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Ausgabe:

1990

Spalte:

136-137

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Lawler, Michael G.

Titel/Untertitel:

Symbol and sacrament 1990

Rezensent:

Wainwright, Geoffrey

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135

Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 2

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(1987) von Johannes Paul II. und bischöfliche und partikularkirchliche
Verlautbarungen ab 1935, z. B. Stellungnahmen zur Frauenarbeit
, zu Familie und Ehe, zu pastoralen Diensten in der Gemeinde
usw. Dann folgen Dokumente aus nichtrömisch-katholischen
Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften von 1948-1984, vorab vom
Ökumenischen Rat der Kirchen, vom Lutherischen Weltbund und
von der EKD, von angelikanischen und orthodoxen Kirchen (etwa zur
Ordination). Bis in die Einteilung und in die Formulierung hinein
bleibt schmerzlich deutlich, daß a. die römisch-katholische Kirche an
ihrem „Prä" festhält, b. daß Frauen in der römisch-katholischen (und
orthodoxen) Kirche(n) auf absehbare Zeit vom Priesteramt ausgeschlossen
bleiben und daß c. bei aller Aufwertung der Frauen in den
verschiedenen Kirchen und Konfessionen die Egalität im Sinne des
ORK noch längere Zeit das uneingelöstp Wunschbild von Gal 3,28
sein wird (wobei die reale Praxis des ORK ebenfalls noch nicht „egalitär
" aussieht, wie Frau Bührig in ihrem Buch „Spät habe ich gelernt,
gerne Frau zu sein", 1987, gezeigt hat). Verdienstvoll ist die hier gebotene
Textzusammenstellung auf jeden Fall; und Kritik läßt sich an
solchen Versuchen bekanntlich immer üben.

3. „Das amtskirchliche Denken befindet sich in einem Umbruch"
(94), wenn auch langsam, mühsam und zögerlich. „Man darf aber
doch wohl fröhlicher Zuversicht sein" (95), wobei dem Leser verschlossen
bleibt, wer diese „man" sind. Spätestens an diesem Punkt
wird auch klar, daß feministische Thcologie(n) nicht nur die
hierarchischen Strukturen in Frage stellt (91), sondern eben auch auf
ganzer Breite die herkömmliche Theologie betrifft, etwa die Gottes-
Lehre transformiert, die Satisfaktions-Christologie und die darauf
fußende Eucharistie-Lehre und -Praxis Für überholt erklärt, die
römisch-katholische Gnaden- und Rechtfertigungslehre aufgibt usw.
Ich empfinde es als Mangel, daß diese Frage nicht radikal aufgenommen
und ihre Konsequenzen nicht gezeigt werden. Der andere
Mangel liegt darin, daß der Ökumenismus lediglich durch Namensnennungen
und das Aufführen einiger nichtrömisch-katholischer
Dokumente praktiziert wird. Die Funktion dieses Buches ist im Aufbereiten
grundlegender kirchlicher Dokumente für Diskussionen über
die Stellung der Frauen in der Kirche(n)zu sehen.

Darmstadt Uwe Gerber

Griffin, David Ray: God and Religion in the Postmodern World.

Essays in Postmodern Thcology. Albany, NY: State University of
New York 1989. XV, 175 S. gr.8 Kart. $ 12.95; Lw. $ 39.50.

An allen bisherigen Bänden der neuen Reihe war der Herausgeber
selbst beteiligt. Zweimal als Autor, einmal als Editor im engeren
Sinne. Mit dem jetzigen dritten Band will Griffin ähnlich wie Sallie
McFague mit ihrem Entwurf "Models of God. Thcology foran Ecolo-
gical, Nuclear Age", Philadelphia: Fortress 1987 (besprochen in
ThLZ 114, 1989, 613ff) dem Paradigmehwcchsel in der Theologie
Rechnung tragen. Ausfuhrlich erklärt er einleitend, daß seine Position
trotz des vorgegebenen Rahmens nicht bindend sei für weitere Publikationen
innerhalb der Serie.

Zwei Arten von Lesern hat der Autor im Blick bei seinem
Bemühen, die theologische Reflexion wieder für die Öffentlichkeit belangvoll
zu machen. Einmal handelt es sich um die „nicht (mehr)
modernen Menschen", die sich zwar intensiv für die Religion und
Theologie interessieren, die traditionelle Theologie aber unglaubwürdig
finden. Die anderen Gruppe der potentiellen Leser umfaßt die
„vollmodernen" Zeitgenossen, die im Gefolge der kulturellen Entwicklung
von Religion und Theologie innerlich Abschied genommen
haben. Diesen möchte Griffin eine Weltsicht vorschlagen, die
kohärenter als die Moderne ist. Der ersten Gruppe will er eine Theologie
entwickeln, die sich von der traditionellen unter anderem
dadurch unterschiedet, daß sie Glaubensformen und -praktiken
ernst nimmt', die in der Schuldogmatik ignoriert werden.

Das Vorhaben umfaßt also einigen Anspruch. Wer wollte solchem
Unterfangen aber nicht zustimmen, wenn es darum geht, Theologie

als Nachdenken über das Heilige wieder in das öffentliche Bewußtsein
zu heben, nachdem das Ergebnis ihrer Verdrängung in der modernen
Welt, auch in den USA ("this most modern of all nations", S. XIII). zu
enger Selbstbezogcnheit geführt hat und mehr über das Dämonische
als über das Heilige nachgedacht wird, wie der Autor feststellt?

Denen, die sich mit der Moderne identifizieren und sich damit
gleichzeitig vom Glauben nolens volens distanzieren, erklärt Griffin.
daß eine über die Moderne hinausgehende Weltschau sich selber
tragen müsse in der Gewißheit, keinesfalls durch Offenbarung ihr
Fundament zu erhalten. Das äußert er unbeschadet seiner persönlichen
Bejahung von Offenbarung. Aber die Einsicht, daß Ideen eine
eigene Überzeugungskraft innewohnen müsse, unterscheidet laut
Griffin die postmoderne Weltsicht von den meisten prämodernen Anschauungen
. Die angebotene Betrachtungsweise sieht den Menschen
erneut als natürlichen Teil der Schöpfung mit besonderer Qualifikation
, aber eben dergestalt, daß Anthropozentrismus verworfen wird.
Panenergismus, also Bejahung einer weitgefaßten Kreativität, und
umfassende Erfahrungsbezogenheit charakterisieren den von Griffin
olferierten Zugang zur Wirklichkeit. Nicht die Quantitäten der
Moderne stehen im Zentrum dieser Lebensaulfassung-sie werden als
zweit- bis drittrangig klassifiziert -, sondern die Qualitäten, die sich in
Erfahrungen, Gefühlen und Wünschen formulieren. Manches erinnert
- dem Autor wohlbekannt - an A. Schweitzers Ethik der Erfurcht
vordem Leben mit dem Hintergrund von „Verfall und Wiederaufbau
der Kultur".

Gott ist in diesem Zusammenhang nicht Bcwirker der creatio ex
nihilo, jedenfalls nicht unter der Voraussetzung des nihil negativum,
allenfalls gilt das nihil privativum; Gott ordnet das Chaos. Er
inspiriert die Menschen durch das Geschenk des Gefühls neuer Bedeutsamkeit
in ihnen, sich selbst zu schaffen. Die Seele des derart von
Gott geschaffenen Menschen lebt durch göttliche Eingebung über die
physische Existenz hinaus im evolutionären Prozeß alles Lebens.

Damit ist jedenfalls schon einiges an Theologie für die erste Leserschaft
angedeutet. Der auch für sie wiederentdeckte Gott ist dem der
traditionellen Christenheit weitgehend ähnlich. Allerdings ist einsichtig
, daß er im Kontext des Dargestellten kein Macht-Monopol besitzt
. Denn Energie bestimmt jedwedes Geschehen. Es besteht also
eine Intcrdependenz der Macht von Schöpfer und Geschöpf. Gott
zwingt nicht, er überzeugt.

Die einzelnen Leser werden die Kraft der Argumente unterschiedlich
einschätzen. Die Urteile z. B. auch über die Rcinkamation
hängen gewiß nicht zuletzt stark von der kulturellen Situation der
Adressaten ab.

Die wissenschaftlichen Schuldisziplincn müssen sich in vielen
Fächern anfragen lassen. Die überkommenen Muster haben allenthalben
an Bindungskraft verloren. Wie nun Entwürfe in der Art von
Griffin eine neue Verbindlichkeit in der religiösen Praxis bewirken
können - das zu fragen ist wohl noch verfrüht. Unter dem Paradigma
des Paradigmenwcchsels erfolgt hier ein sehr offenes religiöses
Angebot, in dem Distanzierte und Frustrierte, lautere Sucher und
Sympathisanten manche Sinnorientierung finden können. Ob hinter
dem allem auch einmal die künftige verbindliche Praxis steht,
das dürfte über die Vitalität der Postmoderne auch in der Theologie
entscheiden und das Urteil, es handle sich insgesamt um den „Manierismus
der Moderne" (Umberto Eco), auf seine Angemessenheit hin
prüfen.

Rostock Jens Langer

Lawler, Michael, G.: Symbol and Saerament. A Contcmporary
Sacramental Thcology. New York-Mahwah: Paulist 1987. V.
290S.8"Pb.$ 11.95.

In leicht verständlichem Stil werden hier die Sakramente auch i"1
Licht der anthropologischen Wende behandelt, die in den 70er und
80er Jahren jene trinitarische, christologische und ekklcsiologisehe
Erneuerung ergänzte, welche schon in den 50er und 60er Jahren vo"