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Ausgabe:

1991

Spalte:

199-200

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Rott, Jean

Titel/Untertitel:

(1524 - 1526) 1991

Rezensent:

Rogge, Joachim

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199

Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 3

200

dar. - Wie kommt es S. 305 zu der Literaturangabe zum Text S. 75? -
S. 319: Pelagius war nicht iroschottischer, sondern britischer Herkunft
.

Das vorliegende Buch eignet sich dazu, seiner Leserschaft einen
ersten Eindruck von Person und Lebenswerk Heinrich Bullingers zu
vermitteln. Daß dies möglich geworden ist, ist der Initiative zu seinem
Entstehen, Autoren und Verlag zu danken.

Leipzig Ernst Koch

[Bucer, Martin:] Correspondance de Martin Bucer. II: 1524-1526.
Publ. par J. Rott avec la collaboration de R. Friedrich. Leiden-
New York-Kabenhavn-Köln: Brill 1989. XXI, 294 S. gr. 8" =
Studies in Medieval and Reformation Thought, 43. Martini Buceri
Opera auspiciis ordinis theologorum evangelicorum argentinensis
edita. Lw. hfl 130.-.

10 Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes der Korrespondenz des
Straßburger Reformators Martin Bucer (s. Rezension in ThLZ 105,
1980, 9, 6890 erscheint nun, hg. vom selben Bearbeiter, dem um die
Bucer-Edition hochverdienten Jean Rott, ein zweiter Band, der die
Jahre 1524-1526 einbezieht. Bucer gehört zu den aktivsten Korrespondenten
der Reformationszeit. Er hat bis 1551 gelebt, so daß die
Aussicht auf etwa 28 bis 30 Briefbände (s. dazu ThLZ 105, 1980, 5,
564) als durchaus realistisch erscheint.

Über die „Edition der deutschen Schriften von Martin Bucer" hat
Gottfried Seebaß ausführlich berichtet und dabei verständlicherweise
auch die Series III, die Korrespondenz des Reformators, erwähnt
(a. a. O., 561-576). In den beiden vorgenannten Rezensionen Ausgeführtes
braucht nicht wiederholt zu werden. Rott hat seine in Band I
erläuterten und praktizierten Editionsprinzipien im Band II der Briefausgabe
durchgehalten und dadurch weiteres Licht in die immer stärker
beachtete Biographie des Straßburger Reformators gebracht.

Der Band enthält 60 bzw. 64 Nummern. In der Zählung, die wohl in
den nächsten Bänden durchgezogen wird, haben wir die Nummern
87-146 vor uns. 44 Briefe, also zwei Drittel des ganzen Briefcorpus,
stammen von Bucer in persönlicher Verantwortung oder im Auftrage
seiner Kollegen bzw. in Zusammenarbeit mit ihnen (5), 20 Titel sind
an ihn privat oder in bezug auf ihn und sein Werk kollektiv adressiert.
11 Stücke sind nur durch Publikationen im 16. Jh. bekannt. 43 Stücke
sind schon anderwärts publiziert, 10 waren bisher unveröffentlicht.
Der Überlieferungszustand einzelner Briefe ist unbefriedigend, zwei
sind nur im Extrakt vorhanden, drei textlich nicht komplett überliefert
. Andere sind aus gegebenem Anlaß schon in die „Deutschen
Schriften" Bucers aufgenommen. Ein Anhang enthält 4 ausführlichere
Stücke, ein „Memoire incomplet" Bucers und Capitos, des
anderen Straßburger Reformators, an den Senat der Stadt, eine
Antwort der Einwohner von Weyersheim an die bischöflichen Ratgeber
(inspiriert durch die Straßburger evangelischen Prediger), eine
Antwort Capitos an den Generalvikar der Konstanzer Diözese
Johann Faber (der übrigens im Konflikt mit Zwingli eine besondere
Rolle spielt) und eine Abhandlung Bugenhagens in Auseinandersetzung
mit Bucers Interpolationen zur Übersetzung des Psalmenkommentars
.

Wieder stellt Rott jeder Briefedition ein inhaltliches Summarium
in französischer Sprache voran. Reformationsgeschichtlich Bedeutendes
wird angemerkt. Die 4 nachgestellten Indices zu Personen und
Orten, einzelnen Sachen, biblischen Zitaten und zu alten Autoren bis
1611 tun ein Übriges, um den Band für jeden Benutzer lehrreich zu
erschließen. Zuvor sind Briefe und Dokumente chronologisch aufgeführt
, die Korrespondenten namentlich alphabetisch erfaßt, verlorene
, aber sicher nachgewiesene Briefe extra datenmäßig notiert.

Der Band enthält Briefe aus wichtigen Jahren der Reformation, so
daß er weit über rein biographisches Interesse hinaus Beachtung
finden wird. Wesentlich fünf Themenkomplexe sind - entsprechend
der Verlaufsgeschichte in den genannten Jahren - berührt: 1. die

Auseinandersetzung mit der römischen Kirche, 2. die evangelische
Verkündigung besonders in romanischen Sprachgebieten, 3. der
Sakramentenstreit und die Suche nach einer Vermittlung zwischen
den Gegensätzen, 4. der Bauernkrieg und 5. der Beginn der durch die
Anabaptisten ausgelösten Krise.

Der Anmerkungsapparat ist überaus reichhaltig. Der Hg. weist
nicht nur Personen-, Sach- und Traditionsbezüge nach, sondern verzeichnet
dazu Fundorte der Schriftstücke und vielfältige Sekundärliteratur
, so daß allen Kriterien einer wissenschaftlichen textkritischen
Edition Genüge getan wird.

Der Dank für dieses Kabinettstück im Editionsgeschäft reformatorischer
Briefliteratur mischt sich mit dem Wunsch, daß dem Hg.
Kraft, Mut und alle technischen Möglichkeiten bleiben, um das umfängliche
Werk fortzuführen. In den Wunschkatalog ist natürlich ein-
zubeziehen, daß das ganze Unternehmen der Ausgabe Bucers gut vorankommen
möge. Von den Opera Latina sind bislang 5 Bände erschienen
, von den Deutschen Schriften 10. Es ist angezeigt, den
Herausgebern aller drei Serien für ihre entsagungsvolle Arbeit bisher
herzlich zu danken!

Görlitz Joachim Rogge

Pollet, J. V.: Huldrych Zwingli et le Zwinglianisme. Essai de Synthese
historique et theologique mis ä jour d'apres les recherches recentes.
Paris: Vrin 1988. X, 444 S. gr. 8". fFr 210.-.

Als J. V. Pollet im Jahre 1951 den Artikel „Zwinglianisme" zum
Dictionnaire de Theologie catholique beitrug, führte er sich damit als
kompetenter Gesprächspartner in die Zwingliforschung ein. Der
umfangreiche Lexikonartikel bot eine sowohl nach genetisch-historischen
wie systematisch-theologischen Gesichtspunkten angelegte
Darstellung der Theologie Zwingiis, zu der es nichts Vergleichbares
gab. Die Abhandlung besticht durch die souveräne Kenntnis von
Zwingiis Schrifttum und der Sekundärliteratur. Inhaltlich relativierte
Pollet die Bedeutung des Humanismus für Zwingiis Entwicklung,
indem er auf dessen Verankerung in der Scholastik hinwies. Zugleich
betonte er den Zwingiis dogmatischem Denken eigentümlichen Dualismus
von Schöpfer und Geschöpf, von Gott und Mensch, von Geist
und Fleisch. Die Qualitäten der allerersten Zwingliveröffentlichung
Pollets zeichnen auch die darauffolgenden Arbeiten aus: Selbständigkeit
des Urteils aufgrund von genauer Quellenkenntnis sowie eingehende
Beschreibung und Verarbeitung der Forschung. Beispielsweise
verfaßte Pollet den Zwingliartikel im Lexikon für Theologie
und Kirche (1965), äußerte sich zu zwei theologischen Sachproblemen
„Die Herrschaft Gottes als Mitte der Theologie Zwingiis" und
„Zwingli und die Kirche" (beide 1985), schrieb eine Kurzbiographie
des Reformators (ebenfalls 1985) und arbeitete in einer Monographie
der Zwingliforschung, insbesondere der Jahre 1951 bis 1962, auf:
„Huldrych Zwingli et la Reforme en Suisse" (1962). Den dort eingeschlagenen
Weg setzt Pollet auch in seinem neuesten Zwinglibuch
fort. Es besteht aus zwei ungefähr gleich großen Teilen. Die erste
Hälfte enthält den unveränderten Wiederabdruck des eingangs erwähnten
Artikels im Dictionnaire de Theologie catholique, darauf
folgen Abhandlungen zu Zwingiis Leben (221-317) und Theologie
(32*1-399). Sie verknüpfen geschickt Forschungsbericht mit eigener
Darstellung. Überzeugend schildert der biographische Abschnitt die
entscheidenden Elemente in Zwingiis Wirken: seine Einbettung in
den politischen und kulturellen Rahmen der Eidgenossenschaft, das
Zürcher Reformationswerk, die Auseinandersetzungen mit der traditionellen
Kirche, mit Luther und mit dem Täufertum. Ein abschließendes
Kapitel geht Zwingiis Einfluß nach.

Der „theologische" Teil zerfällt eigentlich in drei Unterabschnitte,
zuerst wird Zwingiis Verarbeitung der biblischen, patristischen und
scholastischen Traditionen behandelt, hernach die Gotteslehre
(charakterisiert durch den Begriff der Theodizee) und die Ekklesio-
logie, und schließlich werden die „Wege der Forschung" besprochen.