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Ausgabe:

1991

Spalte:

309-310

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Zur Freiheit befreit 1991

Rezensent:

Ratzmann, Wolfgang

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Seite 1

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309

Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang Nr. 4

310

Wähler. Reinhardt: Die Bedeutung der Taufe für die Zulassung zum
Abendmahl. Eine auseinandersetzung (Die Christenlehre 43, 1990, 240-245).

Kasper, Walter: Natur - Gnade - Kultur: Zur Bedeutung der modernen Säkularisierung
(ThQ 170. 1990. 81-97).

Ladaria. Luis F.: La unciön de Jess y el don del Espiritu (Gr. 71, 1990,
547-571).

Langemeyer, Georg: Grundlegende Aspekte einer systematischen Pneuma-
tologie(ThGI 80. 1990. 3-21).

Wichel. Otto: Christologische Überlegungen (Theologische Beiträge 21.
I990. 32-34).

Niemann, Franz-Josef [Bearb.]: Jesus der Offenbarer. I: Altertum bis Mit-
lelalter. II; Frühe Neuzeit bis Gegenwart. Graz-Wien-Köln: Styria 1990. 151
S- 216 S. 8 - Texte zur Theologie. Fundamentaltheologie, 5,1+2. Kart, je
°M 29,80.

Richard, Jean: Le traite de la Creation, dans la Dogmatique allemande de
Pa"lTillich(RHPR 70. 1990. 109-124).

Schoonenberg. Piet: Der Christus „von oben" und die Christologie „von
"nten" (TThZ 99. 1990, 95-124).

Skublics, Ernst: Ekklesiologie im Dialog mit der orthodoxen Kirche (TThZ
1990. 125-135).

Slenczka. Reinhard: Das Forum .Gerechtigkeit. Frieden und Bewahrung
der Schöpfung'. Dogmatische Beurteilung eines .konziliaren Prozesses' (KuD
34- '989.316-335).

Weiß. Hans-Friedrich: Der Prozeß Jesu. Zur Frage der Schuld am Tod Jesu
(Die Chrtstenlehre 43, 1990, 131-136).

wenz. Gunther: Christologische Paralipomcna (ThR 55, 1990, 46-88).

-! Kerygma und Dogma. Erwägungen zum Verhältnis von Schrift, Bekenntnis
und Lehramt in der Perspektive lutherischer Theologie (KuD 36,
19«0. 2-36).

Zimmer. Christoph: Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott"
" (LingBibl 1989. 63. 5-32).

Praktische Theologie: Homiletik

Beutel. Albrecht, u. Volker Drehsen [Hg.]: Zur Freiheit befreit. Predigten
über Rechtfertigung. Tübingen: Katzmann 1989. 222 S. 8.
Kart. DM 28,-.

Mit diesem Predigtsammelband wird der Tübinger Praktische
Theologe H. M. Müller aus Anlaß seines 60. Geburtstages geehrt.
v'ele Autoren sind dem Jubilar durch ihre Tätigkeit in Tübingen
verbunden (P. Stuhlmacher. A. Beutel, D. Rössler, E. Jüngel, K. E.
Nipkow. W. Jetter. V. Drehsen, A. Krämer, R. Schäfer, J. Mehlhau-
^n, A. v. Bose. R. Schmidt-Rost). Andere grüßen den Kollegen im
akademischen Lehramt (T. Rendtorff, E. Herms, K. Winkler, W.
Lohff. H. Schröer, F. Wintzer) bzw. den ehemaligen Kollegen im
Leitungsdienst der Hannoverschen Landeskirche (W. Pannenberg,

Kampermann. H. Hirschler. E. Blumrich). Auch Repräsentanten
der Württembergischen Kirche haben Beiträge beigesteuert (Th.
S°rg. G. Hennig. H. Frik). Unter den Autoren sind nur zwei Pfar-
rer, die nicht zugleich ein akademisches Amt versehen (H. v. Bose
Und M. Wöller). Nach dem Willen der Hg. sollten die vorgelegten
Predigten in einem Grundmotiv übereinstimmen: Sie sollten die
Rechtfertigung predigen und so „den vielfältigen Zumutungen
Menschlicher Unfreiheit die vorgegebene christliche Freiheit" entgegenzustellen
versuchen (11). Mit diesem Thema korrespondiert
^er Sammelband mit einem wesentlichen Grundmotiv, das die Beilage
H. M. Müllers zur Praktischen Theologie immer wieder benimmt
hat.

Was fällt bei der Lektüre auf?

Einmal: Rechtfertigungspredigt ist hier nicht an spezielle neute-
stamcntliche oder gar nur paulinische Texte gebunden, die die Befreiungstat
Gottes in Christus mit Hilfe juridisch- theologischer Begriffe
auslegen, sondern Rechtfertigung wird weit verstanden: als
Zeugnis von der zuvorkommenden Liebe, Freundlichkeit und Güte
Gottes, die den Menschen in die Freiheit der Kinder Gottes stellt,
^er Rez. hat nach der Lektüre des Bandes sogar den Eindruck, daß

einige zentrale paulinische Texte den Predigern heute eine solche
Predigt eher erschweren - trotz gewissenhafter Übersetzungsbemühung
einzelner Autoren'(z. B. R. Schmidt-Rost, 131ff) - und eine
relativ abstrakte, komplizierte und distanzierte Redeweise fördern.
Dagegen gelingt es mit Hilfe von Psalmversen oder erzählerischen
Texten aus AT und NT oft leichter und überzeugender, von dieser
Befreiung zu reden.

Zum anderen: Die hier zusammengestellten Predigten reden von
einem individuellen Geschehen zwischen Gott und dem Menschen.
Dabei bleibt die vielfältige Erlebniswelt des einzelnen recht blaß,
wenngleich einzelnes angedeutet wird. Jedenfalls wird die reale
Welt menschlichen Alltags keiner längeren Betrachtung für wert gehalten
. Mancher Prediger würde sicher darauf verweisen, daß er ja
mit seiner Generalaussage zu vielen Lebensfragen zwar nicht im
Detail, so aber doch im Grundsatz Stellung genommen hätte (vgl.
die Anmerkung S. 53!). Aber sind hier nicht Illusionen im Blick auf
den wirklichen Hörer im Spiel? Müßte man ihn nicht viel aufmerksamer
abholen, um ihn an die Relevanz solcher Grundaussagen
heranführen zu können?

Zum dritten: Akademische Lehrer neigen mitunter dazu, Kanzel
und Katheder zu verwechseln (z. B.: „Das menschliche Schicksal
entwickelt sich an den Negativitäten des geschichtlichen Lebens
mehr als am Universum und am Allgemeinen. Die innere Öffentlichkeit
des Glaubens ist der Raum, in dem die Würdigkeit eines
Lebens, das vor der Öffentlichkeit der Welt unwürdig erscheint,
sich entfalten kann", 32). Aber der vorliegende Band bietet auch
gute Beispiele, wie z. B. durch geschicktes Einbeziehen literarischer
Texte (W. Jetter, 111 fT) oder durch Gespräche mit dem „Autor Lukas
" (H. Hirschler, 79ff) Aufmerksamkeit geweckt und das Verstehen
gefördert werden kann. Vorbildlich ist oft der hermeneutische
Weg, den viele Prediger einschlagen.

Zum vierten: Eindrücklich waren für den Rez. oft die Predigten,
in denen meditativ einzelnen bildhaften Begriffen nachgegangen
wurde (z. B. „zu Hause sein" - „Unbehaustsein" - G. Ebeling, 35ff)
oder in denen die biblischen Geschehnisse nicht nur „vor die Ohren
", sondern gleichsam „vor die Augen" gerückt wurden (z. B. a.
Beutel, 59ff).

Mit dem vorgelegten Band wird nicht die gegenwärtige evangelische
Predigtpraxis in Deutschland dokumentiert. Dafür müßten
stärker die Stimmen von Gemeindepfarrerinnen und -pfarrern zu
Gehör kommen. Aber er zeigt, wie die Rechtfertigungsbotschaft
vielfältig von prägenden und leitenden Theologen gepredigt wird.
Er kann dem Leser wichtige hermeneutische und homiletische Impulse
geben. Methodisch orientieren sich die Vf. eher am Bewährten
und Gewohnten. Nicht jede Predigt wird gleichermaßen überzeugen
können.

Druckfehler: S. 37, 4. Zeile v. unten: War statt was.

Leipzig Wolfgang Ratzmann

Scharbau, Friedrich-Otto [Hg.]: Erneuerung des Gottesdienstes.
Klausurtagung der Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch
-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) 1989. Referate
und Berichte. Hannover: Luth. Verlagshaus 1990. 120 S. kl. 8
= Zur Sache, 32.

Das Thema der Bischofskonferenz hieß „Liturgik, in theologischer
Bildung und Ausbildung". Einleitend berichtet der Hg. über
Verlauf und Ergebnisse der Klausurtagung. Oswald Bayer setzt
„Theologie und Gottesdienst" in Beziehung (19-35), indem er die
„Ausrichtung der Theologie an den Formen des Gottesdienstes"
vorschlägt. Peter Cornchl bedenkt das Tagungsthema in Auseinandersetzung
mit Guardini und im Blick auf gegenwärtige Herausforderungen
an Kirche und Gottesdienst (37-78). Er beschreibt Ziele