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Ausgabe:

1990

Spalte:

777-778

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Zimmerling, Peter

Titel/Untertitel:

Zinzendorfs Trinitätslehre 1990

Rezensent:

Zimmerling, Peter

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 10

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disponiert. Ausgangs- und Endpunkt der Geschichtsrückblicke unter- gegenüber dem verflachten intellektualistischen Gottesbegriff weiter

scheiden sich in Abhängigkeit von der Intention des Psalmisten Teile der Orthodoxie, aber auch gegenüber dem Moralismus der Auf-

ebenso wie die StofTgliederung und Schwerpunktsetzung. So bietet klärung und dem mystischen GottesbegrifT des Spiritualismus dar.

Ps 78 statt der häufigen einlinigcn Darstellung eine Aufteilung der Ge- Seine Lehre vom trinitarischen Gott will demgegenüber dessen unbe-

schichteauf2 Linien, deren erste-mit dem Meerwunderbeginnend- dingten Anspruch an das Leben jedes einzelnen Menschen in allen

die Wüstenzeit umfaßt, während die zweite von den ägyptischen Pia- Bereichen theologisch einsichtig machen.

gen bis zu David reicht. Die Stoffauswahl der GS hängt wesentlich Dem dient z. B. eine Liturgisitrung aristokratischer Vmgangsfor-

davon ab. ob im Geschichtsablauf die menschliche Reaktion auf die men, durch die trinitätstheologische Gedanken der Brüdergemeine

Aktion Gottes berücksichtigt wird oder nicht. Der Traditionsstoff ist im Gottesdienst sogar körperlich nachvollziehbar werden sollen: Je

der kanonische, d. h., die GS bieten keine Sonderüberlieferungen. nach angebeteter trinitarischer Person wechselt die Hakung des

Der Geschichtsablauf wird jeweils von einem Hauptmodell her Beters. Ebenso sollen die von Zinzendorf gedichteten Lieder und

gedeutet, dem andere Modelle untergeordnet sind. Als Hauptmodelle Litaneien, wie überhaupt die ganze liturgische Gestaltung des Lehens.

werden die zwischenmenschlichen Interaktionen von Verheißung - der Gemeine den Zugang zu tnnitätstheologischen Gedanken ver-

ErtUHung (Psl05), Schuld - Huld (Ps 106) und Sünde - Strafe und mittein.

Vergebung (Ps 78) verwandt, indem sie auf das Verhältnis von Gott Da der Graf nicht nur geistlicher Führer der Gemeine, sondern als
und Volk Israel übertragen werden. Da Dtn 26,5-9 das Modell Not - Standesherr auch Gestalter ihres gesellschaftlichen Zusammenlebens
Hille wählt, wird auch auf der geschichtstheologischen Ebene der ist, haben die ihm eigentümlichen Elemente semer Trinitätslehre
Unterschied zwischen diesen GS und dem sog. „Credo" deutlich. auch Auswirkungen auf deren praktische Umgestaltung und Ethik
Unter der Uberschrift „Geschichtsdeutung und Geschichtsbewälti- allgemein. Der Glaube an den dreie.nigen Gott wird so sehr enc „ragung
in nachexilischer Zeit" (S. 150-160) werden die Ergebnisse gende Grunderfahrung im Einzelleben und ,m sozialen Beziehung,-
zusammengefäßt und die Intentionen der verschiedenen Entwürfe gefüge, daß es zu geradezu revolutionären Vmgestahungen herkom-
unter Einbeziehung der Psalmen 135 und 136 noch einmal heraus- licher Lehensformen kommt. Dies zeigt sich am Beispiel der Relat-
gestellt. Im Ergebnis solcher Überlegungen wird der Begriff „Heilsge- vierung bislang selbstverständlicher Sundesschranken c.ncr im Pro-
«Chichte- für das Alte Testament neu als Intention göttlichen Han- testantismus bis dahin beispiellosen Neufassung der Rolle der Frau
delns in der Geschichte Israels bestimmt. und der Neuformulierung pädagogischer Grundsätze.

Es folgt ein Anmerkungs.eil (S. 161-248) und das Verzeichnis der Zinzendorf sieht sich zeitlebens als Teil der ecelesia ■nv isibi s. d*

benutzten Literatur (S 249-290). sich »* ih" durch alle Konfessionen zieh,. Der daraus folgende

,___ ökumenische Grundansatz seiner Theologie prägt seine TnnitätS-

tehtt mit. Andererseits ist diese selbst eine Hexbereiterin ökume-

Das Thema lag quasi in der Luft, wie die Arbeit von Siegfried Kreuzer, Die Toleranz. Sie steht dabei im Einklang

f-ruhgeschichle Israels in Bekenntnis und Verkündigung des Alten Testaments. M»«««™« * „„.v/VI« r.rifen- Von ihm

Berlin; New York 1989 ,BZAW; 178) (vgl. ThLZ 1.4. .989, 877-879). zeig,, mit dem geschW,s,erscha/,,chen Ktnhenbegrifd^ Grafen. Vonihm

die uns erst nach Abschluß des Manuskripts bekannt wurde. Vgl. auch: Thomas aus bemüht er sich, die als „Herzenswahrhe, begr.llcnt Tnn.tats-

Xrüger. Geschichtskonzepte im Ezechielbuch. Berlin; New York 1989 |ehre als ökumenisch wirkendes ..Herzensbekenntnis zu entfalten.

(11/ UV; 180). Grundlegend für die Ökumenizität von Zinzendorfs Tnnitatslehre ist

dabei gleichermaßen deren Konzentration im Kreuz Christi und deren
Aneignung durch persönliche Glaubenserfahrung. Der Graf kann

'-■nimerlin^ Peter: Zinzendorfs Trinitätslehre. Diss. Tübingen 1989. zgigen daß beide Charakteristika die Unterschiede zwischen den

S- Konfessionen zurücktreten lassen.
Die Untersuchung zeigt, daß Zinzendorf die ganze orthodoxe

Lehre von der Dreieinigkeit rekapituliert, dabei aber zentrale Ele- VOtl PerSOnen
mente eigenständig umgeprägt hat. Diese ihm eigentümlichen
Ncuansätzc machen seine Trinitätslehre zu einem systematischen

Beitrag, der in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung und Berel- Bibliographie Professor D. Dr. Walther olker

dtentng in gegenwärtigen theologischen Dialogen und systematischen I. Juli 1896-2. Oktober 1988

Überlegungen bildet. Zusammengestellt von Ingo Jungbluth

Oer Graf entfaltet seine Gedanken von einem konsequent oflenba- uwaamm

^theologischen Ansatz her. Von ihm aus »dangt er zu einer Kritik |b tändi rschienc„c Schriften

«" der herkömmlichen orthodoxen Trinitätslehre mit ihren metaphy- • Hcrac|eons ft ,||ung in xineT Zeit im Lichte seiner Schriftauslegung

S'sch-philosophischen Axiomen und ihrer abstrakten Begnfllichkeit. ^ ^ ^ ,922) (Maschinenschrift).

Einerseits bemüht er sich darum, trinitätstheologische Gedanken zu ? Heracleons Erklärung des Johannesevangeliums (Auszug aus 1.. o. O.

entwickeln, die dieser Gefahr entgehen. u j ((Maschinenschrift).

Dabei verfolgt er ein mehrfaches Ziel: Zum einen will er die Lehre , Der erste Kampf zwischen Episkopalismus und Papalismus. Eine Studie

v°n der Dreieinigkeit für seine Herzensreligion fruchtbar machen. zurEnlstehungdesPapsttums(Phil. Diss. Leipzig l923)(Maschmcnschnrt).

Dje Trinitätslehre ist für ihn nur in dem Maße sinnvoll, wie sie die 4_ Das Bild vom nichtgnostischen Christentum bei Celsus. Halle (Saale).

ubensverbindung mit Jesus Christus zu unte« .928^ Vo,lkommenheitsidea, des «J^JjSSrTU

und zu intensivieren vermag. Er redet hier keiner dtllusen Em otom ^ Frömmigkeit und M den Anfangen

l«üt das Wort. Vielmehr sind sowohl seine Trinn^S^««^^ 7)xübingcn 1931. en ünosis, (SQS NF 5) Tübingen

als auch deren ihm eigentümliche Elemente von ihrer 6. Que.len zur Geschichte der

Begründung und ihrer soteriologischen Entfaltung her IX. versun, ^ Vollendung bei Philo von Alexandrien. Eine Studie zur

Trinitätslehre im Bild der götüichen Familie ^.Y°rr'"nt4ttdjt, '„ • .

Sohn eine patriarchalische Umbcutung des christlichen um z.g G onNyssa als Mystiker. Wiesbaden i^. ^

agila. Wiesba-

Griffs. pass)ons. I0 Kontemplation und Ekstase bei Pseudo-Diony

M euer stellt Zinzendorfs Lehre und ihre von Braut- un ^ )95g
Mystik und Spiritualismus geprägte Begrifflichke.t einen Trott.