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Ausgabe:

1990

Spalte:

613-614

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Thomassen, Beroald

Titel/Untertitel:

Metaphysik als Lebensform 1990

Rezensent:

Heidrich, Peter

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Seite 1

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Theologische Litcralur/citung I 15. Jahrgang 1990 Nr. 8

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(Beseitigung von Fluch und Gefangenschaft, Christus als der Stär- stellte, ein Vergleich mit Averroes und Avicenna rundet das Bild ab.

kere, Befreiung durch sein Lösegeld), Kap. 41 dessen Stellung zur Das Ergebnis liegt in Zusammenfassung vor.

Hadesfahrt (Hades = irdische Welt, der Tod als Schlaf. Tod als Der nächste Abschnitt beschreibt den subjektiven Zugang zur
Trennung von Leib und Seele). Kap. 42 Christi Auferstehung (wurde Metaphysik. Metaphysik erseheint als Vollendung des menschlichen
auch das Menschliche an ihm wiedererweckt?, seine neue Körperlich- Wissensverlangens und als göttliche Wissenschaft; letzteres ein Pro-
keit. die Bedeutung des dritten Tages), Kap. 43 die Himmelfahrt (Zeit- blem, das aus der Überlieferung des Hermes Trismegistus stammt. In
Punkt. Charakter und Folgen, das Problem atl. Vorbilder). Kap. 44 Hinsicht auf den Träger wie auf das Gewußte wird Metaphysik als die
hat das Thema „Zwischen Pfingsten und der 2. Parusie" (Jordan-und am meisten göttliche Wissenschaft charakterisiert.
Ptingstgeist. Einordnung in Berechnungen der Weltgeschichte, der Den vier Gegenstandsbereichen der Metaphysik ist ein weiterer AbAntichrist
und sein Wesen [Singular oder Plural?], das Ende der Gott- schnitt gewidmet. Der Mensch als Träger der Metaphysik - das ist die
losen, der Feuerteich, die Ewigkeit des Todes). Kap. 45 „Die Welt entscheidende Entfaltung des Themas. Einerseits sind wir Menschen
verändert ihre Gestalf (Ekpyrosis. die Umwandlung der sichtbaren in die Bedingungen der natürlichen Welt gestellt, so ist es ein natür-
Welt, Verschwinden oder Erneuerung der Materie?. Kontinuität der liches Wissensverlangen, das zur Metaphysik führt. Andererseits sind
Substanz. Wandel der Qualität der Welt, der universale Charakter der wir auf das Göttliche bezogen, so daß durch Teilhabe am Göttlichen
Erneuerung. Millennium und ewiges Leben, die zwei Erneuerungen). erst Metaphysik letztlich möglich wird. Vf. zieht hicrandere Albertus-
Kap. 46 behandelt die Herrschaft des Millenniums nach Irenäus werke zu Rate, ergeht mit Albert auf die Welt des Magischen ein. auf
(interessante Ausführungen über drei Arten von Bewohnern und ihre Phänomene der Behexung. Der Mensch ist die Verbindung zwischen
Spezifik). Kap. 47 das universale Gericht (Etappen und Spezifika des Gott und Welt. So ergibt sich, daß bürgerliches von kontemplativem
göttlichen (ierichts wie seiner Belohnung, die zwei Parusien Christi Glück unterschieden werden muß.

als Zeiten der Gnade und des Gerichts, der Zeitpunkt, das Problem Das letzte Kapitel geht dem göttlichen Intellekt, nach Buch XI.

des Verhältnisses von Güte und Gerechtigkeit Gottes). Kap. 48 die nach. Eine Zusammenfassung bietet dem Leser die Resultate der

Metamorphose der Stadt Jerusalem von der Stadt des Todes Jesu zur Studie im Überblick.

Hauptstadt seines Millenniumsreiehes (irdisches und himmlisches Die Studie ist flüssig geschrieben. Sic besticht durch ihre ausführ-

Jerusalem), Kap. 49 schließlich „Die Schau des Vaters" (bezieht sich liehe Textumschreibung. Auseinandersetzung mit der Albertfor-

die eschatologische Hoffnung nur auf Geist bzw. Seele oder gerade schung wird hauptsächlich in den Anmerkungen vorgenommen. Dem

auch auf die Körperlichkeit des Menschen?, Christi freiwillige Philosophen, der nicht nur an der Geschichte scholastischer Ph.Ioso-

Rückgabe der Macht an den Vater, der nun alles in allem ist, doch im phie interessiert ist, wäre damit gedient gewesen, d.e Studie in einen

Grunde nur ein Reich unter einem Monarchen; hier auch kurze größeren Zusammenhang gestellt zu haben. Nicht nur Fragen der

Erörterung des Arianismus) Ma8ie' sondern aristotelisches und neuplatonisches Erbe in heutiger

Noch das letzte Kap. verdeutlicht eindrucksvoll, in welchem Maße Sicht behandelt, von heutigen Problemen aus gedeutet zu sehen, gäbe

Irenaus die christliche Tradition gegen alle Irrlehre verteidigte: Für einer historischen Studie größeres Gewicht. Vielleicht dürfen wir die

'hn war die geistliche Seligkeit eine in Qualität und Quantität. Die vorliegende Arbeit als ersten Schritt dazu verstehen.

Erwählten sind im gleichen Maße geistlich, wenn es auch in der Rostock PeterHeidrich
Gottesschau Gradunterschiede und Fortschritte gibt. Immer wieder
nimmt Orbe Gelegenheit, darauf hinzuweisen, daß es für Irenäus

gerade um die Erlösung des Fleisches und nicht etwa nur eines i/„„f„,.P;«n<.|„,nW0

höheren, „göttlichen" Prinzips im Menschen ging. Darum bestand KlfCheil- Ulld KOIlfeSSIOnSkUllde

cr auf der Einheit beider Testamente, auf der Einheit von Schöpfer

und Erlöser. Vielleicht überspitzte er dabei gelegentlich, doch das sej|,ert< Wolfgang: Deutsche LJnitarier Religionsgemeinschaft. I nt-

gegenwärtige Nachdenken über die Beziehung von altem und neuem wicklung. Praxis und Organisation. Stuttgart: Quell 1989. 239 S. 8".

Bundesvolk Gottes dürfte im Grunde dieselbe Intention wie einst Kart. DM 26.80.
'""enäus verfolgen, und bei ihm wird deutlich, daß diese Erkennt-

nis allemal der Wel.zugewandtheit und Nüchternheit unseres Glau- Die Kirchengeschichte bietet Be,sp.ele, daß eine neu sieh formte-

bens dient, der seinem Mißverständnis als elitärer Wcltflucht rendc religiöse Bewegung sich ,n eine alte Institution empfropft. So

Wenrt hat der Altkatholizismus, erwachsen aus der Anhängerschaft der

gegen die päpstliche Unfehlbarkeit protestierenden Konzilsminorität

Rostock Gert Wcndclborn ^ crsten ^titanischen Konzils, um sich als bischöflich verfaßte

Kirche konstituieren zu können."in das aus jansenistischer Anhängerschaft
1746 formierte Bistum Utrecht eingepfropft. Nicht anders
hielten es die Anhänger der „Deutschen Glaubensbewegung" Jakob

'Tomassen, Beroald: Metaphysik als Lebensform. Untersuchungen Wilhelm Hauers des Dritten Reiches, für die ihr religiöses Bekenntnis

'ur Grundlegung der Metaphysik im Metaphysikkommentar ^ Religiosität darstellte. Die „Religionsgemeinschaft freier

Alberts des Großen. Münstcr/W.: Aschcndorff 1985. IV 182 S. 8 - mcn„ dic sjch 1876 aus der evangelischen Kirche des Groß-

IWträge zur Geschichte der Philosophie und[Theologie des Mittel- Hessen im Protest gegen die Erhebung von Kirchen-

alters. Texte und Untersuchungen. N. F. 27. Kart. DM 48.-. herzogt ^ & ^ ^ ^ ^

Die vorliegende Studie wurde im Sommersemester 1983 von der könnt. ^ & ^ ^ ^ 6()()()

hlosophischen Fakultä. Bonn als Dtssertatton angenommen, luv« ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^

^oßen Abschnitten entlaltet sie das Thema. _hL (to) „ungsgleichcn „potentiellen" Unitariem zählen muß. eine Monogra-

Zuerst wird der Leser darüber informier, wie Albert umk den g ^ insti(u,ion ku|.

'usammenhang der einzelnen Teile der aristotelischen MC ph k P . Verlas«»! nicht ausspar,. Die reiz-

zufinden. Vf. paraphrasier, den Gedankengang Alberts. d, l n- ' ^ # welche die ctarismatischen Vordenker

^hlägigen Belegstellen finden sich in den Anmerkungen jeweils u. - k ^ ™ Munkc vorstellen.

derselben Seite, es werden nicht nur Stellenangaben geinacht sond m rr,u . sMtschm Altpietismus hervorgewachsen, hatte

dankenswerterweise wird der lateinische Text zitiert. ^«*^™" . |936 rai( der Veröffentlichung religiöser Traktate begonnen

Jörnen, da der Leser nicht erst zu Alberts Wer en grei^muß. Auf • ^ ^ ^ ^ ^ gc,,ndcn. Scincn Pantheismus.
*> Seiten wird dargestellt, wie Albert sich die BuchgHulLrung oi