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Ausgabe:

1991

Spalte:

433-437

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Westerholm, Stephen

Titel/Untertitel:

Israel's law and the Church's faith 1991

Rezensent:

Hübner, Hans

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 6

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er Ebene des linear gelesenen Textes die Vorkenntnisse des im- Paulusforschung - zumindest partiell - zu dominieren. Da er-

p 'ziten Lesers in bezug auf Kap 10 wie auch seine Fragen zu sam- schien 1977 von Ed. P. Sanders eine Monographie, inzwischen

me|n (wozu die Berufung von 4.18ff, wenn dann nur Jesus als Ak- zum Standardwerk avanciert: "Paul and Palestinian Judaism"

leur auftritt?). Da die Raster zur Erfassung von Texten aller Art mit dem bezeichnenden Untertitel "AComparisonof Patternsof

^aboriert wurden, bringen sie für Mt solche Selbstverständlich- Religion"1, ein Jahr danach vom Vf. dieser Zeilen die Monogra-

e'ten zum Vorschein wie „ unbegrenzte Allwissenheit des Erzäh- phie „ Das Gesetz bei P. "2. 1983 folgten Heikki Räisänen. Paul

ers" (34) oder den Umstand, daß alles Licht in der Erzählung auf and the Law3, und E. P. Sanders, Paul, the Law and the Jewish

en Helden Jesus fällt (500. Zugleich aber macht diese Art der People4, 1986 ein Aufsatzband von H. Räisänen, The Torah and

ektürez. B. darauf aufmerksam, daß terminologisch die „Nach- Christ5, und 1988 dann das hierzu rezensierende Buch von We-

8e" der Jünger nur vor Mt 10 geschildert wird, während sie als sterholm (W.). Inzwischen sind schon wieder neue Publikationen

• ^gesendete nicht mehr so figurieren, sondern nur noch als wei- über das Gesetz bei P. auf dem Büchermarkt. Ich nenne hier nur

ere Berufene (Mt 19,27 referiert über die Vergangenheit). die Werke von Reinhold Liebers6, Peter von der Osten-Sacken1

Es schließt sich im dritten, zentralen Kapitel die kommentar- und James Dunn*.

artlge Analyse der Aussendungsrede an. Sie enthält z.T. erhel- Liegt die Flut der Äußerungen zum Thema Gesetz bei Paulus

ende Beobachtungen über den gedanklichen Zusammenhang an der Unfähigkeit der Autoren, sich zu verständigen? Liegt sie

es Kapitels vorwiegend anhand von formalen Beobachtungen an der objektiven Schwierigkeit der Materie? Liegt sie an unter-

und durch eine Nachzeichnung der Aussagen. Dabei fällt es nicht schiedlichen hermeneutischen Grundüberzeugungen? Als selber

^irner leicht, in der schlichten Nacherzählung und bei vielen an der Diskussion Beteiligter bin ich nicht befugt, auf diese Fra-

■ederholungen die schönen Beobachtungen unter manchem gen eine definitive Antwort zu geben. Aber vielleicht gibt die Re-

^ekannten herauszufinden. Insgesamt ergibt sich ein in sich weit- zension des Buches von W. einiges dazu implizit zu erkennen.

In stimmiger systematischer Entwurf über die redaktionel- In der Tat vermag W. einiges zur Klärung der so unterschiedli-
7e" 'ntentionen in Mt 10. In den drei Blöcken 10,5b-l 5.16- chen, ja widersprüchlichen Positionen beizutragen. Er hat sich
j- -24-42 (eine Teilung, die Luz, EKK 1/2, modifiziert aufnimmt) bereits in seiner damals von Birger Gerhardsson betreuten Dis-
eschreibt der matthäische Christus die (aktive) Missionsauf- sertation "Jesus and Scribal Authority"9 als befähigter Exeget
j>at>e. das (passive) Verfolgungsschicksal und das (aktive) Beste- und Religionshistoriker erwiesen, der außer auf dem Gebiet des
en der Verfolgung durch die Jünger. Allerdings schildert 11,1 Neuen Testaments Kompetenz auf dem der Rabbinica besitzt.
e solistische Tätigkeit Jesu und erwähnt eine Missionsreise der Hat mich die exegetische Qualität der bisherigen Publikationen
Unger mit keinem Wort. W.s bewogen, gerne der Bitte um Rezension zu entsprechen, so
Darum verfolgt Weaver das Profil der weiteren Erzählung im auch sein mehrfaches Bemühen um den Dialog mit mir.10
„ lußkapitel annand der Personnage: Jesus. Menge, Jünger und Nach einer Einführung in die Problematik (hier geht W., wie
egner, wobei sie feststellt, daß erst mit Mt 28,18-20 die Span- auch sonst, auf Luther ein) ist das Buch in zwei große Abschnitte
Utlg vom Autor aufgelöst wird. Die Sendungsrede findet ihr Ziel gegliedert. Im ersten bringt W. einen in der Regel zutreffenden
nd ihre Erfüllung erst in der nachösterlichen Zeit und Mission. - Überblick über die Forschungsgeschichte, im zweiten dann auf
allerdings die gewiß schwierige Gliederung von Mt 12-28 so deren Hintergrund seine eigene exegetische Position.
e,nfach gelöst werden kann, wie auf S. 129 (bzw. 214 Anm. 10) geschehen
, dürfte zu bezweifeln sein. Vom '• Teil nennc icn h'cr nurdie Kapitelüberschriften und die jeweils
Die pioo„.i „u itu l j- au- • j n behandelten Paulusinterprcten: 2. Paul's "Polemical Doctrin" (W Wmi»
lc eigentliche Überraschung dieser Arbeit ist für den Rez., . _. . , _ £ ... „ _ " " T~; i" »nai.
daß man/r, • u - i. »« .i. j A- Schweitzer); 3. The Faith of Paul s Fathers c. G. Montetiore H J

" '"an/trau mit einer so eingeschränkten Methode zu so sinn- c ./■„„„.. *- p a p,,.!'.»^...^. ,„, ., " ,

VoIU-b—.. . . , , Schoeps, E. P. Sanders), 4. Paul s Robust Conscience (\ O. Kümmel, K

en trgebnissen gelangen kann, wie ein Vergleich mancher Ge- stendahl). 5. The "Rightcousness of the Law" (R. Bultmann. U. Wickens

er uSamkeit zwischen dem zweiten Band von Luz und Weaver e. P. Sanders), 6. The "Hobgoblin" of Consistency (J. H Dräne. H Hüb-

8'bt. (Sie studierte für ein Jahr in Bern). Ob allerdings der im- ner, H. Räisänen).

'Zite Leser, wie Weaver (550 will, so mit der Position der über- Durch diesen forschungsgeschichtlichen Teil gelingt es W.. das im 2..

,aschten Menge identifiziert werden kann, scheint mir zweifei- also exegetischen Teil Gesagte dem Leser plastischer vor Augen zu stellen:

aft- denn dadurch würde das MtEv zum Mittel und Medium die exegetischen Darlegungen gewinnen so an Konkretheit und Aussage-

e'ner Initialkatechese, für die das Evangelium wohl den Stoff an- kraft- Diesen Teil gliedert w in einleuchtender Weise wie folgt: 7. Matters

^boten. aber kaum ausschließlich oder auch nur vorwiegend ge- °^finitio"-1 Just,ficlja,'on 9 ™e Law in Gods Scheme. 10.

a,ent hm ci___ j---/V j...... w ... T The Law and Christian Behavior. 11. Paul sContnbution.

"l nat. hbensowenig durfte die einmalige ineare Lektüre des _. _. . .... ... .. ,.......

Evan»H;llm. ~i Ai- j r, *~ • ,- Eine Diskussion mit W. ist hier natürlich nur partiell möglich. Wenn Rc-

zienen i Analogie zu modernen Romanen für den impli- zcnsent und Autor des zu rezensierenden Buches sich über ein und dasselbe

strebt " MtEV ZUtrefTen- wei1 dle " vom Redaktor ange- Tncma ausführlich geäußert haben, so bleibt es nicht aus. daß beide an

groß <13,52) ~ standig wiederholte Lektüre/Verlesung (wie manchen Stellen unterschiedlich urteilen. Ein argumentativer Dialog kann

waren die Lektionen?) doch eher das bereits Bekannte und hier nicht geführt werden. Möglich ist nur, zu skizzieren, wie er eigentlich

^ eglaubte repetiert und vertieft. Ein Vorzug der Arbeit ist die geführt werden müßte. Ich hoffe aber, daß die hier zum Ausdruck gebrach-

m

Sammlung und Auswertung der anglo-amerikanischen Literatur, «" Andeutungen zumindest die Richtung deutlich werden lassen, die
jährend die französische und deutsche bis hin zu Luz, EKKI/1, "nd Dlsk"ss'on e.nzuschlagen ist. Da in erheblichem Umfang im

leider,. • t-- l . •■ l , .. , 8. Kap. die exegetischen und theologischen Weichen gestellt werden - ist

ferin 8Cr vertreten lst- E,ne beachtlich lange Liste von Hei- ^ djeses Kap ^ ..Justification by Faith- überschrieben soll dieses
innen und Helfern bei dieser Dissertation zur Aussendungs- Rap jn besonderer Wcise Gegenstand der Rezension sein.
Qewird angeführt vom Mentor J. D. Kingsbury.

W. setzt mit der Differenz zwischen der „neuen Perspektive" auf
Le>pzig Christoph Kahler P- gegenüber dem P.-Verständnis Luthers ein und nennt als Vertreter
dieser Perspektive James Dünn, Ed. P. Sanders und Heikki Räi-

westerh„i c- i ,, , .~ „u, c ... n_ i sänen. Als deren Ausgangspunkt nennt er (141): "Judaism does not

Citerholm. Stephen: Israel s Law and the Church s Faith. Paul . u _ f ,, , . ,„

?nd His Recent Interpreters. Grand Rapids: Eerdmans 1988. see salva,,on as a human ach.evement, earned by human works.

'X- 238 S 8' Kart £ 11 75 Sanders und Räisänen sind seine Hauptgesprächspartner. Er

nimmt sie sehr ernst und wägt ihre Argumente sorgsam.

Schon wieder ein Buch über das Gesetz bei Paulus (P.)? In der Im 1. Abschnitt dieses Kap. (Judaism and "Works") nennt er

at- seit mehr als einem Jahrzehnt scheint diese Thematik die Sanders' bekannte These, daß zur ntl. Zeit alle Richtungen des