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Ausgabe:

1991

Spalte:

314-316

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Reck, Ursula

Titel/Untertitel:

Das Judentum im katholischen Religionsunterricht 1991

Rezensent:

Wegenast, Klaus

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang Nr. 4

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Uberlieferung unter den Bedingungen von Unterricht in einer säku- — In welchem Verhältnis steht der Religionsunterricht zur Schule.

Iaren Schule und Gesellschaft, die dazu neigten, alles nur noch im zur Kirche und zur Gesamtgesellschaft?

Bl'ck auf mögliche Funktionen für etwas in den Blick zu nehmen. Alle diese Fragen werden nicht ohne Beachtung von Erkenntnisse
blieb da das Personale, das Erzieherische, der Mensch? sen Stallmanns gelingen können:

■n einer kurzen Rezension ist es nicht möglich, alles Wichtige ei- - ohne eine Beachtung der Kategorie des Verstehens als Zugang zu

"es Buches zu würdigen, aber notwendig erscheint es mir doch, We- Religion und Glaube;

sentliches ausdrücklich hervorzuheben. — ohne grundlegende Anknüpfung des Religionsunterrichts an Exi-

Zu nennen ist z. B. die in vielen Rezensionen von Arbeiten Stall- Stenzerfahrungen und -fragen;

manns immer wieder zu wenig bedachte Anfangsfrage Stallmanns, — ohne Einbeziehung des gesellschaftlichen Klimas als Bedingung

welcher Art die Wirklichkeit sei, „an die der christliche Glaube der Möglichkeit von Religionsunterricht;

Staubt und auf die er sich gründet", die Janzen mit sicherem Blick — ohne produktive Aufnahme der „Religion" unserer Adressaten.

entdeckt und herausarbeitet. Mit Hilfe dieser Frage mustert der Vf. Ich breche ab, ohne Näheres über die Kapitel 2-4 berichtet zu

dann das gesamte opus Stallmanns durch und kann so am Schluß haben, in denen Janzen das Verhältnis Stallmanns zur existentialen

lrr> Sinne Stallmanns unmißverständliche Antwort geben: Theologie und zur Philosophie Heideggers, aber auch zur geistes-

°er christliche Glaube glaubt an das Wort der Versöhnung, das wissenschaftlichen Pädagogik und ihrem Verständnis von Erzieheute
je neu in der Predigt begegnen kann. Es ist nicht der Unter- hung ausführlich und einleuchtend bearbeitet hat. Dort genauer
"cht, der dieses Wort verkündigt. Diesem geht es um die Interpre- nachzulesen, die Ergebnisse zu erwägen und weiterzufragen, ist
'ation von Antworten des Glaubens auf die vernommene Verkündi- warm zu empfehlen.

8ung des Wortes Gottes, wie sie z. B. in der Bibel vorliegen. Eine wichtige Studie, die vielleicht dazu führt, daß die Herme-

Deshalb ist sein Dienst Dienst an der Überlieferung des Christen- neutik wieder in die Religionspädagogik eingeführt wird, diesmal

'Ums, wie sie in der Schule geleistet werden kann. Das ist aber für vielleicht zusammen mit einer Hermeneutik des Alltags und des ge-

die Schule wichtig, weil wir zum Christentum in „weltgeschichtli- sellschaftlichen Daseins, zwei Weisen der Verstehensbemühung. die

cher Kontinuität" stehen. (35) Stallmann, der 1980 gestorben ist, nicht mehr in sein Denken inte-

D>e von Janzen bei Stallmann diagnostizierte Geringschätzung grieren konnte,
des Inhaltlichen der Überlieferung gegenüber einem sog. Anredend
Existenzgeschehen (43) halte ich für eine Fehlinterpretation. Be™ X-Iaus Wegenast
Das erweist sich schon aus der bei Stallmann immer wieder begegnenden
Bestimmung der Tradition als „Sache", Inhalt und Aufgabe

des Unterrichts, kurzum als die auf die Wirklichkeit des Schülers Reck Ursu,a. Das Judentum im katholischen Religionsunterricht,

dder Schule hin zu interpretierende Botschaft. Wande, und Neuentwicklung. Freiburg-Basel-Wien: Herder

"icntig weiter, daß Janzen das häufig wiederholte Mißverständ- Vm s gr 8 Kart DM 48 -

nis der Stallmannschen Position, als ob diese die Möglichkeit von

Verkündigung im Unterricht ausschlösse, als solches herausstellt „. , . „ , r ... ,- .,

unn o .. . „....... ..... Die hier in Buchform vorliegende Freiburger Dissertation im

"u mit Stallmann zeigt, daß Verkündigung im Unterricht zwar „ , . . t ,. . ._ a t u

mriol: . , . T „. ■ „ 7. . „....... Schnittfeld von katholischer Theologie, Kirchen- und Zeitgeschichtlich
werden kann, aber auf keinen Fall als Ziel des Unterrichts, _ .. . ... .. . _ . , . - . . . "

dac „i , , , . , ..... te, Religionspadagogik und Erziehungswissenschaft hat es sich zur

a:> geplant werden konnte, bestimmt zu werden vermag. Im ubn- . , . , ,. „ . ., . .... ... ,

genial au u 1no j j ~ j D ,■ • Aufgabe gemacht, die Behandlung oder auch Nichtbehandlung des

scn ist der Abschnitt 6.3 (186-205). der der Didaktik des Religions- ... „ , . ,.,,•.„,■ • . .

nm„r ■ , .. ...„«. .• ° , Judentums im Rahmen des katholischen Religionsunterrichts der

'"erricnts gewidmet ist, mit das Stärkste im vorliegenden Buch. _ .... r ., .. . . , ... .

Anc„„ . . .. ~ _ „ . . ,, Erzdiözese Freiburg seit 1945 zu untersuchen und kritisch zu wur-

,u^gezeichnet ist die Bestimmung der Reflexion auf die Situation djgen

des christlichen Glaubens in einer nachchristlichen Welt als umfassenden
u„_ . a r i_ e. n_ ,,nt r-v rr a- ■ u Man konnte nun fragen, ob ein solches Unternehmen, das sich

Milien Horizont des Denkens Stallmanns (205). Die Frage, die sich '

hier stoii» ■. a^ ,u . _,. auf eine nicht gerade umfangreiche Thematik der Lehrpläne für den

,cr stellt, ist. wie es in der Gegenwart zu einer selbstverantworth- ...

ehen pr„^. i__u • .i- u -i- a-.- i i Religionsunterricht nur eines Teiles eines Bundeslandes bezieht, ei-

,cn trnstnahme christlicher Tradition kommen kann. B

Wpito„ ir a- ■ u u i . ner so breiten Untersuchung wert ist. Bei der Lektüre des Buches

"eitere Fragen, die sich ergeben. lauten: ; " .

— i „ , ........ habe ich eine solche Frage jedoch bald hintangestellt. Die Gründe

w'e kann christliche Rede von Gott heute Verbindlichkeit er- . Ä, ,. . , ... n «■ L

'angen? dafür liegen nicht in erster Linie dann begründet, daß es offenbar

~-u/- ' . „,,,.., . „ .. erheblicher Anstrengungen bedurfte, bis in der katholischen Kirche

"•e ist eine Wirklichkeit Gottes angesichts neuzeitlichen Wahr- _.. . _. . „ . . ., .

h»;, , „........ .... , , , „ des Sudwestens ein Einstellungswandel - weg von einer eher ablch-

"<-its- und Wirklichkeitsverstandnisses und entsprechender Er- , ... _^ . . .

r,k , . „ nenden Haltung gegenüber einer Behandlung des Judentums im

■anrungen verstehbar '

— i,, , , ..... , , , _ , . , christlichen Religionsunterricht und hin zu einer Etablierung der

ln welchem Verhältnis stehen Offenbarung und Geschichte zu- _ , . . ... .. . „ . . .„..

einander'' Geschichte, des Kultes und der gegenwartigen Strukturen der judi-

rv, ' „. ., , , . , . , , sehen Religion als Thema in den Klassen 7 und 11 des öffentlichen

"as Verdienst Stallmanns besteht nach Janzen dann, solche so- _ , , .. ,. . ,, . . . „

wiP „ . „..,,. ... . Schulwesens - möglich wurde, sondern vor allem auch darin, daß es

1C noch andere Fragen gestellt und (das hat Janzen uberzeugend , .... . .. „

hpr,, ... , , , ,. . , uralte und auch heute noch umgehende ungeprüfte Vorurteile gewe-

'ausgearbeitet) Antworten versucht zu haben, die auch heute . . . .. ... ^ . ,

netnh . „ , ■ • j- ^ ,, sen zu sein scheinen, die uberwunden werden mußten. Zu denken

"-n ..sprechen . Wichtig in diesem Zusammenhang ist vor allem, _ . n ,, ... . „

dart» j ...... . . ^.7 ■ , , ist z. B. an die Vorstellung, daß aller Antisemitismus im Grunde

"u er den rehgionspadagogischen Zugang zum Glauben nicht mehr .. _ . , _ . . ,, _ . ..

ah b . „ , , ,. , , , , nur die Folge der von Gott beschlossenen Strafe für die Kreuzigung

a oetrotTenheit apostrophierte, sondern als „Verstehen , was auch . . „

in^ ■ _, 7. _ . , „ , . Jesu darstelle.

»einer Bedeutung für die Erziehung zu reflektieren ist. . .

Fra„= j c-. ii u ...... . . i Die Vfn. geht bei ihrer Darstellung der anliegenden Probleme so

rragen. die Stallmann zwar schon gestellt, die aber der heutigen 6 6 6

Relioi«„ -j i u r> r u vor, daß sie zunächst ihren theoretischen Bezugsrahmen, der sich

vc"gionspadagogik nach wie vor zur Beantwortung aufgegeben . ^.«.....v..,

sind m^.1,.0 ■„>, „ ^__ der Innovationsforschung im Bereich der Bildungswissenschaften

"u> mochte ich nur noch nennen: 0

"*■ Woi„u r l«. u.u. u a nr 1 r ui ■ verdankt, darstellt und die wesentlichen Hypothesen ihrer Arbeit

"elches Verhältnis besteht zwischen der „Wirklichkeit junger 7P

Renschen und dem Glauben im Prozeß religionspädagogisch e ann mac

verantworteten Unterrichts? — Die neue kirchliche Sicht des Judentums wurde durch das Zweite Vatika-

""" 'n welchem Verhältnis steht die Religionspädagogik zur Theolo- niscne Konzil (1965) eingeleitet und durch das Neuverständnis des Reli-

oi» . , j r- • i_ u r. o gionsunlerrichts in den sechziger Jahren als eigenständiges Thema des Un-

Sie und zu den Erziehungswissenschaften? terrichts etabliert.

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