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Ausgabe:

1990

Spalte:

899-900

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Fleischmann-Bisten, Walter

Titel/Untertitel:

Der Evangelische Bund in der Weimarer Republik und im sogenannten Dritten Reich 1990

Rezensent:

Kleiminger, Matthias

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Seite 1

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899

Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 12

900

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yixfjp dxijp, S'xai e.' ahbvep. ßsaaaXovixri: 'ExSoxixöp oixop „To Bu-
CavTiov" 'EAeodeptoü T. Mepexäxt] 1987. 599 S. 4° = Tlaxpidpyixov
läpvpa flaxeptxeöv MeJ.ezpöjv.

Die unter der Ägide des patristischen Instituts von Thessaloniki erscheinende
, dem Ökumenischen Patriarchen Demetrios gewidmete
Patrologie ist ein umfangreiches und anspruchsvolles Unternehmen,
das in einer Ausstattung von entsprechender Gediegenheit erscheint.
Der zweite Teil behandelte auf über 1000 Seiten die Zeit der Verfolgung
. Der dritte über die Blütezeit des 4. und 5. Jh. ist auf zwei Teilbände
verteilt, deren erster vorliegt. Die Anordnung ist für die orthodoxe
Tradition charakteristisch. Voran stehen die amtlichen Texte
der Synoden, gefolgt von der gottesdienstlichen Literatur, den Liturgien
und Dichtungen. Danach kommen die Mönchsliteralur, Bibelkommentare
, Apologeten. Es folgen die Historiker, schließlich die
Arianer und ihre Gegner, insbesondere Athanasios und sein Kreis. In
ihm bildet den Schluß Synesios von Kyrene - etwas unerwartet, aber
wo paßt diese eigentümliche Gestalt eigentlich hin?

Die Darstellung strebt Lesbarkeit an. „Fuß"noten erscheinen als
Randscholien und geben meist Quellenangaben. Jedem Abschnitt
folgt eine umfangreiche Bibliographie, die den Vf. als Kenner der internationalen
Diskussion ausweist. Ein knappes Register der Autoren
und Sachbegriffe schließt den Band. Chrestou kündigt eine Neuausgabe
des 2. Teiles in 2 Teilbänden an. Dafür und für die Fortsetzung
des vbrliegenden Teiles sei ihm die nötige Schaffenskraft gewünscht.
Berlin Kurt Treu

Kirchengeschichte: Neuzeit

Htischmann-Bisten, Walter: Der Evangelische Bund in der Weimarer
Republik und im sogenannten Dritten Reich. Frankfurt/M. - Bern -
New York - Paris: Lang 1989. 586 S. gr. 8° = Europäische Hochschulschriften
. Reihe XXIII: Theologie, 372. Kart. sFr 89.-.

Walter Fleischmann-Bisten ist Mitarbeiter am Konfessionskund-
liehen Institut des Evangelischen Bundes (EB) in Bensheim. Er legt
mit dieser Arbeit seine Promotionsschrift vor. die in ihrem Entstehen
von dem Kieler Kirchenhistoriker und Präsidenten des EB, Gottfried
Maron, mentoriert wurde. Diese, für das Thema günstige, Konstellation
hat der Vf. zu nutzen verstanden.

Umfängliche Hinweise auf vorhandene Literatur zur Geschichte
des EB machen einen Eigenwert des Buches aus. Das betrifft die Nennung
von Arbeiten aus der Vorkriegszeit, Lexika- und Zcitschriften-
artikeln aus jüngster Zeit, sowie eine Dokumentation von Quellen im
Wortlaut, die bisher unveröffentlicht waren.

Fleischmann-Bisten schließt mit diesem Werk Lücken in der Aufbereitung
der Geschichte des EB. Der Verfasser nennt als besonders
wünschenswert Beiträge über:

..- Die Auseinandersetzung des EB mit dem Katholizismus vor
und nach 1933.

- Die Biographie der maßgeblichen Persönlichkeiten und Mitarbeiter
des EB; denn es finden sich, von fehlerhaften Notizen abgesehen
, nur einige verstreute Skizzierungen zu Doehring, Kremers und
Born kämm.

- Eine quellenmäßig abgesicherte Darstellung der Haltung des EB
zu DCundBKab 1934.

- Die Inhalte der theologischen Arbeit, die ab 1935 mit Heinrich
Bornkamms Präsidentschaft einen Richtungswechsel markieren
soll.

- Die Entwicklung der Organisation und der verschiedenen Arbeitsbereiche
besonders ab 1937 und deren Einschätzung durch den
nationalsozialistischen Staat." (S. 29)

Bereits zum 100jährigen Bestehen des EB erschien 1986 von
Fleischmann-Bisten und Heiner Grote eine zusammenlässende Geschichte
mit dem Titel: Protestanten auf dem Wege. Darin sind bereits
wesentliche Erkenntnisse Fleischmann-Bistens aufgenommen. Auch

die Einzelbeiträge, die 1986 von Gottfried Maron unter dem Titel
„Evangelisch und ökumenisch" herausgegeben worden waren, brauchen
nach den umfänglichen Quellenstudien von Fleischmann-Bisten
nicht wesentlich korrigiert zu werden.

Die genannten Lücken in der Aufbereitung der Geschichte des EB
sind besonders da zu verzeichnen, wo es um die Gesamtdarstellung
derZeit der Weimarer Republik und des Dritten Reiches geht. Der Vf.
glaubt, daß dies in der thematischen -Vielfalt des zu bearbeitenden
Stoffes und der zum Teil sehr schwierigen Quellenlage begründet
ist.

Auf 180 eng mit Anmerkungen beschriebenen Seiten findet der
Suchende Material zur Weiterarbeit, viele Details, weiterführende
Quellen und Literatur.

Zu den sieben hier erstmals im Wortlaut zugänglich gemachten
Quellen gehören so wichtige wie die Satzung des Vereins: EB zur
Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen. Festgestellt in der
Generalversammlung in Hamburg 1905 (veränderte Form der Satzung
von 1887); die Grundsätze des EB (gedruckt 1941); die Erklärung des
EB zum Kirchenkampf, Bußtag 1934; oder die Liste der Mitglieder
des Zentralvorstandes des EB, aufgestellt im Januar 1938. Ebenso aufschlußreich
ist der Wortlaut eines Beitrages des damaligen Bundesdirektors
von der Heydt vom 5. 2. 1935: Grundsätzliches über die
Haltung des EB.

Mit der Sammlung von gedruckten und ungedruckten Quellen, mit
der Erarbeitung von Biographien maßgeblicher Persönlichkeiten des
EB (u. a. Lisco, Doehring, Krcmcrs, Bornkamm, Everling, Fahrenhorst
, von der Heydt) und mit der Darstellung der Organisation sowie
der Arbeitsfelder des EB hat der Vf. Entscheidendes für die Forschung
geleistet.

In der eigenen Darstellung der Geschichte des EB untersucht
Fleischmann-Bisten in bemerkenswert gut lesbarer Weise die Stellung
des EB zur Novemberrevolution und zur Weimarer Republik, wirft
einen Blick aufsein Eintreten für Volk und Vaterland, schildert die
Auseinandersetzungen mit dem Katholizismus und klärt manche Fragen
nach dem Verhältnis des EB zu kirchlichen und gesellschaftlichen
Gegenwartsfragen.

Ein besonderes Schwergewicht bildet die Darstellung der Auseinandersetzungen
mit dem Nationalsozialismus. In fast allen Abschnitten
werden durch eine gediegene Quellcnsichtung vorhandene Pauschalurteile
relativiert oder berichtigt. So mahnen z. B. die genannten
und z. T. neu aufgefundenen Quellen zu einem differenzierten Urteil
über die Haltung des EB zum Kirchenkampf. Interessant ist auch der
Bericht über die Tätigkeit des EB während des Zweiten Weltkrieges;
zeigt er doch die Argumente des EB für sein starkes Engagement im
Kriege und die, wenn auch leise und verhalten vorgetragenen, Vorbehalte
.

Deutlich wird, wie sehr die führenden Persönlichkeiten stets davon
überzeugt waren, daß die Aufgaben des EB mit der Bildung der Deutschen
Evangelischen Kirche, mit der Konkordatspolitik zwischen
dem Deutschen Reich und dem Vatikan wie auch dem Entstehen der
Deutschen Glaubensbewegung und der Bekennenden Kirche nicht
erledigt seien. „Wir behalten das Ziel im Auge und beobachten die
geistige Situation." (von der Heydt, 351) Stets sollte es auch in Zukunft
um die Wahrung des reformatorischen Erbes, um konfessions-
kundliche Forschung und um ein landeskirchliche Grenzen überschreitendes
christlich-evangelisches Gemeinbewußtsein gehen.

Güstrow Matthias Klcimingcr

Krumwiede, Hans-Walter: Evangelische Kirche und Theologie in der
Weimarer Republik. Neukirehen-Vluyn: Neukirchcner 1990. X,
262 S. 8' = Grundtexte zur Kirchen- und Theologiegeschichte, 2.
Pb. DM 39,80.

Die neue Reihe „Grundtexte zur Kirchen- und Theologiegeschichte
" ist vom selben Flerausgeberkreis initiiert, der bereits die
Reihe „Kirchen- und Thcologicgcschichtc in Quellen" (5 Bde) be-