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Ausgabe:

1990

Spalte:

799-801

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Magne, Jean

Titel/Untertitel:

Logique des sacrements 1990

Rezensent:

Kandler, Karl-Hermann

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799

Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 11

800

Rilke, Ranier Maria: Gedichte, Reclam, Leipzig, 1981

Rittelmeyer, Friedrich: Die deutsche Not im Lichte Jesu. Acht Kanzelreden
über die Seligpreisungen, Verlag Chr. Kaiser, München, 1919

Ruzicka, Rudolf: Information in natürlicher Sprache,(in:)Zur Bedeutung der
Information für Individuum und Gesellschaft, Berichtsband der Wiss. Konf.
zum Leibniztag der Akademie der Wissenschaften in der DDR, Akademie-
Verlag, Berlin, 1983"

drs.: Sprachwissen und Sprachkunst (I). Ein Beispiel: Die Metapher (II),
[Sitzungsberichte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig -
Philologisch-historische Klasse, Bd 124, H. 4], Akademie-Verlag, Berlin
1983b

Sterzinsky, Georg: (in:) Das Wort an die Gemeinde, Predigthilfen zum
Lukasjahr II, Evangelien, hrsg. v. Karljosef Lange, St. Benno - Verlag GmbH,
Leipzig, 1971,324-335

Urner, Hans: Gottes Wort und unsere Predigt, EVA, Berlin 1961

drs.: Predigt zu Mt 5, 3 (unveröffentlichtes Manuskript), zitiert nach: Wir
wissen weder Tag noch Stunde, a. a. O., 1966, S. 193f.

Voigt, Gottfried: Botschafter des Christus. Beiträge zur Predigtlehre. Evangelische
Verlagsanstalt, Berlin, 1962

Volp, Rainer: Das Kunstwerk als Symbol. Ein theologischer Beitrag zur
Interpretation der bildenden Kunst, Gütersloh, 1966

drs.: Situation als Weltsegment und Sinnmarge, (in:) Zeichen, a. a. O., 1982,
S. 146-168

Wir wissen weder Tag noch Stunde: Predigtgedanken aus Vergangenheit und
Gegenwart, hrsg. v. H. Ristow, Bd. 6, Evangelische Verlagsanstalt Berlin,
21966

Zeichen. Semiotik in Theologie und Gottesdienst, hrsg. v. R. Volp. Kaiser/
Grünewald, München/Mainz, 1982

Religionswissenschaft

Magne, Jean: Logique des Sacrements. Avantpropos de M. Tardieu.
Paris: Magne 1989. 247 S. gr. 8° = OriginesChretiennes, 3. Kart, ffr
148.-.

Magne, Jean: Logique des Dogmes. Avant-propos de M. Tardieu.
Paris: Magne 1989. 249 S. gr. 8° = OriginesChretiennes,4. Kart, ffr
148.-.

Wer, von den Titeln beider Bände angelockt, erwartet, in beiden
Bänden die Themen systematisch-theologisch oder dogmengeschichtlich
behandelt zu sehen, wird enttäuscht. Die Themen werden vielmehr
, darauf kann freilich der Reihentitel ein wenig verweisen, vor
allem religionsgeschichtlich, aber auch exegetisch abgehandelt. Das
schließt nun keinesfalls aus, daß auch der Systematiker oder der
Dogmenhistoriker sie mit Gewinn lesen kann und wird. Aber auch
das wird wohl nur eingeschränkt gelten können.

Beiden Bänden hat M. Tardieu ein gleichlautendes Vorwort beigegeben
. Dieses und die beiden unterschiedlichen „Kurze(n) Geschich-
te(n) meiner Untersuchungen" weisen nach, daß die vorgelegten
Bände im Grunde das Ergebnis der Untersuchungen eines ganzen Forscherlebens
und zugleich eine Auswahl aus dieser Lebensarbeit darstellen
. Der Vf. bezieht sich dabei dankbar auf die ja zu Standardwerken
gewordenen Arbeiten von L. Duchesne über die Ursprünge
des christlichen Gottesdienstes, von P. Battifol über die Lehre von der
Messe, von H. Lietzmann über „Messe und Herrenmahl", J. A. Jungmann
(„Missarum sollemnia") und B. Botte/Chr. Mohrmann über
die Ordnung der Messe. Der Vf. selbst hatte sich auf Grund seiner
Studien an der Ecole pratique des Hautes Etudes und als Lehrer der
Religionswissenschaften vor allem der Patristik zugewandt und zahlreiche
Artikel publiziert. Vorgelegte Bände versteht er selbst als
Resume, als eine Art Einführung.

Im ersten vorzustellenden Band behandelt er zunächst die Eucharistie
(17-100), dann die Taufe (103-159) und unter der Überschrift
„Magische Kraft und göttliche Tat" (161-219) den Ursprung des
christlichen Sakramentalismus, vor allem dabei, wie in den römischen
Sakramentaren „Geistliche und Gott" zusammen handeln („Paction
conjointe du ministre et de dieu").

Im Teil über die Eucharistie analysiert Vf. zunächst die Liturgien,
einmal den Kanon der römischen Messe, dann die nichtrömischen
Liturgien (die gallischen und die spanisch-mozarabischen, die griechischen
und die orientalischen) und schließlich die Umwandlung des
Gebets über den Gaben in die konsekratorische Epiklese. Er stellt
dabei fest, daß die Analysen der nichtrömischen Liturgien den Befund
der Analyse des römischen Kanons bestätigen: Die ursprüngliche
Messe besteht aus vier Teilen, einem didaktischen, einem eucharisti-
schen, einem sakrifiziellen und einem anbetenden (45). Dann behandelt
er den Ritus und die Berichte von der Brotvermehrung, die Feier
des Brotbrechens im Rahmen des jüdischen (Passah-)Mahles, die
Bestimmungen des Brotes und des Kelches, die Mahlberichte, die
Berichte von den Emmausjüngern bzw. von Adam und Eva im Paradies
; schließlich fügt er ein paar Bemerkungen zur Geschichte der
Eucharistie bei, die aber über Justin nicht hinausführen. Mehr geht es
dem Vf. um den „Ursprungsmythos" Gen 3, 4-7, um Didache und
Emmausbericht, um das nichtjüdische und das jüdische Milieu der urchristlichen
Gottesdienste (Act 2,42-45 bzw. 46f), um die „Mythen"
(!!) der Stiftung und der Ausführung, die er als ätiologische Berichte
über die Einsetzung des Brotes und des Kelches wertet.

Dann untersucht Vf. die Taufe. Er bringt zunächst zum religionsgeschichtlichen
Vergleich einen Text aus dem hermetischen Schrifttum
, kommt dann auf die Johannestaufe zu sprechen, vergleicht diese
mit der Taufe auf den Namen Jesu und unterscheidet „intellect" (nus)
und „esprit" (pneuma). Kurz behandelt er die Taufzeremonien (Bad,
Handauflegung, Salbung etc.) und erhellt das Verhältnis von Taufe
und Erleuchtung.

Im dritten Teil werden, was man wohl kaum erwartet, religionsgeschichtliche
Texte aus dem Vorderen Orient vorgestellt. Kann man
mit Texten aus dem Gilgamesch-Epos, aus dem Henochbuch, dem
Testament Levi oder aus den Texten von Nag Hammadi bzw. aus der
Odyssee wirklich Ursprünge des christlichen Sakramentalismus erheben
, wie es der Titel sagt? Sicher können sie im religionsgeschichtlichen
Vergleich einmal von Interesse sein, doch für das christliche
Sakramentsverständnis erscheinen sie mir doch als zu weit hergeholt
.

Zuletzt werden Gebetstexte hinsichtlich der Segnung des Taufwassers
der Weihe von Bischöfen und Diakonen, der Eucharistie, der
Ehe, Buße und der Kranken- oder (!!) Letzten Ölung kurz besprochen.
Dabei müht sich der Vf., die Texte selbst sprechen zu lassen.

Das Schlußwort „Logique des Sacrements et Logique des Dogmes"
leitet zum zweiten Band über.

Auch er enthält einen bunten Strauß von Beiträgen, die freilich
noch weniger als im ersten Band eine überzeugende Systematik
erkennen lassen, wie es der Titel doch eigentlich vermuten läßt. Aber,
das gibt Rez. zu, mit den Titeln habe ich meine Schwierigkeiten, denn
treffen sie das, was sie dann bringen? Man vermutet doch nun sicher
nicht, daß in „Logique des Dogmes" vor allem gnostisches Gedankengut
untersucht wird! Im ersten Kapitel („Die Erzählung von den
Emmausjüngern") wird diese mit der Paradieserzählung von Gen 2f
verglichen (das war aber schon in „Logique des Sacrements" themti-
siert worden!). Daß aber dieser Vergleich viel zur Erhellung von
Luk 24 beiträgt, erscheint mir wenig überzeugend, sieht man von dem
freilich frappierenden Vergleich von Luk 24, 31 mit Gen 3, 7 einmal
ab.

Das 2. Kapitel behandelt „Die Gnosis und ihre Judaisierung" (im
Sommaire steht freilich „Rejudaisierung"!)- und das noch einmal an
Hand der Paradieserzählung, was in Kapitel 3 fortgesetzt wird: „Die
Paradieserzählung in den gnostischen Schriften" und in Kapitel 4
„Die Paradieserzählung vor und nach der gnostischen Exegese".
Kapitel 5 wendet sich einem neuen Thema zu: „Das Problem vom
höchsten Gott, der Schrift, vom Teufel und Jesus in den clemen-
tinischen Homilien", Kapitel 6 „Verurteilung und Rehabilitation des