen Beitrag der wettinischen Dynastie bei dieser Entwick-

n8- insbesondere dem Aufbau der Landesherrschaft, die durch G. H.