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Ausgabe:

1991

Spalte:

386-388

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Drewermann, Eugen

Titel/Untertitel:

Kleriker 1991

Rezensent:

Martin, Gerhard Marcel

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385

Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 5

386

Dierken, Jörg: Amtsverständnis und Berufsrolle des Pfarrers: Thesen
*ur Integration theologischer und soziologischer Perspektiven (DtPfBl 90,
1"0, 284-288).

Engemann. Wilfried: Die intime Interne. Charismatik als pastoral-
Psychologisches Paradigma (WzM 41, 1989, 87-103).

Grab, Wilhelm: Taufe als Prozeßgeschehen (ZGP 7, 1989, 23-26).
..Green, Thomas H.: Gebete - Türen zu Gott. Anleitung zum Beten.
Ubers, von B. Wogrolly-Schafzahl. Mödling: St. Gabriel 1990. 107 S. 8". ÖS
158.-.

Greiner, Albert: Die Zurüstung zum geistlichen Amt in einer sich wandelnden
Diaspora (EvDia 59, 1990. 69-77).

Jenssen, Oddvar Johan: For „dopte kristne" eller for „updopte hednin-
ger"? Til debatten om Pontoppidans katekismeforklaring pä 1800—tallet
(TTK61. 1990.21-34).

Kollegialität auf dem Prüfstand (Themenheft Concilium 26, 1990, Heft

4).

Kühn. Ulrich: „Begrenztes politisches Mandat". Lutherische Akzente
•m Verständnis des Auftrags der Kirche an der Gesellschaft (ZdZ 44, 1990,
97-103).

Langer. Jens: „Schließt euch an!" Die Fähigkeit von Systemen und ihrer
Te'le zu Operation und Kooperation (JK 51, 1990, 86-95).

Lohse. Eduard: Kirchlicher Auftrag und solidarische Gemeinschaft
(DtPfBl 89. 1989, 83-86).

Martini. Carlo M.: Gottes Wort uns aufgetragen. Vom geistlichen
°ienst. Aus dem Ital. von A. Berz. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1989.
I50S. ST. geb. DM 19.80.

-! Was er euch sagt. Leben aus der Freude des Evangeliums. Aus dem
Ital von A. Berz. Freiburg-Bascl-Wien: Herder 1989. 159 S. S. geb. DM
22.80.

Meyer zu L'ptrup. Klaus: Elementarisierung des Glaubens (EvDia 59,
'"0, 79-107).

Müller. Christoph: Begegnung und Inhalt. Zur Priorität der Beziehungsebene
in der kirchlichen Praxis (ThZ 46, 1990. 64-79).

Müller. Hans Martin: Gemeindeaufbau (ThR 55, 1990, 308-324).
Kirchliche Praxis als Zielpunkt der Universitätstheologie (PTh 79,
'990. 317-326).

Pitters. Hermann: Die Zurüstung der Gemeinde in einer sich wandelnden
Diaspora: verdeutlicht am Beispiel Siebenbürgen/Rumänien (EvDia
59. 1990. 49-67).

Puza. Richard: Verflechtung und Trennung von Kirche und Staat: Thesen
zur Kirchenfinanzierung in der Bundesrepublik Deutschland (ThQ
170, 1990. 120-128).

Ratzmann. Wolfgang: Junge Pfarrer auf der Suche nach Frömmigkeit:
-Arbeitsgespräch Pfarrhaus" Eisenach (DtPfrBl 90, 1990. 241-242).

Rotzetter. Anton: Gottes Leidenschaft ist Liebe. Der Sinn von Kreuz
"nd Auferstehung. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1990. 115S. 8". geb. DM
17.80.

Schille. Gottfried: Ecclcsia. quo vadis? - Kirche, wohin gehst du? (ZdZ
44- 1990. 218-222).

Schultze. Harald: Zwischen der Macht des Faktischen und dem Reiz des
Möglichen. Über den kirchlichen Ort Praktischer Theologie (PTh 79,
'"O. 242-254).

Springer, Bernard: Was uns verheißen ist. Wege zum biblischen Glauben
. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1990. 255 S. kl. 8*= Herder Taschenbuch
. 1670. Kart. DM 14,90.

Sudbrack. Josef: Die Kleriker. Nachtrag zum Gespräch mit Eugen Dreymann
(GuL 63. 1990. 182-199).

Urbanes Christentum. Antworten auf die Herausforderung der Städte.
Mit Beiträgen von K.-F. Daiber. M. Sievernich. N. Mette, M. Schäfers, W.
Grünberg. u. H. W. Dannowski (PTh 79, 1990, 3).

Wanke. Joachim: Deine Auferstehung preisen wir. Österlich leben. Frei-
burg-ßasel-Wien: Herder 1990. 95 S. m. 1 Abb. g. geb. DM 15,80.

Westermann. Claus: Weisheit und praktische Theologie (PTh 79, 1990,
515-524).

Winkler. Eberhard: Aufgaben und Möglichkeiten der evangelischen Kir-
ehen in der DDR (ZdZ 44. 1990, 87-91).

~. Zielvorstellungen im Gemeindeaufbau (Christenlehre 42, 1989,
67-79).

-: Von der Volkskirche zur Gemeinde in der Diaspora. Gemeindebildcr
ln vier Jahrzehnten evangelischer Kirchengeschichte in der DDR (Stand-
Punkt 17. 1989. 147-151).

Worum bitten, wofür danken? (Themenheft Concilium 26, 1990, Heft 3).

Praktische Theologie:
Seelsorge/Psychologie

Drewermann, Eugen: Kleriker. Psychogramm eines Ideals. Ol-
ten-Freiburg/Br.: Walter 1989. 900 S. gr. 8°. Lw DM 88,-.

Der Theologie- und Psychoanalyse-Schriftsteller Eugen Drewermann
hat an seinem Lebenstext, den er mit der dreibändigen
Exposition „Strukturen des Bösen" eröffnet hat (vgl. meinen Beitrag
in der ThLZ 115, 1990, 32 lff), weitergeschrieben. Ein Werk
liegt vor mit wiederum zahllosen Selbst verweisen; zu e.nem fast
750 S. weitgehend gut lesbaren Grundtext kommen mehr als 100
S. Anmerkungen voller reichhaltiger Querverweise und 40 S. Literaturverzeichnis
hinzu. Die Themen des Lebenstextes sind
schon lange angeschlagen: die Wiederentdeckung des Schamanismus
und (romantisch verstandener) innerer und äußerer
Natur für Theologie und Therapie, das Plädoyer für Mythos und
Poesie, die Polemik gegen die Priorität jedweder politischen Befreiungstheologie
, das Programm der Transformation einer ans
Über-Ich ausgelieferten Religion zu einer Ich-nahen Religiosität.
Neu und die gegen unendlich gehende Stoff- und Gedankenfülle
konzentrierend ist der Fokus: die Existenz katholischer Kleriker
und Ordensleute.

Es folgen jeweils kurze Abschnitte zu Drewermanns Grundbefund
(1), zum bearbeiteten Material (2), zu den Therapievorschlägen
(3), zur Grundcharakterisierung (4) und abschließende
Bemerkungen zur Bedeutung und Kritik des Werkes (5).

(1) Der Grundbefund heißt „ontologische Verunsicherung".
Die „Berufung zum Klerikersein" wird dergestalt ein „Resultat
von ontologischer Unsicherheit, fundamentalem Schuldgefühl
, reaktiven Wiedergutmachungstendenzen und überkompensierten
Verantwortungsgefühlen" (315). Klerikerkandidaten
wachsen auf in Konstellationen der Überforderung, in denen sie
selbst kaum zu leben wagen, opfern doch andere, zumeist die
Mutter ihr Leben für sie auf. Opferdasein wird Erfahrungs- und
Lebensmuster. Selbstentfaltung auf oraler, analer, erotischsexueller
Ebene ist stark gehemmt. Den konstitutionellen Ich-
Schwächen und Ich-Einschränkungen entgegen kommen auf fatale
Weise (religionsgeschichtlich und theologisch ganz anders zu
verstehende) Doktrinen von Opfer und Jungfräulichkeit (Mario-
logie insgesamt) sowie die verzerrten „evangelischen Räte":
Armut, Gehorsam/Demut und Keuschheit/Ehelosigkeit. Im
kirchlichen Milieu kompensatorisch aufgefangen werden kann
die alles prägende Erfahrung existentiellen Vakuums durch das
Bewußtsein besonderer Erwählung, durch geliehene steife Würde
und spirituelle genauso wie materielle Verbeamtung. Das ist die
Diagnose, die über Hunderte von Seiten zunächst in strukturellen
Formationen, dann familien- ätiologisch, schließlich phasenspezifisch
in oft beeindruckenden überführenden und erschrek-
kenden Details ausgebreitet wird.

(2) Als Material dient dabei wesentlich dreierlei:

a) Erfahrungen aus der eigenen psychotherapeutischen Praxis,
die sich augenscheinlich auf die Kleriker/Ordensleute konzentriert
, sowie ziemlich frei eingestreute Beobachtungen aus dem
kirchlich- theologischen Milieu im Stile von „... sagte mir schon
vor Jahren ein nachdenklicher Pfarrer. .."(214)

b) kirchenkritische Untersuchungen zum Thema, vornehmlich
und immer wieder aus den Federn von Deschner, Denzler, Haag/
Elliger, Ranke-Heinemann, Rey und de Rosa

c) ausgiebig dargestellte analytisch und theologisch kommentierte
Roman- und Erzählliteratur, oft mit seitenlangen Zitaten
von Anouilh, Diderot, Dostojewski, Lawrence, Unamuno, Zola

(3) dem sich über fast 600 Textseiten entfalteten Befund folgen
100 weitere Seiten „Therapievorschläge", entfaltet in einer
warmherzigen, therapeutisch und religionsgeschichtlich expli-