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Ausgabe:

1990

Spalte:

817-818

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Boer, Martinus C. de

Titel/Untertitel:

The defeat of death 1990

Rezensent:

Wolf, Christian

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 11

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und Auferstchungsgeschehens ebenso Rechnung getragen wird wie der sach- In Rom 5,12-21 werden kosmologisch-eschatologische und

liehen Kontinuität zwischen der impliziten Christologie Jesu und der expliziten forensisch-eschatologische Motive dahingehend unterschieden, daß

Christologie Pauli. die Gesprächspartner des Apostels eine forensische Eschatologie ver-

Der vielseitigen Pflege des paulinischen Erbes in der zweiten und dritten traten jn der Christi Tod als Sühneopfer für die vergangenen Sünden

Generation geht B. nicht nur anhand der Deuteropaulinen und „Trito- ^ m(J zuf Einhaltung des Gesetzes verpflichtete. Paulus korrigiert

Paul,nen"(sower.etB.diePastoralbriefe)sondernauchunterBerücksiehtlgung ^ ^ Einführung kosrnoIogischer Kategorien, vor

der Apg und des 1 Petr nach, wobei Tür jede dieser Schriften das Paulusbild und /-„„„,. <-„..„„t,.;„i,~.

j ., .. , „, . j„„ a em durch die Personifizierung von Gottes Gerechtigkeit, Gnade,

die Verbindungen zur paulinischen Theologie zur Geltung gebracht werden. - ~" _ - "

Die ambivalente Wirkungsgesch.chte des Apostels außerhalb der Paulusschule Gesetz, Sunde und Tod. Mtt Lesern Verständnis von Sunde. Gesetz

wird in den letzten fünf Kapiteln aufgezeigt; der Bogen der untersuchten und Tod bringt der Apostel zum Ausdruck, daß - entgegen foren-

Quellen reicht vom von Paulus unabhängigen Mk Uber den exklusiven und zu- sischer Sicht - nicht das Gesetz die Brücke zwischen diesem und dem

gleich partiellen Paulinismus Marcions und den extremen Antipaulinismus kommenden Äon schlägt, sondern allein Gottes universale Gnade,

judenchristlicher Kreise des 2. Jahrhunderts bis zum harmonisierten Paulus- y 20 wird vom Tod Jesu aus interpretiert: In der Kreuzigung des

bild des Irenaus und zur frühchristlichen Legendenbildung. Messias wird offenbar, daß Gesetzeswerke keine Rettung bringen.

Zu einigen Einzelheiten der Darstellung wird man gewiß Fragen soricjern unter der Herrschaft der Sünde stehen. Gottes Gerechtigkeit
oder Bedenken anmelden können. Der überaus positive Gesamt- wjrc) ais Gottes gnädige, befreiende Macht, die eine auf Gott bezogene
cindruck, den Rez. von B.s Buch gewonnen hat, wird davon jedoch ^Velt schafft, interpretiert. Die Spannung zwischen Präsens- und
nicht berührt: Die neutestamentliche Wissenschaft verdankt dem Vf. Futuraussagen über das eschatologische Heil zeigt an. daß die gegenein
solide erarbeitetes und umfassend informierendes Paulusbuch, das wartige Realität des ewigen Lebens immer zugleich Verheißung ist.
den derzeitigen Forschungsstand mustergültig widerspiegelt. deren Erfüllung durch Christi Tod und Auferstehung gewiß ist.

Bcrljn Christian WolfT Die in sich geschlossene und vor allem den Arbeiten E. Käsemanns

verpflichtete Untersuchung betont zu Recht die grundlegende Bedeutung
der Apokalyptik für die paulinische Theologie. Die christolo-

Boer, Martinus C. de: The Defeat of Death. Apocalyptic Eschatology gjsche Fundierung des paulinischen Todesverständnisses - in diesem

in 1 Corinthians 15 and Romans 5. Sheffield: JSOT 1988. 278 S. 8° Zusammenhang ware ejne Berücksichtigung von 2Kor5.1-10

^Journal^ for the Study of the New Testament, Suppl. Senes, wünschenswert _ wjrd ebenfa„s zu Recht nachdrücklich zur Geltung

• w£25-- gebracht. Wenn dafür jedoch I Kor 2,8 als wichtigster Beleg angerührt

Die von J. L. Martyn betreute und 1983 abgeschlossene New wird, so ist das wenig überzeugend, da die dämonische" Deutung

Yorker Dissertation untersucht das paulinische Todesverständnis in dieses Verses zumindest umstritten ist. Auch wird die für d,e chnsto-

' Kor 15 und Rom 5 im Hinblick auf die Bedeutung der apokalyp- logische Deutung von Rom 5,20 entscheidende Voraussetzung, daß

»sehen Eschatologie im Denken des Apostels. das Gesetz bei der Kreuzigung Christi wirksam war von Paulus nicht

Zunächst bietet Vf. eine Definition der apokalyptischen Eschatolo- ausgeführt (auch nicht in Rom 7,4 oder Gal 2,190- Bedenken erheben
Sie als von Gott geoffenbarter Eschatologie, deren Merkmale der sich schließlich angesichts des vom Vf. betonten He.lsuniversahsmus.
Zwei-Äonen-Dualismus. die Vorstellung vom Wirken kosmischer wonach die Glaubenden als d.e Erstlinge der kosmischen Rettung verMächte
und die Naherwartung sind. Eingehend wird über die neuere standen werden; den Ausdruck aparche gebraucht Paulus nicht im
ForschungzumProblemderapokalyptischenEschatologiebeiPaulus Sinne solch einer Perspektive. Ebensowenig spricht er von the
informiert' cosmic justification of sinners and the ungodly (S. 175): vielmehr

Eine gründliche Befragung jüdisch-apokalyptischer Schriften aus unterscheidet der Apostel zwischen der auf die Welt bezogenen Verfem
Zeitraum von 200 v. Chr. bis 100 n. Chr. nach ihrem Todesver- söhnung und der Rechtfert.gung des Glaubenden,
ständnis erfolgt unter den Aspekten: Tod und Auferstehung der Ber|jn Christian WolfT

Märtyrer (Jes 24-27; Dan 12; 2Makk); Tod und gefallene Engel (äth__

Hen 1-36.37-71); Wahl zwischen Leben und Tod (äth Hen 91-105;

Sap Sal; PS sal); Tod und streitende Geister (Jub; Test XII; Qumran); 1 Auf H H Schade, C;jA

Adam. Übertretung und Tod (4Esra; LAB; syrBar). Hinsichtlich des Rczens.on von T. Hol,, ThLZ 108. ,983. 121-123)

Todesverständnisses werden - als heuristische Modelle - zwei Denk- , ™ wjcn|jge studje von g. Sellin, Der Streit um die Auferstehung der

Weisen herausgearbeitet: 1. eine kosmologisch-apokalyptische Escha- Toten(FRLANT 138)üöttingen 1986(vgl. ThLZ 113.1988.352-354) konnte

to'ogie(Jes 24-27; Dan l2;2Makk;Hen 1-36. 37-71; Jub; Test XII; vom Vf. nicht mehr berücksichtigt werden.
Qumran), in der nach dem Engelfall böse Mächte für Sünde und Tod
sowie für die Leiden der Gerechten verantwortlich sind und Gott nach

einem eschatologischen Kampf seine Souveränität wiederherstellen Descamps, Albert: Jesus et Peglise. Etudes d'exegese et de theologie.

Und die Gerechten zu ewigem Leben erwecken wird; 2. eine foren- preface de A. Houssiau. Leuven: University Press; Leuven: Peeters

sisch-apokalyptische Eschatologie (Ps Sal; Sap Sal; LAB; 4Esra; 1987. XLV, 641 S., 1 Taf. gr. 8' = Bibliotheca Ephemeridum

sVBar), in der nach Adams Fall jeder Mensch auf Grund seiner Hai- Theologicarum Lovanienstum, 77. bfr2500.-.
J^um Gesetz über Leben „nc«Tod1 entscheidet..Bm, „ Arbeiten des belgischen Exegetcn und

C;ieErrha,°l08,en "'^ °Umran- Kirchenmanns, der .980 Opfer eines Autounfalls wurde. Sie

rw-L , • i v„rtrPtPrpinpr stammen mit zwei Ausnahmen aus dem letzten Jahrzehnt seines

Die konnthtschen Auferstehungsleugner werden als Vertreter etner Ummertm.: ^ ^

Bnostisch-dualistischen Anthropologie, die den Tod als Bef^ung der ^^^^AJL. au7das im Titel der Sammlung geodätischen
Natur und die Auferweckung als leblose Erhöhung m von ^-mp ^ ^ ^

tL VCrStanden- charak,erisiert- PaU'US knUP; i" 2 nid ra «Reflexionssurlamethodeentheologiebiblique»von

notische Deutung von Gen2,7 an und korrigier, s. durch den £ e^

voll v Ch d'C Bet°nUng HCrrSf u m «lir-h des besonders kompetende Professor und Bischof 1976 anläßlich der Er-

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1 Kor 2,8), die zur Vernichtung verurteilt ist.