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Ausgabe:

1990

Spalte:

45-47

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Krop, Henri A.

Titel/Untertitel:

De status van de theologische volgens Johannes Duns Scotus 1990

Rezensent:

Wissink, Jozef

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 1

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e.it "-ur>genkrankheit). In den letzten Jahren vor dem Zweiten Welt- Darum will ich auch sagen, daß ich froh bin über Krops Übersetzung,

neg war er wieder in Niepokalanow, wurde von dort nach dem deut- Sie läßt sich gut lesen und ist eine wirkliche Hilfe zum Verständnis,

sehen Überfall auf Polen im September 1939 deportiert, konnte aber Auch die Annotierung ist sehr hilfreich. Natürlich läßt sich über

■rn Spätherbst desselben Jahres wieder dorthin zurückkehren. Aber im Einzelheiten streiten. Es haben sich einige Fehler eingeschlichen (z. B.

mar wurde er erneut verhaftet, in das berüchtigte Pawiak- S. 172, Anm. I: „signa" und „res" sollen verstanden werden als

angnis in Warschau eingeliefert und von dort nach Auschwitz Korrelate der Begriffe „uti" und „frui": In der Einführung hat der Vf.

ePortiert. Dort endete im August 1941 sein irdischer Lebensweg: Als „notiones" auf S. 66 fälschlich mit „Ideen" übersetzt, wobei erverges-

aus einem Arbeitskommando außerhalb des Lagers ein Häftling ent- sen zu haben scheint, daß es sich da um einen terminus technicus aus

en War ur,d nicht wieder eingefangen werden konnte, wurden als der Trinitätslehre handelt, der Bezug hat auf die „Eigenheiten" der

ePressalie von der Lagerkommandantur zehn Gefangene zum göttlichen Personen); auch habe ich einige Male Annotierungen ver-

ungertod im Bunker verurteilt. Einer der dazu ausgewählten Gefan- mißt, wo ich sie auf jeden Fall brauchte. Aber im Ganzen wird den

?fne" War ein Familienvater, der um sein Leben jammerte. Da trat Lesern gute Hilfe geboten.

0 be aus der Reihe der übrigen Gefangenen vor und bat, an dessen Im Nachfolgenden will ich mich auf eine Besprechung der Einfüh-

e sein Leben opfern zu dürfen. So kam er in den Block 11 von rung beschränken. Nach der Darlegung will ich auf einen Punkt näher

schwitz. Als er am 14. Tag immer noch lebte, mordeten die Scner- eingehen, den ich kritisieren möchte.

^ derSS'hn mit einer Phenolspritze. „Damit starb der Häftling, der Der Vf. betrachtet den Prolog des Scotus als eine Einheit, in

er einmal gehofft hatte, sein Staub möge in die Winde zerstreut welchem dieser, wenn auch zerstreut, eine ganze Wissenschaftstheorie

meh*UrK* ^ann am ^age des Feiles Mariä Himmelfahrt nichts bietet. Er ist darauf bedacht, den Kontext im Auge zu behalten. Duns

r sein sollte als die Asche im Schlund eines Krematoriums. So theologisiert nach 1277. In diesem Jahre hat der Bischof von Paris.

• ,u e.!m Zweigen und in der Verla:>senheit dieses Leben, von dem Etienne Tempier, mittels Verurteilung auch thomanischer Thesen

jM> übrigbleibt als die Liebe" (S. 180). versucht, dem Einfluß von Aristoteles auf die Theologie entgegenzu-

r Rez. hat im August 1980 bei einer Besichtigung des KZ-Lagers wirken. Darum kann Scotus den Weg des hl. Thomas nicht mehr

witz in Ehrfurcht auch vor der Todeszelle Pater Kolbes ge- gehen. Er wollte andrerseits auch keine Repristination der früheren
standen

Positionen. So hatte er neuere Wege zu gehen. Was den Kontext anBerlin
. u a uj betrifft, so hat Vf. auch die Prologe zu Sentenzenkommentaren ande-

Joachim Konde .

rer Autoren studiert (Vorgänger. Zeitgenossen. Nachfolger), um Duns'

Diskussionen zu verstehen, aber auch um dem Originalen des Scotus

^09TI6n- Und Theologiegeschichte autdicSpurzukommen. So werden z.B. Bonaventura, Thomas von

Aquin, Hendrik van Gent, Aegidius Romanus, Godfried von Fontai-

Kr°P H. A.: De Status yan dc Theo|ogie Vo|gens Johannes Duns "es. Hervaeus Natalis und Ockham vorgeführt. Um diesen Zusam-

^o«us. De Verhouding tussen Theologie en Metafysica. Amster- menhangherzustellen, hat Vf. gute Arbe.t geleistet.

am: Rodopi 1987. X.279 S. 8*. Kart, hfl 48.-. 'm ersten Kapitel geht es um die Stellung der Theologie innerhalb

^ der Wissenschaften. Es wird gefragt nach der Notwendigkeit der

Leid f m't c''esern Bucn Promoviert an der Universität von Offenbarung/Theologie und nach dem Verhältnis von Theologie und

sorL60 * .'>ro''essor Adriaanse (Religionsphilosophie) und Profes- Metaphysik. Zu letzterem gibt Vf. eine Übersicht über die verschiede-

Das e,^'^'m'tte'a'ter''cr|e Philosophie). nen modernen Scotusinterpretationen (z.B. Gilson, Wolter, Auer,

zum S<> 6r'a'lren des Vl- 'st- er eine Einführung zu dem Prolog Honnefelder) und nimmt dann eine eigene Position ein. Erstellt dann

ten) ntenzenkommentar des Duns Scotus geschrieben hat (95 Sei- eine materielle Identität von Theologie und Metaphysik fest (auf

■Cidtffefc 6r ^ann C'nC Übersetzung dieses Prologs bietet, die er Grund der Tatsache, daß die Offenbarung in menschlicher Sprache

ren annot'ert hat (166 Seiten). Es ist auffällig, daß dieses Verfah- geschieht und Theologie normal-menschliche transzendentale Be-

Bü h" ^°"an<1 heute öfters praktiziert wird: 1988 sind noch zwei griffe gebraucht, welche so eine gemeinsame Basis der Theologie und

hat er erscn'enen- die gleichermaßen konzipiert sind. Dr. H. Rikhof Metaphysik bilden).

te|tsj'n ^Uc'1 8eschrieben über S. Th. I, q. 13 (Over God spreken. Een Sehr wichtig sind die Analysen der Begriffe „subjectum scientiae"

und R30 T*lomas van Ao.uin° uit de Summa Theologiae. Delft 1988) und „objectum/primum objectum scientiae" (S. 38—43). Das Subjekt

waarh ^ ^e'C'e "'5er ^' '• * '6-17 (Thomas van Aquino. Over ist der Hauptgegenstand einer Wissenschaft, von dem alles Konse-

E'nfüh en 0nwaarne'd- Rampen 1988). Auch da wird jedesmal eine kutive ausgesagt wird und aus dem alle Sätze einer Wissenschaft zu

^ rung gegeben, eine Übersetzung und ein Kommentar oder eine deduzieren sind; das Objekt ist Gegenstand, aber erkanntermaßen.

Sehe0116™118' Der gf0ße Vorteil dieses Verfahren s ist. daß die großen Subjekt und primäres Objekt können deshalb dasselbe sein, aber das

oder"16" Z ^ "*'er <laS Verna'tms von Theologie und Philosophie braucht auch nicht der Fall zu sein. So hat die Metaphysik als Subjekt:

sehe aU8ust'mseh-'ranziskanische und aristotelisch-dominikani- Gott als „primum ens, ens infinitum"; das erste Objekt des Verstandes

M ^hule usw. durchbrochen werden können. Man hat schon zu oft ist das „ens qua ens". In der Theologie ist Gott in seinem individuel-

^T~*^* Fragen und Voraussetzungen in die Texte hineingelesen. Zum len Wesen das Subjekt; das erste Objekt der theologischen Erkenntnis

lej|Spie': 'n der Erbschaft des Neuthomismus oder wegen unserer Ein- ist aber Gott als „ens infinitum" (S. 46-47). Man versteht, was Vf.

z .Ung der universitären Fakultäten hat man mittelalterliche Texte meint mit seiner These der materiellen Identität von Theologie und

aufh m s°8enann,e philosophische und theologische Teile und dar- Metaphysik.

p^..ln Bücher geschrieben über „Die Geschichte der mittelalterlichen Im zweiten und dritten Kapitel werden die Differenzen zwischen

■ Sophie". Darum ist es eine gute Sache, daß jetzt die Texte selbst Theologie und Metaphysik ausgeführt. Scotus definiert Wissenschaft

... er zum Reden kommen. (Nicht daß damit die Probleme schon im aristotelischen Gefolge als Konklusionswissenschaft, die gewisse

sind: eigentlich hat von den drei Autoren nur Rikhof hier ein und notwendige Erkenntnis bietet. Von diesem Standpunkt aus muß

?u gePrägtes Problembewußtsein.) Ein Nachteil kann sein, daß man er der Theologie den Titel der Wissenschaftlichkeit absprechen. Zu-

selR6^ m't ^ta''s beschäftigt ist und eigentlich nicht mehr zu einem gleich kann er ihr eine höhere Würde zuschreiben. Die aristotelisch

tandigen Gespräch mit dem Autor kommt. Die Studie kann dann aufgefaßte Wissenschaft ist in großer Verlegenheit, wenn es um das

d u etWas -archäologischen" Charakter bekommen. Diese Gefahr Kontingente geht. Für die Theologie ist das Kontingente der Heils-

J*1 bisweilen vor allem bei Krop. geschichte natürlich grundwichtig. Die nichtwissenschaftliche Theo-

. r Prolog des Sentenzenkommentars von Duns Scotus ist ein logie kann sich unbesorgt mit dem Kontingenten beschäftigen und ist

'■eh komplizierter Text, sowohl was Aufbau wie Inhalt anbetrifft. so eigentlich wirklichkeitsnäher, als die Wissenschaften es sind. Krop