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Ausgabe:

1991

Spalte:

261-262

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Vernünftiger Gottesdienst 1991

Rezensent:

Heintze, Gerhard

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 4

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nung. die ja immer auch und zuerst den Charakter einer Selbstan- senslosigkeit pervertiert, wenn es nicht die Achtung vor dem Gewisforderung
haben muß (was angesichts der Historie der Reforma- sen anderer als das verpflichtende Implikat seiner eigenen Gewis-
''onskirchen zu bemerken keineswegs überflüssig ist), kann dabei senhaftigkeit weiß.
al'ein die Einsicht sein, daß das christliche Gewissen zur Gewis-

Allgemeines, Festschriften Papandreou ( Die Aufgabe der Orthodoxie beim Aufbau eines ver-

a einten Europa ) bemerkenswert sein. Auch der Beitrag von Bischof

I Christoph Demke Magdeburg über „Der Auftrag der Kirche und

«ng. Gernot: Vernünftiger Gottesdienst. Kirche nach der Barmer dig Aufgaben vor uns Eine Zeitansage aus der DDR" hat in der

1 heologischen Erklärung. Festschrift zum 60. Geburtstag von Festschrjft für Jung seinen berechtigten Platz. Jung war durch seine

Hans-Gernot Jung, hg. von F. Scholz u. F. Dickel. Gottingen: Mitgliedschaft im Rat der EKD und auch durch die traditionelle

Vandenhoeck & Ruprecht 1990. 374 S., 1 Porträt gr. 8. geb. DM Verbindung seiner Kircne mit Schmalkalden/Suhl in Thüringen

ständig mit dem Verhältnis zu den Kirchen in der DDR befaßt.
Daß nach der „Wende" in der DDR heute viele Fragen neu zu stel-

D,e Festschrift zum 60. Geburtstag von Bischof Dr. Hans-Gernot ,en sjnd konnte Demke in seinem 1988 geschriebenen Beitrag noch

Jung am 10. 2. 1990 - erstellt von einer großen Anzahl von mit njcht ahnen.

Jubilar auf den verschiedenen Stufen seines Wirkens verbun- Auch dje Aufsatze zum Stichwort aus Barmen IV „keine Herrenen
Persönlichkeiten und hg. von Frithard Scholz und Horst Dik- scnaft der ejnen über die anderen» zeigen welcn neue Probleme
el ~ folgt in ihrer Einteilung den sechs Thesen der Barmer Theolo- über Barmen hinaus für die Kirche im ganzen und besonders auch
8'schen Erklärung vom Mai 1934. Diese Einteilung ist darin fur Jung in seinen verschiedenen Ämtern entstanden sind. Das gilt
^gründet, daß Jung sich in seiner Marburger Dissertation vom namentlich für den Beitrag von Luise SchottrofT „Botschafterinnen
a"r 1959 mit der Frage der politischen Verkündigung der Kirche an chrjstj Statt" Mit der Frage nach der Stellung der Frauen im
aufgrund der Barmer Erklärung befaßte. Umgearbeitet erschien sie kirchlichen Dienst ist Jung ja ständig vor allem in seinem kirchen-
m Druck unter dem Titel „Befreiende Herrschaft. Die politische ,eitenden Amt als Bischof befaßt.

Erkundigung der Herrschaft Christi", München 1965. Als die Unmittelbar an die Thematik von Jungs Dissertation schließen
neologische Erklärung 1934 von der Bekenntnissynode in Barmen sich dje Beiträge zum Stichwort aus Barmen V „für Recht und Frie-
erausgegeben wurde, war Jung im Kleinkindalter. Auch den an- dgn sorgen„ m jn denen es um das politische Mandat der Kirche
fließenden Kampf der Bekennenden Kirche im Dritten Reich hat jm demokratischen Staat geht. Dabei verraten die Beiträge von
r nicht als Erwachsener miterlebt. Seine Dissertation und erst oberst ; G Herwjg pickert (^eelsorge an den Soldaten - 30 Jahre
echt die verschiedenen Stufen seines Wirkens als Akademiedirek- nach den Heidelberger Thesen") und von Jürgen Schmude, Präses
°r. als Mitglied verschiedener ökumenischer Gremien, als Bischof der Synode der £KD ( Die Verantwortung der Christen für .ihre
er Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck sowie als Mit- Stadr)) weiche Spannungen in der Beurteilung des Militärdienstes
S"ed des Rates der EKD und als dessen stellvertretender Vorsitzen- gerade von dem der Antei, an kirchenleitenden Ämtern hat. zu beer
verraten, wie er sich mit vielen Fragen zu befassen hatte, die wa,tigen sind Auch in diesen Beiträgen würde nach der inzwischen
»er die Situation von Barmen 1934 hinausführen. Dennoch hat eingetretenen „Wende" in der DDR und den anderen Oststaaten
"ng wesentliche Anstöße für sein theologisches Denken wie für vermutlich manches anders zu sagen sein.

*»> kirchenleitendes Handeln von den Grundaussagen der Barmer ,ch persönlich bin dankbar, von der Theologischen Literaturzei-
neologischen Erklärung bekommen. Auch der an Rom 12,2 orien- (ung um die Besprechung gerade dieser Festschrift gebeten worden
•ene Haupttitel der Festschrift „Vernünftiger Gottesdienst" deutet zu sdn ßischof Jung ist mein Nachfolger im Präsidium der Konfe-
u> die Barmer Grundorientierung hin, wie sie namentlich in These renz Europaischer Kirchen geworden. Den mit ihm eng verbundener
Theologischen Erklärung erscheint/aber auch auf die notwen- nen scnwarzen südafrikanischen Bischof Rapoo, der in dem Beitrag
'ge Freiheit zu situationsbedingten eigenständigen Entscheidun- VQn A auch erwähnt wirdi habe ich seinerzeit in sein Bi-

sen. Zu Recht ist deshalb als „Orientierung am Anfang" der Beitrag schofsamt eingeführt. Vor allem fühle ich mich in dem, was im letzen
Heinz Eduard Tödt „Theologische Einsicht als Kompaß eines ten Bejtrag der Festschrift unter den Stichworten „Besuchen-Bera-
"rehhehen Lebenswegs" an den Beginn der Festschrift gestellt. ten.Errnahnen" über die Aufgaben eines heutigen evangelischen
odt befaßt sich in ihm mit Jungs Dissertation, sowohl mit seinem Bischofs gesagt wird, im Rückblick auf meine eigene Zeit im akti-
nschluß an die grundlegenden Barmer Aussagen als auch mit sei- yen ßischofsdienst in enger Übereinstimmung mit Bischof Jung,
en we.terführenden eigenen Versuchen. den def vf des Beitrags als Beispiel heranzieht. Ich denke, daß die
Namentlich in den Beiträgen der Festschrift zum Stichwort „Ge- Festscnrift mit ihren mannigfaltigen Beiträgen Bischof Jung große

neinde von Brüdern" aus Barmen III wird deutlich, welche neuen preude bereitet hat

Probleme sich nach Barmen der Kirche im ganzen und damit auch

^ung gestellt haben. Im ersten dieser Beiträge - von Studienleiter Stuttgart Gerhard Heintze
Martin Hein - geht es um das Zusammenwachsen der Vielfalt der
Bekenntnisse der Reformation zu einer Kirche. Diese Frage wird

Jung als Bischof einer Kirche, die lutherische, reformierte und un- Wohlmuth, Josef [Hg.]: Katholische Theologie heute. Eine Einführe
Traditionen in sich vereinigt, besonders bewegen. Auch der rung in das Studium. Würzburg: Echter 1990. 378 S. 8. DM,-.
Beitrag des eingeborenen Südafrikaners Andreas Rüben Khose, der Traupe, Gert: Studium der Theologie. Studienerfahrungen und Stu-
Jungs enge Verbindung zu den südafrikanischen Kirchen schildert, dienerwartungen. Stuttgart-Berlin-Köln: Kohlhammer 1990.
verrät, wie anders missionarisches Engagement heute aussieht als in XIV, 289 S. m Abb. gr. 8. Kart. DM 74,-.
der Barmer Situation von 1934. Für Jungs ökumenisches Wirken,

Wle es besonders in seiner Mitgliedschaft im Präsidium der Konfe- Mit diesen Titeln liegen zwei Werke vor, die sich beide mit aktu-

renz Europäischer Kirchen in Erscheinung tritt, dürften die Beiträ- eilen Belangen des Theologiestudiums befassen, hinsichtlich Sko-

8e des römisch-katholischen Bischofs Karl Lehmann („Was ist Kir- pus, Durchführung und Adressatenkreis jedoch völlig unterschied-

che?") und des griechisch- orthodoxen Metropoliten Damaskinos lieh, eigentlich unvergleichbar sind.