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Ausgabe:

1991

Spalte:

317-318

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Lieberknecht, Ulrich

Titel/Untertitel:

Gemeindelieder 1991

Rezensent:

Lieberknecht, Ulrich

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang Nr. 4

318

Ende die inhaltlichen Schwergewichte der Arbeit zusammen (397-

Referate über theologische ß/ru"g dHer fche- Im seinze'nen rtT^' ^thrhopolof,?c

. _ _ » . Aspekte des Singens zur Sprache gebracht, der Problembereich Kir-

DlSSertationen in Maschinenschrift che und Öffentlichkeit angesprochen und das Singen als Ritual, als

• • liturgischer Akt und als „Eschato- logie", dem Kunde-Geben von
■eoerknecht, Ulrich H.: Gemeinde-Lieder: Probleme und Chancen ejnem |gtzten Sinnhorizont, differenziert betrachtet. Die Leitfrage
e'ner kirchlichen Lebensäußerung. Eine Untersuchung im Begeg- |au(et hjer. Was gescnieht mit dem Lied und mit den Sängern im
"ungsfeld von Ekklesiologie, Liturgik und Hymnologie. Qualifi- Ereignis des Singens? Ejn eigener Abschnitt mit einer Thesenreihe
Kationsarbeit Naumburg 1988. 405 S. ist dem Verhältnis von Lied und Predigt im evangelischen Gottes-
n. dienst gewidmet. Die Erkenntnisschritte dieses Kapitels sollen zei-
u'e vorliegende Studie ist am Katechetischen Oberseminar gen daß ein Gemeindelied als ein Ereignis zu verstehen ist. das nur
aumburg innerhalb einer praktisch-theologischen Assistentur ent- jm sjngen dgr Gemeinde wahrhaft identisch ist.

anden. Sie stellt sich die Aufgabe, Gemeindelieder als Gebrauchs- Nach ejnem ExRurs mj( einer kleinen poetiSchen Phänomenologie
genstände kirchlicher Praxis, als „Lebens-mittel" der Kirche, im gje dgs Singens, die sich an Aussagen der Lieder des EKG orien-
v°ntext praktisch-theologischer Wirklichkeitsdeutung zu erfassen. ^ fo,gt jm 6 und ,etzten Kapjte, der Versuch ejnes Fazjts (347_
on der Frage: Was ist ein Gemeindelied? führt der Erkenntnisweg 395) ,n Aufnahme der praktisch-theologischen Deutung der
T Frage: Wie soll ein Gemeindelied sein? Lebensstationen eines Gemeindeliedes, wie sie die Studie entwik-
Nach einer Einführung in die Aufgabe (3-8) wird in Kapitel 1 der kgU hat werdgn vigr Kriterien formuliert, die für die Funktion und
n des Themas in der Theologie und sein Beitrag zur Theologie er- das >Funktionieren" von Gemeindeliedern gelten. Ein soziologi-
s und« (9-46). Hymnologie wird hier in ihrem Verhältnis zur schgs gin anthropo|ogisches, ein Glaubens- und ein pneumatologi-
aktischen Theologie und ihren Grenzwissenschaften als eine der schgs Krjterium werden s0 entwickelt, wobei jedem Kriterium eine
neologie weithin verlorengegangener scientia laudis gefaßt, der in bjb,ische Orientierung beigegeben ist. Die entscheidende Frage, wie
r Vermittlung zwischen liturgischen und dogmatischen Aussagen Ligder jn def spezie„en singe-Situation einer Gemeinde fruchtbar
*'e zwischen Theologie und Frömmigkeit eine wicht.ge Funktion aktualisiert werden können und we|cne Maßgaben sich dafür entkommt
. Die altkirchlichen Hymnen werden für diese Vermitt- wjcke|n ,assen beschIjeßt den Gedankenkreis. 33 Thesen fassen am
ngsarbeit als ein materialer Wegweiser entdeckt.
Kapitel 2 erörtert hymnologische Aspekte der Ekklesiologie (47-
Um die Gattung Gemeindelied in ihrer Identität bestimmen zu Vor allem das Aniiegen> hymnologische Theoriearbeit mit den
^onnen. werden die Relationen von Kirche und Gemeinde sowie Erfanrungen kirchlicher Praxis zu verbinden, Lieder als kirchliche
d°n Kirche und Gottesdienst untersucht. Auf diesem Wege werden Gebrauchsgegenstände und singende Gemeinden als entscheidende
e|e Gemeinde als ein Bewährungsort von Liedern und Lieder als ßewährungsorte für Lieder deutlich zu kennzeichnen und daraus
ln Bewährungsort von Gemeinde sichtbar. Lieder sind an eine sin- fur Gebrauch und Beurteilung von Gemeindeliedern Konsequenzen
sende Gemeinde als den Ort ihrer Verlebendigung gewiesen und abzuleiten, dürfte in der gegenwärtigen Übergangsphase zu einem
erden so herausgefordert, sich (neu) zu bewähren. Der Gemeinde neuen evangelischen Gesangbuch Interesse wecken. Es liegt der
Segnen in ihren Liedern Zeugnisse ihrer eigenen Identität, die versuch vor, eine Art Systematik kirchlichen Singens und kirchli-
'grund !hrer Bewährungs- und Wirkungsgeschichte zu einer Her- cher Gesange zu schreiben. Eine Generation nach den grundlegen-
storderung für den Glauben der Gemeinde werden. den Positionsbestimmungen im Rahmen der Uiturgia war dieser
Nachdem in der Art zweifacher Prolegomena das Arbeitsfeld der Versuch nicht zuletzt durch die Flut neuen Liedgutes innerhalb der
_ eologie und das Wirklichkeitsfeld der Kirche in ihrer Bedeutung Kirche angeregt worden. Ob die hier entwickelten Maßgaben für
"r den Umgang mit Gemeindeliedern abgeschritten wurden, faßt dje Gesänge und für das Singen Bestand haben, wird sich erweisen

* aPitel 3 nun Gemeindelieder als Repräsentanten kirchlicher Wirk- müSSen. Es dürfte jedoch auch weiterhin darauf ankommen, litur-
^•chkeit ins Auge (79-176). Dies geschieht in verschiedenen Posi- gisch-hymnologische Arbeit nicht nur kritisch auf das Vorfindliche
'°nsbestimmungen. die zwischen den Leitlinien von Sprache und zu beziehen, sondern auch zu konstruktiven Vorgaben zu gelangen.

unst, von dichterischer Wirklichkeit und christlicher Verkündigung
, von biblischer Bezogenheit und pneumatischer Kreativität
Orgenommen werden. Die Frage: Was ist ein Gemeindelied? soll

jler eher deskriptiv als normativ eine Antwort erfahren. Auch Au- Scott, James: YIO0EIIA: An Exegctical Investigation into the
(°ren von Liedern werden in ihrer funktionalen Bedeutung als Iden- Background of Divine „Adaption as Sons" in the Corpus Pauli-

ats-Stifter gesehen. Drei exemplarische Analysen schließen das num DjSs Tübingen 1989.431 S.
Kapitel ab.

Kapitel 4 (177-260) folgt dem Lebensweg eines Gemeindeliedes Diese Dissertation behandelt die umstrittene Frage nach der Beeden
Stationen der Liedbeurteilung, -auswahl und -Sammlung, ei- deutung und dem Hintergrund des paulinischen Begriffes moöeoia
nern Prozeß, der in seiner Gesamtheit als „interaktive Redaktion" jn drei Teilen. Im ersten Hauptteil (Kap. 1) wird die Bedeutung des
erstanden wird. Hierbei wird die Problematik der Urteilsfähigkeit hellenistischen Terminus uioöeoia als „Annahme an Sohnes Statt"
8rundsätzlich kritisch erörtert. Sprache und Liedform werden jetzt durch eine ausführliche, computer-unterstützte Untersuchung er-
Hinblick auf die Funktion von Gemeindeliedern betrachtet, und mittelt und die griechisch-römische Institution der Adoption skiz-
le Grundnormen der Christlichkeit und der Zeitgemäßheit werden ziert. Daran schließt sich im zweiten Hauptteil (Kap. 2) eine breite
erangezogen, um der inhaltlichen Beurteilung von Gemeindelie- Diskussion über Adoptionen im Alten Testament und Frühjuden-
ern gerecht werden zu können. Schließlich wird das Gesangbuch tum an, ein Thema, worüber sehr oft Unklarheit in der Fachlitera-
s eine für den kirchlichen Gebrauch typische Liedsammlung unter tur herrscht. Der dritte Hauptteil (Kap. 3-6) behandelt das Vor-
en Funktions- Aspekten eines Reservoirs potentieller Lieder, eines kommen des Begriffes uioöeaia im Corpus Paulinum selbst. Hier
^0ttesdienstlichen Rollenbuches und eines Glaubens-Kanons vorge- wird Gal 4,5 (Kap. 3) - und nicht wie in manchen Abhandlungen

Rom 9,4 - als erster Text angeführt, weil dieser sich als der früheste

«eilt

C*ern Weg vom Lied zum Gesangbuch folgt der Weg vom im Ge- Beleg des Wortes bei Paulus erweist und uioSeaia in Rom 9,4 le-

^rigbuch kodifizierten „potentiellen" Lied zum lebendigen Lied, diglich in einer Liste der (historischen) Vorzüge Israels erscheint, in

^as im Singen der Gemeinde gebraucht wird. Kapitel 5 (261-333) der die einzelnen Termini aufgezählt und nicht weiter ausgeführt

etrachtet das Singen als Lebensform der Lieder und als Lebensäu- werden. Rom 9,4 dient dann als ein Bestätigung des in Kap. 3