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Ausgabe:

1990

Spalte:

773-775

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Beutel, Albrecht

Titel/Untertitel:

In dem Anfang war das Wort 1990

Rezensent:

Beutel, Albrecht

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 10

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Mündigkeit auf dem Prinzip der Eigenverantwortung" (50). Diesem weder in thematischer noch in zeitlicher Hinsicht sinnvoll begrenzen

Ziel dient vor allem auch der Religionsunterricht. Sein Inhalt ist läßt: sie betrifft nicht ein Kapitel, sondern ein Strukturmoment seiner

jedoch nicht die ganze Bibel und darüber hinaus alles, was die Kirche Theologie. Das die Frage nach dem Sprachproblem bei Luther lei-

lür wesentlich hält, sondern lediglich eine mit den Mitteln der „gott- tende systematische Interesse konnte darum nur in Gestalt einer

gegebenen sittlichen Vernunft" und mit Kriterien der Altersgemäß- durchgehenden historischen Disziplinierung verantwortet werden,

heit getroffene Auswahl, in der weder der lutherische Katechismus Eine Reihe von Gründen ließ es schließlich geraten erscheinen, als

noch weite Teile des Alten Testaments, noch dogmatische loci wie die konkreten, zu exemplarischer Entfaltung taugenden Ansatzpunkt die

Trinität oder die Zwcinaturenlehre Platz haben, dagegen aber Prophc- Predigt über den Johannes-Prolog aus der Wartburgposulle (1522) zu

ten wie Arnos. Hosea und Jesaja. vor allem aber der historische Jesus wählen. Diese ausführlichste und am besten bezeugte Prolog-Exegese

und seine Verkündigung (Bergpredigt, Gleichnisse). Im Blick auf die Luthers traktiert bzw. tangiert zugle.ch alle für sein Sprachverstandms

Altersstufen entwirft Lictz einen bemerkenswerten Aulbau: In der wesentlichen Fragen.

Unterstufe stehen große Persönlichkeiten der Religion und bedeu- Den sachlichen Kern der Untersuchung b.ldet d,e grundhehe. wenn

tende Begebenheiten im Zentrum. In der Mittelstufe soll das „Ver- auch von der Frage nach dem Sprachverständnis geleitete Lektüre die-

ständnis für ein Urteil über die geschichtliche Entwicklung" begrün- ses Textes. Sie beginnt mit dem ins e.nzelne gehenden Vergleich der

det und auf der oberen „eine selbständige religiös-sittliche Welt- und drei Prolog-Übersetzungen, die Luther 1521 III angefertigt hat (§ 1).

Lebensauffassung" angebahnt werden. Die Methoden richten sich Große Aufmerksamkeit widmet s,e sodann der Vorrede, die Luther

nach der Altersstufe: Erzählung. Quellenstudium. Kritische Ausein- seiner Einzelversauslcgung voranstellte: Nach dem Versuch, deren

anderse.zung (121 ff). Rel.giöse Erziehung beschränkt sich aber, wie filigrane Denkstruktur zu formalerenig 2). unceiner knappen Er-

wir gesehen haben, nicht auf den Unterricht. Zu ihm tritt in den sog. örterung des von Luther einlotend berührten Verhältnisses der boden

-Kapellen" nach Abschluß der geistigen und körperlichen Arbeit des biblischen Testamente zueinander « 3) gilt das Augenmerk vor allem

Tages eine Art Andacht. ,n der in (bierlicher Atmosphäre mit Musik der von Luther erörterten „Verwurzelung von Job Im Gen I (§4)

und Lied etwas Wertvolles bedacht, besser erlebt wird. Das Ausge- sowie dem Problemkreis „Wort Gottes - Wort des Menschen (9 6).

'uhrte gründet deutlich in einer theologischen Grundhaltung, die sich Luthers Einzelauslegung wirdI dann ,n yier von ,hm deutlich vorge-

vom konfessionellen Kirchentum der Zeit, das Uetz als „tot" empfin- zeichneten Schritten untersucht: * 8 zu Joh 1-3) § 10 (zu Joh I,40.

de., ebenso abgrenz. w,e von dogmatischer Theologie, die Lietz für § 12 (zu Joh 1.6-9), § .4 (zu Joh UO-WUm das Spezifische des

nicht nachvollziehbar erachtet e,ne Grundhaltung, die sich aber mit Textes noch schärfer zu profilieren, sind dabei drei Vergleichsgroßen

Nachdruck auf den historischen Jesus, sein Gottesverständnis, seine durchgehend mit berücksichtigt worden: die übrigen ^lo^c-

Qualität als exemplarischer Mensch und Höchster der Propheten und gungen Luthers: ferner d.e exegetische Tradition, die

auf se,ne Botschaft beruft. „We,l nun Jesus unter diesen sich als wirk- "ich nur in Gestalt ^r^wM^^^1^^

»am innerhalb der Geschichte erwiesen hat. darum begib, sich die Luther wichtig gewordener Zeugen zu Wort komme kann s hh ß-

Emehungsschule zu ,hm" (105). wie sie sich zu anderen „Offenbarun- lieh die Prolog-Exegese von Luthers Zeitgenossen und M.tretormato-

Ben" von Großem in Literatur und Geschichte hingezogen weiß. Wer ren. .___. , . ...

Ohren hat. zu hören, erkenn, rasch, daß das der Gest des Libera.is- Die in der zugrundegeleg.cn P™lof^^^l^^

*us is,. aber auch der Geis) erzieherischen Denkens jenseits eines Aspek,e semes Sprac vers.andn.sses

Schulsystems von Erz.ehungs- und Unterrichtsbeamten, das sich nur exkursorisc en Vertie.ung. d,e. ?f>™^™Z?^^

„■ , °^ , ,„u u„nH Hcn Wiek doch immer au das gesamte <Jeu re Lutners zu wli-

e'ner bestimmten Tradition oder aber einer Integration der nach- hend. den Blick oocnirnn c r.nft«",r*r

u,™ l ,,, , n _n;„u.0f ton mrhl n dieser Weise wird zunächst „Das Sprechen uottes eror-

wachsenden Generation in eine bestehende Gesellschalt verpflichtet ten suent. in dieser wusc ^ „rM,„nl.. inv)

.,,„■„ .. . „ , , • .__. „ ,„_. ik. «. Was sieh hier as „verbum aeternum . „ereatum und

««iß. Man fragt sich nur, wer solchen Person und Sache verbindenden tert (ü 5). was sien nier ais F.,Jtam«,tal..nter

c • , ■ .__. nrnlüinm" unterscheiden aßt. b e bt von der runoamentaiunier-

tr/iehungsidealen nachzuleben vermag und wie eine so erziehungs- „prolatum unterscneiuen u __ __

'ästige Theologie m„ Sen Quellen vereinbart werden kann. Töne, wie Scheidung von Got, und dem ihm eisenden Menschen, von

sie hier gehör, haben, kann man auch in der heutigen Diskussion „deus loquens" und „homoaudiens »™^o^

Pmj ... . , „. .... Die Fraec nach dem „Sprechen des Menschen (5 /) beginnt mit der

^ ecken, und es sind mcht wenige, die das Signal hören. Di° nkt on von „Menslnwor, und Gotteswort", um das. was

»aß L,e,z auch für den Na.ionalsoz.alismus .fl Anspruch genom- ^tion 0 " Menschcn„ sowje Zum Wesen dcr

S WUrdC Und aU' Grund Sei"Cr Auseinandersetzung m„ dem Alten ^ ^J^™ bcmerkt hal. nicht als Bausteine eines abstrak-

Testament und mit jüdischen Schülern und Lehrern lur den Ant.se- k jener von Luther fortwährend

.smus und Rassenwahn, kann Koerrenz als Fehlinterpretationen erS ms. onde™ - ' kenntlich zu machen,

entlarven: daß Lietz ein „Führer" war. der Nachfolge und Verehrung erneuerten ™me ... Wnr,„ Q) _

.....a,vcn: aau ucu <-•'" -t-unrer" war. der iNacmo.gc "nieBesinnung auf Gottes geschriebenes Wort" (§9) setzt mit der

"wartete, wird aber kaum bestritten werden können. Aber ist das .™™!^MTukiioB von „U«hmS«*rutverstindnis"«n.

t^as so Anrüchiges? um dann die Grundlinien von „Theorie und Praxis seiner Dol-

Em Buch, das nachdenklich macht und Fragen stell, an Theolog.e bündjg nachzuzcjchncn und auf „Heilige Sprachen und

d Rel'g'°nspädagogik. Sprachenheihgung" noch einen kurzen Blick zu werfen.

Bern Klaus Wegenast Djc Kon7entration auf „Christus das Wort Gottes" (§11) bietet

neben der knappen Erinnerung an „Die Lehre von der communicatio
idiomatum als Sprachproblem" eine ausführlichere Erörterung der

Referate Über theOlOgiSChe yon Lutner konstatierten, eigentümlichen ..Vereinigung on Gottes-

Dissertationen in Maschinenschrift wort und Menschenwort in Christus**.

Das Verhältnis von „Äußerem und inncrem Wort (ü 13) wird nach
»-.eLA.brech.MndemAnfangwardasWort.EineUmersuchungzu ^«rfd« Jahr '»«^cn«l^^^^^
Luthers Sprachverständnis im Anschluß an seine Auslegung des die ,,Zeil der Wartburgposulle (1522) untersucht bexo «
Johannes-Prologs von IS22. Diss. Tübingen 1989. X, 351 S. u. Lutners Aus|egung der Phngstgeschichte sich manifestierende
275 S. B^nd noch knapp und exemplarisch erörtert wird.
n. r ■ n Am Ende ist auf einen zusammenfassenden Ruckblick bewulit ver-
l-»'e Frage nach Luthers Verständnis von Sprache zielt auf ein unge- Stattdessen indiziert der Titel „Wort und Antwort-
ähnlich komplexes Problem. In vielfältiger Weise überlagern sich zicnic, ^ prmpe^ Aspektierung
dann theologische, literaturwissenschaftlichc und sprachgeschicht- <S ^ _'verständlich untrennbar ineinander verschränk-
'"*<* Ciesichtspunktc. Hinzu kommt, daß sich die Frage bei Luther der beiden