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Ausgabe:

1990

Spalte:

802-804

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Rehbein, Franziska C.

Titel/Untertitel:

Heil in Christentum und afro-brasilianischen Kulten 1990

Rezensent:

Hüffmeier, Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 11

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jüdischen Gottes in den gnostischen Mythen", Kapitel 7 „Die Identi- herangezogen wird, sondern das Märchen von Psyche und Eros,
fizierung vom Retter Jesus mit dem Herrn Zebaoth und diejenige vom Dieses Märchen kennt zwar wesentliche Zusammenhänge von Tod
jüdischen Gott mit dem Vater", Kaptiel 8 „Jesus Herr Zebaoth in den und Liebe, doch verschenkt die schlichte Nacherzählung, die von
frühen liturgischen Übertragungen vom Vater bzw. von der Trinität", E. Neumann oder M.-L. v. Franz erschlossene Dimensionen überKapitel
9 „Der Hymnus Phil 2,6-11", Kapitel 10 „Die beiden Iden- geht, unverzichtbare Möglichkeiten. Dabei bleibt die Frage offen, wie
tifizierungen von der Schlange mit Jesus und mit dem Satan in den relevant für griechisches Todeserleben das Märchen ist.
Haeresiologien". und in Kapitel 11 wird schließlich „Das Problem Wie sich die drei großen Religionen semitischen Ursprungs zum
der Historizität" behandelt, wobei es auch um „Jesu Familie in den Tod verhalten, skizzieren die nächsten Kapitel. Das über das Alte
Apokryphen und im Neuen Testament" geht, nur kurz (auf etwa Testament und Judentum beginnt mit Viktor Frankls Auschwitz-
3 Seiten) um die in der deutschen Theologie so heiß einst umstrittene Erfahrung, es bringt das Schöpfungsthema zur Sprache, versteht
Frage nach dem „historischen Jesus". Gen 22 als biblisches Bild für geistliches Sterben. Das Kapitel zum
Eine nach Sachgebieten geordnete Bibliographie ist beiden Bänden Christentum ist knapp, es berichtet den Prozeß Jesu, die Kreuzesgleichlautend
beigegeben. Dabei wird nicht deutlich, inwieweit die in worte in Auswahl, dann Joh11- es refenert neutestamenthche
beiden Bänden publizierten Texte mit früher veröffentlichten Episteltexte, stellt die apokryphe Erzählung von Joseph dem Zimmerübereinstimmen
mann daneben. Die Totenmesse, lesen wir, werde nun Auferstehungs-
Der Religionsgeschichtler. vielleicht auch der Exeget, wird beide messe genannt, sie schließe Eucharistie, Rosenkranz, Gebet Musik,
Bände mi, Interesse lesen und sich anregen lassen können. Blumen und Prozession zum Friedhof ein (sie) Statt die Messe zu

erörtern, begnügt sich Vf. mit dem Hinweis auf Krankensalbung und

Freiberg/Leipzig Karl-Hermann Kandier Sterbegebete zu Christus oder Maria: da könnte von röm.-

kath. Theologie und Frömmigkeit Wesentlicheres, Hilfreicheres
geboten werden. Der Islam ist mit einschlägigen Surenzitaten vertre-

kramer, Kenneth Paul: The Sacred Art of Dying. How World ^ dje ,ndianer mit Carlos Castaneda und der heiligen Pfeife.

Religions Understand Death. New York - Mahwah: Paulist Press ^ ^ verg|ejcht öst|jche und west|icne Konzeptionen, über

1988. VI, 226 S. m. Abb. gr.8 Kart. $ 11.95. christlich-sakramentales Sterben wird aunalligerweise in der Vergan-

Dieses Buch unterscheidet sich von den meisten Veröffentlichun- genheit berichtet. Kap. 14 - Sterben vor dem Sterben - widme, sich

gen zum Thema Tod. Vf. spricht sehr bewußt von der sacred art, er einem Thema von hoher Relevanz. Die Beispiele sind eindrücklich:

verzichte, auf psychologische, soziologische, medizinische und juristi- der Große Tod m Zen, Mahanshis Erfahrung, Bubers Bekehrung die

«hc Fragestellungen. Er beginnt mit E.iots "every sentence is an end Verbindung kath. Frömmigkeit m„ teWclttotonto^Ato*

a"d a begmn.ng", zitiert den Zenmönch Basho (.jedes Gedicht ist ein sie bleiben unvermittelt Gerade wenn der erwähn e Vergangenhe, s-

Todesgedicht" und gewinn, mit Martin Bubers Dialogprogramm die bezug im christlichen Kapitel auf ein Defizit aufmerksam machen

Ebene der Betroffenheit, die dem Thema entspricht. In diesem sollte, könnte Vf. mehr geben, ohne das Verstehen des Buchs zu

Versuch sei Vf. nachdrücklich unterstützt, gerade wenn Wünsche belasten.

offenbleiben. Er dankt u. a. einem Unbekannten, der bekannt habe. Beigegebene Zeichnungen uberzeugen m den Kap. 4.6 und 11.

durch diese Materialien sterben gelernt zu haben. Vf. befürchtet Rostock Peter Hcidrich
selbst, sein narrativer Religionsvergleich werde manchem Leser naiv
vorkommen, er habe eben für "the Student in all of us" geschrieben.

Das Buch ist in 14 Kapiteln gegliedert. Der Anhang enthält ausge- Renbejn Franziska C: Heil in Christentum und Afro-Brasilianischen

wählte Protokoll-Übungen in denen verschiedene Autoren Gedan- Kulten. Ein Vergleich am Beispiel des Candomble. Bonn:

ken. Gefühle. Erfahrungen mit dem Sterben niedergeschrieben haben. ßorengässer 1989. XXIII, 214 S. 8' = Stimmen der kommenden

Aus diesen Notizen kam Vf. zu dem Versuch, jedes der 14 Kapitel mit Kirche, 3. Kart. DM 28,-.
Kontrollfragen zu versehen, die den Leser anregen, das Gelesene zu

verpr-o« • " „ ' Z ■ u„n Hip Materialien zu Als der brasilianische evangelische Theologe Lindolfo Weingartner

"-'gegenwartmen Sic une dazu zu beziehen, die Materialien lu , .

e. aiuscii, :>iuiuMg ud/u lu uc vnr über 20 Jahren se ne Er anger Dissertation „Umbanda. Synkreti-

erweitern. Dieses Verlähren ist grundsätz ich praktikabel, auch vor uoer zu jamen st & ....... ■ ~. ,

r-, l , "KX* vciidiijcn i»i s-ui.u«......k ...Urhr Kulte in Bras hen veröffentlichte, bedeutete das tur den

'ruch,bar. Der Rank der Frauen ist unlersch cd ich; sich vorzustellen. stisene Nuue in di<jm ic. ,

B g 7, _. ka rra„n deutschen Raum eine P oniertat. Denn die Möglichkeiten, in die alro-

w'e man D T Suzuki nach seiner Erfahrung mit dem Mu tragen üeuiscnen iaum rw .

könn , Z ? . I ' . brasilianische Religiosität einzudringen, waren damals bei uns, anders

^e w.rdctnemZcn-Schülern.chtmögl.chse.n a H l im französischen Sprachraum (P. Verger!). von Brasilien

Das I Kapitel unterscheidet mit Recht drei Aspekte des Todes, de "eh n g"i h Null. Inzwischen ha. sich die Situation dank

Physischen, psychologischen und den spintuel en Tod. Dabei z.e «'^^^^ von r Flasche u.a., aber auch weil die

Vf Dichtungen wie Tolstois Tod des Iwan Iljrach und Be ket* » jhren B|jck auf die Religiosität des Vo,kes

Warten aul Godot heran: in den Protokoll-Übungen stellt Vf 8 en de,t Die in Brasiljen unter dem

'knappe, Med.tationsaufgaben. Das Hindu.smus-Kap.tel refenert W*™^™*und Hei „ erschienene Untersuchung der in

gath,. Upanischad und Bhagavadgita. Das Buddha-Kapite gib,eine« J^J^^und seit l963 in Brasilien lebenden (tei.weise

^erblick über die Lehre und das Sterben Buddhas, erzahlt auf einer DeUt™ Ordensschwester F. Rehbein ist ein

-e noch aus dem MHindapanha. Der Zen-Buddh,smus erhah ein a,^Se^S^S diese wegen der Terminologie

«Wnes Kapitel mit kurzen Texten von Bodhidharma und Hui Neng. we.tercr be™ *e d aber durch jnre existen.

T|het mit seinem Totenbuch wird in Kap. 6 vorgestellt: in der Einlei- und den Ausfrucks™" U"S S° 6 ' , erscn|ießen

^wirddaseindrücklicheSterbenderTantevonSogyalR^ ^^^^^^^^Vr^

b^'htet. In diesem Kapitel ist der letzte Abschnitt, Death R .ual J*"™*2 zwef Ziele: Information und systematisch-

Jj eutlg aur das s,erbcn ^ in anderen Kapiteln .s d. er J^Sd«vS«lS Zum einen geh, es der Verfasserin um die

Abschn,,, eher Rhen nach Eintritt des Todes gcw.dmetCh.na w d theol^hcr, J ^ ^ Hauptcharaktenstika

m-' Dschuang Dsi, Lau Dsi und Kund Dsi dargestellt. Gilgamesch- ^te"u"g^r a „ Xango) genann,en afro-brasilianischen

Epos und Osiris-Traditionen, zudem das Totenbuch, sind Quellen für ^^^^ des Yoruba-Stammes aus Westafrika

oaesanschauungen in Mesopotamien und Ägypten. Brasjljen mitgebracht wurde und heute besonders im Bundes-

Daß der philosophische Zugang zum griechischen Todesverstand naen b » _ Tei, , wjrd dementsprechend

^'Sokrates-Plato gewonnen wird, liegt nahe, dagegen uberrasch, sta , *" » ' Re der 0rjxas.. (= GötterWesen,

ddß tur den griechischen Mythos nicht etwa die Erzählung des Er unter der Uberscnrm