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Ausgabe:

1990

Spalte:

537-540

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Fischer, Johannes

Titel/Untertitel:

Glaube als Erkenntnis 1990

Rezensent:

Hildebrandt, Bernd

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Seite 1, Seite 2

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537 Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 7 538

Der letzte Teil beschäftigt sich mit der „Konzeption von Leonhard Unternehmen, den Inhalt des Glaubens remota fide einsichtig zu
Ragaz als Theorie cvangelisatorischer Praxis". (205-250) Die im machen. In beiden Fällen wird Erkenntms mU w.ssenschafthchcr
leiten Teil beschriebenen Denkperspektiven und Handlungsoptio- Erkenntnis gleichgesetzt. Das aber ist sowohl eine Reduktion der
nen werden nun hinsichtlich der Kategorie der ..Evangelisation" Erkenntnis als auch der Wirklichkeit Denn diese wird nunmehr restbefrag
,. Ragaz- Theologie wird also unter diesem Stichwort in ihrer gelegt auf das, was .st. Der Glaube mdes ist dadurch bestimmt, daß er
Praktischen Relevanz noch einmal gesichtet, und das Konzept der die Wirklichkeit verändert kraft kreativer Wahrnehmung. Er ist das
Evangelisa,,on erfahr, auf diese Weise eine inhaltliche Präzisierung, Zusammensem von kreaüver Wahrnehmung (durch das Wort) und
ehe im Schlußwort (251-253) die Ergebnisse der Arbeit resümiert Erfahrung (an den Phänomenen); der Schoplungsglaube laß d, Welt
-erden. Im Anhang verdeutlicht eine graphische übersieh, den Weg als Schöpfung erfahren (S 13) Im Unterschied zur wissenschaftlichen

* zur Gründung des ..Bundes der religiösen Sozialisten Deutsch- (theoretischen) Erkenntnis, die das Erkannte im Zusammenhang der
lands" Wirklichkeit des Erkennenden lokalisiert, lokalisiert die Claubens-

r- ,. ... i „ i „„r, ,.rlpnntnis den Frkennenden im Zusammenhang der Wirklichkeit des

Furdie Rezeptions- und Wirkungsgcschichte des Werkes von Leon- crkenntnisaen cikuiik.i.uc , ■„ ■ , ,. .

h. ,c IXC/LPuoll!> UIIU «iiKu.igNgc^ii v. „M„ Frk-innien Bezogen auf den Erkennenden heißt sie darum praktische

hart Ragaz ist mit dieser Veröffentlichung eine neue Seite aufgeschla- Erkannten. Bezogen

*J worden. Daß von Ragaz/ Denken eine Linie zur Theologie der Erkennung-51 ^ ^

Befreiung hinüberführt (bereits Martin Johann Stahl., hatte «ch dhe- Hientnffl £ sjcn aus dcf daß

em Problemkreis gewidmet), w.rd nun auch von katholischer Sute ^ ^ndea de Welterklärung im theoretischen

«ndrüeldich bestätigt. Ragaz kommt nicht nur selbst kcmgenW zur ^^^^ Mylhos kcnnt nicht dic Dl,rerenz von Dies-

^ache. sondern er wird in eine neue Reich-Gottes-Perspekfve ein- Sinn bedeutet ^ an ^ ^ ^ ^ ^ konstitu.

' net .. , ^ ,iv freilich nicht im Sinne der Differenz zweier Wirklichkeits-

Dem Autor wäre ein sorgfältigeres Lektorat zu wünschen gewesen £*J£J^ Smne c|ncr Dltrercnz jn der Erkenn.niseinstel-

Ungenau.gkei.en in der Zitation (allerdings auch beim Zitieren) sowie begehe^sonoe^ Jenseit3 zur theoretischen

J^elne Druckfehler hätten sonst getilgt werden können. Auch em g^«^ mcht cjn Jenseits der Erfahrung ist. wird

Personenregister wie die Nennung von Vor- und Zunamen, wo sie Erkenn, g Phänomene hinein abgebildet (S. 320-

^ ersten Mal im Text erwähnt ^.^^SS -tft«£!S£ der Theologie im Verhältnis chzu.daßder

*'llkommene Hilfe gewesen. Der Erkenntn.sfortschr.tt der m.t dieser Was Ganz ^ ^ ^

Arbe,, errcicht wurdc und eine oft ^klagte Lücke m der Ragaz-Fo - wissenscnaK von Gott begreifen, wenn wahr ist.

«Jung schließ, (bisher gab es keine Monographie zu se.nem Spat- ^^"^ ejgenen wirklichkei.sraum mitbring," (S. 51).

erk), ist damit aber keinesfalls in Frage gestellt. Theologie hat vielmehr den Abbildungsprozeß anzuleiten und zu

Leipzig Diumar Rostig reflektieren, „wie und bei welcher Einstellung der Wahrnehmung jene

Erfahrung sich dem Glauben mitteilt, im Gebet, im Hören auf das
Wort, im Sakrament" (S. 57).

Jasper, Walter: Was alles Krkcnnen übers.eiK«. Besinnung auf den Fo]serichtig aus dem entwickelten Ansatz heraus wird jedes posi-

ehristlichen Glauben. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1987. 112 S. ^ Ejngehen auf die Scholzschen Postulate für die Wissenschafthch-

8*- Kart. DM 14,-. keit der Theologie ausgeschlagen. Die Theologie erhebt keine diskur-

i- h Th I ee siven Geltungsansprüche. „Vielmehr begnügt sie sich mit der Unter-

••Besinnungen" nennt der bekannte Tübinger katholische 1 ncoiog ^ ^ Wirklichkeit demjenigen selbst bezeugen wird,

a,e >n diesem Band zusammengefaßten Überlegungen, d.e aus ver- Perspektivc mythischer Wahrnehmung und praktf-

seh>edenen Vorträgen bei unterschiedlichen Anlässen hervorgegan- der "f*™

Jen sind. Wenn er auch damit nicht beansprucht, eine umfassende sc e Wahrnehmung neuer Wirklichkeit ist, dann bezieht

Darstellung geliefert zu haben, so denkt er doch den gerade heute auf den Charakter der Sprache des Glaubens. Diese

'ehtigen Themen und Fragen nach, die sich im Zusammenhang mit sie ^ Quf metaphorisch noch einen unabhängig von ihr

er Herausforderung des Glaubens ergeben. In sieben Abschatten (I J n()en Sachvcrhalt bloß bezeichnend. Vielmehr enthält sie in

erausgerordertcr Glaube: II Infragestellung des Glaubens; III Wege Persnektive die Wirklichkeit, die zur Sprache und indem

^ Glauben; IV Der Vollzug und der Weg des Glaubens; V Die P.™™^etonmt.

* ahrheit des Glaubens; VI Die Wirklichkeitserschließcndc und wirk- sie z Studkn dcs Buches wird die Kernthese in der Ausein-
'ehkeitsverändernde Kraft .des Glaubens; VII Gemeinschaft des tzung mjt Tödts normorientierter Ethik-Konzeption und mit
p'aubens) denkt der Vf. über Wesen, Voraussetzungen, Begründung, jef ychologiscnen Hermeneutik Drewermanns entfaltet.

raxis des Glaubens nach, ohne ausgetretene Pfade zu benutzen. Der er ^ Vermittlung von Norm und Situation ist die primäre Auf-

^orzug des Büchleins liegt in der Ernstnahme der Anliegen von ^ sondern die rechte Wahrnehmung der Situation. An

^esprächspartnern. die Glauben weniger als überschaubare Große gae ^ , 2 ff dies exemplifiziert Paulus spricht die Gemeinde in

^erstehen, sondern mehr als Weg mit allen seinen Höhen und Tic- °mh'auf ein Sein (Leib Christi) an, das weder empirisch vorfind-

lich noch ein Sollzustand ist, sondern durch die Glaubenserkenntnis

M- Pi nd mit ihr Gestalt gewinnt, indem die Korinther Jene indikativischen
Sätze in ihre Situation abbilden und einander als Glieder am

e> »IL, Leib Christi wahrnehmen" (S. 99). Angesichts der Möglichkeit, jeden

systematische Theologie: DogmatIK jedesauf beliebige Weise wahrnehmen und meinen beliebigen

Kontext bringen zu können, stellt sich die Frage nach Grenzen der

Johannes: Glaube als Krkenn.nis. Zum Wahrnehmungscha- Wahrnehmung und ethischer Verbindlichkeit Denn nicht jedes darl

* "»«er des christlichen Glaubens. München: Kaiser 1989. 202 S. be|icbjgc Weise wahrgenommen werden Z. B. der Mensch als
8r- 8' = Beiträge zur evangelischen Theologie, 105. geb. DM 56,-. objekt der Forschung). Die theoretische Erkenntnishaltung

JJJ hi„ nicht weiter. Verbindlich kann eine Wahrnehmung nur auf

zoi u Kernthe* der Überlegungen dieses Buches, das mehrere bin- praktischer Erkenntnishaltung werden, nämlich dann und

Clabhandlungen enthält, ist die Auffassung, daß der Glaube eine dem Erkennende ...am Erkannten achtet, daß es in einem

"*Ul angebbare Weise des Erkennens darstellt. Abgewiesen w.rd oo, „ ursprünglich und wesenhaft zukommenden Kontext

die Trennung von Cilaube und Erkennen nach der Weise wo bestimmt ^ ^ ^ Bezjehungs. und Wirklichkeits-
Erkenntnis ende, beginne das Gebiet des Glaubens, als auch das