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1991

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Altes Testament

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 3

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sen Frauen dem herrschenden wissenschaftlichen Diskurs ein weibliches
Denken entgegensetzen. Karen Engelken bringt in dieser
Hinsicht mit ihrer Arbeit nichts Neues. Sie schreibt im Sinne der
fundamentalistischen Exegese und zementiert das negative Frauenbild
.

Sie tut dem emanzipatorischen Bemühen einen schlechten Dienst,
wenn sie die Frauen der Bibel als unterworfene, gedemütigte und vergewaltigte
Frauen vorstellt. Es ist heute nicht mehr tragbar, wenn
Frauen in eine solche Ecke geschoben werden, und es ist schmerzlich,
wenn eine Frau dem patriarchalen Bewußtsein eine Nische zum
Überleben einräumt. Die hebräische Bibel gibt durchaus den Blick frei
auf matriarchale Lebenszusammenhänge, die vom Selbstbewußtsein
der Frauen im Alten Israel Zeugnis ablegen. Eine negative Darstellung
der sozialen Stellung der Frau im Alten Israel öffnet zudem der anti-
judaistischen Einstellung Tür und Tor, wonach erst Jesus die Frauen
von ihrer Unterwerfung im Judentum befreit habe.

Und schließlich möchte ich noch meinem Befremden darüber Ausdruck
geben, daß Karen Engelken in ihrer Arbeit durchgängig und
unreflektiert vom „Alten Testament" spricht. Für jüdische Menschen
ist das Buch der Bücher weder alt noch ein Testament, sondern ein
Buch lebendigen Glaubens. Gerade an deutschen theologischen
Fakultäten sollte heute der Terminus „alttestamentliche Wissenschaft
", mit dem wir arrogant das Christentum über das Judentum
stellen, vermieden werden.

Breitnau Gerda Weiler

Anderson, Gary: The Interpretation of Genesis 1:1 in the Targums (CBQ 52,
1990,21-29).

Barre. Michael L., S. S.: Mesopotamian Light on the Idiom näsä' nepes (CBQ
52, 1990,46-54).

Blenkinsopp, Joseph: A Jewish Sect of the Persian Period (CBQ 52, 1990,
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Brown, William P.: The So-Called Refrain in Isaiah 5, 25-30 and 9,7-10,4
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Clines, David J. A.: What Does Eve Do to'Help? and Other Readerly
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den I. Sonntag nach Trinitatis, 17. Juni 1990, 5. Mose 6,4-9. (JK 51, 1990,
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Dubios, M.. and J.-P. Sonnet: S. Kamin, lectricede Rashi. De lacoherence et
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(CBQ 52, 1990,30-45).

Jeremias, Jörg: Psalm 130 und Luthers Nachdichtung (Theologische Beiträge
20,1989,284-297.

Kohelet (Themaheft BiKi 45, 1990, Heft 1): Michel, Diethelm: Kohelet und
die Krise der Weisheit (2-6) - Michel, Diethelm: Probleme der Kohelet-
auslegung heute (6-11) - Lohfink, Norbert: „Freu dich, junger Mann .. ."
(12-18) - Michel, Diethelm: Zur Philosophie Kohelets (20-25) - Lohfink,
Norbert: Von Windhauch, Gottesfurcht und Gottes Antwort in der Freude
(26-32)- Michel, Diethelm: Gott bei Kohelet (32-36)- Bons, Eberhard: Ausgewählte
Literatur zum Buch Kohelet (36-42).

Lorenz, Bernd: Bestattung und Totenkult im Alten Testament (ZRGG 42,
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Macholz, Christian: Das „Passivum divinum", seine Anfänge im Alten
Testament und der „Hostil" (ZNW 81,1990,247-253).

MacBride, S. Dean: Transcendent Authority. The Role of Moses in Old
Testament Traditions (Interpr. 44,1990,229-239).

Mende, Theresia: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt" (Ijob 19,25) - Ijobs
Hoffnung und Vertrauen in der Prüfung des Leidens (TThZ 99,1990, 15-35).

Pelletier, A.-M.: Le Livre d'Isaie et le temps de l'histoire (NRTh 112, 1990,
30-43).

Pons, Jacques: Confrontation et Dialogue en Genese 12-36 (ETR 65, 1990,
15-26).

Ratner, Robert: The „Feminine Takes Precedence" Syntagm and Job 19.15
(ZAW 102,1990,238-251).

Schwienhorst-Schönberger, Ludger: „Dies sind die Rechtsvorschriften, die
du ihnen vorlegen sollst". Zur Struktur und Entstehung des Bundesbuches
(Hossfeld, Frank-Lothar [Hg.]: Vom Sinai zum Horeb. Würzburg 1989, S. 119
bis 144).

Selman, Martin J.: The Kingdom ofGod in the Old Testament (TynB 1989,
40,2,161-183).

Steinwendtner, Brita: Hiobs Klage heute. Die biblische Gestalt in der Literatur
des 20. Jahrhunderts. Innsbruck-Wien: Tyrolia 1990. 104 S. 8'.

Tosato, Angelo: On Genesis 2,24 (CBQ 52,1990,389-409).

Wolff, Hans-Walter: Iß dein Brot mit Freuden. Alttestamentliche Ermutigungen
. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1990. 126 S. kl. 8' = Herder Taschenbuch
1691. Kart. DM9,90.

Neues Testament

Boismard, Marie-Emile: Moise ou Jesus. Essai de Christologie
Johannique. Leuven: University; Leuven: Peeters 1988. XVI,
241 S. gr. 8' = Bibliotheca Ephemeridum Lovaniensium, 84. Kart.
BF 1.000.-.

Mit diesem bereits vor mehr als zwei Jahren erschienenen Band hat
man ein Enchiridion der exegetischen Arbeit Boismards in der Hand.
Es spiegelt die Eigenheiten dieses Gelehrten in ihren Vorzügen und in
ihrer Problematik.

Den 1. Teil (1-143) bildet eine Studie zur johanneischen Christologie
, die dieser Untersuchung auch den Titel gab. Sie wird ergänzt
durch einen Anhang, in den drei schon früher erschienene Aufsätze
B.s aufgenommen sind, die sich mit der Thematik des 1. Teils in verschiedener
Weise berühren: «Aenon, pres de Salem (Joh 3,23)»
(RB80 [1973] 218-229) stellt die Frage nach dem samaritanischen
Ursprung des Johannesevangeliums (145-158). «Une liturgie baptis-
male dans la Prima Petri» (RB 63 [1956] 182-208 und 64 [1957]
161-183) behandelt das Thema der Neugeburt durch das Wort Gottes
auf dem Hintergrund einer typologischen Entsprechung mit dem
Exodusgeschehen (159-216). Nach dem letzten Beitrag «Je renonce ä
Satan» (Lumiere 26 [1956] 105-183) findet sich diese Typologie auch
in der Taufformel „Ich widerrufe dem Satan und seinen Werken", die
das Thema von Ex 5,3-4, die Absage der Israeliten an die Werke des
Pharao, aufgreift (217-222). Das Register bietet je ein Verzeichnis der
biblischen Zitate und der (antiken und modernen) Autoren.

So richtet sich das Interesse des Lesers vor allem auf den ersten Teil,
in dem B. auf die Kritik Neiryncks1 antwortet. B. will dabei keinen
Gesamtabriß der johanneischen Christologie bieten, sondern wählt
für die Probe aufs Exempel den prophetischen Aspekt «specialement
de Moise» (XV), um in einer «optique synchronique» durch das
Evangelium zu gehen und am Ende aus den Beobachtungen dieser
Analyse die Darstellung der Entwicklung der johanneischen Christologie
zu gewinnen. Dabei setzt das umfangreichste 1. Kapitel («Jesus,
le prophete comme Moise», 1-71) nicht - wie bei einer synchronen
Betrachtungsweise zu erwarten wäre - bei Joh 1,1 ein, sondern geht
aus von der Erwartung des eschatologischen Propheten, um sie vom
Hintergrund jüdischer und vor allem samaritanischer2 Erwartung her
(1-5; 32-44) zu beleuchten: Auch wenn Dtn 18,18f im Hinblick
auf Jesus in Joh nie direkt zitiert wird, so weist doch die betonte
Bezeichnung ö npo(prxr}(; (6,14 ; 7,40.523) unübersehbar auf diese Beziehung
hin. Ausführlich zeigt B., wie gerade die impliziten Mosezitate
(so u. a. die Aufnahme von Dtn 18,18 (MT und LXX) in
Joh 12,48-50 und Ex 4,12; 3,12 und Num 16,28 in Joh 8,280 die atl.
Verheißung reflektieren. In der Berufung des Nathanael (1,43-49)
wird Jesus nicht nur als der von Moses angekündigte Prophet gesehen,
sondern der Titel „König von Israel" in der Verbindung mit der Be-