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Ausgabe:

1990

Spalte:

861-863

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Krause, Friedrich

Titel/Untertitel:

Gemeindevisitation als Element des Gemeindeaufbaus 1990

Rezensent:

Krause, Friedrich

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 11

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arbeiterausbildung, sofern es eine solche überhaupt gibt, ein wich- Das empirische Material (Stadt und Land) stellt Gesprächskontrollc

tiger, vordringlicher Lehrinhalt sind. Es ist auch richtig, daß die AUK und Visitationsberichte vor und wertet sie aus. Dabei wird deutlich.

Fundamentalisten sind (S. 93). Rezensent hat aber noch 1977 in der daß eine übergreifende, praktisch-theologische Perspektive fehlt.

Kimbanguistenkirche in Zaire bei der Mehrheit der Gemeindeglieder mangelndes Begegnungsverhalten und Umgang mit Wahrnehmungs-

beobachten müssen, daß sie nicht des Lesens kundig waren. Es gab hilfen erkennbar wird und Kompetenz und Ausgewogenheit in den

auch keine Bibeln zu kaufen. Sie wurden eben nicht verlangt. Jeden- Visitationsgruppen angefragt werden müssen. Visitationsordnungen

falls ist Tür den Zeitpunkt vor 10 Jahren füglich zu bezweifeln, ob das und Diskussionsbeiträge sind allzusehr auf die Spannung zwischen

Urteil des Vf. in dem Sinne stimmt, daß die Bibel bei diesen Chri- geistlich-seelsorgerlichen und kirchenamtlich-kontrollierenden

sten sozusagen stets auf dem Tisch liegt. Dabei wird die stark biblisch Aspekten fixiert. Auch das Aufnehmen und Verarbeiten der beglei-

orientierte Predigt nicht in Frage gestellt. Aber diese Kirchen sind - tenden Visitationspraxis weist Defizite auf, die nach einer theolo-

und darin unterscheiden sie sich gerade auch wohltuend von den gischen Vergewisserung fragen lassen.

-Missions"-Kirchen - weithin auf llliteraten eingestellt und deshalb In einem 2. Hauptteil werden Grundlagen für ein theologisches

auf nichtliterarische Kommunikation des Wortes Gottes angewiesen. Verständnis und für den Orientierungsrahmen bzw. ein Modell

Was das z. B. für die Hermeneutik einer afrikanischen Theologie be- gesucht. Auf der Grundthese, wonach Gemeindevisitation ein Ele-

deutet. wird bei Muzorewa nicht gefragt. An dieser Stelle sei beiläufig ment des Gemeindeaufbaus ist, geht die Arbeit in einer exempla-

erwähnt, daß die Theologische Schule der Kimbanguisten S. 93 rischen neutestamentlichen Besinnung dem Begnll und dem Anliegen

fälschlich nach N'kamba, dem Wirkungsort Kimbangus, verlegt wird. von Oikodomc bei Paulus nach. Dabei besteht der besondere Reiz

Sie befindet sich in Lutendele nahe Kinshasa. darin, daß dessen Briefe in Verbindung mit einer Vis.te durch den

Der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz (AACC) wird ein Apostel bzw. seiner Mitarbeiterstehen,

ganzes Kapitel gewidmet. Sie rückt damit fast in die Position einer Gemeindeaufbau als Bau an Beziehungen aufgrund der n.chtableit-

-Wurzel afrikanischer Theologie". Das kann so sicher nicht gemeint baren Urbeziehung steht in unverwechselbarer Nähe zur gottesd.enst-

sein. Natürlich, auf dieser Plattform allein schien die Entstehung von liehen Versammlung der Gemeinde (vgl. 1 Kor 8-14). Ein kurzer

EATWOT möglich. Aber wenn man weiß, wie gering der Einfluß der historischer Abriß zur Geschichte der Visitation, bei dem besonders

AACC bisher auf das innere Leben der Kirchen ist, wird die Frage be- das Visitationsverständnis und die Visitatipnstät.gkeit in der reforma-

rechtigt sein, was von afrikanischer Theologie zu erwarten wäre, wenn tionszeit und in der Zeit der Bekennenden Kirche in Augenschein

darauf angewiesen wäre. Die gclebte Antwort afrikanischer Chri- genommen werden, belegt, daß die Entfaltung der Gemeindev mtation

«en auf das Evangelium vor Ort - und zwar vor allen Orten des sehr aufdem Hintergrund von Gemc.ndeaulbau gesehen werden muß.

im Übergang befindlichen Kontinents - ist entscheidender. Die In einem weiteren Abschnitt, dem systematischen Teil, wird nun

AACC ist nur eine Dachorganisation. aufgezeigt, daß Gemeindeaufbau im „Gottesdienst- begründet, als

Vf. ist Professor für Dritte-Wclt-Theologie und systematische Beziehungsgeschehen Gemeindeglieder aneinander in Freiheit und
Theologie in Harare/Zimbabwc. Er gehört zur Vereinigten Methodi- Liebe verweist, einen einander ergänzenden, ganzheitlichen Befischen
Kirche und hat seine Ausbildung in Amerika (Garrett/Evan- Ziehungsaustausch darstellt und die Verbundenheit gefährdende Verton
und Union/NewYork) bekommen. Sein Buch könnte für seine haltensweisen durch Beziehungsgestaltung ausgrenzt. Gememde-
Studenten den Charakter eines Lehrbuches haben. Für Europa müßte Visitation wird daher verstanden als ein anfassendes Beziehungs-

* etwas anders geschrieben werden. Als Dikussionsbeitrag wird es geschehen, das seine Entfaltungsgrundlage im go.tesdienstl.chen Händen
Dialog zwischen den Theologen in Afrika und in der nördlichen dein als Bezieh ungseröffnung durch das Kerygma. als Beziehungs-
Hemisphäre fördern. Zu denken wäre dabei an Fragen der Pncumato- austausch mit seinen elemen.ar-ganzheitlichen und den prüfend-
'ogie, an das Thema menschliche Identität zwischen traditioneller orientierenden Elementen und als Beziehungsgestaltung im lebens-
Religion und Evangelium oder auch an die hermeneutischen Fragen. ordnenden, agapebest.mmten Handeln hat.

wir oben angedeutet haben. Man muß dem Vf. für solche An- Hieraus ergeben sich die drei vsitatonschen Dimensionen bzw.

■"egungen dankbar sein Potentiale: Gemeindevisitation fragt (1) auf der kcrygmatischen

Ebene nach dem Profil der besuchten Gemeinde, (2) auf der Ebene des

Bcrün Johannes Althausen wechselseitigen Austauschs nach dem Problem der Gemeinde und (3)

auf der Ebene der Gestaltung des Zusammenlebens nach dem Programm
der Gemeinde, das eine Brücke schlägt zwischen der vorfind-

Referate Über theologische liehen Lebenswirklichkeit und der ihr innewohnenden größeren

Dissertationen in Maschinenschrift Möglichkeit. „Gemeindevisitation als Element des Gemeindeaulbaus

ist Begegnung von Regionalkirche und Lokalgcmeinde. Alle Beteiligten
tretcn dabei in ein wechselseitig wahrnehmendes Geschehen ein.

Krause. Friedrich: Gemtindevisitation als Element des Gemeinde- Djescs hilft der besuchten Gemeinde, im zeitlich begrenzten Rahmen

aufbaus - eine praktisch-theologische Perspektive. Diss. B. ^ betrachten ihr Problem aufzunehmen und ihr lebens-

Oreifswald 1989,235 S. ordnendes programm zu fördern...

Die Arbeit stell, sich zwei Aufgaben. Emma, such, sie für die Mit dieser Definition sind die Leitlinien für einen praktisch, ausge-

Gern,.- a ■■ ■ . . , , | • i d„rc„0l,;vp ,„ pi1|- richteten Or entierungsrahmen und ein Modellangcbot zur Ge-

nu-,ndev,s„a„on eine praktisch-theologische Persp kt.ve zu en. « dcn ^ ^ «.apitcln geh, es um

*Jen. um einer zu beobach.enden Beliebigkeit und theologischen „«^»W «8 g partnerschaftlich-horizontalen Verhältnis

^bestimmthc , zu begegnen. Andererseits steift sie ein W * die Herten Visitationsgeschehen, in prak-

* gsangebot für mitarbeitende Laien in der Vsi.ationsgruppe n m^mg-"J ^ Tren-
^n, eines Orientierungsrahmens und ein J**™**™^ ^ 07v rwahungs-Pfarramt- und Gemeindevisitation vor.

l «ationsmodell vor. Beide Aufgaben sollen Defizite beheben 7^™^,^,,^b^htdarin,freiwillig

HOriZOm ge8enWärtiger Gememdevisuationspra- J^^e» in die Praxis einer Gemeindevisitation einzu-

rKennbar werden. ___ Fähigkeiten im Visitationsprozeß zu entwickeln.

n einem I. Hauptteil wird die Gemeindevsi.ation ,«, der Oege - ^ ^ ^ Littel« durch Gesprächsrunden zu ln.br-

anhand der gültigen Visitationsordnungen der Kirchen d s D e* AtaicM zu Gcsprächspro.okollen und durch

££ dkCr —gclischen Kirchen in der DDR ^^"JT^ " "n en von Hosp.tationen. Die drei AusbUdungsfelder lassen

s,„nsb,trägc zum Thema kritutch beleuchtet. Einer Basi or en- Ausw «u g J ^ Wahrnchmungshl|rcn (Umgang m„

llerung galt die Begleitung derzeitiger (icmeindcvisitationstatigkcit. sitn üanei in ü.c r,ag