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Ausgabe:

1990

Spalte:

109-110

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Vanni, Ugo

Titel/Untertitel:

L' Apocalisse 1990

Rezensent:

Karrer, Martin

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 2

Erlangen Martin Karrcr

Vanni, Ugo: L'Apocalisse. Ermeneutica, esegesi, theologica. Bologna: leugnender Weise zu den Exegeten, die einen gemeinsamen Rahmen

Edizioni Dehoniane 1988. 432 S. gr. 8' = Associazione Biblica ,johanneischer" Literatur suchen. Gewagt wird dies freilich, wenn er

Italiana. Supplemcnti alla Rivista Biblica, 17. Kart. L 50.000. 333-347 nochmals die Mariologie aufgreift und eine viel intensivere

Linie als im exegetischen Teil von Joh 2,3 f; 19,26f zu Apk 12 zieht.

Seit 20 Jahren beschäftigt sich Ugo Vanni mit der Apk. Eine Fülle Das Werden des Reichs zieht die Christen in eine Vermittlung

yon Beiträgen ist in dieser Zeit entstanden, beginnend bei der litera- priesterlicher Art herein und kommt in der Realisation des neuen

nschen Struktur der Apk und zielend auf ihre Theologie. Die Aufsätze Jerusalem zum Abschluß. Dem gelten die beiden letzten Kapitel

v°n 1976-1987 hat er für den vorliegenden Band gesammelt (der (349-390). Sie setzen ekklesiologische Akzente: Das Priestcrtum

etwas versteckte Hinweis S. 11 f Anm. 15 ist freilich nicht vollständig: der Christen'bestimme sich von der Basileia; es gelte ihnen allen und

der Abschnitt über Abk 1,4-8 S. 101-113 fußt auf Bib. 57, 1976, weise ihnen eine Aufgabe in der Aktualisierung des Reiches zu (die

453-467), überarbeitet und durch zusätzliche Kapitel ergänzt, um Frage, wie die Apk von daher zu einem besonderen Priestcrtum

s,ch einem Gesamtbild der Apk zu nähern, das die letzte Station vor stehen würde, bleibt offen). Jerusalem schließlich stehe für die Reali-

einem umfassenden Entwurf bilden kann. tat des Volkes Gottes; es stellt uns nicht nur die Vollendung vor

Damit erhalten wir in diesem Band einen wichtigen Einblick in die Augen, sondern auch (hier erweitert das Kapitel voresehatologisch)

italienische Apk-Forschung, die sich in jüngerer Zeit sehr belebt hat. die Einheit des Volkes Gottes, die nicht in zwei Völker aufgelöst

Vanni vertritt in ihr - international eingebunden - eher eine Linie ge- werden dürfe.

wisser Kontinuität. Ein Gegenüber bildete etwa E. Corsini, Alles in allem liegt ein anregendes Werk vor, das auch im deutsch-

L Apocalisse prima e dopo, 1980, den Vanni freilich nur streift (11 sprachigen Raum breiter zur Kenntnis genommen werden sollte.
Anm: 12).

Seine Entfaltung bindet Vanni in die Blöcke Hermeneutik, Exege-
sen und Theologie. Nur einige Akzente können berichtet werden: Als

Rahmen für die Apk tritt die jüdische Apokalyptik zurück, indirekt Malmede, Hans H.: Die Lichtsymbolik im Neuen Testament. Wieseine
Antwort auf die Apokalyptikdiskussion der letzten Jahre. Zentral baden: Harrassowitz 1986. VIII, 247 S. gr. 8° = Studies in Oriental
wird dagegen hermeneutisch die Bewegung der „Symbole". Deren den Religions, 15. Kart. DM 78,-.

jnzen antiken Lebenskreis aufnehmende Bildlichkeit sieht Vanni - Dje voriiegende Monographie ist die leicht überarbeitete und durch

'eder emgebettet in die jüngste Forschungsentwicklung - nicht auf cinen Nachtrag (s 225-236) erweiterte Druckfassung einer, wie sich

Entschlüsselung einer dahinterstehenden Sache in sich zielen, ermjttein |aßt bereits 1959 von der Philosophischen Fakultät der

ndernauteme aktive Einbeziehung der Leser/Hörer in die Symbol- Universität Bonn angenommenen Dissertation im Fach Ver-

nrnehmung und -Umsetzung. Dem dienen weniger freie Assoziatio- gleichende Religionswissenschaft. Der Autor, 1934 in Köln geboren,

n (die ins Feld psychologischer Ane.gnung führen würden) als jst 1966 durch eine germanistische Publikation („Wege zur Novelle",

rcndc Verstandestätigkeit (nach den „Sophia"-Stichworten 13,18; Stuttgart) hervorgetreten.

• S. 63ff etwas unglücklich unter dem Titel „Weisheitsreflexion"). Ma|medes nach 27 Jahren erstmals veröffentlichte Untersuchung

ideale Interpretationsraum ist die kirchliche Versammlung, die wonte und wi„ ein Beitrag sein zur Semasiologie des Wortes phos,

am Herrentag (vgl. 1.10) der Begegnung mit dem auferstandenen aber auch zur Erhei|ung der „Eigenart religiösen Sprechens" („Ein-

H^m aussetzt (73-97). Führung", S. 1).

die A 'St gemeindllcne Versammlung insbesondere Ort Für Nach einer terminoiogischen Vorklärung („Der SymbolbegrifT, S. 3-5) be-

sol ^ '8nung von Briefen- und auch die APk indiziert sich als handelt Teil I „BegrifTe und Vorstellungen" (S. 7-138); je eines der vier Kapitel

eher. Das nimmt Vanni wahr (730 und springt doch darüber dieses Teiles ist den neutestamentlichen BegrifTen doxa,pyr,phos und sloicheia

'naus, da er (nun im exegetischen Block) 1,4-8 als literarisch gewidmet. Kapitel I (doxa, S. 9-34) stellt zunächst die Wortgeschichte von

er°gen betrachtet, wenn man es nicht als liturgischen Dialog doxa dar. dann, in einem exegetischen Teil, diedoxa „als Erscheinung" (Lk 2,9;

**Mchen dem Vorleser und den Hörern von 1,3 auflöse (101-1 13). 9 3lf; Damaskus; Apokalypse; Johannes) und „als Begriff (IKor I5.40IT;

Dle direkte liturgische Aneignung tritt an dieser Nahtstelle an den Ort 2Kor 3'7fT; 4-3,r: Hebr 1,3) sowie schließlich „als unbestimmtes Konkrctum"

e'nes den n~i, j- u j u> c_, , ■ (Thron. Parusie. Kranz, offener Himmel). Im 2. Kapitel (/>ir. S. 35-60) unter-

»uen Uottesdienst vermittelt anregenden Hörens, eine Entschei- . ^ .,

OUn» Hi„ .,, „■ .. .. .... . aii_ scheidet der Vf. zwischen Feuergericht (einlaches Gerichtsfeuer. Weltbrand)

s. uie zumindest einer Verifikation an den Hymnen der Apk be- . „..„ e . „... . „ <.

dürfte-., fpir f, . . und Holle sowie Feuer als Bildwort. Das zentrale Kapitel 3 (y'^ov. S. 61-135)
• uttallig fehlt ein Kapitel zu diesen, differenziert, offenbar wegen der Fülle des Materials, nicht nach Sachsa
ifc 8 enlschlusseln 1.9-16 und 3,14-22 Für Vanni die drei komplexen, sondern nach Schriftengruppen des neutestamentlichen Kanons:
""akteristika der Apk: Der liturgische Dialog Führt weiter zur „Das Licht in der erzählenden Literatur" (Apokalypse. Synoptiker und
°egegnung

mit dem auferstandenen Christus und diese zu Christi Apostelgeschichte). „Das Licht bei Johannes" (einschließlich der johan-

neil über die Kirche, das sich selbst in der größten Schärfe aus der ncischen Briefe, mit Exkursen zur Auffassung von phos als Offenbarung und zu

(Ch* SPe'St' Es ,olgcn rür 4-22 exemP'arischc Exegesen von 5,6-8 den Schriften vom Toten Meer), „Das Licht bei Paulus" und „Das Licht in den

nris,usals Lamm); 6,5-6; 8.12-1 3; 12,1-6 (mariologische Deutung nichtpaulinischen Briefen"; exkursartig behandelt ein kurzer Abschnitt das

Xegetjsck -.„„„„„„ui u u • u j u j- i .• Korrelat „Finsternis". Ein eigenes Kapitel (4, sloicheia, S. 136-138) untersucht

° ,,M-n ausgeschlossen, aber hermeneutisch durch die evokative ..„,'„,.,

Kraft, der a b j ■ j ■ ■_ «• u i , j die..Elemente"vonGal4,3.9;Kol2.8.20;Hebr5.12;2Petr3.l0.12.

Teil II sammelt, ordnet und diskutiert „Motive" (S. 139-224). Als Motive der
Apokalyptik" (Kapitel 1, S. 141-154) wertet der Vf. Stern, Verfinsterung (mit

21 1 ^ Verr>indung mit dem Joh offengehalten) und

Der „Apokalyptik" (Kapitel l.S. 141-154) wertet der Vf. Stern, Verfinsterung(mil

auf di logische Tcil findct die innere Bewegung der Apk in einer Exkursen zum Lichtkreuz [im Anschluß an Mt 24,30] sowie zum Vorhang im

Sjch 'C beschichte gewendeten Dynamik Christi. In dieser entfalte Tempel und zur Finsternis am Kreuz), Sonnenweib (Apk 12.1) und „Parusic

die n'6 8asileia und dränge zum Abschluß. Vanni spricht dafür, um wie ein Blitz" (Mt 24,27; Lk 17,24). Kapitel 2 (S. 155-169) untersucht das

ch ei"ung auf einen Begriff zu bringen, von der „geschichtlich- „Lichtkleid" in der erzählenden und in der theoretischen Literatur des Neuen

'stologischen Dimension" der Apk (278 u. ö.). Besonderes Augen- Testaments sowie in den neutestamentlichen Apokryphen. Je ein Kapitel bemerk
* verwendet er auf Querlinicn zum Johannesevangelium. In der
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handelt die Lichtmotivik von Taufe (3, S. .70-187), Weihnachten (4.
S 188 195 hier S 191 ff' „Der Stern von Bethlehem"), Verklarung (5.
^atologie hält er eine synthetische Sicht Für möglich: Vor dem s 1% 203) Damaskus(6 s 204-209) und Pfingsten (7, fm
"'"'ergrund der Spannung „Reich nicht von dieser Welt" und „von schließende Kapitel 8 („Symbol und Sprachc;% S^ 18-224 ^ •
d,eser Welt" (279-304) trbeitet er Für die Apk einen theologischen Beispiel des neutestamentlichen Redens vom Licht das komplizierte Verna
E">w.cklungsgang vom Kommen der „Stunde" zum Kommen Christi «»^^^'"^JS der crwähntc „Nachtrag", der sieh mit
(305-332), dem er im (angenommenen) johanne.schen Kreis Auf den Seiten 2^*^™££^ und vorallem dem von Bult-
Raum gib,. So gehör, er in eigener, katholische Tradition nicht ver- sei, .959 erschienener L.teraturausein