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Ausgabe: | 1990 |
Spalte: | 622-624 |
Kategorie: | Philosophie, Religionsphilosophie |
Autor/Hrsg.: | George, Martin |
Titel/Untertitel: | Mystische und religiöse Erfahrung im Denken Vladimir Solov'evs 1990 |
Rezensent: | Onasch, Konrad |
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Theologische Litcraturzcitung I 15. Jahrgang 1990 Nr. 8
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zadebattc wichtig für "the self-confidcnce ofthe German Enlightment söhn. Jacobi habe "the deeper understanding of Spinozism" als
attheendofthe I8th Century." (Vorwort) Mendelssohn. (43) Aber beide würden in dieser Hinsicht Lessing
F. H. Jacobi, „der Jugendfreund Goethes" (so Paul Rilla. in: G. E. gegenüber nicht gerecht: "Jacobi maximized Lessing's Spinozism
Lessing, Ges. Werke hg. v. P. Rilla, Berlin 195411". Bd. 10. 381), hatte while Mendelsson minimized it." (44) - Für Vallee erweist sich
'm Juli 1780 Gespräche mit Lessing geführt, über deren Inhalt Jacobi Jacobi in der Spinozadebatte als ein Prophet der Entwicklung in der
Mendelssohn nach Lessings Tod informierte, da Mendelssohn ein modernen Philosophiegeschichte, wenn er Aufklärung und "the
Blich über Lessings Charakter plante. Der Inhalt der Gespräche ist nascent German idealism" in der Gefahr des Rationalismus sah. (43)
1785 von Jacobi veröffentlicht worden (vgl. Rilla. aaO. 380). In diesen Auch hier wird man wohl mit Vallee streiten können,
besprächen hat Lessing laut Jacobi gesagt-und an der Authenzität ist Sich auf W. Dilthey berufend spricht Vallee von Lessings
nicht zu zweifeln, wie Vallee (16) zurecht feststellt, da selbst Mendels- Pancntheismus(46): "Lessing was heading toward panentheism."(50)
söhn dieses nicht tut: „Lessing____Die orthodoxen Begriffe von der Grundlegend für den Panentheismus sei: "Panentheism denotes
Gottheit sind nicht mehr für mich; ich kann sie nicht genießen, tvxal immanence of things in God." (47) Fünf Faktoren prägten den
■Öv! Ich weiß nichts anderes.... Ich [sc. Jacobi]: Da wären Sie ja mit Panentheismus(47): /.Gottist"eternal",2. "he iscapableofchange".
Spinoza ziemlich einverstanden. Leasing: Wenn ich mich nach 3. "he is selfaware". 4. "he knows the world" und 5. "the includes the
jemand nennen soll, so weiß ich keinen andern." (H. Scholz, a. a. O. world (not in hisessencebut in hisactuality)."(47)
77) Lessing ist nach Vallee (54) ein eigenständiger Denker, den man
Ausgewogen, auch wichtige neue Arbeiten (vgl. Vallee. 161 ff) weder von Spinoza, noch von Leibniz oder Tertullian aus hinberücksichtigend
, geht Vallee der Spinozadebatte nach. So ventiliert reichend erfassen könne (53). Die christliche Theologie solle ihre
er sorgfältig sowohl den Jacobischen als auch den Mendclssohnschen Reserve gegenüber Lessing (hervorgerufen durch dessen Pantheis-
Standpunkt; und unterscheidet sich so z. B. wohltuend von der Ril- musimplikate) aufgeben (51) und theologisch Lessings Position unver-
laischen polemisch-parteiischen Aufarbeitung der Debatte als gleich- stellt erörtern (54). Vallee wird wohl doch nicht so ganz den theolo-
»m atheistisch-materialistische Attitüde. Diese weist Vallee (510 gischen Bemühungen um Lessing gerecht, denn Lessing .st zwar nicht
entschieden zurück. Ebenso wendet sich Vallee (2) gegen H. Chad- hinreichend behandelt aberdoch theologisch beachtet worden.
*icks im englischen Sprachraum weithin beachtete "presentation of Etwas überrascht ist man schon, wenn Vallee bei se.ncr Erörterung
Lessing the Vationalisf". - Obwohl das von uns im letzten Absatz der Spinozadebatte in bezug auf Less.ng m,t dem Ergebms:
angeführte Lessingzitat Lessings Spinozismus zu erweisen scheint und Panentheismus. dann diese Debatte in ihrer Bedeutung stark m.m-
auch so verstanden worden ist. steht Tür Vallee fest, daß Lessing kein miert. ja, ihr für die Interpretation Lessings kaum bzw. keine Bedeu-
Spinozist war. (2) Vallee zeigt nun. daß Lessing Jacobis Ansicht nicht tung beimißt: "The Spinoza conversations are certainly uselul lor
teilte, daß Spinozismus = Pantheismus = Atheismus ist. (12) Gegen understanding the flrst crisis of the German Enlightment. In a general
Jacobis Auffassung, daß Lessing '"at the end of his life . . . a tlrm Interpretation of Lessing himsclf they are not usable." (56) Meines
Sp.nozisf" gewesen sei. wendet sich Vallee (16. 33). Lessings Jlen Erachtens darf dies nicht alternativ, sondern additiv gesehen werden.
*oi Pan" protestiere gegen "any Separation between natural and Sicher hat Vallee recht, wenn er als einen Schlüsseltet zur Interpreta-
•Opranatural". (13) Das Gespräch Lessing - Jacobi erweise, daß. wie tion Lessings ..Nathan der Weise" ansieht (61). aber das braucht nicht
A. Altmann herausgearbeitet hat. bei Lessing und Jacobi ein je unter- erkauft zu werden durch Minimierung der Bedeutung der Spinoza-
schiedlichcs Verständnis von Spinozismus vorliege. (26) Das mache debatte in bezugaut Lessing.
auch das unterschiedliche Verstehen desselben bei Jacobi und Man legt mit Gewinn und Freude Gerard Vallees Werk aus der
Mendelssohn verständlich (27) Für Jacobi. so Vallee (28) mit H. Hand. Obwohl man in der Auswahl der Texte der Spinozadebatte
Scholz (a a O XIX) ist "Spinozism . . . "aecording to its form, the sicherlich unterschiedliche Abgrenzungen ,m Einzelnen vornehmen
^tem of consequen. ra.ionahsm. aecording to its content, i. is könnte, sind die signifikanter, Text-Ausschnitte der Debatte dem
«••onsequen. a.heism" Jacobi erwartete von Lessing Hilfe gegen englischsprachigen Leser wohl präpariert durch die Valleesche Em-
sPinoza. aber er sah Lessing diesem verfallen (34). und Lessing erbat leitung zur Kenntnis gebracht.
v°n Jacobi Unterrichtung über Spinozismus(31 IT). Jacobi berücksich- Jcna Udo Kern
•'gc nicht Lessings Charakter, der dadurch gekennzeichnet sei, daß er
0,i die schwächere Seite unterstütze, auch dann, wenn diese nicht
seine eigene Meinung darstellte. (19) George, Martin: Mystische und religiöse Erfahrung im Denken Vladi-
Jacobis Wertung in der Spinozadebatte traf Mendelssohn tief: Ii) mir Solov'evs. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988. 384 S.
Legierte sie doch, daß dieser trotz über 30jähriger Freundschaft. Les- gr = Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theo-
s'ngs "real thoughts" (21) nicht gekannt habe, Lessings "heartfelt logie. 54. Kart. DM 94.-.
Philosophical Position" ihm dieser verborgen und Jacobi in kurzer •_»_,•
1 t*™«"» & D-is beeren/tc Zic dieser Arbeit ist es. eine Lücke in der Solov ev-
Zeil anvertraut hatte (30). (2 Vehement widersprach Mendelssohn „LMs otgrci.^ic ^ , .
••i u-, .1,.J. . ■ u ,u ■ u- u „,„„nt,vt Forschung zu lüen: die Klarung der Rolle der Erfahrung im Denken
Jacobi s Identification o Spinozism with athcism. which amounted forscnung . , a c i
,„ , , . ' . 1 . „,,.,.,,,. ,,,, ,mml m;, Solnv'evs Darüber hinaus steht unsere Interpretation der Erkenntn.s-
l°a s ander.nu of Lcss na s reputation. 2 - Va ec(42 stimmt mit soiovcvi.i^mi"
u ucimg uessing s ropuui i / Solov'evs gegen die von den meisten Interpreten angenommene
Scholz uberein. wenn dieser konstatiert, daß MendcIssohn L mg k c Solo g u„tcnchiedliche
'einiger als Jacobi. der Lessing zu einem konsequenten Atheisten /u ^ Mlkhm Oesamtschau der Erwachen
wolle, interpretiere. Mendelssohn urgier, bei Less.ng einen n« n. Wr ^
*ined pan.heism". der als solcher ",otal.y aner Sich,, die bisher umstritten ist« (S. 29). Die sehr
^of^lision^monllty-HL^I^llli f«*^"^ ^ Üierte und gedankenreiche Darstellung G.s kann hier mit
ur Mendelssohn ,n seinem -„n mg (of Aufbau nur andeutungsweise rentiert werden. Nach einer
r as posslblc w"h Pan,hclsm as w,,h ,hc A™T uy h ,nK ortho Einleitung (S. 21 -30) über Thema. Methode und Ziel der Arbeit folg.
J»n which.... wasaccep.ed by rehgion and he d tobe^onho E£le*g( ^ So|ov,evs y(^
Jox doenne.- (50) Vallee (50) stimm. Mendelssohn zu. when he datnu. tllc0sophischc Sprache SoloVevs
klares that Lessing 'was on his way to link pan.heisfc coneep s even mtereaMnte^Mtt . zu erhoffen sind. Unter
*«h positive religion.'" Hier wird man wohl doch etwas skeptische ^7J}£™£Zm ,n S. 29: ..Eine Einteilungdes Denkens
*-n können als Vallee. zumindest eine stärkere argumentative ^^f^Xln Perioden legt sich nur in einem Themen-
-Untersetzung" erwarten können. . . Ste||ung zur orthodoxen katholischen und
Vallee verteilt die Gewichte nicht einseitig zugunsten von Mendels- berc.cn nahe, in I