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Ausgabe:

1990

Spalte:

893-895

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Kuntzmann, Raymond

Titel/Untertitel:

Le Livre de Thomas 1990

Rezensent:

Schenke, Hans-Martin

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 12

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renzierungen, die Geschichte der altkirchlichcn Bußdisziplin wie eine bzw. entscheidend davon abweichen. Der Index allerdings (179-200)

einheitliche Entfaltung aus einem uranfänglichen Rigorismus heraus, zeigt noch einmal - innerhalb des vorhandenen Spielraums, versteht

der es (aber das wird nur selten angedeutet) mit dem Phänomen der sich - ein individuelles und achtbares Bemühen des Autors, dem dar-

sich streckenden Zeit zu tun bekam. So schön ich die These vom Nah- an liegt, die griechischen und koptischen Wörter des Textes nach den

erwartungsschwund finde, als Erklärungsprinzip scheint sie mir zu Konstruktionen, in denen sie vorkommen, zu ordnen und aufzu-

versagen! Wenn sich Uh und Hebr gegen eine Zweite Buße stellen, führen.

würde ich lieber an einen täuferischen Rigorismus denken, natürlich Leider aber hat e.n Unstern offenbar über der Entstehung des Wer-
unterschiedlich begründet und ausgeformt. Paulus hat dergleichen na- kes gewaltet. Gemeint .st eine (die bei einer Drucklegung immer
türlich gekannt aber von der Überlegung her, daß der Getaufte noch lauernden Gefahren verkennende) Nachläss.gke.t, mit der vieles ge-
in dieser Welt leben muß korrigiert. Mt würde ich gern von einer ganz macht ist. vor allem kenntlich an den Druckfehlern, die in bisher nicht
anderen urchristlichen Traditionslinie her deuten, der es im wesent- für möglich gehaltener Zahl vom koptischen Text aus sich spinnenliehen
um den von Jesus begründeten Appell g.ng, den Sünder nicht netzartig über das Ganze erstrecken und dem Buch den Aspekt von
aufzugeben. Wer von der Annahme einer uranfänglichen Vielfalt aus- gebundenen Korrekturlahnen verlchen. Die Inkorrektheiten gehen
geht, hat es nicht schwer, die Vielfalt jüngerer Lösungsvorschläge zu aber weit über das Ubersehen von Satzfehlern hinaus und betreffen
erklären' etwa ganz entscheidend und in großem Maße die Kongruenz der
Mir gefällt auch nicht wie Paulus gegen die Institution ausgespielt sprachlichen Ägquivalente bei der Bezugnahme des Kommentars auf
wird. Wenn Paulus die Taufe bejaht, bejaht er natürlich eine Institu- bestimmte Elemente des kopUschen Textes (z. B stimm, die Sektionen
! Und wenn er I Kor 5 jemandem dem Satan übergibt, bejaht er nierung nicht und/oder wirf die Rückführung auf die Grundform vergleich
noch eine zweite Institution! Wir müßten tatsächlich einmal säumt). .
h<-m„„ n m- 1.1 ■. HwkAiMkninhettknken Indem wir diese Dinge aber als letztlich nicht unerklärliche Phano-

"eginnen, unsere eigene Begntllichkcit selbstkritisch zu uncrutnKui. u , . ,_____ _ .

In ,i„ d oj- • ■• l i ii i _•. „<>.. i««t;»ntinn zu tun mene eines Anfangs deuten, die der aufmerksam Gemachte schon

W der Bußdis/iphn haben wir es allemal mit einer Institution zu tun. iura*« &•> ~»

Wjp„„. . ,. ..... ... beim nächsten Mal vermeiden wird, wenden wir uns gleich dem Teil

wie auch immer die einzelne Losung aussieht! "* , . ., , ,. -.*,-,

Doch im ganzen handelt es sich bei der Studie von Frau Goldhahn- des Werkes zu dem der Autor selbst die meiste Aufmerksamkeit geMüller
um eine verdienstvolle Arbeit, die auf die Differenzierungen widmet hat und der ihm sonst wirklich gut gelungen ist. nämlich dem
aufmerksam mach, und auf einen Rigorismus, für den wir kaum noch Kommentar. Die Kommcnt.crung erfolg, in standiger Ausemander-
Verständnis haben. Nur eben: Wird hier schließlich nich, doch alles se,zung m„ der auf üb Fhom bezogenen Spezial , eraUir. vor allem
-nhe,,l,chergcschcn.a>smanese,nordnendarr> «■ ..Gesprach" mit M^ Krause. J. D. Turner und D. Kirchner, und
b unter reicher Bezugnahme auf anderweitige Literatur, die zur Erhel-
Borsdorl' GottfriedSchille |ung Ej^eiaspekten des Textes als hilfreich aufgefunden worden

ist (die übrigens nur zum Teil Aufnahme in die dem Werk vorange-

Xuntzniann. Raymond: Lc Livrc de Thomas (NH 11,7), texte etabli et stellte „Bibliographie" [S. IX-XIV] gefunden hat). Die Kommentie-

Presente. Quebec: Les Prcsscs de l'Univcrsite Laval 1986. XVI, rung jst problemorientiert und vorsichtig. Das erste Stichwort soll dar-

2°l S. gr.8" = Bibliotheque Copte de Nag Hammadi. Section auf njnwejserK daß hier ein Exeget heranzureifen scheint, der mit

■-Textes". 16. dem ideal ernst macht, daß es die Aufgabe eines Kommentars ist, das

rv , , . . „„„-rUrhen Dunkle zu erhellen (und nicht zu „erklären", was sowieso jeder ver-

Die Anlage dieser, mit einem Kommentar versehenen. ^n » chwor, will einerseits andeuten, daß K. sich m„

Wgabe dcs koptlscnen Thomasbuches ([deutsche ANdtaun* cht). Da. ^ ^

LibThom: französische Abkürzung: ThAthl vgl. dessen Ubersetzung unu cign ^ ,, u j a l. ■ u Vi-. ..

"» dieser ZeUschrif ThLZ ,0^ .977. 79 -804) folgt dem in der ^^°**^fft^f^^T^'TV £>Ü

■««adiaChSmShe^J«^ der «Bibliotheuue Cop,e de verleih,, andererseits daß K.s Exegese sozusagen nach vielen Seiten

i-inunKini cobb»b» «hi;-1uhi hin offen" st. K.s Vorsieh, kommt besonders dann /um Ausdruck.

Nag Hammadi». als deren 16. Glied sie sich uns prasen r Lifo h m o le üterarkritik zum Verständnis der Inhal-

^hem ntroduction, Texte et traductIOn, CommentaireJnd [vg. daß e zurückhaltcnd ist und entsprechend vor der

II. ,o87. , | ,!, ,hr Vf. ha. innerhalb des übe nähme kompletter literarkritischer Konzeptionen (von Turner

" ihm das Schema läßt, die Gewichte so verteil daß der Kommen Übe P Gleichwohl lehn, sich seine eigene Sich, der

£ *1C ? »«* -hon sein Umfang -m Verhal,n,s ^ ™ hutsam. aber ,m Laufe der Darlegungen immer deutlicher

J** zclgt (48_ ,77),_ ncbst dem Ted der Em ei.ung derdtmkt au Dm** vorhandene Gesam.aufTassung an. nämlich an

Jj« Kommentar zuführt (3-24 [=C. Le gerne liUera re, D Les paren werde , übxhonl als ein Stück frühchristlicher Kon-

Z lttt*™« du traite; E. Le plan et la doetnne de ThAthl. F. U ^ v a|so ,n LjbThom cme k,ejn fa_

««ure de ThAthl]) - als das Zentrum des Werkes anzusehen ■ . In in cincnl aussichtslos gewordenen Exis.enz-

Bereich formgeschichtlicher und sachlicher ^f^*»^ ^ ™n die laxere Mehrheit ein und derselben gnostischen Tho-

von LibThom finden sich denn auch interessante Akzente und ^ ^ ^ ^ ^

JJ«« der Tat Beachtenswertes und ^as 'm Rahmen d r kana- J ^ ^ ^ ^

^ch-französischen Team-Arbeit Zukunftstrachtiges^geboten. Dem Meda nur den sjnn crheben den

genüber beschränkt sich K. in den biologischen und ng - ^ - Jonz ngewathsencn stoff verbunden hat. An

**hen Partien derEinle,tung(2f[=A. Etat de -nservat on du M^ js, wohUuend und ,nnerhalb der Schule

J La langue du traite],. in der Gestaltung der ««^^^JJJ ausdgerdas kommt. absolut überraschend, daß K. sich konsequent um

- koptischen Textes und in derjenigen ^JJJjgJ Jas Verständnis des wirklich vorhandenen Textes in seinem kop-

■'*cs wie sie die Ubersetzung schon repartiert ( Fex. und De weif ^ ^ ^ ^ ^ ^

gegenüberstehende] Ubersetzung. 25-47) au. die - Nag.Hammad.-Regis,er von F. Siegert für die Exegese-

* '.ergäbe des in der Li.eratur von Einze.texten gemacht werden kann. Jedenfalls arbeite, K. ausgie-
s. Weh gegenwärtiges Konservieren des Alten bfofo,big und erfolgreich mit Parallelen aus anderen, so oder so verwandten

burc,ts Möglichen zurück. Das betrifft vor allem die Lesung M g Hamnlad,.Schrirten. Daß solcher Vergleich an Hand eines kop-

' "tes an problematischen Stellen. Aus uncinsich.igen Grunde" ha, g ^ Aatdruckl auch einma| auf ein Nebengleis

^ keinen Kontakt gehab,, gesucht oder erha ten zu den^dicsbezug- ^ ^ ^ ^ ^ Vcrg|cichsobjekte viel|eicht zu

nen aktuellen Bemühungen von S. Emme), B. Layion , ^ ^ GH}fien vorausgesetz, werden. während sie doch gelc-

en Resultate in dem gemeinten (engen) »crc'ch um d.t Text u -H^ ^ w|Khkde|Kr ,nterpretationen fahig bzw. bereits aus.

'"-'um weit über das bei K. in Wiederholung Gebotene hinausgcnen ■