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Ausgabe:

1990

Spalte:

826-828

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Gritsch, Eric W.

Titel/Untertitel:

Thomas Müntzer 1990

Rezensent:

Bubenheimer, Ulrich

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Theologische Literaturzeitung I 15. Jahrgang 1990 Nr. 11

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mutlich noch 1523, die deutsche Fassung, „Etliche spruche, aus den Brüsseler Märtyrern und zu Jakob Propst (231 0. vgl. Hildegard

der Luther von eygenem bekenntnis verdümt wird", unmittelbar Hebenstreit-Wilfert: Märtyrernugschrillen der Rclbrmationszeit. In:

danach 1523/24 entstanden. Für beide ist ein separater Druck Hans-Joachim Köhler: Flugschriften als Massenmedium der Refor-

anzunchmen. da sie mit eigener Blattzählung und Holzschnittaus- mationszeit. Stuttgart 1981. 397-446, bes. 397-406. 432-439;

Mattung in dem Sammelband C „Aliqua opuscula contra Martinum Ortvvin RudlofT: Bonae literae et Lutherus. Texte und Untersuchun-

Lutherum edita" Aufnahme gefunden haben, der 1531 bei Valentin gen zu den Anfängen der Theologie des Bremer Reformators Jakob

Schumann in Leipzig erschien. Allerdings sind beide Fassungen nur Propst. Bremen 1985.

durch den Sammcldruck bekannt. Die Druckgeschichtc ist demnach Geteilter Meinung kann man gegenüber der Entscheidung des
alles andere als aufgehellt zu betrachten, zumal Freudcnberger nicht Herausgebers sein, in einem fünften Abschnitt Auschnitte aus
berücksichtigt, daß Schumann nur bis zum Frühjahr 1523 in Leipzig Dungersheims 1530 erschienener Schrill .-.Dadelung des obgesatzten
als Drucker nachweisbar ist. Nach einem mißlungenen Versuch, in bekentnus oder untüchtigen Lutherischen Testamts (!)". aus „ErWittenberg
Fuß zu fassen hat Schumann vermutlich noch im zeigung der falscheit des unchnstl.chcn Lutherischen coments über
gleichen Jahr die Druckerei in Hieronymus Emsers Haus in Dresden das sibende tapitel der ersten Epistel zu den Chonnthem" von 1531
übernommen (vgl. H Claus- Das Leipziger Druckschanen der Jahre und aus ..Wore Widerlegung D. Hieronimi Dungerßheym von
1518-1539 Gotha 1987 II 141) Veranlaßt sind beide Schriften Ochsenlärt Des falschen buchle.ns Martini Luthers von beydergestald
wahrscheinlich durch die Verbrennung des ..Dialogus ad M. Luthe- des Hochwirdigstcn Sacraments" von 1530 abzudrucken, die sich aul
mm" des Leipziger Theologen zusammen mit der Bannandrohungs- Luthers Klosterleben beziehen (246-250). Auch hier fehlt die Angabc
bulle in Wittenberg Im Anschluß an Luk 19,22 sollte Luther aus über die Druckvorlagen. Der Mangel einer klaren quellenkntischcn
seinen eigenen Äußerungen widerlegt werden. Dungersheim teilt sich Analyse gerade der hier zusammengestellten Passagen ist unüberseh-
den Stoft in zwölf Theorcmata ein: I. Verweigerung des Widerrufs bar. Die Einleitungsbemerkung, daß „neuerdings die Frage nach
bis zum Wormser Reichstag 2. Aufzählung der Schriften. 3. Notwcn- Luthers Motiven zum Klosteremtntl wieder behandelt wird" (20).
digkeil des Beweisverfehrens mit Zitaten aus den Äußerungen des Be- deckt den Beweggrund für die Entscheidung aul. Die Anspielung zielt
schuldigten. 4. Nur die Kirche verbürgt das gültige Schriftverständnis. auf die fragwürdige Veröffentlichung des Juristen, Dietrich Emme (vgl.
5- Es gib. nur eine Kirche. 6. Sie ist die Gemeinschaft der Gläubigen ThLZ 107, 5, 365), aus der hier unnötig Folgen abgeleitet werden,
unter der Leitung des apostolischen Stuhls. 7. Gehorsamsverweigerer Dem Band sind dankenswerter Weise dl lerenzierte Register betend
im Status condemnatioai». 8. Wo keine ausdrückliche Weisung gegeben.FürdasRegisterderPersonenundOr.ewareeinesorgsamere
der Heiligen Schrift vorliegt, gilt die Weisung der Kirche. 9. Gegen Arbeit wünschenswert gewesen £ B. fehl, Johannes Egranus Vor-
einh.ir a <r j u ifi«nl»ntehi«r uibt es namen sind nicht durchweg erwähnt oder ausgeschrieben, vgl. z. B.
einhellige Aullasssungen der approbierten KirchuilUircr gioi es uau«. »

keinen Widerspruch. 10. Die Beschlüsse der allgemeinen Konzilien Kaspar Borner und Hartman Gr.sar).

^erlangen den Gehorsamsprimat. 11. Die Beschlüsse des Konstanzer Ber|in Siegfried Bräuer
Konzils sind als heilsnotwcndig anzunehmen. 12. Überführte Häretiker
sind zu meiden und durch die weltliche Obrigkeit zu bestrafen.

Blffigersheim meint. Luther habe sich somit eindeutigdurch sein Ver- Grjtsch, Eric W.: Thomas Müntzer. A Tragedy of Errors. Minneapo-

balten und durch seine Schriften das Urteil gesprochen. Beide Iis. MI: Fortress 1989. XIII. 157 S. gr. 8".

Fassungen werden untereinander in Paralleldruck (23-97) mit '

kn-.„ y .unlcrelrulnu" r" EricW Gritsch. Professor für Kirchengeschichte und Direktor des

Knapper Kommentierung (vor allem Zitatnachweisen) witderge- Hlt"'u'* • ,„;„.,„, ;„

■ah«, a u - u ■ ^ , . m „ Institute br Luther Studies am Lutheran I heological Semmary in

senen. Angaben über die Druckvorlagen fehlen. „ , uQ„;„ ,a(.i m;;„.-,^k;„

rv « ■ r • , .i; .;,„. lihplli (iettvsburg Pennsv vama, hatte bereits 1967 eine Muntzerbio-

Die Arbeit an den wesentlich umfangreicheren „Articuli sive libelli ueuysouig. rs v ...

ir; . 6 , , L n„n„mh,im pranhie veröflcnl icht(Reormer withoul a chureh. 1 homas Muentzer

■nginta de d versis matcriis" (99-245) wurden durch Dungersheim grapme veroncimcm.n.e ^ »

n„u,,, " i7 i c. c 14X8P1-I 5^5 Phi ade phia: Fortress Press 1967). Das vorliegende,

"och 1523 besonnen und im Sommer 1525 abgeschlossen. Em iepe- i^soi.j imj, rBi»»^ ', .

-.druck LXrin ^nTden Freudenberger annimmt, ist mi, Personen- und Sachregister ausgestattete Buch ,s, eine urzere

nicht nachweisbar In Leipzig wie der Herausgeber angibt (99 neue geschriebene "summation o Müntzer s witness and legaey

Ann, ,Zn TniZ Sn sein, da Schumann bis zu Emsers (xii). In dieser Zielangabe deutet sich bereits an. daß Gritsch vorrangig

t„, • ' „ _ . . ana.,hp H.-r an der Theolog e Müntzers interessiert ist, dessen Stimme er in das

i od in Dresden tät e war Der Text ist wiederum ohne Angabe Oer an uu

l5Uu. wdi. l-ii icaii:» ....._.... ökumenische Gespräch einzubringen versucht. Der Okumenikei

^uekvorlage nach dem Abdruck in den „Aligua opuscula von 1531 « ^ * singular passion tü overcome the cruel div isions

^■dergegeben. In dreißig Articuli stell. Dungershe.m Luthers Au - ^jj™^! ^ P .„tcresse» des ökume-

1 «ungcn Bibelstellen. Auszüge aus den Werken der Kirchenvater. ° a won _< Bewahrung der
Traktion (einschließlich »GeJSSUt- schein, einen Theologen mter-

L thers frühen Schriften selbst gegenüber. Artikel 1 - behandeln die dcr ^-^che ,sl nach tailh that would trans.

' nnitatslehre, 6-8 die Ekklcsiologie. 9-14 Amts- und Meßverstand- cssanl zu macnc . ökum,.nisdlcn Vision findet

nis 15 ia ii u u u n iK H^n 7ölihat 19-">5 die form the world (11 I). Angesichts der okumemsenen Vision nnilct

s. 15-16 die Hc.hgenverehrung. 17-18 den Zohba . 19 a fflo he bei Müntzer wie schon bei dem Marxisten Ernst

äkaramCnte' 26-28 das Sündenverständnis, die Fegfeuerlehre und die ^hJ^°P würdlgung; •• Yc, che world has never

V,eßsli Hungen ->9 die Fehlbeurteilung von litis und Hieronymus von Bloch (l<« l) eine positive

p_ ul,|ti-n.-vüictcniPturtciiungvonnusu ' .« exMtcd without idealists who yearn for tha umty of a humankind

J* als Märtyrer. 30 die Aufruhrträchtigkei. von Luthers Schriften. . d v t ^ ^ ^ ^

Jj"- es Freudenberger „beachtlich" findet, daß Dungershem, be g£^ and pagan, all madccqua, on ,he basiso, an in.ernal.

,W ^'weisen Überspitzung durch Zitate aus den eigenen Werken h s a wor|d ru|eJ an

^Uther^.^ vemrtcilw ^ ^u,.. (19)U«ld^fjtma^ ^^"«3^ ,cl Ood be Cfod Tins was his impossible

J^'kkehr nicht aufgibt, so ist daran zu erinnern, daß dieses Vorgehen -dolatry tha,^ ^ ^ ^ interkonfessionelle Gespräch hinaus-

r~" ^tgenösaischen Stilmitteln entsprach. Der Unlerschicü zu Ansa(/ Mün,zerSi der tendenziell Ökumene interreligiös

lllll"s Bibelvcrständnis wird durch Freudenberger klar heraus- interkulturell als Einbeziehung der nichtohrisüichen Religionen

JWh: -Maßgebend ist ihm (sc. Dungersheim) dabei die Auslegung ""ahrheitslindung versteht, ist hier angedeutet, aber vom Au.or

^ Kirchenväter" (19). Wiederum beschränkt sich der Apparat des jn^ökumenischePrc^nuamaükeUlbezc^^Wtk«.

'^ausgebers im wesentlichen auf den exakten Nachweis der Zitate^ ^ ^ Lutheraners. Müntzer ins Gespräch zu bringen.

lallt auf. daß er H. Grisars voluminöses Lutherbuchno™ der von einer Arbeitsgruppe des Bundes der Evangelischen

.ur Verweisliteratur zählt (z. B. 171 Anm. 143 und 246. Anm. I verölTentlichten „Orientierungshilfe zum Ge-

NlL'ht gänzlich dem Forschungsstand entsprechen die Angaben zu den Kirchen in