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Ausgabe:

1990

Spalte:

888-890

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Tsumura, David Toshio

Titel/Untertitel:

The earth and the waters in Genesis 1 and 2 1990

Rezensent:

Waschke, Ernst-Joachim

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Theologische Literaturzeitung 115. .lahrgang 1990 Nr. 12

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tion sind: Gott will eine Beziehung verbessern oder stiften. Dazu
definiert er ein '/eichen, das bewahrt werden soll auf lange oder ewige
Zeil (206). Indessen ist von diesen Kriterien allein die Definition
..Dies ist..." eindeutig vorhanden (V. 15b). Die (iottesbeziehung
hingegen, die Fischer auch im Titel seines Buches zum Zentrum des
Textes erklärt, ist vorausgesetzt, ohne daß sie zum Gegenstand wird.
zekaer bedeutet, anders als äwumjniz in 1 Kor 11.25, nicht ' rinne-
rung, Bewahrung", sondern „Ausspruch. Nennung", vgl. akk. zikru.
Vor allem aber ist der offenbarte Name Gottes kein bloßes Zeichen,
sondern der Inbegriff der Gottheit selbst. Es geht in Ex 3 sehr wohl um
das sacramentum mundi. aber nicht in Gestalt einer sich vergegenständlichenden
Entäußerung, sondern als die freie Selbstkundgabe
Gottes im Wort.

Göttingen Christoph Levin

Fox, Michael V.: Qohelet and his Contradictions. Sheffield: Almond
Press 1989. 384 S. 8° = Journal forthe Study oftheOld Testament,
Suppl. Series 71. Biblc and Literature Series. 18. Lw. £ 25.-.

Nach verschiedenen exegetischen Arbeiten zu Problemen der
Exegese bei Jeremia, zur Beschneidung und vor allem zu Qohelet, legt
der Vf. mit dem anzuzeigenden Buch ein ausgereiftes Werk vor. Die
Grundlegung zu dieser Thematik geschah durch eine bei Menahem
Haran 1972 zum Abschluß gekommene Dissertation unter dem
Thema: The Book of Qohelet and its Relation to the Wisdom School.
Der nun vorliegende Kommentar "differs considerably in its
approach and conclusions" (7) von der Dissertation; dadurch bemerkt
man um so mehr von Anfang an die durch Jahre hindurch erworbene
Vertrautheit mit den Problemen des Buches Qohelet und ferner die
Nähe zur beim Studium in Jerusalem erworbenen Kenntnis der
hebräischen Sprachwelt, beginnend bei der amoräischen und tannai-
tischen Zeit bis heute.

Manche Probleme von früheren Excgeten werden vom Ansatz her
in einem ganz anderen und neuen Lichte gesehen, z. B. Wortuntersuchungen
, die sich abheben von bisher etwa in Wörterbüchern erarbeiteten
Ergebnissen. Diese sind möglich durch eine sehr intensive
Behandlung der hebräisch-alttestamentlichen und der hebräisch-
mischnischen Wortbedeutungen. Dabei wird viel Neues geboten.
Andere Probleme fallen für den Vf. fast ganz weg, z. B. die Verbindung
Qohelets zur griechisch-hellenistischen Philosophie. Lediglich
eine knappe Seite wird diesem Thema gewidmet: "The concern of this
study is with describing Qohelet's thought in and of itself, not with
determiningexternal sourcesand parallels" (16).

Dafür zieht der Vf. eine andere, moderne philosophische Wcltdeu-
tung zu Rate, nämlich die von Albert Camus. Sofort in der "Introduc-
tion" (9-18). in der auch Themen wie Aufbau und Gliederung des
vorliegenden Buches, kurze Erklärung einiger Begriffe, Abkürzun-
gen(!) und Systeme der Transliteration behandelt werden, weist er auf
den "tangle of contradictions" (9) hin. Diesen findet er z. B. in dem
Hinweis Qoh.'s auf den Wert der Vernunft, den er aber gleichzeitig
wieder in Frage stellt durch die Aussage, alles sei häbäl = „eitel". Diese
Grundthese findet der Vf. vor allem in den Schriften von Camus
wieder (13-16), besonders in der Schrift „Le Mythe de Sisyphe" und
in der Definition dessen, was Camus als «absurde» bezeichnet:
«L'absurde en lui-meme est contradiction» (L'homme revolte, 19).
Fast alle Kapitel beginnen und schließen daher mit einem Camus-
Zitat.

Nach der Einleitung folgt ein erster Exkurs (19-28), der sich mit den
Möglichkeiten bisheriger Deutungen beschäftigt, die Widersprüchlichkeiten
(contradictions) im Buch zu beseitigen, nämlich durch
Harmonisierung, durch die Annahme von Zufügungen und durch die
Hypothese von Zitaten, die Qoh. aufnimmt, nicht aber von ihm selbst
stammen. "I try to read Qohelet without .solving' the problems raised
by the contradictions ..." (28).

Es folgen vier den Kommentar vorbereitende Kapitel, die sich mit

Wortuntersuchungen und thematischen Abhandlungen beschäftigten.
Kap. 1 über häbäl und rL"ut - ru;lh (29-51) kommt zu dem Resultat,
daß die beste Übersetzung für häbäl «absurde» sei. Zur Verdeutlichung
wird auf andere Ausdrücke verwiesen, z. B. "incomprehen-
sible": "<absurde> denics meaning, •incomprehensible' denies onl
its knowability" (35). Während häbäl mehr ein intellektuelles Urteil
fällt,sei re'ut-ruah "primarily an emotional one"(48).

Kap. 2 behandelt "toil and plcasurc", aber auch verwandte Begriffe
, um das ganze Wortfeld abzustecken, also besonders amal und
simhah (53-77). Hier wie auch sonst geht der Vf. scharfe Kontroversen
aufgrund seines oben angesprochenen Neuansatzes ein, so z. B.
gegen Gallings und Zimmeriis Deutung von heleq (58). Der Rez. sieht
die Polemik des Vf. zum guten Teil in einem Mißverständnis dessen,
was die beiden genannten Autoren in ihren deutschen Definitionen
gemeint hatten, begründet. Das Resultat lautet für den Vf.: "By
exploiting our limited possibilities we become most fully human.
That is the sum and meaning of human happiness" (77).

Das inhaltsreichste und gewichtigste Kapitel ist das folgende 3.. das
sich mit dem "Way to wisdom: Qohelet's epistemology" beschäftigt
(79-120). Neben terminologischen Untersuchungen (hokmah.
tcbunah u. a.) geht der Vf. auch auf vorderorientalische (ägyptische
und mesopotamische) Texte ein und setzt sich mit G. von Rad, Zim-
merli, Höffken u. a. auseinander. Hierbei kann der Vf. den durchaus
eigenständigen Charakter des Weisheitsbegriffes bei Qoh. umfassend
erarbeiten. "For Qohelet. wisdom mcans lucidity, the virtue Camus
calls clairvoyance . . . through wisdom man mav rise above his
helplessness, look at the world and at god from a certain distance, and
judgeboth"(l 19).

Kap. 4 ist nicht minder gewichtig: "Justice and theodicy"
(121-150). Auch hier kritisiert der Vf. viele frühere Erklärungen zu
diesem Problem. Der Rez. ist der Meinung, daß der Vf. mit seiner
Begrifflichkeit nicht das volle Verständnis aufbringen kann gegenüber
anderen Meinungen, z. B. Fahlgren (1220. Koch (1250 und besonders
Eichrodt (1461).

Nun erst folgt der Kommentar zu den Aussagen Qoh.. Kapitel für
Kapitel, Vers für Vers, in eindeutiger Einteilung in Sinnabschnitte
(151-332). Eine reiche Material- und Gedankenfülle wird vor dem
Leser ausgebreitet, die auf dem vorher systematisch erarbeiteten
Grund aufbaut. Drei weitere Exkurse vervollständigen das Werk: IL:
"Aging and death in Qohelet 12" (281-298); III.: "Author and
Speaker; the epiloque" (311-321) und IV.: "Hakam as 'sage'"
(330-332). Während im Kommentarteil eine wörtliche Übersetzung
geboten wurde, folgt auf den Seiten 333-348 eine zusammenhängende
gut lesbare Paraphrase.

Eine Bibliographie (349-366) und Indices für Bibelstellen
(367-377) und außerbiblische Texte (3770 und ein Autorenverzeichnis
(379-381), ein Sachregister (382-384) und ein Register für
hebräische Wörter (384) schließen das Werk ab.

Es ist unmöglich, dieses imponierende Gesamtbild mit Einzelangaben
gebührend zu würdigen oder ihm durch einzelne Hinweise /u
widersprechen. Wissenschaftsgeschichtlich gesehen sieht der Rez. die
Stärke dieses Werkes in der konsequenten Konzentrierung auf die
Gedanken der hebräischen Weisheitsliteratur dieser Zeit (4./3. Jh.
v. Chr. [sie!] S. 151). Ob der Vf. gut beraten war, statt der griechischhellenistischen
Philosophie die moderne Existenzphilosophie zur
Erklärung heranzuziehen, scheint fraglich. In allem aber legt die Interpretation
des Vf. Zeugnis ab von dem Verständnis der alttestamcnt-
lichen Weisheitsliteratur in der heutigen anglo-amerikanischen Forschung
.

Wien Georg Sauer

I siimura. David Toshio: The harth and the Waters in Genesis I and

2. A Linguistic Investigation. Sheffield: JSOT 1989. 201 S. 8" =
Journal los the Study of the Old Testament. Suppl. Series 83. geb. i
22.50.