Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1990

Spalte:

510

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Aus, Roger David

Titel/Untertitel:

Weihnachtsgeschichte - Barmherziger Samariter - Verlorener Sohn 1990

Rezensent:

Wiefel, Wolfgang

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

509

Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 7

510

allerdings noch viel mehr diesbezügliche Wünsche. Moulton/Geden, Studenten. Pfarrer und Sprachlehrer werden auch mit dieser neuen

I9634. etwa dreimal so stark wie Schmollen vollständig bis in die Auflage wieder gerne arbeiten.

Kasusformen von akös hinein, doch vielfach nur mit Stellenangaben. Greifswald °lt0 Wittstock
ist wegen des zugrunde gelegten Textes veraltet und wohl nur noch für
d'e Zwecke des Sprachunterrichtes von Bedeutung. Wer auf Nestle/

Aland2- angewiesen ist aber nicht eben die teure vollständige Konkor- Aus« Roger Dav id: WcihnachtSReschichte - Barmherziger Samariter -

danz benötigt, linde, in diesem neuen Schmoller die Konkordanz. Verlorener Sohn Studien zu A">

r. 6 . , , .. ... . ,, ,„ | • . ,i.,nl Fna von E Bcnz-Wcnz all. Berlin (West): Institut Kirche und

. Der augenscheinlichste Untersch.ed zu den früheren Auflagen heg. du Engf vont.1* ^ ^^.^ /urnculcslamcm|,chen Tnco.

«I dem auf ein Drittel verringerten Gewicht, das durch dünnes I apier ^ Zeitgeschichte. 2. geb. DM 19.80.
"nd kleineren Druck ermöglicht wurde. Letzterer ist erstaunlich deut-

'"ch, und doch: für schwächere Augen und häufigeren Gebrauch ^ Thcmatjk djcscr Arbeit liegt am Schnittpunkt zweier Interes-

Wünscht man sich statt dieser - so zu Recht der englische Titel - sengebiete: der Erforschung des lukanischen Sonderguts und der Be-

pocket Concordance zur wirklichen Handkonkordanz zurück. leuchtung des neutestamentlichen Erzählstoffs mit Hilfe rabbinischer

Im Abkürzungsverzeichnis sind Kleinigkeiten gebessert, so ist der para||c|en Hier wie dort bietet sie Beachtenswertes und trägt damit

bislang fehlende Verweispfeil hinzugesetzt, heute nicht mehr ohne ^ Protilierung des Berliner Instituts Kirche und Judentum bei, mit

Weiteres Verständliches aufgelöst (z. B. brev. claus., das griechische ^ der yr (cjn Berliner Pfarrer nordamerikanischer Herkunft) eng

Kürzel für .usw.- sowie das Schmoller eigene für .Menschensohn'), er- vcrbun(Jen jsl.

k|ärt wird aber auch die Bedeutung der eckigen Klammern als Von dcn scbjchten. die in die synoptischen Evangelien eingegangen
Zeichen für fragliche Schriftteile, von denen viele durch Doppel- ^ kaum ejnesosehrwiedas Sondergut des Lukas in Ausdrucks-
kammern nun endgültig ausgeschlossen, einige aber auch wiederzuge- weisc und Mo(ivjk vom palästinensisch-jüdischen Hintergrund be-
'assen wurden [ijxav Lk 13,35; '///./«,- Joh 1,21). Alle anderen Ver- s(jmmt_ Vor a||cm konservative Ausleger von Adolf Schlatter über
Änderungen muß Rez. sorgfältig hcrausfiltern. so wenig fallen sie aul. ^ Bornhauscr bis zu Joachim Jeremias haben diesen Aspekt
Es8ibt ganze Spalten ohne jede Änderung (z. B. 118 links), wie denn bemt Er jsl um so wichtiger, als sich hiereine Reihe der volkstüm-
ub<--rhaupt die alte Seitenzählung das ganze Buch hindurch beibc- ljc,nstcn Storre uer Evangelientradition finden, die mit dem Aufweis
halten werden konnte, hier und da ist nur ein Druckfehler berichtigt iüdjschen Verwurzelung näher an den Ursprung der Überliefe-
,s- 354 Hebr 11.29 statt 11.20). ein fehlerfder Auslassungsstrich hin- rung hcranrückcn. Die Analyse der vom Vf. gewählten drei Stücke
^gesetzt (S. 107 hinter David in Mt 22,43. was hier den Neusatz von |jefer| Bausteine zu der noch ausstehenden umfassenden Rekonstruktionen
erfordert), doch finden sich auf anderen Seiten (z. B. S. 129) ^ ^ |ukaniscnen Sondergutes, die nach der Aufarbeitung von Q
"üblich mehr Veränderungen. als nächste große Aufgabe vor der synoptischen Forschung steht.

°anz wenige Druckfehler haben sich aus der letzten Aullage in Methodisch liegt dem Vf. die traditionskritische Durchdringung der

diese neue .hinübergerettet': bei dvaxdaOm in Mk 16.14 fehlen immer rabbjnischen Überlieferung, wie sie von Jacob Neusner und seiner

nc*h die Doppelklammern. Schule geübt wird. fern. Er geht von zwei Voraussetzungen aus: von

Zur Rechtschreibung sei nur das Problem tpauväv erwähnt, das fru- ^ Zuvcriassigkeit der Tradierung. die es erlaubt, auch Jahrhunderte

hcr« ipan-nv ersetzt. Stutzig macht, daß man bis Nestle/Aland" nur f schriftlich fixierte Überlieferungen für die neutestamentlichc

^as «ine las, ohne daß der Apparat eine andere Leseart andeutete, seit ^ zu verwcrtcn und dem engen Zusammenhang von Text und

Nestle/Aland:" (und ihm folgt nun Schindler, uVeCV^VJfTOC ist vcr" Kommentar in der jüdischen Auslcgungstradition. die den biblischen

**entlich stehengeblieben) nur das andere, und wieder ohne Begrün- Wort|aut stets mil eiricm Hof von Deutungen umgeben reproduzierte.

dung im Apparal. Werden wir plötzlich auch in der Scptuaginta von da aus stünde dic ganze Brclte der jüdischen Traditionshteratur

hcul^ auf morgen solchen Wechsel erleben? Leider ist es Rez. nicht ^ in,crtcstamentarischen Schrifttum, über Philo und die Targume

n;oeüch. die Überlieferung im einzelnen zu kontrollieren. Aussagen Midraschim und den Talmuden als Parallelenmaterial -

m^i dL'C 0rth<«raphie sind jedenfalls mit diesem Text nicht ",5';uv""

"'Oglich. Verfügung - eine Position, die die Sammlung von P. Billerbeck und

Der Wen ,t„. c u .. — .■ . ■ , dic Arbeit von skandinavischen Forschern bestimmt hat.

imm "Ucs Schmoller lur die/wecke des Sprachunterrichtes war „ .. . . ... _ . , . . , ,

"nmergroß fiirH»„ i , , ■ u ■ , u , , r-, . Begibt man sich aul diesen Boden, so erscheinen die behande ten

an,.k • 6 ,ur den Lernenden, der wichtige Vokabe n zum (duck .. _ .... _ - .___, .

Ln m die>.,.r a.i v • , j neutestamentlichen Erzählungen aul einem farbenreichen Hinter-

Vul^a!), einei V ?CMV'C , " grund. Die Weihnachtsgeschichte wird zur Haggada. die Züge der

külisch) ute's h „ „ T P>^ JSLg",mmS; Mose-Kindheit mit Traditionen vom Hirtenmessias verbinde,

^hstabe« /,riBe^U,Un8 ,dUZU d'C d'^rcn™rcnden (| | _58). Während hier die Einordnung ais von tvpologischen Bezügen

Menden für 1 i uf ? ^"T* t J^k^ bestimmte Legende jeder Histonsierung (auch des Zensus!) entgegen-

Und gramm- ,i , ,f W ' Fundgrubc fur ^uche ^ werden die bejdcn anderen Einheiten unmittelbar auf den Er-

t0n/Gcden Uh 1C di'rS,Cl" (h'Cnn 'St 'hm a"erd,nfS r Wähler Jesus zurückgeführt. Für die jesuanische Authentizität der

*^die Füll -!- Cm POnCn' T u Samaritererzählung steht eine Fülle von zeitgenössischen (oder als

hebl Wie d ,2 , 7°m VP mXh n'"-,v/n<"^ cbenso le,cht hcraus' zeitgenössisch geltenden) Belegen zum narra.iven Detail vom Räuber-

,n d" neuTn Tr°^ l'nlersch,cdcn Werdcn kÖn"en- t Unwesen bis zur samaritanischen Gas.freundschafl ein (59-125). Das

größerer ^'behalten ,s. die Untcrte.lung besonders ^ ver|orcnen Sohn wjrd durch ()4) Motjve aus ^

/"/';'>'. wo V S°nSt UnÜbcrsich,,ich wärcn' Z- R 0dcr jüdischen Josefsüberlielerung beleuchtet (126-173) und erscheint als
reden usu "m' Cmmal daS Rcdcn GleichnlSsen' das ZungfMeisterwerk ..der Kunstfertigkeit des Wanderpredigers aus Nazaret".

rCdend<n Subjekten ^ ^ ^ Auftc'lun8 dem es „gelang, aus jüdischen Traditionen eine Parabel zu gestalten.

^T Spracht i.» °r °'81 die noch heute die bekannteste seiner Erzählungen darstellt."(173)

Jcdcnfalls d >r gCmC C'nC L'StC dCr nicntbeh;,ndclIcn WorlCr' Der vom Vf. geübte assoziative Gebrauch von Stichworten und

an8ah<-- da i rhgramma"st'h bedeutsamen, möglichst mit Frequenz- ^ jüdjschen Traditionsliteratur entspricht einer Hcrme-

Verwcis auf™ f d,e «eftlhrten *ÖU (19x) und ttot) (45x) nicht ohne djc nQch hcutc jn wejten Tej|en ^ Judcmums dominiert sie

G*Ueben I i " ;r"r';<28x>und7r""<5x)bcnanddndarf- kommt der Eigenart eines Interpreten entgegen, der sich bereits ein-

kordanz z» 'Su ° dcr Zwang- mit dcr UnvollslandlSkcl1 dcr Ko"- gangs zur narrativen Theologie bekennt und damit von der traditions-

8Cdu|digcs ÜZ1!2Uk°mmea Durch c'Scncs Probicrcn und zunachst kritisch-analytischen Position distanziert,
tum d ' Dcrlcgles Suchen wird man sich den erstaunlichen Reich-

lcs^ kleinen Buches in zunehmendem Maße erschließen. Leipzig/Halle (Saale) Wolfgang Wiefel