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Ausgabe: | 1990 |
Spalte: | 895-896 |
Kategorie: | Neues Testament |
Autor/Hrsg.: | Seeley, David |
Titel/Untertitel: | The noble death 1990 |
Rezensent: | Lohse, Eduard |
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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 12
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gesetzt sind, sei hier nur am Rande vermerkt. Typisch ist schließlich
noch K.s Neigung, komplizierte Textstrukturen durch Schemata zu
veranschaulichen (vgl. 11-16,65,132,136,155,158).
Berlin Hans-Martin Schenke
Seelcy, David: The Noble Death. Graeco-Roman Martyrology and
Paul'sConceptofSalvation. Sheffield: JSOT 1990. 170 S. 8" = Jour-
nal for the Study of the New Testament, Suppl.Series 28. geb. £
22.50.
Diese straff durchgeführte Untersuchung stellt die überarbeitete
Fassung einer Dissertation dar, die 1987 von der Claremont Graduatc
School angenommen worden ist. Ihr Thema gilt dem viel verhandelten
Problem, von welchen religionsgeschichtlichcn Voraussetzungen
her die paulinischen Aussagen über den stellvertretenden Tod C hristi
zu verstehen sind. Die ersten drei Kapitel suchen darzulegen, daß
weder kultischen Vorstellungen noch Jes 53 oder gar der Überlieferung
von der Opferung Isaaks nach Gen 22 wesentlicher Einfluß beigemessen
werden kann. Kap. 4 fügt die Meinung hinzu, daß auch
Mystcrientraditionen, an die vor allem im Blick auf Rom 6 gedacht
worden ist, nicht bestimmend gewesen sein könnten. Im 5. Kapitel
wird dann die These entfaltet, nach der die Wertung jüdischer Martyrien
, wie sie im 2. und 4. Makkabäcrbuch beschrieben worden ist, als
wichtigstes religionsgeschichtliches Motiv zum Verständnis der ur-
christlichcn Aussagen anzusehen sei. Dieses Motiv wird als von der
hellenistischen Welt bestimmt beurteilt. Zu seiner Veranschaulichung
wird dann im letzten Kapitel das in der griechisch-römischen Umwelt
wiederholt verwendete Beispiel vom edlen Sterben beschrieben, wie es
an Sokrates und anderen hervorragenden Persönlichkeiten abzulesen
ist. Nicht nur die Erzählungen der Makkabäerbüchcr sollen von diesem
hellenistischen Gedanken her gestaltet worden sein, sondern auch
Paulus-ob wissentlich oder unbewußt, mag offen bleiben - soll diese
Vorstellungen in seinen Ausführungen über Christi Tod vorausgesetzt
haben.
Die Argumentation der Studie ist in allen Kapiteln knapp und übersichtlich
gehalten, dadurch aber etwas holzschnittarlig geraten. Zwar
wird wiederholt angemerkt, daß die paulinischen Aussagen über den
Tod Christi weithin auf traditionellen Formulierungen beruhen, die
bereits in der vorpaulinischen Christenheit geprägt worden waren:
aber aus dieser Einsicht werden keine Folgerungen für die Urteilsbildung
gezogen. Daß urchristliche Wendungen über Christi Kreuzestod
durch popularphilosophische Traditionen beeinflußt worden sein
sollten, wird jedoch nicht gerade als wahrscheinlich gelten können.
Zweifellos sind die herangezogenen Berichte der Makkabäerbüchcr in
nicht geringem Maß von hellenistischer Sprach- und Gedankenwelt
beeinflußt. Doch im Blick auf die urchristlichen Aussagen ist zu bedenken
, daß das Motiv der für Sünden geleisteten Sühne eben nicht
aus hellenistischen Überlieferungen abgeleitet werden kann. Wenn
popularphilosophische Argumentation davon spricht, daß der edle
ßod eines weisen Mannes spürbare Wirkung auf seine Umwelt ausübt
, so ist damit ein vollkommen anderer Gedanke ausgesprochen, als
wenn davon die Rede ist, daß Sündenschuld getilgt wird. Das „ein für
allemal", das das urchristliche Bekenntnis zum Kreuz Christi ausspricht
, bleibt überdies ohne jede Analogie in der griechisch-
römischen Welt.
Der Vf. gibt kritisch zu bedenken, ob nicht in der früheren Diskussion
zu scharf zwischen palästinischen und hellenistischen Überlieferungen
innerhalb des antiken Judentums unterschieden worden sei,
neigt dann aber seinerseits doch wohl zu einseitig dazu, allein hellenistischen
Einflüssen bestimmende Bedeutung zuzuerkennen. Dabei
wird sicherlich nicht genügend in Rechnung gestellt, daß die verschiedenen
Motive, die in den ersten Kapiteln seiner Abhandlung ein
wenig zu rasch beiseite getan werden, bereits für die vorpaulinische
Christologie von Einfluß gewesen sein müssen. Das gilt sowohl für Begriffe
der Opfersprache wie vor allem für die Wendungen ..für unsere
Sünden", „um unserer Sünden willen", die ohne den Hintergrund von
Jes 53 schwerlich hinreichend verständlich gemacht werden können.
In den Traditionen vom sog. "Noble Death" sind hierzu keinerlei vergleichbare
Aussagen zu finden, und auch die Makkabäertexte kennen
den Gedanken eines „ein für allemal" gestorbenen Sühnetodes nicht.
Daher ist auch mit dieser Abhandlung noch keineswegs das letzte
Wort zur vielschichtigen Problematik gesprochen; wohl aber sind
offene Fragen noch einmal deutlich herausgestellt worden.
Ciöttingen Eduard Lohsc
Kirchengeschichte: Alte Kirche
Heimann. Peter: Krwähltes Schicksal. Präexistenz der Seele und
christlicher Glaube im Denkmodell desOrigenes. Tübingen: Katzmann
1988. 292 S., 1 Taf. 8" = Theologische Beiträge und Forschungen
, 5. Kart. DM 48,-.
Die Berner Dissertation von 1987 dankt „Seiner Königlichen
Hoheit Prof D. theol. et Dr. iur. Prinz Max. Herzog zu Sachsen", der
„seinem letzten Schüler an der Universität Fribourg" die Anregung zu
dieser Arbeit gab. Sie ist gewidmet „Uxori dilectae ante initium nas-
cendi electae", der für das Korrekturlesen gedankt wird. Der Vf., der
eine beträchtliche Reihe von populären Büchern sowie von Radiosendungen
vorzuweisen hat. tritt mit wissenschaftlichem Anspruch auf
Ergibt eine Liste von benutzten Büchern mit 263 Nummern. Mittelalterliche
Autoren reichen von Ambrosius bis Zwingli. Clemens Ale-
xandrinus wird teils nach Stählin (ohne Hinweis auf die GCS), teils
nach „Loeb-Library" (ohne Herausgeber) zitiert. Edgar Früchtel (Nr.
22) erhält zweimal einen anderen Vornamen (Nr. 19, 152).
In drei Teilen stellt H. „Die Ströme der Entwicklung" und „Die
Lehre von der Präexistenz", dann kurz „Nachwirkungen des Orige-
nes" dar, diese mit dem Schlußabschnitt „Vita Originis" (sie) - als
wäre das Leben eines Menschen Teil seines Nachlebens. „Die Verständnisschwelle
für Origenes ist ... sehr hoch" (S.262). Manche
geistreiche Formulierung beeindruckt. Wieviel Gewinn man aus dem
Ganzen ziehen kann, hängt davon ab, ob man die Prämisse des Autors
teilt, daß die Lehre von der Präexistenz der Seele für Gegenwart und
Zukunft von brennender Aktualität ist. „Denn das heutige Bewußtsein
erkennt im Bereich des Vorgeburtlichen immer deutlicher eine
dem Erdenweg vorangehende und mit diesem organisch zusammengehörende
Entwicklungsstufe seelischen Lebens" (S. 12).
Berlin Kurt Treu
Ladaria. Luis F.: LaCristologiade Hilariodc Poitiers. Roma: Pontifi-
cia Universita Grcgoriana 1989. XX, 322 S. gr.8' = Analecta Grego-
riana. Vol. 255 Series Facultatis Theologiae: sectio A, n. 32. L
45.500.
Der Vf.. geb. 1944 auf Mallorca, ist Theologieprofessor an der Grcgoriana
in Rom. Er veröffentlichte bereits 1977 bzw. 1986 Bücher
über die Geist- und Trinitätslehre des Hilarius. Im vorliegenden Buch
gibt er einen überzeugenden Abriß der Christologie des Kirchenlehrers
, obgleich dieser sie nicht wie die Trinitätslehre systematisch entfaltete
, wobei er sich auf alle großen Werke des antiarianschen Kämpfers
- besonders den Matthäus-Kommentar, die 12 Bücher De Trini-
tatc und die Psalmen-Auslegung - stützt. Es geht ihm nur am Rande
um die idcengeschichtlichc Ableitung dieser Gedanken. Er macht verschiedentlich
aufmerksam auf terminologische Unsehärfen und nicht
ausgeglichene Spannungen zwischen Einzelaussagen, deren Spitze
aber jeweils gut verständlich ist. Vor dem eigentlichen Ausbruch des
christologischen Streits kann sich Hilarius auch noch einen Reichtum
an Bildern leisten, zumal er im Kern das Ergebnis dieses Streits vorwegnimmt
. Resümierend kann der Vf. feststellen, das Denken des
Hilarius habe sich entwickelt und bereichert, doch in der Substanz sei
er sich stets treu geblieben.