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Ausgabe:

1990

Spalte:

113-114

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Patrick, Graham A.

Titel/Untertitel:

F. J. A. Hort 1990

Rezensent:

Merk, Otto

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 2

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Patrick, Graham A.: F. J. A. Hort - eminent Victorian. Sheffield: breit gefächert beherrschte, konnte hier kompetent mitreden und um-

Almond; Sheffield: Academic 1987. 127 S., 1 Taf. 8° = Historie treibende Fragestellungen seiner Zeit als Theologe aufgreifen. Er

Texts and Interpreters in Biblical Scholarship. geb. £21.50. fühlte sich oftmals außerhalb des Hauptstroms der Anschauungen in

Theologie und Kirche seines Landes stehend (S. 360, und seine nicht

Fenton John Anthony Hort (23. 4. 1828 in Dublin geboren, 30. I 1. ohne philosophische Prämissen gewonnene Einsicht, daß das ewige

'892 in Cambridge gestorben) ist als. Erforscher neutestamentlicher Gericht und die Auffassung künftiger Strafen nicht dogmatisch im

Textkritik durch die von ihm und Brooke Foss Westcott (1825-1901) Sinne kirchlicher Lehrmeinung, sondern existentiell zu verstehen

'm Jahre 1881 herausgegebene Ausgabe des Neuen Testaments und seien (S. 23f. 32), trugen ihm Häresieverdacht ein. Zeitlebens betonte

die in ihr dargelegten methodischen Grundsätze zur Textkritik er, die Basis christlichen Glaubens niemals verlassen zu haben, die

bekannt. Obwohl Hort mit diesen textkritischen Untersuchungen 28 ihm in Leben, Tod und Auferweckung Jesu Christi gründet (S. 56).

Jahre befaßt war (1853-1881) und auf ihnen seine forschungs- Aber diese Basis verlange, in die vielschichtigen Probleme der Zeit

geschichtliche Bedeutung gründet, können diese nur als Teilbereich eingebracht zu werden.

seiner vielfältigen Interessen gesehen werden. In einem den verschic- Seine im engeren Sinne exegetischen und patristischen Forschun-

denen Stationen des Lernens, Wirkens und den wissenschaftlichen gen sind minutiös und meist fragmentarisch. Herausragend sind seine

Arbeitsfeldern zugeordneten Curriculum Vitae möchte G. A. Patrick Untersuchungen des neutestamentlichen Wortschatzes, die metho-

ln vorliegender Untersuchung nach eigenen Vorarbeiten (vgl. ders.: disch und in der Gesamtanlage G. Kittels - G. Friedrichs Theologi-

^ J. A. Hort, 1828-1892. A Neglected Thcologian, in: Expository sches Wörterbuch zum Neuen Testament in einer Vorstufe konzep-

Times 90, 1978, 77-81) zeigen, daß Hort eine herausragende Person- tionell vorwegnehmen (S. 72). Seine Untersuchungen zum Rom, Eph,

l'chkeit in der Victorianischen Zeit war. In acht Kapiteln, dazu Ein- I Petr, Jak, Apk, Joh und zu Einzelstellen (etwa Hebr 1,8) bleiben im

'tihrung und Epilog, wird ausgeführt, wieder in Rugby und am Trinity Rahmen gängiger Exegese der Zeit (S. 66 u. ö., was Vf. kritischer hätte

College in Cambridge Ausgebildete und als Stipendiat sich weiter Bil- herausarbeiten können).

dende ebenso klassische Philologie und alte Geschichte wie Botanik, Wichtig ist seine Kenntnis und kritische Überprüfung von

Mathematik. Geologie und auch Theologie betrieb (S. 11 ff. 22ff), F. C. Baurs Konzeption, auch wenn seine eigene Neukonzeption der

^ege und Irrwege durchschritt und in 15 Jahren Landplärramt in der Geschichte des Urchristentums nur in Ansätzen vorliegt. (Für Rom

^ähe von Cambridge (1857-1872) viele weitreichende Forschungs- sieht er als Haupthintergrund des Paulus eigene Erfahrungen.) - Auf

Pläne faßte, sich dabei aber auch verzettelte und unter einem fast Horts entscheidenden Beitrag zur Erhellung der Textkritik und Text-

Schon ins Krankhafte ausartenden Perfektionismus seines Arbeitens geschichte des Neuen Testamentes, die Vf. ausführlich referiert

''lt (S. 33 ff). Dies wirkte sich auch in seiner akademischen Tätigkeit (S. 76ff). sei hier ausdrücklich, aber doch nur allgemein verwiesen, da

a's Dozent und Professor an verschiedenen Colleges, als Hulsean Pro- die bleibende Bedeutung, Ergänzung und Weiterfuhrung von vor

ssor und - in den letzten fünf Jahren als Lady Margarets Professor- allem Horts Beitrag in der "Introduction" in der o. g. Ausgabe des

'sämtlich in Cambridge, 1872-1892) aus (S. 63-102). Hinzu kam, Neuen Testaments in den letzten 100 Jahren häufig und sich wieder-

daß Hort nur selten publizierte und - abgesehen von seiner Einfiih- holend dargestellt wurde (vgl. z.B. mit zahlreichen Briefbelegen:

rung in die Textkritik in o.g. Werk mit allerdings 324 S. - erst die B. M. Metzger: The Westcott and Hort Greek New Testament -

Postum veröffentlichten Untersuchungen aus seinem vornehmlich Ycsterday and Today, in: The Cambridge Review 20. November

0l"lesungsmanuskripten-Nachlaß die Breitenwirkung des Gelehrten 1981, S. 71-76). Hinzugefügt sei, daß es Horts Ansatz des Denkens

*u seiner Zeit erkennen lassen (vgl. S. 68; von 1893 bis 1909 wurden entsprach, dem textus reeeptus endgültig den Abschied zu geben, was

' achlaß-Skripten Horts erstmalig gedruckt). Hinzuzunehmen aber ist auch in seiner Mitarbeit an der "Revised Version" (seit 1871) ener-

,le umfassende Korrespondenz, die in dieser Porträtskizze reichlich gisch zur Geltung kam (S. 84ff).

rangezogen wird, wobei Vf. vor allem auf das von Horts Sohn ver- Die geraffte und dichte, den Methodisten als Vf. nicht verleugnende

°"fentlichte zweibändige Werk zurückgreifen kann, aber auch un- Darstellung vermittelt einen guten Einblick, wie der durch Krankheit

Publiziertes Material verwertet (vgl.: Life and Letters of Fenton John oft in seinem Wirken behinderte Hort nicht nur unter seinen Zeit-

Anthony Hort, by His Son Arthur Fenton Hort, Vol. I.II, London genossen überhaupt, sondern auch im Vergleich zu seinen nahen

6). Die an sich aus Horts Leben und Wirken bekannten Sach- Freunden J. B. Lightfoot und B. F. Westcott dadurch herausragte, daß

Verhalte gewinnen für Vf. auf dem Hintergrund der englischen Gei- er Naturwissenschaften und Theologie miteinander ins Gespräch

Stesgeschichte in der 2. Hälfte des 19. Jh. ihr Gewicht. brachte und so ein begehrter und einflußreicher Gesprächspartner in

Es gelingt ihm zu zeigen, daß sowohl in Freundschaften als auch in der Victorianischen Zeit war (vgl. auch: [, M. Bub: The Theology of

ntroversen Hort, den Impetus der englischen Aufklärung in sich F. J. A. Hort in Relation to Nineteenth Century Thought, Phil. Diss.

^spürend, aufgrund seiner breiten naturwissenschaftlichen und phi- Manchester, 1956; ungedruckt). Das schmale, aber inhaltreiche

^1 Opn'sch-theologischen Kenntnisse den geistigen und sozialen Pro- Bändchen, durch Anmerkungen, Lit. Verz. und Porträt von Hort

^emen einer aufsteigenden Industrienation ebenso zu begegnen weiß bereichert, ist ein fordernder und sehr lesenswerter wissenschafts-

f> nextrern konservativen kirchlichen Strömungen (S. 43-62 u. ö.). geschichtlicher Beitrag. Die Ausführungen gewinnen noch an Tiefen-

Gotteswort 'n von Menschen verfaßten Zeugnissen begegnet und schärfe und weiterem zeitgeschichtlichen Hintergrund, wenn man zur

8'belai

50 'hm ZUf Grundla8e seine* Verständnisses der Bibel (S. 23f. and Letters. .., 1896, heranzieht, in dem sich in Bd. u, S. 492-495

he , ° ^ein Kirchenverständnis ist Stärkstens von der Gemeinde zudem eine noch ausführlichere Bibliographie Horts (bis 1895 rei-

q stimmt (auch die Taufe des einzelnen ist ein Akt der ganzen chend) als in vorliegender Untersuchung befindet und in dem ein

sia^e'nde' S' 38; vgl' aucn S' 95(lr U- P°stum; The Christian Eccle- anderes.ebenfalls gutes Porträt Horts abgebildet ist.

' London 1897). - Darwins Lehre verlangt nach Hort nicht als Ant- „ , n .. .

«Ort hi>M Erlangen Otto Merk
"ystcrische Reaktionen kirchlicher Kreise, sondern kritisch-

(leSl,IVe Aufnahme (S. 50flT. 56), so wie sich die christliche Wahrheit -

n allgemeinen Wahrheiten der Welt zu stellen hat (vgl. S. 58ff.u. die ., it.

Postum enir-KJ« u i , i „„ ,,, Edwards. M. J.: Martyrdom and the First Epistle of John (NT 31, 1989.

T " erschienenen Hulsean-Vorlesungen von 1871: The Way, the ...

ruth tk i r , *' 164-171).

arbei,' 1 "894)- WCf WiC HOrt "ber Alpenflora Ehrm»nn, B. D : A Problem ofTextual Circularity: The Alands on theClassi-

nen n Und geologische Untersuchungen vornahm, in verschiede- ncation of New Testament Manuscripts(Bibl 70,1989,377-388).

War atUrw|ssenschaftlichen Gesellschaften sachkundiges Mitglied lersel. Bas van: Reading'Mark. Transl. by W. H. Bisscheroux. Edinburgh:

* • 33-51 u. ö.) und Grundprobleme der Naturwissenschaften Clark 1989. V,261 S. 8 Pb. £ 9.95.