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Ausgabe:

1990

Spalte:

686-689

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Die urchristlichen Verkündiger 1990

Rezensent:

Strecker, Georg

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 9

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Studierenden seit Jahren das Neukirchcner Arbeitsbuch zum Neuen die Deutcropaulinen in die spätkanonischen Schritten, zu denen die
Testament. Den darum an ihn gestellten Erwartungen wird der Autor Pastoralbriefe nun einmal gehören, weiterlauft, verunmöglicht. Es
im vorliegenden Band vollumfänglich gerecht. Seine Auslegung ge- geht in ihnen nicht um die Behauptung einer theologisch verbindli-
hön zu den besten in der Reihe der Evangelisch-Katholischen chen Kontinuität des Apostolischen. Nicht der Aposteltitel, sondern
Kommentare. der Name des Apostels Paulus dient als Aushängeschild. Darum ist
Mit gutem Recht ist mit den Bemerkungen im Vorwort zu be- die hier angestrebte Orthodoxie von der apostolischen Rechtgläubigdauern
, daß es nicht möglich wurde, gleichzeitig auch die Erklärungen keit einer anhebenden großkirchlichen Konstituierung und von einer
des zweiten Timotheus- und des Titusbriefes zu veröffentlichen. Als kirchenrechtlichen Integration in eine (vielleicht von Rom?) ausgrei-
Kommentator dieser Briefe hat sich nachträglich Alfons Weiser in fende Katholizität zu unterscheiden.

Vallendar, dem wir den Kommentar zur Apostelgeschichte im Die eigentliche Stärke liegt weniger in den eingestreuten Bezügen
Gütersloher Ökumenischen Taschcnbuchkommcntar verdanken, zur auf aktuelle ökumenische und gesellschaftliche Auseinandersetzung.
Verfügung gestellt. Man fragt sich, warum Verlage und Herausgeber Der exegetische Fortschritt besieht vielmehr in der unermüdlichen
für die Pastoralbriefe einmal eine gemeinsame Teamarbeit von evan- begrifflichen Einzelanalyse der entscheidenden Schlüsselvokabeln
gelischen und katholischen Exegeten zu wagen versäumten. Wie lange und deren synthetische Auslegung in das vermutete historische Rezi-
wird es noch dauern, bis endlich anstelle ökumenischer Diskussionen pientenfeld. Zur Veranschaulichung diene ein kurzer Hinweis aul die
ein gemeinsames brüderliches Zeugnis möglich wird? Die leidige Be- Behandlung des Traditions- und des Kirchenproblems: M,t .para-
schränkung lediglich auf den ersten Timotheusbrief und aufnureinen theke' wird weder das paulimsche Verständnis urchr.stl.cher Keryg-
Bearbeiter ha. zur Folge, daß für die Einzeluntersuchungen und für mala noch eine apostolische Regula F.dei eingebracht. Gemeint smd
die thematischen Exkurse ohnehm auf die anderen Pastoralen gegrif- die, bereits in einem festen Bestand von Paulusbriefen vorhandenen
len werden muß. In einem engen gemeinsamen literarischen und liturgischen Bruchstücke aus sotenolog.schen. chr.stolog.schen und
historischen Feld sind ja dieselben Begnffsbestimmungen und der paräne.ischen Zusammenhängen. Diese werden nun den gesellschaft-
Nachweis derselben traditions- und motivgeschichtlichen Zusam- liehen Vorstellungen angepaßt und als pastorale Normen ,n die Genienhänge
zu leisten. Dies zeigt sich denn auch in den einlcitungs- meinden rund um die Aegäis getragen. D>e Kirche erschein, als la-
wissenschaftlichcn und forschungsgesch,ch.lichen Überblicken, aber milia Dei. welche die patriarchalische Gestalt des antiken Haus-
auch in den allgemeinen und in den besonderen Literaturangaben. Zu wesens bewußt beibehält. Die Einordnung der Frau entspricht darum
den durchgehend aufgenommenen Kommentaren gehören diejenigen dem soziologischen DurchschmttsbUd der städtischen Gesellschal,
von ( eslasSpicu (EB/1969). Norber. Brox (RNT 7.2. 1969) und von und ihrer Okumenik. Die entsprechend zugespitzte Neutassung des
Gottfried Holtz (THK 13. 1965). Dabe, ist eine weitgehende Abstüt- Schweigegebotes in I Kor 14,33-36 vermeide, das oflen.hche Ärger-
Omg auf Brox. eine respek.volle Dis.anzierung von Spicq und eine nis. Nicht theologische Reflexion, vielmehr nüchterne Pragma ,
<aire Absetzung von der Kul.usthese bei Holtz zu beobachten. Der bestimmt die Kn.enen. denen Bewerber für das Episkopc - und
Plakative Klemkommen.ar von Josef Schien*, der ebenfalls eine Ab- Diakonenamt genügen müssen. Nur so vermag die Kirche als un
'assung um die Jahrhundertwende anmmmt. fehlt (Die Welt der Bibel, feste Burg der offenbarten Wahrt*,, den umversalen Heilsra.schluß
KK 10. 1968). Wichtige neue Monographien sind verarbeitet, z.B.U. Got.es an die Welt weiterzugeben ,
*■ Müller (I976C P Trümmer (1978)- H V Lips (1979); A. Linde- Die Beantwortung der historischen Ruckfrage nach den bckampl-
«nann '^l'^Sl^^LJ^imi^VbmM m Gegner laß, Raum für weite« Antragen: S.u.z, sich die Venn u
(1983) M. Wolter (1988) Von den neuen wegweisenden Aufsätzen tung von aus den Gemeinden hervorgegangenen Irrlehrern nich zu
s.nd positiv verwer , Beiträge-vi H Hegermann (1970): A. Sand sehr auf frühchristliche Gnos.ikerthcscn die m, einer Entwicklung
C976,:L.Ohcr.inncr,l,V,» <. Loh.ink < 1981, P. Trümmer „ 981, der Gnos.s- und Sophiaclemen.e m

"nd von G Kretschnw(198-) Diese herausgegriffenen bedeutsamen Widerspricht dem nicht die Beobachtung des Ichlenden Sarx, Pncu-

; dl ö' 68.. . , .-.i.iopFnr ma-Geeensatzes und der Abwesenheit der enthusiastischen Pneuma-

1 "cl beweisen daßder vorliegende Kommentardic heute gültige For- ma ucgeiiMii« uim

seh„n , u [ TTTT r Zu , tikeT? Auch der kosmische Christus, die Befreiung von der Materie

^hungslage berücksichtig, und darauf wci.erbaut. t'kcr libcrtmjstische Ausschweifung fehlen. Dies hemmt eine An-

ln dem nach wie vor historisch und theologisch vernebe len Ge- undd "c ko,0ss.schc Phi.osoph.e und an d.c irrlchrer der Apo-

^nde der Pastora.bnefe schreite, die Auslegung in einer wei.ge ^ Muß Sie sog. schöpfungstheologische Argumentation an,,-

erzeugenden Emze.exegese ver.äßhch voran. Ohne Polemik verl I ^ö^^eh verstanden werden? Genüg, nich, eine Verknüpfung mit

S|e die ausgetretenen Pfade und verzichtet in kluger Erwägung aul gnos iscn vcrsian» j voriteaen und be-

marktschreierische Expenmente. Zurückgelassen w,rd endlich d,e oft ^^^^^^^^^^

*>< Martin D.bel.us wirksame und hämisch mißbrauchte T eseem J^«^™ s,dlgcm in Feld und stall üppig anbietender

^■dermeerschen Verbürgerlichung des Evangeliums. So hegen che So« rMotn, ieflenIassen?

h rhe erungsgesch,ch,l,chen Wurzeln des „guten Gewissens cht Ertrag wo g ^ Rezension als lebhafter Dank

^« Paulus, sondern in einer aus P» 51,12 hergeleiteten I au.tracht o . SoV'el ^ methodischer Hinsicht als vorbildlich und

u"d smd darum nich, einem selbstgefälligen Morahsmus zu belasten. ^mV*^*^ ^ ^ Verständnjs der

D>e Gefahr einer Einbindung in ein frühkathohsches Entwckungs- ^T^'^^ ncuc Band J vie|c Jahre ein maßgebender

«Jcma im Sinne einer Hege./Baur-Reprise in den fünfziger Jahre , pmk«,che Bedürfnisse brauchbarer Kommentar

«"«geht die Auslegung mit der immer wieder markierten These von und ein aucn

der Transformation des überkommenen Evangeliums in die Situation bleiben.

Victor Hasler

■ ""isiormation Oes uoerkommenen tvangeuuw- -----------

c'ner dritten heidenchristlichen Generation, die ihre Identität mitten Bern

Z 1P.IU™,imUS *nCT SynkrBtistischCT 0CSellSChaft Z" hZtZZ Sehnackenburg, Rudolf: Die sittliche Botschaft des Neuen Testa-
"nd sich m ihrer Öffentlichkeit mit den Normen einer paganen Kultur Qr urt.hrist|ichcn Verkündiger. Völlige Neubearb. Freikonfrontiert
erlebt. Im Blick auf die literarische Eigenart und auf die ™ '|}.,sc|-Wien- Herder 1988. 285 S. gr.8' = Herders theologi-
«um noch zu klärenden Umstände der Pastoralbriefe läßt sich diese ^ Kommentar zum Neuen Testament. Suppl. Bd. II. geb.
''ansi'orma.ionsthcse freilich nicht immer mil derselben Stringenz DM J6 _

Jrehziehen. Dennoch gelingt es immer wieder, die eigenständige anzuzeigende Werk ist in seiner ersten und zweiten Auf-

««ologHche Reflexion mit Hilfe einer minutiösen Exegese grundsatz- Das a 8 Dje dnUe VÖIMg neu bearbeitete Auf-

Z V°n PaU'US abzuhebcn- Damit Wird dic harmo"lsicrendC Z Zd nunmehr in zwei Teilbänden vorgelegt. Nachdem 1986 der

einer organischen Entfaltung einer ungebrochenen apostoli- läge wird ™nme"r Ijrkirche" veröffent-

"*« Tradition die aus frühchristlichen Gemeinden über Paulus und erste Band m.t dem Un.erf.el ..Von