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Ausgabe:

1991

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 3

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'ich sind diese samt und sonders durch Anfuhrungsstriche als wört- ter Sekundärliteratur die Anmerkungen zu beiden Textteilen zusam-

Hche Wiedergaben gekennzeichnet. Aber was außerhalb der Anfüh- men.

rungszeichen steht, ist eben auch weitgehend Bernhard" (260- Unter- Es leuchtet sofort ein, daß sich für die Darstellungsweise beider an

strichen wird die große Bedeutung der Bibel und besonders des diesem Band beteiligten Autoren ein gewisses Ungleichgewicht erge-

Hohenliedes für Bernhard. Das Verhältnis von Braut und Bräutigam ben mußte. Blankes Darstellung der Jahre 1504 bis 1531 umfaßt

>m Hohenlied, das den Buchtitel bestimmte, wird vor allem auf Chri- 116 S. und reichlich 16 S. Anmerkungen, Leuschners Darstellung der

stus und die Seele gedeutet. „Damit unterscheidet sich Bernhard von Jahre 1531 bis 1575 157 S. und gut 13 S. Anmerkungen. Hinzu

den Hohenlieddeutungen der mittelalterlichen Theologen vor ihm, kommt, daß Blankes Büchlein trotz seines bescheidenen Äußeren den

die fast ausschließlich Christus und die Kirche vor Augen hatten" Anspruch erheben konnte, erstmals anhand der Quellen eine histo-

(39). Aber auch alte Kirchenväter hatten an die Einzelseele gedacht; rische Biographie des jungen Builinger vorgelegt zu haben, ein

Origenes sprach von der anima ecclesiastica, d. h. „der Seele, die Anspruch, der sich bis heute dadurch als zutreffend erweist, daß es

selbst Kirche sein will" (40). Bernhards Bedeutung für die äußere noch immer nicht überholt und unersetzt geblieben ist. Es ist selbst-

Kirchengeschichte wird kurz umrissen (570, die staunenswerte Aus- verständlich, daß beim gegenwärtigen Stand der Forschung ein

breitung seines Ordens wird kurz ausgesagt (201 f)- Wichtig sind dem gleicher Anspruch gegenüber einer Biographie Bullingers ab 1531

Autor seine subjektiven Erfahrungen mit Bernhard, die er unter dem nicht erhoben werden kann, noch dazu, wenn ihr lediglich ein so

Druck der Verhältnisse in Ungarn machte. „Aus den Erfahrungen auf begrenztes Volumen zur Verfügung steht, wie es nach der Konzeption

diesem Wege ist dieses Buch entstanden: kein papierner Bernhard, des vorliegenden Buches der Fall sein mußte. So liegt es in gewisser

sondern der gelebte Bernhard" (14). Die Darstellung endet mit dem Weise in der Logik dieser Konzeption und der Sache, daß Leuschners

Abschnitt „Mysterium der Vereinigung" (352-381). Darstellung (131-288), deren Titel „Bullingers Wirken in Zürich"

G H lautet, über weite Strecken hin aus der Perspektive der Schilderung

der Aktivitäten und Positionen Bullingers geschrieben ist. Die einzel-

- nen Kapitel stellen einzelne Aspekte dieser Aktivitäten und Positio-

B«.r c ■ a i.a a e. c „.j...., ,, ,oo« nen nacheinander dar, so z.B. „Bullinger als Pfarrer am Großer
. Francis de: LAugustimsme de St. Francois dAssise (RAE 31, 1990, .. „ „, , ,. _„ ,■■•—~ ... _
4'7-504) munster , „Bullinger und die Taufer , „Bullingers Familienleben",

Engelbert, Pius: Neue Forschungen zu den „Dialogen" Gregors des Großen. „Bullinger legt die Bibel aus", „Bullingers Versuche, sich mit Luther

Antworten aufClarks These (EuA 65,1989,376-393). zu einigen". (Einen verhältnismäßig breiten Raum (250-272) neh-

Flood, David: Francis of Assisi and the Franciscan Movement. Quezon City, men drei Kapitel ein, die sich mit der Confessio Helvetica Posterior

Philippjnes. Franciscan Institute of Asia 1989. VII, 173 S. 8 befassen.) Das bedeutet, daß der Aufriß dieser Darstellung der Per-

Grau, Engelbert: Verba exhortationis „Audite poverelle" des heiligen Fran- spektive folgt, die seit Carl Pestalozzis Bullinger-Biographie von 1858

Zlskus (FS 72,1990,47-69). jig biographischen Darstellungen des Nachfolgers Zwingiis bestimmt

30i!r32,I°hanneS R: ZUm T0de dCS heiHgen Bonifatius (ThG1 79' l989' hat. Abgeblendet bleiben dabei weitgehend die innenpolitisch-soz.a-

Matter,' E. Ann: The Voice of My Beloved. The Song of Songs in Western len Beziehungen Bullingers innerhalb von Zürich, auf die Hans Ulrich

^dieval Christianity. Philadelphia, PA: University of Pennsylvania Press Bächtolds Arbeit aufmerksam gemacht und die zu erhellen sie begon-

'"0. XXXV, 227 S. gr. 8' = University of Pennsylvania Press Middle Ages nen hatte (H. U. Bachtold: Heinrich Bullinger vor dem Rat, Zürich

^ries. Lw. £ 28.50. 1982). Damit aber werden auch Spannungen harmonisiert, die sich

Nickel, Ralf: Minoriten und Franziskaner in Westfalen vom 13. bis zum zwischen Bullinger und seinen Bezugspartnern einstellten, so z. B. die

17- Jahrhundert - Darstellung und Bibliographie (FS 72,1990,1 -29). Spannungen, die sich Mitte der 50er Jahre um die Verwendung des

Niemann, Raul [Hg.]: Verehrter Galileo! Briefe an Ketzer und Heilige. Zürcher Kirchenguts ergaben. Der Abschnitt zum Verhältnis von Bul-

"tersloh: Mohn 1990.157 S. 8' geb. DM 24,80. )inger und Leo jud (198 f) gibt ebenfalls den Konflikt nicht wieder, der

1532 zwischen ihnen aufbrach.
So entsteht bei der Lektüre des Buches der Eindruck, daß ein

KirchengeSChiChte: RefOrmatlOnSZeit Ungleichgewicht der beiden Teildarstellungen dieser Biographie auch

vom unterschiedlichen Ansatz und Ziel beider Autoren mitbestimmt

B>a»ke, Fritz, u. Immanuel Leuschner: Heinrich Bullinger, Vater der "J* »atte Blan^e fder Grundlage kritischer Quellenforschung ein

reformierten Kirche. Zürich: TVZ 1990. 334 S. m. Abb. 8'. Lw. Blld des Jun8en Bulhnger zeichnen können, das bei aller Sympathie

sFr 39.-. für den späteren Nachfolger Zwingiis doch auch Distanz ermöglichte,

so hat Leuschners Sympathie für Bullinger ein Bild entstehen lassen,

Das vorliegende Buch stellt die erste monographische Biographie das eine Auseinandersetzung mit dieser väterlichen Gestalt eher
Bullingers im deutschsprachigen Bereich seit G. von Schultheß- erschwert. Wahrscheinlich hätte diese Tendenz schon vermieden Werschberg
(1904) dar. Es hat als Leser auch Nichtfachleute im Blick. den können, wenn Bullingers bewundernswerte Lebensleistung in
Der Band stellt insofern ein gewisses Wagnis dar, als er den sehr zu einen weiteren historischen Rahmen gestellt worden wäre. Vielleicht
^grüßenden Wiederabdruck von Fritz Blankes „Der junge Bullinger" aber ist die Zielstellung des zweiten Teils des vorliegenden Buches
'Zürich 1942) mit einer Neudarstellung für die Jahre 1531 bis 1575 auch eine andere, unmittelbarer gegenwartsbezogene. So jedenfalls
durch Immanuel Leuschner verbindet; Blankes Büchlein erscheint im lassen es die aktualisierenden Bemerkungen auf S. 261, 263 und 267 f
Text unverändert, lediglich die Anmerkungen Blankes sind ergänzt vermuten.

bZw- überarbeitet. Nicht mitgeteilt wird, wer sich dieser Aufgabe Das Buch spricht durch eine angenehme und erfreulich sorgfältige

Unterzogen hat. äußere Gestaltung an. Zu Einzelheiten ist zu bemerken: Die Be-

E>as Buch könnte zunächst wie zwei aneinander gebundene selb- schränkung auf formale Ergänzungen zu Blankes Text von 1942 hat

s'ändige Bücher wirken. Dieser Eindruck wird besonders dadurch her- dazu geführt, daß inzwischen überholte Einzelheiten und Urteile

v°rgerufen, daß die seinerzeit Blankes Büchlein beigegebenen Abbil- nicht korrigiert worden sind, die vor allem Blankes Sicht der Schulzeit

düngen den Textteil Blankes abschließen, sich also in der Mitte des Bullingers in Emmerich betreffen (so27füber das Rektorat derSchule

uehes befinden, während ein weiterer Abbildungsteil zu I. Leusch- und im Folgenden über den Einfluß der Devotio moderna). - Zu

ners Text seinen Platz am Schluß der Darstellung Leuschners gefun- S. 168 wäre im Anmerkungsteil ein Hinweis auf die Edition der

den hat. Der Anhang jedoch faßt dann neben einer kommentierten Studiorum ratio nützlich gewesen, die inzwischen vorliegt und S. 323

ste der Familie Heinrich Bullingers, einem Abkürzungsverzeichnis, zu S. 276 auch erwähnt ist. - Eine nicht recht einsichtige Wieder-

eir>ern Verzeichnis der wichtigsten Werke Bullingers und ausgewähl- holung gegenüber S. 74-95 stellt die Anmerkung zu S. 154 auf S. 315 f