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Ausgabe:

1991

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 3

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Ein Sonderproblem der afrikanischen Mitarbeiter, auf das hier
jedoch leider nicht näher eingegangen werden kann, stellt der Vf. in
einem Unterabschnitt dar, der den Titel trägt „Der Tarif als pädagogisches
Instrument: Lohnpolitik im Hochkolonialismus" (150).

Zahns kritische Stellung zur Venn-Andersonschen threeself-For-
mel macht sachlich das Kernproblem des 4. Teils aus. Zu Positionen,
wie sie schon zu Anfang des 18. Jh.s von der Dänisch-Hallischen Mission
entwickelt, dann von Karl Graul und anderen nachdrücklich vertreten
und schließlich speziell für Afrika von Männern wie Bruno
Gutmann in die Praxis umgesetzt worden sind, hat Zahn im Grunde
nie einen Zugang gefunden. Lapidar stellt er fest: „In erster Linie
stehen unsere Gemeinden unter der Oberleitung der Committee der
N. M.G. in Bremen" (171).

Sehr aufschlußreich ist, weil dadurch Zahn ein weiteres Mal als
besonders von pädagogischen Intentionen bestimmt herausgestellt
wird, der Unterabschnitt „Zahns pädagogisch-theologischer Vorbehalt
gegen das Konzept kirchlicher Selbständigkeit" (194 ff).

In Teil 5 stellt der Vf. gleich einleitend fest, daß Zahn Schwierigkeiten
hatte, „die Figur des ökonomisch erfolgreichen, intellektuell
brillianten und Gleichheit einfordernden Afrikaners zu akzeptieren"
(241). Der Vf. schildert u.a. „Zahns Kritik afrikanischer Bildungsinitiativen
" (248ff).

Es ist verständlich, daß Zahn sich ganz besonders für die in Württemberg
gegründete Eweschule interessierte. Dabei erschien ihm
„eine innerliche geistliche Stabilisierung" der künftigen afrikanischen
Mitarbeiter „zentral" zu sein (266).

In den die Studie abschließenden „Schlußfolgerungen" faßt der Vf.
die Widersprüche im Denken Zahns wie der gesamten Missionsarbeit
des 19. Jh.s noch einmal prägnant zusammen, jedoch nicht - dies ist
besonders wohltuend - von der Warte derer aus, die sich als die später
Geborenen mit Selbstverständlichkeit einer höheren Einsicht und
besseren Praxis meinen rühmen zu können. Daß man auf Gestalten
und Entwicklungen der Vergangenheit nicht zurückblicken kann,
ohne Mastäbe anzulegen, dabei aber darauf verzichten sollte, ihr
Richter sein zu wollen, wird durch dieses Buch eindrucksvoll unterstrichen
und könnte der im Bereich der Missionswissenschaft heute
besonders dringlich geforderten historischen Forschung eine dienliche
Wegweisung sein. Der Verlag hat sich durch diese in der Reihe
„Erlanger Monographien" erschienene Publikation erneut effektiv
um die Förderung fundierter missionswissenschaftlicher Studien verdient
gemacht.

Leipzig Siegfried Krügel

de Berranger, O.: Une poignee de cendres. Foi chretienne, agnosticisme
coreen. Pour une theologie critique de l'inculturation (NRTh 112, 1990,
183-201).

Bischofberger, Otto: Mission und Bewahrung der Schöpfung (ZfM 15, 1989,
130-133).

Dupuis, J.: Eveil ä soi - Eveil ä Dieu dans l'experience spirituelle d'H. Le
Saux (NRTh 111,1989,866-878).

köberlin, Gerhard: Gott - ein Ausländer? „Missionskonferenz" der „Asiatischen
Christlichen Konferenz" (CCA)(Der Überblick 25, 1989,63-65).

Linn, Gerhard: „Die missionarische Aufgabe der Kirche in den Umbrüchen
Osteuropas (ZfM 16, 1990,97-103).

Literaturschau zu Fragen der Weltmission Nr. 15 (für das Jahr 1988). Hg. im
Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Missionswissenschaft (Beiheft der Zeitschrift
fürMission2/1989,101 S.

Rennstich, Karl Wilhelm: Basler Mission und Bekennende Kirche (ZfM 16,
1990,34-42).

Stott, John: Christus und Mission - die Herausforderung der Gegenwart
(Jahrbuch für Evangelikaie Theologie 3, 1989,19-28).

Sumithra, Sunand: The Mission and Ministry of the Church in the Present-
day Indian Context: An Evangelical Perspective (Bangalore Theological
Forum, 21,1989,26-36).

Ustorf. Werner: Antiamerikanismus in der deutschen Missionswissenschaft
(ZfM 15,1989,212-222).

Referate über theologische
Dissertationen in Maschinenschrift

Knauß, Karl: Gott und Natur bei Robert Grosseteste. Diss. Tübingen
1988.202 S.

Wesentliche Elemente der Naturphilosophie Robert Grossetestes
sind von seiner Gotteslehre und seiner Schöpfungslehre her zu verstehen
. Dabei werden sehr enge Zusammenhänge sichtbar.

Von Anfang an hatte Grosseteste die traditionellen astrologischen
Lehren nur auf den materiellen Bereich beschränkt. Das betraf den
Menschen nur im Bereich seines Körpers, insbesondere der Gesundheit
, aber schränkte seinen freien Willen nicht ein. Auch im Bereich
der Natur entfernt er sich zunehmend von den astrologischen Anschauungen
, die ab Anfang oder Mitte der 20er Jahre von dem Konzept
der Lichtmetaphysik bestimmt werden. Hier entwickelt er eine
Theorie der fernreichweitigen Kräfte und wendet sich von den
aristotelischen Gedanken ab, daß Kräfte nur durch direkten Kontakt
übertragen werden könnten. Diese Entwicklung ist hauptsächlich
darauf zurückzuführen, daß er sich unter dem Einfluß von Augustin
und Basilius zur biblischen Schöpfungsauffassung hinwandte und die
Natur samt den in ihr wirkenden Kräften als „neutrale" Größe betrachtete
, also in ihr nicht personale Kräfte wirken sah.

Die Entwicklung einer realistischen Theorie des Messens ist voll und
ganz auf seine Vorstellung zurückzuführen, Gott sei der Mathematiker
der Schöpfung und habe die Natur rechnend, messend und wiegend erschaffen
. Seine Lehren von Gott und der Schöpfung verliefen vorwiegend
in den Bahnen von Augustin und Basilius. Diese Lehren haben ihn
davon befreit, Widersprüche und Aporien in der Kontinuumsfrage und
der Frage von Unendlichkeiten lösen zu müssen. Er argumentierte
damit, daß diese Schwierigkeiten für Gott nicht bestünden.

Von ausschlaggebender Bedeutung ist ferner seine exegetisch begründete
Theorie einer ursprünglichen geistigen Erschaffung der Welt
in einem fertigen Konzept am ersten Tag der Schöpfung noch vor der
Verwirklichung in der Realität. Da dieses Konzept der geschaffenen
Welt zugehört, ist mit ihnen der Gedanke des Naturgesetzes deutlich
formuliert. Das Naturgesetz wird damit als der Natur inhärent aufgefaßt
. Naturvorgänge sind nicht mehr auf die jeweilige direkte Einwirkung
eines geistigen Wesens zurückzuführen. Sein Festhalten an
der Ubiquität und Allwirksamkeit Gottes ließ diese Neutralität des
Naturgesetzes aber nicht in Konflikt geraten mit der christlichen
Tradition, so daß der Gedanke des Naturgesetzes festgehalten werden
konnte. In seiner Lichtmetaphysik hat er diesen Gedanken sogar für
viele Bereiche der Natur ausgestaltet.

Damit ist nicht nur gezeigt, daß Grosseteste einen entscheidenden
Beitrag zur Entstehung einer neuzeitlichen Naturauffassung und einer
abendländischen Form der Naturwissenschaft geleistet, sondern vor
allem deren spezifisch christliche Wurzel aufgewiesen hat.

Salzmann, Jorg Christian: Lehren und Ermahnen - Zur Geschichte
des christlichen Wortgottesdienstes in den ersten drei Jahrhunderten
. Diss. Tübingen 1990. VI, 313 S. u. 230 S.

Diese Studie fragt anhand der Quellen nach dem gottesdienstlichen
Ort der Verkündigung und damit nach der Gestalt der christlichen
Wortgottesdienste in den ersten drei Jahrhunderten. „Wortgottesdienst
" ist dabei zunächst die Bezeichnung für den ersten Teil des
Sonntagsgottesdienstes mit Feier der Eucharistie, wie er uns zuerst bei
Justin, Apol 1,67, begegnet. Die verbreitete und, wie ein Blick in die
Forschungsgeschichte zeigt, schon ältere Hypothese, daß dieser Wortgottesdienst
ursprünglich eine eigenständige Feier war, welche im
Laufe des zweiten Jh.s mit der vom Sättigungsmahl losgelösten
Eucharistie zusammenwuchs, wird an den Quellen bewährt. Dazu forderten
die gegenteilige Meinung O. Cullmanns und einiger Forscher
heraus, die seiner These folgen; außerdem fehlte es an einer gründ-