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Ausgabe:

1990

Spalte:

129

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Smalbrugge, Matthias

Titel/Untertitel:

La nature trinitaire de l'intelligence Augustinienne de la foi 1990

Rezensent:

Kandler, Karl-Hermann

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Seite 1

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129

Theologische Literaturzeitung I 15. Jahrgang 1990 Nr. 2

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Dogmen- und Theologi©g6SChichte Odebrechl Schleiermachers Kunstlehrc des Gesprächs dem Größten

gleichsetzen konnte, was auf dem Felde abendländischer Geistigkeit

geschaffen wurde (seine Ausgabe, S. XI).

SmalbruKue. Matthias: La nature trinilaire de rintellii>ence AuRusti- Daneben enthält dieses Bändchen Schleiermachers Entwurf von

nienne de la foi. Amsterdam: Rodopi 1988. X. 205 S. 8' = Amstcr- jg,4 die Ejn|eitung des Hg einc Auswahlbibliographie, die Anmer-

damStudicsin rheology. 6. hfl 65.-. , tu xi

kungen des Hg. sowie ein Namen- und ein Sachverzeichnis. Zu dem

vr „„•(! in ui ■ u c u • i ■. -u . u. Kolleg von 1814/1 5 stellt Schleiermachers Heft (140 S., 4') nach wie

»t. wem, daß er zahlreichen Schwierigkeiten gegenübersteht, wenn 6 v ' '

Prt;.i,„-, , ,• r -r • . u r n. au n t. vor die einzige Quelle dar. Der Verbleib von Heinrich Ritters Hörer-

w sich mit Augustins De Tnnitate befaßt. Aber er weiß auch um die 6

Faszination, die von dieser Schrift ausgeht. Er wendet sich einem "achschnft lst ""bekannt. Die einzelnen Paragraphen haben die
Thema zu, dem der Interpretation des Glaubensverständnisses in die- Form von Leltsatzen- dencn vor allem im transzendentalen Teil einher
Schrift. Er ist sich darüber im klaren, daß diese eine Frage allein *ehendc Erläuterungen beigegeben sind. Die Randbemerkungen (verschon
„sehr einflußreich" von der Alten Kirche an bis in die Thcolo- mutllchvon >818/19und 1828) mußten in einer Studienausgabe, die
gie (und Philosophie) der westlichen Christenheit und der abend- schlecht vorwegnehmen konnte, was die Kritische Gesamtausgabe zu
Bnj- u.. ,, |, ... , ,.,. leisten hätte, leider unberücksichtigt bleiben,
'«maischen Kultur überhaupt gewesen ist (5). 6

In einem ersten Teil behandelt der Vf. „Die Umrisse der Frage nach Auf mterpretationsproblcme läßt Andreas Arndt sich ein. wenn er

dem Glaubensverständnis" (7-42). In einem geschichtlichen Über- untcr Bcru,un& auf Falk Wa*ner und Ha"s-R.chard Reuter gegen

bück weist er darauf hin, daß natürlich angesichts des neuplato- Rudolf Odcbrecht einwendet, der Begriff des Gesprächs umfasse bei

niür-ka„ ir- n a ki uj i -1. j «~ u ■ „ • j Schleiermachcr mehr als nur das Sprechen in idealisierten dialogischen
Einflusses Augustins Nachdenken über das Geheimnis der p

Tr;n;,x, •__ , . ... ... . c. ,, ,,,, n gischen Situationen (Philosophische Bib iothek: Bd. 386, S. LX). So

1 rinitat immer mehr der Meditation über das Eine weicht (1 I). Er 6 . v , * , ,

seht ,!..„., j i-- j //-i u wi .■■ j ■ r > 4 • . etwas hat Odcbrecht nicht behauptet; er spricht vielmehr die konkrete

&ent dann den Grenzen des (Glaubens-)Verstandnisscs in De Magistro .... ' . ,

nach und gibt einen Überblick über das in De Trinitate. menschliche Existenz an, wenn erbeispielswc.se schreibt: „Nur im

In einem zweiten Teil (43-167), auch schon vom Umfang her das Mitc.nandcrsprcchcn über etwas ist die Möglichkeit des Zueinander-

■ Her7ci,a ■ a d u i _*_ rr • • „ kommens offen." (S. XI) Müssen erst Politiker kommen, um aul

"erzstuck des anzuzeigenden Buches, kommentiert Vf. einige ausge- .....

wählt« d„„ r-v t ■ ir . Ii. ■ i ihrem Gebiet die in diesem Satz hegende Wahrheit zu konkreti-

waniic Passagen aus De Tnnitate; dem Kommentar stellt er jeweils 6

den Text in der Ursprache und in der französischen Übersetzung vor- sleren •

an H,.; v i i i a- r- . ■ . . _ r-> r~ .. Schon Wagner hatte behauptet. Schlciermachcrs Ausführung der

*u. tiei V, I, 1 erkennt er die Distanz zwischen dem Drcieincn Gott 6 K ' 6

und ki u u • i -i a- u_r j • a- Dialektik könne nicht von der Gesprächsführung her interpretiert

u"u dem Menschen; bei 1.2 die Umlormung der via negationis in die K et

via hiii«:t:. ,:. h 1 ■ l. i j n i. a . i werden, insofern diese in der ausgeführten Dialektik eine durchaus

v,a numihtatis; II. 3 sieht er als den Punkt, wo Augustin „an der . f

Schw^iuj c i • . u. u -in ai. . . »/r a n _•• i- u untergeordnete Rolle spiele; wichtiger als die Art des „Gesprächs" sei

ocnwelle der Erkenntnis steht; bei III, 4 betont Vf., daß es unmöglich »- „ . . . • , .

ist H-n „x..r u c ■ . • u ■ m, c ■ u. u a- . i der Anstoß für das Gesprach, der bei iedcr Art des Gesprächs derselbe

das göttliche Sein zu identifizieren; bei IV. 5 sieht er aber die teil- . ._. .

Wekr> rik..„- u a o i aa u c • sein soll, näm ich das Wissen um Differenz, die aus der Zweideutigkeit

™cise Ubereinstimmung zwischen der Seele und dem göttlichen Sein; ' 6

hei IV f, ,,„ i i c u. a .• a- i n u. / u- eines Gedankens resultiert. Als ob es keinen Streit über eindeutige

"cl iv, b und V.6 sucht Augustin „die Zuflucht zu einer Vcrbin- , ~

dunp"k=;;i n ■ u. rc a- i ■• a r. li j An Gedanken und keinen Zweifel an solchen gäbe! Im Gegensatz zu Ode-

uu"g . bei VI, 7 sieht Vf. die Losung des Problems dann, daß wir uns f 6

dem (oX**ii~i___>c "i i , ■ , , , , brecht kommt Wagner über das Theoretische nicht hinaus und ver-

ul igottlichcn) Sein nahern bzw. vergleichen, ohne uns doch mit 6

ihm identifizieren zu können ' wechselt „Existenz" mit „Empirie", wenn er schreibt, Dialektik als

'm dritten Teil" „Die Struktur des Glaubensverständnisses" Kunst der Gesprächsfiihrung sei Tür Schleiermacher nur ein mög-

('69-186) faßt Vf. seine Arbeit zusammen. Er ist davon überzeugt. Iichcs" aus der Emplr,e aufBeerilTencs BcisP'cl- um daran d,e gnind-

eine inn.„.. i"iu a u n • u u r sätzlichc Bewegung des dialektischen Denkens von der Ditlerenz zur

K innerste Übereinstimmung oder doch Beziehung zwischen Er- . , .

kenninic ,.„j o ■ c * .ii. i u i • . iv i i u Identität zu demonstrieren. Doch Schleiermachcr denkt nicht
"-'"unis und Sein festgestellt zu haben, wobei er mit IX. 1, 1 ab-

schließt schcmatisch, sondern halt es für entscheidend, daß Menschen, die

D;K i ;<•_• • u • a ■ u i a■ ■ u. u miteinander streiten, zur Übereinstimmung kommen bzw. daß ein

ds Literaturverzeichnis ist umlangreichcr, als es die nicht .sehr • • .... ,-,

zahln-if-Kor. a „ i i i , ,u und derselbe Mensch, bei dem verschiedene und auseinandergcha -

«huLienen Anmerkungen vermuten lassen. Die neuere deutsche ..... 6

AueiKiir,..oi:.__ u . r aaiti r a n rr a 'enc Folgen von Denktatigkciten wechselnd aufeinander bezogen

"gusiinusliteratur ist nur wenig verarbeitet. Es fallt auf. daß Vf. das 6 °~ 5

Stand»rrKu.j. u i t c . a . n • _ werden, vom inneren Schwanken zurGewißheit des Wissens kommen
aiiuardwerk von H.-l. Marrou. Saint Augustin et 1 augustinisme, in

'A"nage zitiert; 1973 ist bereits die 8. Auflage erschienen. ann' , „ . t _.........

Esintc;,.!, u'ir • u i. j o. n j tl l. u Für Reuter ist Schleiermachers Dialektik nicht nur eine Theorie der
■-s ist sicher hilfreich, anhand weniger Stellen das Thema zu behan-

dein u,Sn«j <~ i j i_ • ni- i li l.. aa Verstand igu ng. sondern sie gibt auch etwas zu verstehen. Was ist das

"'. wenn das Gesamtwerk dabei immer im Blick bleibt-und das ist „..,.„,,.,. , , , . ...

hier der Fall cinc Alternative? Verständigung bedeutet immer auch ein Mehr

an Verstehen. Wer seinen Gegner verstehen lernt, lernt mehr und ver-

Leipzig/Freiberg Karl-Hermann Kandier steht mehr als der, der außer sich und seinesgleichen niemanden versteht
. Für Reuter ist die Dialektik nicht als Gespräch, njeht als Dialog.

schlei-,„ . „ . . . . „ . , r _........ . . sondern als Abfolge von versprachlichten Gedanken geschrieben.

"■«■lermachcr. Friedrich Daniel Ernst: Dialektik (1814/15). Kinlei- K, , , , , , ,,.. . ) . . ,

tnnann.ni i i.-i num ,, a a u li u u • Nur- der Inhalt der Dialektik also das. wovon sie handelt) ist wichti-

U"K zur Dialektik (1833). Hg. von A. Arndt. Hamburg: Meiner , „ _ ..... . . ;

'988. XXXIV, 177 S. 8' = Philosophische Bibliothek. 387. Kart. Ber als ihre „Form". Die Dialektik leitet eher zu einem Dialog an. als

L>M 36)_ daß sie sich mit einer Abfolge von Gedanken befaßt. Zu einem echten

Dialog gehört, daß der eine Gesprächspartner sich dem anderen ent-

s 'st Andreas Arndt sehr zu danken, daß er im Rahmen der Philo- gegensetzt bzw. daß ein Mensch, der in einem Selbstgespräch ist, sich

°Phischcn Bibliothek einen weiteren (vgl. Kurt Nowak in ThLZ 113, selbst Einwendungen macht oder an seinen eigenen Gedanken zwei-

8- 133) wichtigen Schleicrmacher-Text wieder zugänglich ge- feit. Zu einem echten Dialog gehören Fragen, die nicht nur retho-

* cht hat und dabei auf die Handschriften zurückgegangen ist (statt rischer Art sind, sondern das Vorangegangene wirklich in Frage

ncn unkritischen Nachdruck zu veranstalten). Jeder Benutzer, der stellen. Ein bloßer Ja-Sager wäre kein Gesprächspartner (vgl.

Au c''cse Aufgabe die Ansprüche stellt, die sinnvollerweise an eine S. 122).

den 1Cnausea''c gestellt werden können, wird sich reich belohnt fin- Nicht nur inhaltlich, sondern auch in seinen editorischen Prinzi-

n- Besonders die Einleitung von 1833, als Fragment einer Rein- pien grenzt Arndtsich von Odcbrecht ab.

I * e'nc späte und ausgereifte Fassung, wird kein aufmerksamer Schleicrmacher hat seine Dialektik in seinen Kollegs dargestellt,

enttäuscht aus der Hand legen. Man versteht, daß Rudolf Für den Druck bearbeitet ist nur das Fragment von 1833. Seine