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Ausgabe: | 1990 |
Spalte: | 584-587 |
Kategorie: | Altes Testament |
Autor/Hrsg.: | Borowski, Oded |
Titel/Untertitel: | Agriculture in Iron Age Israel 1990 |
Rezensent: | Niemann, Hermann Michael |
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Theologische Literaturzeitung I I 5. Jahrgang 1990 Nr. 8
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des Namens Abimeleeh in ep. 9. Jahwe sei hier am wenigsten gegenwärtig
.
Iiis zu Abimeleeh. dem letzten der großen Richter, steige die I land-
lung an. Von Tola ab. einschließend Jiftach und Simson, habe man
die lallende Linie der kleinen Richter. Vfn. spricht bei ihnen allen von
narratives.
Ein deutliches Strukturelement des Buches sei der Rückgang im
ethischen Verhalten Israels. Die Herkunft aus einem Stamm stelle die
rechte Gottesbindung dar, dagegen die Koppelung von Personen mit
Sippennamen eine Verlagerung hin zu weltlichen Werten. Das Gesehehen
drehe sieh zunächst um den Glauben und das Ethos, dann um
Reichtum und Macht. Das wird besonders anhand von 8.24-27
exemplillziert. Generell habe jeder der Richter eine fundamentale
Schwäche.
Nach Simson habe Gott keine Richter mehr gesandt. Israel zu
retten. Das aus Stämmen vereinte Bundesvolk sei zerfallen. Am Ende
des Weges, den das Richterbuch gehe, habe sich alles in Unordnung
aufgelöst. Es gab keinen Richter und kein Recht mehr. Israel hatte
keinen König, und ein jeder tat. was ihm recht dünkte.
Man kann fragen, ob die Ausdeutung der Reitererzählungen in
jeder Einzelheit Zustimmung linden wird. Sie ist m. E. oft eigenwillig
und überinterpretierend. Bedauerlicherweise wurden die fragen der
(iattung und Überlieferung nicht bedacht. Ebenso unterblieb die
Erörterung literarischer und geschichtlicher Probleme. Das führte
beispielsweise zu Sätzen wie diesen: Abimeleeh tötet seine Brüder in
einem pervertierten Opferakt. in Mißachtung der jahwistischen Bundesrestriktionen
, die das Menschenopfer verbieten (S. 71). So fällt
auch nicht die Begrifflichkeit deuteronomistischer Redaktionsarbeit
auf Grund einer spezifischen Geschichtsbeurteilung. Überdies fehlt
eine ganze Menge neuerer Äußerungen zum Richterbuch, die nicht
unbeschadet übergangen werden können. Dabei taucht die frage auf.
wieweit andere als englischsprachige Literatur zur Ausarbeitung
herangezogen wurde. Anmerkungen und Bibliographie lassen keine
zehn Prozent erkennen.
Trifft man durchgehend immer wieder auf Beobachtungen struktu-
ralistischer Art, so äußert sich Vfn. am Ende in zwei Appendices zu
Struktur. narrativerForm und Ironie des Richterbuches speziell.
Insgesamt gesehen, entfaltet die Vfn. in vielerlei Hinsicht sachentsprechend
den ideellen Gehalt der Letztgestalt des Richterbuches
und dient dadurch der Promulgation des Schriftwortes. Die ganze
fülle dessen, was in diesem biblischen Buche auch als Glaubenszeugnis
steckt, ist damit freilich nicht erfaßt.
Stuttgart Wolfram Herrmann
Isaksson. Bo: Studies in the I anguagc of Qoheleth. With Special
f mphasis on the Verbal System. Stockholm: Alrrrquist & Wikscll
International 1987. 232 S. gr. 8° = Acta Universitatis Lipsaliensis.
Studia Semititiea Upsaliensia. 10. Kart. SEK 1 72.-.
Unterden alttestamentlichen Schriften ist Kohelet wohl am schwierigsten
zu übersetzen und auch zu verstehen. Grund dafür ist die ganz
spezielle Sprachform der Schrift, sowohl mit Hinsicht auf die vom
Autor den einzelnen Wörtern zugeschriebenen Bedeutung als auch
auf Struktur und Stilistik der Sprache - besonders im Gebrauch von
Verbal-formen. Zahlreiche größere und kleinere exegetische Arbeiten
verlieren im Laufe der Zeit an Wert, weil sie nicht genügend auf
die sprachliche Eigenart der Schrift Rücksicht nehmen oder kurz und
gut die Schrift als ein spätes Phänomen in der israelitisch-jüdischen
Literaturgeschichte abtun oder auch als ein Ergebnis vom Einfluß
fremder Kulturen und Sprachen. Bereits Septuaginta steht unentschieden
und verständnislos der Sprache in Kohelet gegenüber.
Nun hat der Schwede Bo Isaksson das Buch "Studies in the
Language ofQoheleth" geschrieben, und m. W. liegt hier zum ersten
Mal eine ausdrückliche strukturalistische Analyse der Sprache in
dieser Schrift vor. Konklusion des Autors ist. daß die sprachliche
Eigenart nicht so sehr auf ihre vermutliche späte Abfassungszeit
zurückzuführen ist und auch nicht zuerst auf einen sprachlichen
Einfluß von außen. Bo Isaksson findet Zeichen dafür, daß ein Einfluß
vom Phönikischcn nicht auszuschließen ist. Er geht jedoch nicht so
weit wie Dahood, der Phönikien zur Ursprungsstätte der Schrift
machte. Insbesondere findet er Argumente für das. was er einen
lokalen Dialekt nennt, mit naher Anknüpfung an die gesprochene
Sprache.
Abgesehen von Abfassungs-Zeit und -Stätte ist die Konklusion
jedoch, daß die sprachliche Eigenheit der Schrift - er spricht von einer
Sprache sui generis - von ihrem literarischen Genre - als einem
philosophischen Essay- herrührt, der sieh auf lange Lebenserfahrung
gründen wird. In diesem Zusammenhang versteht es sich, daß die
narrativen Abschnitte der Schrift, hauptsächlich in 1. Person Perfekt
gehalten, im eigentlichen Verstände nicht einen geschichtlichen
Bericht erstatten, sondern den Charakter von Resumes haben, woraus
generelle Konklusionen gezogen werden.
Der Schwerpunkt des Buches liegt - wie es der Untertitel sagt:
"With Special Emphasis on the Verbal System" - in der Verwendung
von hebräischen Verbalformen durch den Schriftsteller. Dies wird in
den Kapiteln 2-9 behandelt, wo wir insbesondere eine durchgreifende
Analyse vom Gebrauch der Suffix-Konjugationen vorfinden. (charakteristisch
ist. daß diese noch nicht temporale Bedeutung haben, so w ie
es in der späteren Mischna-Sprache bekannt ist. sondern in höherem
Maße dazu angewendet werden, ein generalisierendes Präsens auszudrücken
. Dies ist die Anwendung vom Perfekt, die übrigens in weitem
Ausmaß im alttestamentlichen Hebräisch bekannt ist. Und der Autor
argumentiert im ganzen dafür, daß die sprachliche Struktur der Schrift
nähere Anknüpfung an das klassische Hebräisch hat. als bisher oft
angenommen wurde.
Das Kapitel 10 analysiert den Gebrauch von Pronomina und von
bestimmten Artikeln und Kapitel I I einige bestätigende und verneinende
Partikeln.
Ein exegetischer Exkurs im Kap. 12 behandelt die Passage in
Koh 3.1 1. wo das Wort »htm immer für die Übersetzer eine Crux
dargestellt hat - und hiermit auch für die Exegetcn. Es ist nach wie vor
eine Crux - auch nach Isakssons Analyse! Er konkludiert, daß das
Wort "the etcrnal work" - d. h. Gottes - bezeichnet. Wenn dies aber
auch der f all sein sollte, dann verbleibt die f rage, was es heißt, daß
Gott dem Menschen sein "etcrnal work" ins Herz eingegeben hat.
Dem defektiven Buchstabieren des Wortes und dem vorangesetzten
bestimmten Artikel erweist er meines Erachlens nicht ausreichende
Aufmerksamkeit. 3.1 1 ist möglicherweise nicht die einzige Stelle, wo
bereits die Masoreten fehlendes Verständnis der Sprache und des
Kontextes in Kohelet offenbaren.
Auch nach Isakssons gründlicher und sauberer Analyse bleiben
Probleme in Kohelet ollen, und dabei werde es auch bleiben, bis zu
jenem Tage...! Isaksson beendet sein Buch, indem er Max Miller
zitiert, der der Hoffnung Ausdruck gegeben hat. daß eines Tages historische
Archive aus Israels Eisenzeit entdeckt werden. Und er fährl
fort: "To this I want to say, il we find within the biblical period a
clearK datable new Hebrew document of a philosphical-sapiential
kind I predict it will revolutionize the Qoheleth research". ///
sja-allah! Bis dahin wird jedoch Isakssons Buch lür jeden, der sich
seriös mit Kohelet beschäftigen wird, von großem Wert sein, nicht
zuletzt, weil es voreiligen kategorischen Übersetzungen und Auslegungen
der Schrift Einhalt tut.
Kopenhagen Svend Holm-Nielsen
BoroHski. Odcd: Agriculture in Iron Age Israel. Winona Lake, IN:
Eisenbrauns 1987. XXII. 21 5 S. m. 22 Abb. i. Text gr. 8". Lw.
$ 20.-.
B. will mit seiner Arbeit, einer Ph.D.dissertation der University ot
Michigan von 1979. der unbestrittenen These eine zusammen-