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Ausgabe:

1990

Spalte:

701-703

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Martola, Yngvill

Titel/Untertitel:

Verba Testamenti 1990

Rezensent:

Andrén, Olof

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Theologische Literaturzeitung I I 5. Jahrgang 1990 Nr. 9

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simpel geraten. Nicht akzeptabel ist auch der Hinweis, Luthers Ein- ev.-luth. Kirchen im großen und ganzen dieselbe ist. aber wenn man
zelexcgesen enthielten „häufig wenig Konkretes", weil es ihm „bei der den Kontext der Einsetzungsworte in den Liturgien der verschiedenen
Auslegung um die Sache ging" (15). Hier ist die Quellen- bzw. Über- Kirchen vergleicht, findet man. daß die Funktion der Verba unter-
Keferungsfrage von Luthers Vorlesungen und Predigten völlig außer schiedlich betont wird. So hat Yngvill Martolas Lehrer. Prof. Helge
Blick geblieben. Im Falle Zwingiis hingegen hat sie G. Friedrich be- Nyman gefragt: „Dreht es sich um Gebeteüber die Elemente, um Ver-
rücksichtigt. Bei der Darstellung von Calv in fallen ebenfalls einige kündigung vor der Gemeinde, oder um beides?"
vereinfachende Formulierungen auf. Calvins Beobachtungen über die C>ie erste Frage ist: Welche Funktion oder welche Funktionen
unterschiedliche Lokalisierung des Mcnschensohngespräches (Mt haben die Einsetzungsworte in Jen Liturgien der nordischen Kirchen
16.13) sind gewiß nicht nur auf den Besitz eines scharfen Verstandes heute? Weiter fragt sie: Wie wurden die normativen Texte m den
zurückzuführen (29). Ähnlich verhält es sich mit der Behauptung, heutigen Liturgien beobachtet ' Normativ sind also NT und die BeCalvin
sei „nicht so kritisch wie Luther" gewesen, und im Gegensatz kenntnisschriften. Wenn man Veränderungen beobachten kann,
zu diesem „wegen seiner Inspirationslehre" davor zurückgeschreckt, kommt die dritte Frage: II as sind die Gründe für die Funktionen der
..Teile der Schrift aus dem Kanon auszuschließen". Er sei trotz Einsetzungsworte in den heutigen Liturgien?
-.seiner philologischer Kenntnisse und seines kritischen Verstan- Eine ganze Reihe von Liturgien, von der Reformationszeit bis zu
des ... nicht wertender Historiker, sondern Theologe" gewesen, „der den heutigen, werden untersucht. Dabei werden die Funktionen der
mit dem. was er schrieb, sich der Gemeinde verpflichtet fühlte" (301). Einsetzungsworte in drei Gruppen eingeteilt 1. Die Funktionen, die
Die Entscheidung des Herausgebers und der Bearbeiter, die zeitge- direkt aus den Einsetzungsworten herausgelesen werden können, so
bundenc Polemik gegen die römisch-katholische Kirche bei der Text- wie sie in der Liturgie zitiert werden. 2. Funktionen die sich indirekt
wiedergäbe auszuscheiden ist verstehbar. nicht aber der Verzieht auf aus den Verba ergeben. 3. Funktionen der Verba aulgrund des got.es-
-iegl.chen Hinweis zum Situationsbezug der Reforma.orcntexte. Ohne dienstlichen Kontextes oder des theologischen Denkens. Einige dieser
viel Mühe kann der Benutzer aus Luthers Äußerungen zu Mt 7,15f Funktionen können einander untergeordnet werden und vier domi-
von 1529 und 1525 den Bezug auf den Bauernkrieg und auf Thomas nierende Funktionen verbleiben: Autorität. Verkündigung. Kon-
Müntzer erkennen (57). An anderen Stellen bleibt die Situation un- sekration und Gebet. Die Autorität ist äußerlich und innerlich. Extern
aufgedeckt, obgleich sie das Profil der Äußerungen mitbestimmt. Die- sind sie Legitimation und sagen auch, daß man Brot und Wem brau-
*r einseitig inhaltlichen Quellcnauflässung entspricht die schon chen soll. Intern bedeutet die Autorität Christ, daß die Worte eine
methodisch bedenkliche Entscheidung, die Reformatorenäußerungen frohe Botschaft sind, die verkündet werden soll. Die Automat be-
oft aus ganz unterschiedlichen Schriften und sehr verschiedenen deutet auch, daß die Verba wirkende Worte sind als Instrumente der
Zeiten additiv wiederzugeben. Luthers Auslegung zu Mt 7.15-23 von Realpräsenz, also eine Konsekrationsfunk.ion haben. Aber eine
«Schlich einer Druckseite wird aus sechs Predigten, die den Zeitraum Funktion als Gebet kann nicht einmal indirekt aus der Einsetzungs-
von 1522-1534 umfassen, zusammengestellt (570. Zwingiis Ausle- erzählung herausgelesen wtirden .
*ung von M, 6.5-15 stamm, gar aus sieben Schriften von 1523-1530, Die Vfn. findet, daß die Autorität mehr oder wen ger U. aus-
die außerdem nicht chronologisch geordnet Verwendung finden gedrückt wird. Das Kriterium ist die Stellung ,n dt L.turg In
M7-49; vgl. auch 95f. 143f u. ö ). Die Vorbereitung von Predig, und Dänemark is, die Autoritätsfunktion besonders dutiKh vu d e
«belarbeit w.rd mit dieser methodischen Entscheidung nicht hin- Verba unmittelbar vor der Kommunion ^^"^^J
Gehend gefördert. Der zeitliche Abstand zu den Reforma.oren is, an gegen und besonders auf Is and sind die Verba „ AtadJ
vielen Stellen unübersehbar, z. B. wenn Calvin über die Motive für mahlsgebe, eingebettet. Deshalb müssen sie als cn Q be, a gelaßt
^ris,, Fasten reflektiert (35, oder wenn Zwingli die Frage Stellt, wer werden; die konsekratonsche Funktion wii^rk^norjehoben.
*hon leugne, daß es nur einen Chris,us gebe, nur eine Kirche (87). während die Vcrkundigungslunktion las, verschwunden sei. In Dane
Andererseits enthalten die Reforma.orcntexte auch bereits Einsich- marksridie^^S^^^^.^^^^
*n. die sich mi, den Ergebnissen moderner Exegese decken. Hierzu Wei.er w,rd auch ge unden.daß man fas. f^1™*^^
»hört beispielsweise Zwingiis Hinweis zu M, 18. 21-35: „Ein von den ^»hnto ^C^^™t
deichn,s muß man em Glcchms sem lassen" (96). Vor allem aber er- Sache aufgefaßt. Aber warum ,s, "^"^^^^^
**ten den Benutzer eine Fülle anregender Gedanken und einpräg- sind zum größten Ted l^^b^^J^T^J^

Sc! T LcidCndCn- °aS HaUPl SChre,t Stdlver,retCnd dCn nutz Sc on n der Reformationszeit gab es ein bewußtes Streben.
SC5re'311 «'Herabgequält«, Glieder" (116). h H^frühcnnsdichen Li.urgie anzunähern. Nach der Meinung der

annentsteUender Druckfehler: 41 muß es Unchns.en statt Ur- sich ^hc^1^"^ ^ dogmatlschcn lnhai, vernachlässig,

lr'sten heißen. J. Frohen in Basel war Buchdrucker, nicht Buch- Vfn. bedeutet das. dau ma

id die Form prononcert.

Sie meint auch, daß. wenn die Verba in einem Gebet eingebaut sind,
so haben sie ihre Stellung als Sakramentum, also als Gabe Gotles. * er-
I und sind statt dessen Sacrificium geworden, also eine Gabe der

Praktische Theologie: SLe.

LlturgiewiSSenSChaft YngviH Martolas Arbeit ist eine sehr gute Leistung Sie hat den

liturgischen Bestand der nordischen Kirchen gründlich durcharbeite!.

M»ttola, Yngvill: Verba Testament! i nordisk luthersk liturgitradi- Mgn ^ sjch auch> ais Beilagen die Hippolytosliturgie. die Chry-

t|on.Abo:AboAkademisl989.XIII,402S.8-. sostomosliturgie und Gregorianum sogar in Ongmalsprache zu

rN „ r.„^„r, Cie hat auch die grundlegenden Prinzipien sorgfältig aus-

cr Terminus „Verba Testament!" entstammt der reformaton- finden. Sie hat auch gru g

VenÜ T,r;'dili0n- mr diC Ein"«w°rte des hciligCn AbC"dtmahhlen gCDie4seCprinzipien lassen aber einige Fragen übrig. In Kerygma u.

«endet. DJ, Vfn. benutzt meistens nur „verba" aus stilistischen D«e P Mcr gcschrieben. Zuerst

«mnden Für die gesamten Einsetzungsworte im Rahmen der Li- uogma ^ ^ ^ ^ Vefte jn der neuen schwedischen Gottcs-

SC r 1 als Gebet aufgefaßt werden müssen. Regin Prenter

Ehrend des ganzen 20. Jh. hat man auch in den nordischen Lan- d.enstor "* der Mej m sem daß

« der Schaffung neuer liturgischer Bücher gearbeitet. Neuer- wird au ^leJcsuberulcn. M,t einer solchen Moli-

,dn hat vorausgesetzt, daß die Abcndmahlsthcologie der nordischen vieiu a

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— iiviuui. j, riuncii in nasci wai duuhuj , ........----- .

handler. und die Form prononcert

Berlin Siegfried Brauer