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Ausgabe:

1990

Spalte:

67-68

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Marlé, René

Titel/Untertitel:

Les quatre piliers de la catéchèse 1990

Rezensent:

Morel, Adrien

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Seite 1

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67

Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 1

68

Praktische Theologie:
Katechetik/Religionspädagogik

Marie, Rene: Les quatre piliers de la catechese. Instructions sur le
Symbole des Apötres, le Notre Pere, les Commandements, les
Sacrements. Paris: Favard 1988. 225 S. gr. 8° = DesChretiens. Kart,
ffr 79.-.

Es genügt ein Blick in das Inhaltsverzeichnis dieses Werks oder ein
kurzes Durchblättern, um zwei seiner wichtigsten Qualitäten zu
erkennen: Konzentration und Präzision. Eine ansprechende Präsentation
mit kurzen Kapiteln und Absätzen erleichtert die Lektüre und
das Auffinden von Textstellen. Dies ist sicher wichtig für ein derartiges
Handbuch, das eine konzentrierte Zusammenfassung-dabei doch
sehr umfassend - der großen Linie einer katechetischen Doktrin (der
römisch-katholischen) auf der Basis des Bekenntnisses zum (sogenannten
) Symbol der Apostel, des Sonntagsgebets, des Dekalogs
und der Sakramente bieten möchte.

Tatsächlich sind die beiden ersten Teile aus einem Buch des Autors
übernommen, das bereits 1984 erschienen ist. Angefügt sind die
Erklärungen der Gebote und der Sakramente. In den ersten drei
Teilen wird sich auch der protestantische Leser nicht allzu fremd
fühlen, da sie das klassische Schema der Reformkjtechismen übernehmen
. Selbst wenn er Mühe haben wird, die biblische „Verwurzelung
" der sieben Sakramente so zu akzeptieren oder das neuerliche
Insistieren z. B. auf dem heiklen Thema des Bischofsamtes für wesentlich
zu halten, wird der protestantische Leser die Offenheit der Argumentation
an anderen Stellen schätzen. Wir befinden,uns eben mit
dem Buch auf der ganzen Linie im Einfluß der bemerkenswerten
katholischen Bibelerneuerung, wenn wir den Text mit seinen vielen
Verweisen auf die Schrift z. B. im Zusammenhang mit dogmatischen
Behauptungen beachten. Beiläufig gesagt sind diese Behauptungen
nicht selten kommentiert. Zum Beispiel auf S. 135: „Ohne das Gebot
,Du sollst nicht töten' abschwächen zu wollen, ist doch sicher nicht
jede Form des Selbstmords, Jede Abtreibung und jede Scheidung im
gleichen Maße zu verurteilen."

Ursprünglich war dies Buch wohl ein Werk ohne größere Ansprüche
, vorgesehen als Einlührung der Gläubigen in die Liturgie des
neuen Meßbuchs gemäß Vaticanum II. Hieraufweisen die häufigen
Bezüge auf liturgische Abschnitte, Handlungen und Worte hin. Es
wird erklärt, das (sogenannte) Symbol der Apostel erscheine Seite an
Seite mit demjenigen des Nicaeno-Konstantinopolitanum in der
Messe; die Worte des Priesters in der Messe werden in Erinnerung
gerufen; Gott wird im Vaterunser geduzt, nicht mehr gesiezt, usw. Die
mit dem Werk Maries anvisierten Ziele sind demnach hauptsächlich
die Erklärung, die Klärung und die Vermittlung der Grundlagen des
Glaubens (vor allem für Laien). Er sagt übrigens selbst, er habe sich
das Ziel gesetzt, einen Katechismus vor allem für Erwachsene ohne
vertiefte Ausbildung im Glauben zu schaffen.

Es wäre jedoch falsch, das geringzuschätzen und etwa von einem
Gelegenhcitswerk zu sprechen, das hier vorliegt. Das Buch verdient
die Aufmerksamkeit eines jeden, der von Amts wegen zur Katechese
berufen ist. auch wenn es sich hauptsächlich an den interessierten
Laien wendet, der die Grundlagen seines Glaubens festigen will.
Neuere Werke in französischer Sprache, die in umfassender Art und
Weise die vier Hauptthemen der christlichen Erziehung behandeln,
gibt es nicht viele. Wer vor dem Nachschlagen in spezialisierteren
Werken zurückscheut, wird hier die Mittel und Möglichkeiten für den
,Ausbau seines Katechismus finden: 1. Bekenntnis zum Glauben
(Symbol) in einer verweltlichten Umgebung. 2. Nahrung des Glaubens
(das Vaterunser) mit Hilfe des Gebets. 3. Praktizieren des Glaubens
(die Gebote) auf der konkreten Suche nach einer verantwortlichen
„Gerechtigkeit". 4. Bestehen im Glauben (die Sakramente) in
der Dimension der Gemeinde.

Andere werden in diesem Buch stimulierende und aufbauende Passagen
finden, geeignet, alte Wahrheiten neu zum Leuchten zu bringen.

Formulierungen wie „Beten, das ist Einstimmen auf Gott"; „Die zehn
Gebote, das ist die Ordnung der wahren Freiheit, für das Leben, für
das Glück und für die Liebe."; „Der Heilige Geist, das ist die Stütze
Und Nahrung der Hoffnung", die „uns aufrichtet und uns das Warten
ermöglicht", usw.

Man darf dem Autor dankbar sein, daß er mit seinen „vier Säulen"
einen dogmatisch soliden Extrakt präsentiert (wenn auch sehr „konfessionell
"), der dennoch differenziert erscheint. Und nicht zu vergessen
: In einer absichtlich unspezialisierten und zugänglichen Sprachform
. Allerdings finden sich auch einige Seiten, die den Leser nicht
voll befriedigen können: Wenn zum Beispiel die Gebote acht bis zehn
auf knapp fünf Seiten abgehandelt werden, ist das nicht befriedigend.
Das ist jedoch zweifellos der Preis der notwendigen Kürze, einer
Kürze jedoch, die auch einlädt und anregt, die Reflexion weiterzuführen
.*

Bcvilard Adrien Morel

* Die Übersetzung der französischen Rezension besorgte Prof. K. Wcgen-

ast/Bern.

Preul, Reiner, Scheilke, Christoph T.. Schweitzer, Friedrich, u.
Alfred K. Trend [Hg.]: Bildung - Glaube -Aufklärung. Zur Wiedergewinnung
des Bildungsbegriffs in Pädagogik und Theologie.
Gütersloh: Mohn 1989. 364 S. 8° = Eine Veröffentlichung des
Comenius-Instituts Münster. Kart. DM 58,-.

Schüler und Freunde haben den vorliegenden Band mit Beiträgen
zur Bildungsthematik dem Tübinger Religionspädagogen Karl Ernst
Nipkow aus Anlaß seines 60. Geburtstags überreicht. In der Widmung
heißt es: „im Respekt vor seinem theologischen und pädagogischen
Werk und seinem Engagement für Bildung, Glaube und Aufklärung
im ökumenischen Horizont in herzlicher Verbundenheit zugeeignet"
(S. 5). Pädagogik, Theologie und Ökumene sind in der Tat drei wichtige
Stichwörter, die für entscheidende Intentionen in Nipkows Werk
stehen. Im evangelischen Bereich des deutschen Sprachraums ist
K. E. Nipkow ohne Zweifel jener Religionspädagoge, der in den beiden
letzten Jahrzehnten die Diskussion um den Religionsunterricht,
die christliche Erziehung in Familie und Gemeinde sowie die Reflexion
um religionspädagogische Grundlagcnfragen in besonderem
Maße und nachhaltig befruchtet und beeinflußt hat. Seine Beiträge
zur Diskussion waren in vielerlei Hinsicht wegweisend. Sie sind
durchgängig durch eine kritisch-konstruktive Kooperation von Theologie
und Pädagogik gekennzeichnet. In inhaltlicher Hinsicht stellt die
Bemühung um einen angemessenen Bildungsbegriff ein durchgängiges
Leitthema seiner Arbeit dar. Der Untertitel der Festschrift „Zur
Wiedergewinnung des Bildungsbegriffs in Pädagogik und Theologie"
ist darum nicht zufällig gewählt, sondern akzentuiert mit Recht ein
wesentliches Kennzeichen der Nipkowschen Arbeit. Weil der Geehrte
sich stets um das konstruktive Gespräch zwischen Theologie
und Pädagogik bemüht hat, ist es nicht verwunderlich, sondern sachgemäß
, daß zu dieser Festschrift eine größere Zahl von Pädagogen Beiträge
beigesteuert hat.

Die Artikel werden im ganzen unter drei Fragekreise subsummiert:
Traditionen und Erblasten - Gegenwärtige Herausforderungen und
Perspektiven der Praxis - Theologische und pädagogische Analysen.
Im L Teil „Traditionen und Erblastcn" wird der Blick auf Gesichtspunkte
und Modelle der Vergangenheit gerichtet. L. Froesc skizziert
den Weg von der Bildung der Schrift hin zur schriftlich vermittelten
Bildung. S. Müller-Rolli geht der Frage nach dem Bildungsgchalt von
Bildern nach und bezieht sich dabei insbesondere auf J. A. Comcnius.
G. Stachel wendet sich Meister Eckhart zu und arbeitet heraus, inwiefern
Mystik Bildung nicht ersetzen will, sondern als höchstes Ziel und
letztes Ende aller Bildung zu verstehen sei. W. Jetter erinnert am Beispiel
von Caspar Fiedler an die Katechismuspredigt als „ein abgegangenes
evangelisches Bildungsinstrument". In die Anfänge unseres Jh-