Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1990

Spalte:

738-739

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Petuchowski, Jakob Josef

Titel/Untertitel:

Lexikon der jüdisch-christlichen Begegnung 1990

Rezensent:

Hinz, Christoph

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

737 Theologische Literaturzeitung II 5. Jahrgang 1990 Nr. 10 738

sich deshalb die Aufgabe, den Gebrauch und die weitere Verwendung Anmerkungen (S. 241-277), B.bliograph.e (S. 279-289) sowie Stel-

("utilizationandcontinuation")dieserTradition ineinembegrenzten len- und Autorenreg.ster (S. 291-301) finden sich am Ende dieses

Textbereich aufzuzeigen. Indem sie dafür Jes 1 -39 wählt, versucht sie insgesamt anregenden Buches.

zugleich ein zweifaches Desiderat zu schließen. Zum einen fehlen Greifswald Ernst-Joachim Waschke
bisher für Proto-Jesaja eingehende Untersuchungen zum Thema, und
zum anderen haben jüngste Ergebnisse und methodische Schlußfolgerungen
ntl. Gleichnisforschung kaum Eingang in die atl. Exegese Judaica
gefunden.

In einem ersten Teil ("Methodological Considerations", S. 13-67) Petuchowskj( jakob J., u. Clemens Thoma: Lexikon der jüdischgeht
sie auf methodische Probleme ihres Themas ein. Sie lehrt christlichen Begegnung. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1989. XV,
zunächst, daß Jes. I -39 unter dem Aspekt von "traditional literatur 474 s gr g. geb dm 38 _.

and religious utility literature" zu verstehen sei. Daraus folgt, daß die . ,, . , , .. , . . VI ;_., ,

p„„ .... , „ , . ... „„ Tcvtpn 1 1 In diesem Tite bezeichnet .Lexikon nicht ein Nachschlagwerk

rrage nach den ipsissima verba des Propheten gegenüber den I exten u in diesem mk . ~?

unA u r,u , r ■ . A<,n„ have onlv mit enzyklopädischer Informationsbreite. Was Petuchowski und

und ihrer Uberlieferung unangemessen ist; denn we nave oniy mu eiiiyiu^ lijuuj

, . ,, 6 ■ . ... j •.__Akor Thr.ma in dem anEczeisten Band vor egcn, ist eher ein Handbuch der

Isaiah's message as his disciplcs understood it and passed lt on - Aber Thoma in demangezeigicn , . ....

i ,, " K ..... j • „ dsm r-.rnnHhppr ffe m mdisch-chnst ichen D a og. bs „umfaßt ausschlteß-

auch die Fragestellung hinsichtlich des Verständnisses von Bild- Grundbegrme im juciisui *■

...... c;„ i;.u Hip St chwörter die im heutigen christlich-jüdischen Gesprach

spräche ("magery") muß sich von daher notwendig verandern. Sie lieh die Micnwoner, tue iu 6 J . .F

kann nicht mehr lau en: "What does this or that mean?". es muß viel- wichtig sind und ständig auftaue en und die sowohl einer historischen

mehr heißen: "What possib.e meanigs were in use at that time and wie theologisch-wissenschaftlichen Klärung bedürfen (Einleitung

within this context''" (S 220. Unter Einbeziehung der Forschungsge- VIII).

wiusai. v-j-v>«wi 6 ibj-oJ ? t lakoh I Petuchowski ist Ordinarius und Forschungsprofessor

schichte, einschließlich der ntl. Gleichnisforschung ("General Pnnci- 2.) Jakot. j raucnowsK hw^

Ples of New Testament Parable Research". S. 35-42), versucht sie die für jüdisch-christliche Studien am Hebrew Union College C ncin-

cw icMdineiii raidDic icM.dii.ii .o m n„ti/Ohio Clemens Thoma ist Professor für Bibelwissenschaft und

Funktion der Bildsprache im AT zu bestimmen. Ihren eigenen metho- na ,/0^ O-« ^ ^ ^ ^ ^

d'schen Ansatz faß, sie wie folgt zusammen bejm Einheitssekretariat des Vatikans. Beide

a. magery acts ,n a specific context by an interac.ion between Ziehung ^ ^ auch durch

wo d.Ilerent Statements. . frmnfnfW 7ahlreiche diesbezüglich Veröffentlichungen international bekannt. -

b. Information can be derived from imagery ,n the form of new ^che^d.« ^ ^ g^ ^ ^ ^ jüdisch-chris,.ichcs (iemein-

proposals for understanding real.ty. "haftswerk und ist selbst zum Ergebnis intensiver Begegnung gewor-
c The object of imagery is to involve the hearers -haf we k und ^ J ^ ^ ^ ^ Korrektur
that by entering into the Interpretation they take .tover as den^ JedesM ^ ^ ^ ^ _ (p> ^ {j) _ ^
the,rown pereeption of reality (performative function) H3veräntwortung trägt." (Einleitung VIII) Nur sieben Artikel ent-
d. Imagery can be reused in another context, ^^«^von jedem der beiden. Ihre Arbeitsgemeinschaft
new Interpretation and new evaluation of the >»° ™{"e . na hen ürad von logischer Vertrautheit und Abstim-
funetion and the performative function respectively. (S.6M). zeigi
A Den Hauptteil des Buches nehmen die Textanalysen ein ("Textual mung. Artjkei ^ ^ ,ich> def Verschiedenartig-
Analyses". S. 69-222). Dabei geht K. Nielsen nicht nach chronolo- J{)DJ ß( Am Schluß steht jedesmal ein Literaturen
sondern didaktisch-pädagogischen Gesichtspunkten von tot*r Them m*P ^ ^ ^
**h einer allgemeinen Einführung über "The Tree as a Cen ral "™™™ U Erwachsenenkatechismus, was mi, Verein-
M«aphor in Proto-.saiah" (S. 7.-85, behandelt sie *e Ttate Jes. dem N«^ sön|icher Urtej|e ^ sjch ߣ_
• ;7 und 27.2-6: .0,33-11,9.10; 6,12-13; 14,4b- 037 2b-32, tehungaa ^ ^ selten jn ^ Keter
2->2-l7 und32,15-20;4.2-6;9,7-20und 10,16-19; 1.29-3L schra* sje jn sjch erhe|lend Dje mejsten Erklijrungcn
Schon diese Textwahl, einschließlich eines Überblicks über die sege i d^ Bedeutung für dgn jüdisch.christ|,ch,n
w'ch.igs.en Themen der Theologie Jesajas (S. 215-222). läßt erken- Überzüge ^ dje ^ „ Jahren ncu
ne". daß es K. Nielsen nicht allein um den Baum als Metapher geht, U.a.og . Dja, Einsichten einzuprägen. Hier lebt das Engage-
sondern die Metapher des Baumes dient ihr als Paradigma für Bild- gewo en jhr wi„e überlieferte theologische Stereotypen
sP--ache schlechthin. Sie stellt eine Grundfunktion jesajan.scher Spra- ment Informati0n abzubauen und mit dem Glauben und
che und Verkündigung dar, und sie prägt auf verschiedene Weise die dur^ ^ PartneTS vertraut zu machen, ohne Glaubensgegensätze
weitere Tradierung und Überlieferung seiner Botschaft. harmonisieren Das bleibt der eigene Tenor dieses Lexikons.

Das Ergebnis ihrer Untersuchung faßt sie in einem Schlußteii zu na An Kabbaia- mahnt: ..... keiner christlich-

' Conclusion", S. 223-234) in folgenden drei Thesen zusammen: • a. ■) Mjschmasch.Kabbaia ... Vorschub zu leisten" (196). Art.

ne tree metaphors in Isaiah 1-39 have the informative function o juaisc ^ Vaterunser ist das wichtigste und unver-

dcting as theological interpretations of the political Situation" (S. 223) •Va^e™ Binde.Gebet zwischen Christentum und Judentum." (422).

•■"b. The performative function ofthe tree metaphor in Isaiah 1 39 dac ^ antijüdische Polemik", dem Judentum die

,s to involve the hearers in such a way that they adopt the metaphor s Art , orechen "Das Judentum kennt allerdings das .Gesetz'

,ntcrpretation of reality as their own" S. 228) ... "c The use of meta- Gnade:a ^ ungebrochener Gültigkeit; aber das .Gesetz'

ph°rs has made continuous reinterpretation ofthe orginal message una o ^ ^ Manifes,ation der göttlichen Gnade aufgefaßt . . ."

Possiblc. inc.udingopportunitiesfortheproductionofnewtext (S. sei ^ Inkarnation': „Die Inkarnation kann nicht zwischen

"2). Angesichts des gegenwärtigen Standes der Jesajaforschung laßt h .^.^ verhandelt werden. Sie markiert die eindeutigste

s'ch über einzelne Textanalysen und Datierungsversuchc natürlich Juae Trennungslinie zwiscJien Judentum und Christentum"

slrctcn. Da K. Nielsen aber nicht nach dem Propheten oder Ar "™ s" M Dreifaitigkeif (93). Der Art.,Gott' sieht am Ende den

Redaktion fragt, sondern die Geschichte und Überlieferung einer ic' des DjaIogs in der Konvergenz der eschatologischen

Metapher nachzuzeichnen sucht, vermag sie an manchen Stellen l'e , Die großte Gemcinsamkeit bei aller Differenz in der

tischen derzeit extremen Positionen zu vermitteln, so z. B„ ^Mder . [cuchte, dann auf, wenn Juden ohne Christusbekenntnis

estockungsauftrag ("heart-hardening") des Propheten (Jes 6) nicn ^ ^ Christusgemeinschaft jenem Tag entgegenbeten

, W,dersPruch dazu stehen muß, daß Jesaja das Volk zur Umkenr . beiten da ,Gott einer sein wird und da auch sein Name
als<.repentancepreacher" aufruft (vgl. S. 2310.