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Ausgabe:

1990

Spalte:

557-558

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Park, Heon-Wook

Titel/Untertitel:

Die Vorstellung vom Leib Christi bei Paulus 1990

Rezensent:

Park, Heon-Wook

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr.,7

558

einzelnen Autoren beobachten, so daß sich von Brunner und Ebeling die von der Konzeption des Leibes Christi gestellt wird soll jn diese,
über Bonhoeffcr bis zu Tillich - alle dem gleichen Grundmuster ver- Arbeit eine neue Antwort erhalten. Dazu w.rd zunächst der helle-
Pflichtet - noch einmal eine charakterisierbare und aufschlußreiche nistische und dann der alttestamcntlieh-jüdisehe Hintergrund des
Spannweite unterschiedlicher theol. Akzente und Interessen auftut: Begriffs „Leib" in seiner anthropolog.schen und auch kollektiven
"ämlieh ob. grob gesagt, die Gewissensfunktion den peccator coram Bedeutung dargestellt.

Deoentlarvtoderabergerade zu verbergen sucht sowie ob nicht theol. rjje Entstehung des paulinischen Gedankens von der Kirche als
yon Belang ein diesen Konflikt transzendierendes Gewissen sein dem Leib Christi läßt sich vorallem ausdem I. Korinthcrbrief. in dem
müsse. er zum erstenmal auftaucht, erheben. In I Kor 10.17 bezeichnet die

Neben der lutherisch geprägten Schwerpunktsetzung lassen sich Einzigkeit des eucharistischen Brotes (<fc ä/no;) nicht etwa als
aber auch andere Verständnisweisen ausmachen, nach denen Gewis- einfaches Bildwort die Einheit der Gemeinde, sondern den mit „den
«ns durchaus als aktiv und konkret handlungsbezogener Faktor vielen" (<>/' XoJUoi «tHUJ, vgl. D'l?^ = Glieder) bzw. „allen" [ol
aufgefaßt wird, dem eine identitätsbildendc Funktion zufällt und der wivre;) korrespondierenden „Einen" (vgl. Rom 5,12ff), der als end-
auf den sozialen Verbund angewiesen ist (Pannenberg. Althaus, zeitlicher Schicksalsträger in der Rolle des Gottesknechtes von Jcs 53
Kendtorff). dem ersten Adam entgegengestellt wird (vgl. auch Rom 12.5). Wenn

Barth schließlich lehnt alles theol. Denken ab. das auf einen Nach- Pau|us in I Kor 10.17 - über die Parallelisierung des Brot- und Kclch-
vollzug irgendwelcher Peripetien der Gewissenserfahrung hinaus- wortes (V. 16) hinausgehend - zweimal nur das Brotwort im Zusam-
'auft, hat aber um so mehr Interesse an einem geistbestimmten und nlenhang mit dem einen Leib der Gemeinde hervorhebt, so hat er
'«benszugewandten, freien, ja sogar revolutionären Gewissens- gcwiß sowohl den von Jesus (Mit 14.22) und den Rabbtnen uber-

vol|ZUg nommenen jüdischen Segensspruch zum Brot (.....der das Brot aus

Die verschiedenen Weisen. Gewissen in die jeweiligen Dogmatiken dcr Erde hervorbringt" im Ber6,l; vgl. Ps 104.14) als auch die

und/oder Ethiken einzufügen, setzt die Arbeit in Verbindung mitein- schöpfungs- und heilsgeschichtliche Auslegung des ..Hervorbringens"

ander, um den Boden zu bereiten Tür sich notwendig machende im Judentum im Blick, die er dann christologisch interpretiert. Der

*«Chselseitige Anfragen und Korrekturen. Im Blick auf durch den Aposte| hält ferner die durch das Essen des Brotes am messianischen

komplexen Vergleich sichtbar gewordene Gefahren postuliert sie: Hei| Teilhabenden für das neue Israel (vgl. V. 18): dabei denkt er an

Weder einer protestantischen Schuld-Kultur noch einer praktischen eine christologisch. pneumatisch und heilsgesch.chthch begriffene

Sthuldignoricrung darf die theol. Gewissenstheorie Vorschub leisten. Reihenfolge der von GotT gesetzten und „hervorgebrachten" Großen:

Wedcr die fundamentale Anklage noch die verzweifelte Verteidigung - Erdc _ Adam - Israel"; das entspricht einer judiseh-apokalypten

durch das Gewissen darf soteriologisch einseitig verarbeitet werden. Tradition (Ant. Bibl. 32.15; IVEsr 6.54111. nach der Israel als das aus

Weder das moralische noch das transmoralischc Gewissen darf ohne dcr Rippe Adams hervorgebrachte Volk Gottes („Contio Domin. )

Wechselwirkung mit der jeweils anderen Funktionsweise dargestellt gedacht wurde (vgl. Gen 2.21.24). In diesem Sinne bezeichnet Paulus

Wcr<len. lm Zielpunkt sucht die Arbeit einen orientierenden und dic korinthische Mahlgeme.nde als ev oOfia, vgl. Gen 4) IX-shalh

systematisierenden Überblick über das Vorfindbare zu geben, der auf hal der Apostel den Leib-Christi-Gedanken mch. einlach aus der

den Aufweis der Pluriformität evang. Gewissensverständnisses hin- Herrenmahlübcrliefcrung gewonnen, sondern speziell das Adam-

aus'äuft. aber dennoch sowohl systeminterne als auch systemübergrei- christus-Motiv in das Brotwort Jesu einbezogen, das »einerseits aul

'S"de Beziehungsvielfiüt im Blick behalten und zu einem komplemen- Jes 53 und Ps 104 beruht; auf diese We.se konnte er das Brotwort „r,.

dynamischen Gewissensverständnis anregen will. ooj,m mG XfmmiT mit der ekklesiolog.schen Vorstellung vom Leih

, Poimenische und homiletische Konsequenzen der systematischen chris,i verbinden. Dieser genuin paul.n.sche Leib-Cnristi-Gcdankc

Versuchung tauchen gelegentlich am Rande auf. Ein Schlußkapitel m „icht nur bei der Darstellung des Herrenmahls. sondern auch ,„

,l|^l25,faß,dieErgebn1ssezusammen. den Stellen von der Taufe ,. Kor ,2 13:0.1 3.270 und ,n,1 Kor 6.16.

IKor 12,2ffund2Kor 11.2f(vgl. Eph 5,22Bf) vorausgesetzt.

Dic im letzten Adam Christus, also in der Auswirkung seines
Sühnetodes geschaffene, endzeitliche Heilsgemeinde des „Leibes

Pa'k. Heon-Wook: Die V„rstellunR von Leib Christi bei Paulus. christi« impliziert auch die Vollendung der neuen Bundesgemein-

Tübingen 1988. 311 S. schaft (I Kor 11.23: Rom 7.4.6). Mit Hilfe der im früher,Judentum

und in der Urgemcindc viel beachteten Sinaitradit.on (Ex 19.8: Mekh.

D'e Bezeichnung der Kirche als „Leib Christi", die für den Apostel Ex ,9 6. 20 6: Lv R. 4,6; Philo De Spec Leg.3.131: Jos Bell. 4.406:

y'uluscharakteristisch ist, läßt sich in Ansätzen auch sonst im Neuen ( ^ |QS , |ff. 5 , ff; 8,11 fT; Apg 2.42IT; 4.34) begritl Paulus die

rc«ament feststellen. Für den Apostel hat sie funktionale Bedeutung, Q 'ixhe Einheit der Christusgemeinschaft in Kor 12.1211 auch als

*Cl1 alles wichtige Geschehen in der Kirche (Wort, Geist, Glaube, ^ ejnheit|ich handelnden Leib der eschatologischen Bundes-

^rament. Dienst) sich im organischen Verhältnis zu Christus als gcnlejnde(V. 26; auch I Kor 11.30 sowie Jcs 1.50-

*■» Träger dieses Leibes abspielt. Die Paränesc ist zwar der Ort an ausgeführte neue Behandlung der paulinischen

Jm Jas Thema Kirche ausdrücklich zur Sprache kommt. Jedoch ist Vorste„ung wirft auch auf dic Formel „in Christus" ein

c theologische Bedeutung des Leibes Christi keineswegs mit dem lud- jhr mag aucn dje judisch.rabbiniSche Konzeption

^'al-praktischen Gebrauch des Begriffs in der profan-griechischen neuesl^ ^ ^ ^ abcr ^ der

n'k ausgeschöpft. Das wird schon daraus ersichtlich, daß der pauh- vom «f» ^ ^ endzeitlichen Heilsgemeinde zu

J** „Leib Christi" nicht einfach ein Kollektiv, nämlich die *j™c ha von dcr Kirche als dem Leib Christi in Beziehung

Manische Gemeinde, bezeichnet, sondern von einer einzelnen ^ ^ ^ sch|ieß|ich versucht, das rätsel-

Crs°n. Christus, seinen Namen hat und von ihr konstituiert wird, bs ge - . _ ^ ^ ^ dcm erltlzeitlichcn Tempel

»«h ferner feststellen, daß dic bei Paulus durchweg christologisch na. e ^ io_22)«iegetMCn zu lösen, wobei auf den Begriffn» =

gründete Kkklesiologic und die Bezeichnung „Leib Christi" sich .0 es ' remcfariflen (1QH 7.4.8-10) hingewiesen wird. Von

cni von der ebenfalls für Paulus charakteristischen Vorstellung von « Tempeltndition her, die man in den Raum der aus der heils-

*«U, als neuem Adam isolieren läßt. Von dieser Bcz.ehung her Aus|cgung von 0c„ 221 f (vgl. V. 22 TO - *****
K Herkunft des paulinischen Thcoloaumcnons „Leib C hnsti

ne r u,c 1 «erkunft des paulinischen Theologumenons „Leib Christi" geschichtlicnen Auslegung von uc*^.. »g,.» ■ " -

b "untersucht, zumal die bisherigen Versuche zur Lösung des Pro- gewonnenen „Leib-Chnst,"-Vors.e lung einordnen kann lassen

™ keinem befriedigenden Ergebnis geführ, haben. Die reli- die Stellen IKor 3,16* 6.19 (vgl. 2Kor 3,1; 6.16: IPetr 2.5; ITim

■«■«cWchtliche, traditionsgcschichtliche und theologische Frage. 3.15) besser verstehen.