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Ausgabe: | 1990 |
Spalte: | 697-699 |
Kategorie: | Systematische Theologie: Allgemeines |
Autor/Hrsg.: | Bunnenberg, Johannes |
Titel/Untertitel: | Lebendige Treue zum Ursprung 1990 |
Rezensent: | Slenczka, Reinhard |
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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 9
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fang. Man kann nur hoffen, daß es ihm vergönnt sein möge, sein Was in den theologischen Forschungen und Debatten jener Jahre
großes Werk zum Abschluß zu bringen. kulminiert, steht in einem weiten historischen Zusammenhang, der
Hamburg Bernhard l.ohse unter der Überschrift „Die Virulenz des Traditionsthemas in der fran-
__ zösischen Theologie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts" in den
wichtigsten Punkten skizziert wird. Mit einigen Stichworten und
' Siehe hierzu ThLZ 106. 1981.109-112:112,1987.367-369. Namen kann das Problem etwa so umrissen werden: Der französische
Katholizismus stand seit der französischen Revolution in einem ständigen
Loyalitätskonflikt gegenüber Rom und gegenüber der eigenen
Systematische Theologie: Allgemeines Nation, der kulturell im Modemismusstreit und politisch in der Tren-
nung von Staat und Kirche auslief. Auf diesem Hintergrund zielt das
Traditionsverständnis auf eine Synthese und Integration, wo sich die
Bunnenberu, Johannes: Lebendige Treue zum Ursprung. Das Tradi- Wege scheiden oder bereits getrennt haben,
tionsverständnis YvesCongars. Mainz: Grünewald 1989. XXXIX. Ejne Sch|üsse|runk,jon rür das Thema insgesamt und mit seinem
DMS4- 8' = Wa,bCrbCrg"^^ 14 LW' Einfluß auf Congar hat dabei der Philosoph Maurice Blonde!
(1861 -1949). besonders mit seiner Abhandlung »Histoire de Dogme.
Als 19.37 das Buch »Chritiem Dtmnis. Principe» dun oecume- Les lacunes philosophiques de Pexegese moderne« (1904) (48IT:
nisme catholique« des Dominikaners Yves M.-J Congar (geb. 1904) 268fD. Blondel faßte die Tradition als einen lebendigen Prozeß aut
in erster Auflage erschien, verhinderten die politischen Umstände die und grenzt sich damit sowohl gegenüber dem Extrinsezismus der
Wirkung nach außen, und innerkirchliche Widerstände behinderten historisch-kritischen Methode (A. Lo.sy) wie auch gegenüber dem an
die Wirkung nach innen. Krs, nach dem Vaticanum II konnte 1965 das Lehramt gebundenen Objektivismus A. Garde.» m der Neuscho-
eine zweite Aullage erscheinen, als sich die Situation soweit geändert lastik ab. Theologiegeschich.hch verbindet sich be,C ongar der Iran-
hatte. daß in den, Kon/.ilsdckret »( nitatis Rediniegratlo* ausdrück- zösische Tradi.ionalismus in seiner Spatphase mrt dem Organismus-
«Ch und im positiven Sinne von einem »oecumenismus« und dessen gedanken der katholischen Tubinger Schule (A. Möhler. J. E.
katholischen Prinzipien gesprochen werden konnte. Der Name Kuhn).
Congan gehör, in die imponierende Reihe katholischer französischer Bereits in der historischen Darstellung C ongars zeichne, sich ab
Theologen, die in Le Saulchoir. in Lvon-Fourvicrc. in Paris oder auch wie der reformatorische Konflikt um das Verhältnis von Schrift und
im belgischen Chevetogne durch theologische Neubesinnung, histori- Tradition unter diesem weiten, Trad.t.onsverstandnis subsm ,n ,
•Che Forschung, persönliche Begegnung mi, Ver.re.ern anderer wird und wie gle.chzci.ig eine Brücke zur
Kirchen und oft unter schweren und kränkenden Widerständen in der besonders in ihrer Repräsentanz der russischen ,e ,o en, ^ osop
eigenen Kirche eine ökumenische Begegnung ermöglich, haben, die in Frankreich (N.-A. Berdjajev: S. N Eh*. ogeschlagen ,r
vorher nicht nur unmöglich, sonderndirekt verboten war. (..Lebendige Tradition "war der a n Blondchr nn
Es is, das große Verdienst der vorhegenden Bochumer Dissertation. Aufsatzsammlung russischer Theologen über Orthodox« und
Ober die leider immer noch hohen schlichen Grenzen ein Zentral- Gegenwart" die ^".^"'^^^VT^^^^
• l k ... r,;, j;. Svui'miiisc he Fnt a tung des rauitionsersKinünisses
•hema der Arbeit Congars zu erschließen, und dies geschieh, zu einen, J^SmM historische Material nicht nur den Be-
«Itpunkt, in dem einerseits die unmittelbare persönliche Verbindung bei C ongar ergibt wen, nanaa
«* dieser Epoche abzubrechen beginn,, während gleichzeitig das griff und Inhal, von Tradition e haltendM denn^Ru, I,
ökumenische Gespräch an cn.schefdenden Punk.cn zu s.agnieren schichte und ^^^^^^^^^^^Z-
t-L . „ ' ......_____, . ,r-„t mo,.hi RirConaardie im C hns usgeschenen begründete una pneuma-
he„„. Der ökumenische Aufbruch in Frankreich während der ffinf- ^^ ^ZmLnäc Realität der Kirche in der Geschichte aus.
und sechziger Jahre verdämmert ,n der Gcsc ichte. und ™ * übcrkommcnden und vorhandenen Gegensätze
^nchcrH,nsichtmagcsschwersein,dasdamalsGescheheneausden Alles z.cl d^u • aufzuheben. und das betriff, u. a. die Un-
QueUen und der Erinnerung noch lebender Zeitgenossen zu er- ^^^Mem und Dogmatischem, von Glaube und
- . , , . , • Ku|tur von Offcnbarungstheologie und Anthropologie, und dabei
So ,s, es eine große Hilfe, wenn Vf. mch, nur aus biographischen ^'«J die isolierte Stellung des Lehramtes integriert, wie auch
Skuzen. sondern auch im persönlichen Gesprach mit C ongar den ^C ^ *die (icgenübcrstellung von Schrill und Tradirion in einen
^bensweg im Uberblick (7-14 bis in die dreißiger Jahre und 7611 sei, dnd;rC^™/usanimcnhang transponiert werden. Geschichte und
2 Weltkrieg, schildert. Eine Bibliographie enthält die Bucher — SSüSSi unmittelbar zusammen: „Die Tradition
*W Ubersetzungen sowie in einer auf das Thema beschrankten Aus- Offenbarunggehöre der Offenbarung
^hlAulsätzeausden, Zeitraum von ,930-1985. Damit wird die ein- hat für Congar™ «eWedeiK £ L,n fur aHemal Oege-
bish" in deutscher Sprache vorliegende Darstellung von Alfons aber sie « m _ mmbermg ereignet sich immer dann, wenn
J*» <m: H. J. Schultz [Hg.]. Tendenzen der Theologie im 20. Jahr- J»JJ^ ^ ffl Freiheit, und doch beweg, vom Geis. Got-
l,u"den. 1966.519-523) in willkommener Weise erganz.. Ts Geheimnis Gottes bejah., den überlieferten Zeugnissen von
D-e Konzentration der Untersuchung auf das Tradi.ionsverstand- es ^ Glauben schenkt, sich in die Beziehung der Kirche
J Engars hat ihre historische und sachliche Berechtigung, und es der O KM»rung ^ ^^.^ ^
* »eher den Kern, wenn Vf. dazu bemerk,: ..Wir haben es mi, ZuOott ^ ^ dazu. denn crsl das
"»em Kondensat der neueren französischen und tc.lweisc auch deut- dcr Offenbarung beim Menschen läßt die Offenbarung an
cl*n Theologiegeschichte zu tun" (130). Im Mittelpunkt steht Ankommen^Utlennan. g
}0n8ars zweibändige Monographie .La Tradition ti '«'"ff"^ einer sorgfältigen Analyse werden jeweils klar zu-
( ~ '-"tu histortque i960: II - Essai ThMoffaU 1963 Dieses wer* u mcflgclaßt (bes. 1 50ff), und dabei tritt die synthetische Funktion
ra' bei seinem Erscheinen mitten in die inner- und zwischenkirch- sa Traditiorwbegriffs in allen ihren Hinsichten zutage, vorallem auch
JJ« Debatten um dieses Thema. Sie waren ausgelöst von den, ats kn(criologischcn Bedeutung im pneumatologischen Ver-
' u,ncndogma von 1950. durch das sich die Frage nach der Schrill- m Konsens eeschiehtlichcr Kontinuität. Integration und
""««hei, lehmmtücher Entscheidung«, »teilte, dann aber auch ^d"»^ ***
durch die Verhandlungen auf dem Vaticanum II über die göttliche ota i t ^^^y^ GcSpräch von besonderer Bedeutung
'^•"barung (Dei Vcrbum) und die gleichzeitigen Arbeiten in der rf. |nfonna,ionen und Untersuchungen zu dem ..Einfluß
£°nimiiaion FürCilauben und Kirchenvcrfassung.dieaufder4. Welt- " ^ ^ ^ Konzilskonstitution ,Dei Verbu.,,-. und dazu wird
0n|crenz in Montreal 1963 abgeschlossen wurden.