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Ausgabe: | 1990 |
Spalte: | 753 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Reformationszeit |
Autor/Hrsg.: | Höß, Irmgard |
Titel/Untertitel: | Georg Spalatin 1990 |
Rezensent: | Bräuer, Siegfried |
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Theologische Litcraturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 10
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Der Verfasser hat in verdienstvoller Weise uns eine Deutung der 30 Seiten sind überschrieben mit: ..Die Konstitution der Ethik als
Ideologie des schwedischen Reformators gegeben, die nicht nur in Wissenschaft auf dem gebildeten Standpunkt: Grundlinien einer
Einzelheiten eine immanente Klärung bringt, sondern auch einen Kritik der bisherigen Sittenlehre (1803)". Welcher Leser hat es nötig.
Versuch bietet, seine Anschauung von einem einheitlichen strukturel- sich darüber belehren zu lassen, daß auf einem ungebildeten Ständler
Zentrum her zu verstehen. Punkt einc Ethik sich als Wissenschaft nicht konstituieren läßt?! Trägt
R hier nicht Eulen nach - darf man noch sagen: Athen? Immer
, Lund Bengl HägBlund wieder erinnert das Attribut ..gebildet" (z. B. ..gebildete Überlegungen
") den Leser an etwas, das er sonst leicht vergessen könnte, daß er
Moss. Irmgard: Georg Spalatin 148-4-1545. Ein Leben in der Zeit des nämlich ein Buch vor sich hat, das eigentlich der Bildung gewidmet
Humanismus und der Reformation. 2.. erw. Aull. Weimar: Böhlau scjn sollte. Setzt Schleiermacher wirklich die höchste Stufe mensch-
1989. XXXVIII. 478 S. m. 8 Taf., I Farbtaf. gr. 8*. Lw. DM 66,-. liehen Selbstbewußtseins mit dem gebildeten Standpunkt in eins (gl.
Das 1956 erschienene Buch gehört zu den großen Biographien der z. B. 266)? Warum spricht er dann jenem ägygtischcn Mönch, der so
ivlormationsgeschiehtlichcn Forschung und war seit langem ver- ungebildet war. sich Gott nicht anders als mit körperlicher Gestalt
griffen. So ist die 2. Auflage zu begrüßen. Korrigiert wurden die denken zu können, nicht die Möglichkeit ab. „daß seine Frömmigkeit
Arehivangaben (441 II. überarbeitet (unter Verwendung der Biogra- reiner und besser gewesen sein könne als seine Idee" (I Sendschreiben
Phien von Fl. Volz und Fl. Holcczek) das Verzeichnis der Spalatin- 263)? Unvollkommcnheiten in der Bildung schließen nicht aus. daß
drucke (442-448) sowie das Literatur- (449-463) und das Abkür- die Frömmigkeit „schlicht und rein ist"(ibid).
Zungsverzeichnis (4630. Ein Verzeichnis kleinerer Textberichtigun- Die „religiöse" (!!!) „Konstitution der Ethik als Wissenschalt" (182)
Ben (464) ist angefügt. Der Bildteil wurde um zwei Tafeln vermehrt. ist bei R. ein Kinderspiel. Alles einzelne als einen Teil vom Ganzem
Das 1 mschlagbild. Lucas C ranachs d. J. Darstellung von 1543 aus hinzunehmen ist ja Religion (Reden 56): muß man nur keck genug
dem sogenannten „Berliner Stammbuch", ist ebenfalls hinzugekom- sein, das Universum, das in ununterbrochener Tätigkeit ist und sich
men. Die Autorin nutzte die Gelegenheit, den fortgeschrittenen For- uns jeden Augenblick offenbart (ibid.). mit dem Wissenschaftler zu
seluingszustand (vor allem zu Herkunft und Heimat, zum Humanis- verwechseln, der die mannigfaltigen Erscheinungen ,n einem
mus. zur Ablaßfrage, zu Friedrich dem Weisen, zur Übersetzertätig- ethischen System darstellt, und schon hat man aus Schleiermacher
keil und zur Stellung in der Abendmahlsdebatte) in einer Einleitung jenen spekulativen Theologen gemacht, mit dem verwechselt zu
(X VII-XXXVIII) nachzuzeichnen bzw. die eigene heutige Position werden er sich wehrt, wenn er etwa zu seinen Vortragen über C hnst-
zu Einzelfragen darzulegen. Nicht an allen Stellen werden die Ergän- liehe Sittenlehre bemerkt: Daß „die Sittenlehren eine spekulame
Zungen allgemeine Zustimmung linden. So ist beispielsweise nicht Gestalt annahmen ... ist ... nicht die Absicht dieser Vorträge -
anzusehen, weshalb Spalatins Skepsis gegenüber der Astrologie auf vielmehr sind die Vorträge über philosophische Sittenlehre spekula-
Ulthers Einfluß zurückgehen soll (XXXVII). Spalatins Rolle im Rin- tiv. - In diesen Vorträgen wird vielmehr alles eine ganz andere Gestalt
gen um die relormatorische Bewegung m Thüringen 1523/24 könnte haben, als in meinen philosophischen Vortragen - und Sie werden
»ach dem ittngsten ForschungSStand differenzierter dargestellt wer- nicht leicht einen Satz in der einen hnden. ^Zugleich in der anderen
den. Eine Reihe weiterer Ereignisse der Reformation, an denen Spala- wäre." (ed. H. Peiter. in: Linguistica Bibhca 60 [1988[. ,£3-9). Man
beteiligt war. sind in der Einleitung vermutlich aus Platzmangel traut auch seinen Augen nicht, wenn man bei R. liest, ^da 3 Sch eier-
üicht berücksichtig, worden. So is, z.B. die unzutreffende Bemer- «UKherdie Religion als »^»^ ^t^Z
kung, 1524 linde sich in den Verhandlungen der Magdeburger mit der Welt der Erscheinungen bestimm,. (234) Vo hg vernachlässig,
^■m Beauflagten des sächsischen Kurfürsten (H. Schurrt) „eine inter- wird die theologische Ethik. Deren Grundbegriffe Io wa wie BMung
«•ante erste Andeutung des Wunsches dieser Stadt nach einem Bünd- der Gesinnung bzw. Talen^W«^)finden keine Fror erung.
"is der Religionsverwandten", auch in der vorliegenden Auflage un- Im Anschluß an die Sc Illing-Rezension behaupte FL Schleic-
korrigicr, geblieben, desgleichen die Angabe, daß Herzog Heinrich macher habe der Religion Priorität (! gegenüber der Philosophie zu-
vnnn ü . t , .. . . , „ r,„„. ppKchrieben (297). Meines Erachtens hat Schleiermacher der Periode.
»On Braunschweig einen Schutzvertrag mit Magdeburg abgeschlossen gesennenen n- i
habe (260) -wo dic Pni|osophie dem torcheitgtauben dienstbar war (KGA I.
S. B. 7/3 12 Nr. 39) ebensowenig nachgeweint, wie er denen Beifall zollen
würde die sein philosophisches Werk für Vorspanndienste nutzen,
krir^hor^o^hi^hto.- K|0„7»it um den Karren ihrer theologischen Schleiermacher-Interpretalion
rircnengeSCmcnte. Neuzeit Hottzubekommen und wenigstens ein bißchen interessant werden zu
Klemer, Matthias: Bildung und Christentum. Der Bildungsgedanke lassen. RpHen" einaeht die
Schleiermacher». Gö.tingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1989. Sehr zu loben ist. daß R. au die 2. Au läge der „Reden ' ^U d
361 S. gr. 8" = Forschungen zur systematischen u. ökumenischen in-der bisherigen Schleiermacher-Forschung vernachlässigt zu werden
Theologie. 58. Kart. DM 78,-. pflegte.
,„ _ ... 7ll, Enzyklopädie" bemerkt R. unzutrellenderweise. Schlcier-
•n seiner Untersuchung (,m Wintersemester 1977 vom Evangelisch- ^^Zoa vom philosophisch begründeten System des
-logise-hen Fachbereich der Universität München Dissertation ^^~Xft der Theologie zu beschreiben " ,299,
Rommen) orientier, Riemer einleitend über den Bildung* gr.1 Wisse aus d ^ ^ ^ ^
I dessen Gesch.chte. Er stell, sodann den B.ldungsbegnrt in Sc htaer- D, Dje fe ^ zu den ^ * ,ssen-
«jehen Frühschriftcn «Theorie des geselligen Betragens Monologen. der I Au Ug ^ ^ M d,c ^
^ten dar. wobei eine Vielzahl von Erst.ingswcr en Ireihch, „nto- «haften zusammcngcfaBt wcrdcn. sondern zur Lösung
^sicluig, bleib, (und in Anmerkung 50 noch nich, einmal die en,- ^"J£J A(J, abc erlorder|,eh sind «Nachschrift Strauß, ed.
nahenden Bände der Kritischen Gesamtausgabe [KGA] Erwähnung posUive" Wissenschaf, läßt sieh unmöglich einem
»"den). Zu den Reden1 findet sich die schöne Bemerkung, es sei die Sachs. S. I). Eine „pos i
^-indung der Dillerenz zwischen Gcbilde.en und Ungebild.n ^ff^S^S^ Schleicrmacher habe von dem
JjCh die Mittlerfunktion der Gebildeten, die die Thematisierung de Abweg.1 *» ^ ^ ^ ^ Rc|jgjon ^ Jas
Un6'011 Geb"dClen n°,Wendig maCht ^ T bilde zX lnd.v duum abgesehen «299. 259). Die Theologie bezweck,
; mversunv sich selbs, seine Be.rach.er »odJT^J^- die Erhaltung des ehr stlichen Glaubens in der Gememschaft".
«•den 143), wird der falsche Schluß gezogen. Schleiermachers Bil- d &haftung fc SMciemacher
dungsbegril, schließe die Erfassung der pädagogISchen Tätigkeit als ^^^Tj^ in eincm Einzelnen können wir uns den
**J Wtt (10?).