Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1990

Spalte:

910-912

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Pauly, Wolfgang

Titel/Untertitel:

Wahrheit und Konsens 1990

Rezensent:

Pfüller, Wolfgang

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

909

Theologische Literaturzeitung I 15. Jahrgang 1990 Nr. 12

910

nachdrücklich beeinfluß) durch Heidegger (265) - als Aufgabe für die ten unendlichen Geheimnisses zur Sprache bringt. „Das unendliche

Rcligionsphilosophie. „einen nachmetaphysischen Gott zu denken" Geheimnis wird Gott, indem es Gestalt wird ... Es konstituiert sich

(63). wobei das metaphysische Erbe fruchtbar miteinzubringen ist. primär als Gestalt in Offenbarungsereignissen", also epiphanisch

Ansätze hierzu sieht Welte schon bei Thomas. Der „Satz ,Gott ist" ist (325). In der Epiphanie wird die Differenz des Überseienden und des

dem Menschen kein per se notiim. weil er die essentia und den actus Seienden „überspielt", und so wird das Unaussprechliche benenn-

tssendi Gottes nicht kennt" (121). Insbesondere bei Thomas und bar.

Jaspers arbeitet Welte die Betroffenheit und Vcrwiescnheit des Men- „Der Mensch erfährt den sich offenbarenden Gott im Symbol."
sehen seitens der Transzendenz heraus. Die „im Menschen geschc- (336) „Die erscheinende Gestalt oder das Symbol zeigt die Transpahende
Scinserhellung" ist sekundär, sie bedarf „einer Ursprung- renz und Immanenz in einem. Das Symbol schließt sich nicht in sich
Hclwivn Erhelltneil des Seins überhaupt" (169). In der Metaphysik selbst, sondern bleibt für das schlechthin Übergestalthafte transpa-
wird - nach Heidegger, dem Welte hier folgt - „Gott als das höchste rent." „Im Symbol als der endlichen Gestalt Gottes .werden göttliche
Seiende vorgestellt und in Beweisen sichergestellt" (257). Dieser und menschliche Züge zusammenwachsen-." (330) Im OlTenbarungs-
metaphysische Gott ist „ein Gemächte" unseres Denkens (257). Nach ereignis werden die Symbole gestiftet, und es wird Religion und
Heidegger muß der Mensch erst die Dimension des Heiligen denken, Glauben ermöglicht, indem der Mensch sich dem ihm begegnenden
so aus dem „Fehl Gottes" herausgehend, um die Frage nach Gott Gott öffnet (336). Im Symbol wird die ursprüngliche Differenz
angemessen zu denken. Das versucht Welte. Ersucht nach der „Ratio- zwischen Gott und Mensch gewahrt, aber zugleich göttliche Erfah-
nalitäl der Begründung des Heiligen" (190). Das Heilige kann nicht rung dem Menschen ermöglicht (336). Die Nähe und die Ferne des
selbstisch hergestellt, sondern nur aus der Freiheit der Gnade erhofft. sich offenbarenden Gottes werden im Symbol erfahren (331).
erwartet werden (209). Die Gottesbeweise hatten die Aufgabe, qua Für Kusar ist Weltes Denkweg in bezug auf Gott, der nach ihm
Reflexion, nicht faktisch, das Heilige, das sich ursprünglich Gott ver- ohne Kehren auskam (375), durch eine dreifache Differenz gekenn-
dankt. der menschlichen Vernunft zugänglich zu machen (210). Das zeichnet: die ontologische. die phänomenologische und die theolo-
••geistige Organ des Heiligen" und Ort seiner Begegnung ist nicht gische (375ff. 383). Welte setzt bei der metaphysischen Ebene an.
••irgendeine Sonderebene des Bewußtseins, sondern die Vernunft", überwindet diese schnttwe.se: Vom Sein selbst kommt er zu dem gött-
••indem die Vernunft das Vereinzelt-Kategorialc fallen läßt und liehen Gott (375). „Der göttliche Gott ruft in seiner Offenbarung beim
sich in die Einfalt ihres reinen Scins-Lichtes sammelt" (196). „Gott Menschen religiöses Verhalten hervor: Beten. Opfern. Tanzen, ins
wartet und verbirgt sich im Heiligen ähnlich wie das Sein im Nichts Knie fallen. Er unterschiedet s.ch phänomenal vom Gott des meta-

QndHa.u i- _c ■ ../->i-> physischen Denkens. Dieser ist nämlich nur in einem abstrakten

u"u uas Heilige im Sein. (262) ' 1 , , . . . ,

Die entscheidende universale" Grundfrage (298) ist Tür Welte Begriff angezielt und gedacht und keinesfalls in semer Göttlichkeit
unter Berufung auf I eibniz Sendling und Heidegger: „Warum ist erfahren. Dies Letzte ist nur dort möglich, wo Gott von sich aus
überhaupt etwas und nicht nichts''" (296) Hier fragt Welte in „eige- erscheint und dem Menschen aufgeht und ihn unter seinen Anspruch
ne(r) Ausrichtung" (296 Anm 147) nach dem Grund für das Sein stellt." (334) Daß dieser göttliche Gott immer „zugleich der Ganzes
Seienden von dem aus sich das Seiende gegen das Nichts abhebt Andere" (348) bleibt, ist bei Welte strenge Implikation, die sich ihm
"nd im Sein behauptet" p97 Anm 149) Die Grundfrage ist nicht besonders durch die intensive Beschäftigung mit Meister Eckhan
beantwortbar im Bereich der auf das Seiende ausgerichteten Wissen- auftut. Eckharts Versuch. Gott auf dem Wege der Abgeschiedenheit
«haften (298). Wer die Grundfrage stellt, trifft auf das Nichts (299). zu denken und zu erfahren, vertieft Weltes nachmetaphysische Sicht
-Das Nichts als die Erscheinung oder Präsenz des absoluten Geheim- Gottes (348)

nisses" des Seins des Seienden ist jenseits von jeglichem Etwas: das Als Em- und H.nfuhrung in das Werk Bernhard Weltes ist Stjepan

Nicht-Seiende das Andere des Seienden. Deshalb ist es auch jenseits Kusars Arbeit geeignet. Der rel,g,onsph,losoPh,sche Ansatz Weltes

aHer Begrenztheit und Faktizität die für das Seiende als solches hinsichtlich der Gottesfrage wird in enger Anlehnung an die Vorlage

Episch ist." ,303) Im bodenlosen .'.Abgrund jenseits des Seienden ... zur Sprache gebracht. Negative Theologie. Thomas. Eckhart. Jaspers,

kündigt sich .das Geheimnis' an: Jenes, was alles Sein trägt und ent- Heidegger u. a. werden zu Recht ab dessen Dialogpartner und Väter

«neidet, das verborgene Warum, die verschwiegene Herkunft, der verstanden. Allerdings kommt in Kusars Arbeit die kritische Auf-

"nbedingte Cirund- (300). Hier signalisiert sich transzendentale Ver- arbeitung der Welteschen Rezeption derselben zu kurz. (Hingewiesen

»iesenheit. Vom .endlichen menschlichen Dasein aus" ist die sich sei hier z. B. auf Weltes unbefriedigende Kantrezeption.) Kusars

selbst lichtende „Unendlichkeit in der Gestalt des unbedingt einfor- Arbeit macht „Lust" und weckt Interesse^ srth mit dem wichtigen

Druden Nichts zu sehen" die nicht menschliches Konstruk. ist. religionsphilosophischen Werk Bernhard Weltes zu beschäftigen, das

, ... u „•___in u/nltp unter Verwendung des metaphysischen Erbes und geprägt von einem

ändern den Menschen immer schon in Anspruch nimmt. (B. Welte. umer veiwc, u g , , „ k » s

Rei;«~ li .. _ .. u . ,,,-,„ 1Q7o 7->n Dasabsolutc ahrzchntelangen Umgang mit Meister Eckhart nachmetaphysisch im

*eiigionsphilosophie, Freiburg. Basel, Wien 1978. „uasansoiuic jo .

Gehn;™ ■ u ™ ii o oic Ha* Nirhts Denn es ist Gesprach mit dem gegenwartigen Denken Religionsphilosophie

VJCneimnis begegnet im Daseinsvollzug als das rsncnis. l»ciih c> m " k

überseiend und übergestalthaft, ungreifbar und transzendent und im betreibt.

Hegriffnicht zu fassen. Allenfalls kann es der Mensch, an es denkend Jcna Udo Kern
<vgl. An-dacht!), .berühren-." (347)

Nachmetaphysich nach Gott zu fragen heißt nicht, auf Grund von

Begriffssystemen, sondern aus „ursprünglichen Erfahrungen", heute pau|y Wolfgang: Wahrheit und Konsens. Die Erkenntnistheorie von

"nivcrsal gültigen „Grundtatsachen" (das sind: „das Dasein, das zwei- Jürgen Habermas und ihre theologische Relevanz. Frankfurt/M.-

deutige Nichts [das Nicht-Dasein] und das Interesse am sinnvollen Bcrn-Ncw York-Paris: Lang 1989. V. 385 S. 8" = Saarbrücker

Dasein") einen Weg zu Gott zu denken (266). Dabei gilt es fundamen- theologische Forschungen, 1. Kart. sFr 80.-.

*Uu bedenken daß „erst im Rahmen der <£^^£ Das Buch von W. Pauly ,= P.). eine 1989 angenommene Saarbrük-

^ Bedeutsamkeit des Seins des Seienden im Oanzen er* heb Dissertation, rciht sich ein in die vor aMem von katholischer Seite

na emt;ll (3,7, Für das Verstehen des J^™^*^ unternommenen Bemühungen, das Denken von J. Habermas (= H.)

£n des Personalen „das eigentlich führende Modell (320X Da „ machen. Dabei kann P. für sein Anlie-

»Sg^g^ - eine „eingehende Gesamtdarstellung der Einzelelemente der

»«Ugaul suS im 5S,es",gilt nicht die Persona- Habermasschen Konsensus-Theone". die Einbettung der Wahr-

Ii«," unuBuiii»re»j«iiB v „njj„rnnHr Persona- he tstheone in den umfassenden Kontext einer kommunikativen

des endlichen Seienden, sondern ^1"^ Handlungstheorie" sowie die Erhellung der Parallelität „von erkennt-
"U|t. die analogisch die schlcchthinnige Transzendenz acs unncumB