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Ausgabe:

1990

Spalte:

508-510

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Schmoller, Alfred

Titel/Untertitel:

Handkonkordanz zum griechischen Neuen Testament 1990

Rezensent:

Wittstock, Otto

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 7

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of all that the Apostle has to say, then one may concludc that the phrase 'the
righteousness of God'is the key catogory in Paul's thought." (S. 172). Daß die
äixaiowivrj deoö außer 2 Kor 5,21 nur in Rom vorkommt, daß P. den Gal schreiben
konnte, ohne diese Wendung ein einziges Mal zu verwenden, sieht S. nicht.
Was er im Abschnitt über das Gesetz bei P. sagt, ist zumindest unscharf und
berücksichtigt den neuesten Forschungsstand nicht (s. die bezeichnenden Auslassungen
in der bibliographischen Auflistung S. 182). Und wiederum - leider
kann ich hier nicht anders urteilen - bleibt reichlich oberflächlich, was er zum
Abschluß des Kapitels über die Theologie des P. hinsichtlich dessen Ethik
sagt.

S. schließt das Buch mit den Worten (S. 205): "But the real purpose
for the writing of this book will be fulfilled if someone is able to say, 'I
didn't understand Paul before. Now that I do, I find him and his vision
of God truly compelling.'" Ob aber wirklich der Leser, der zuvor
Paulus nicht verstanden hatte, ihn nun überzeugend, compelling, findet
? Ich habe da meine Zweifel. Das Buch ist als Lehrbuch für Studenten
geschrieben. Vielleicht läßt es sich so sagen: Wer seine Zwischenprüfung
bzw. sein Vordiplom bestehen will, wird mit Nutzen dieses
Buch zu Rate ziehen. Wer aber mit ihm sein Abschlußexamen bestehen
will, fällt durch.

Göttingen Hans Hübner

Donelson, Lewis R.: Pseudepigraphy and Ethical Argument in the
Pastoral Epistles. Tübingen: Mohr 1986. VIII, 221 S. gr. 8° = Hermeneutische
Untersuchungen zur Theologie, 22. LW. DM 78,-.

Die Arbeit ist aus einer Dissertation hervorgegangen, die der
Faculty of the Divinity School an der Universität Chicago 1984 vorgelegen
hat. Sie wurde unter der Betreuung von H. D. Betz angefertigt.
Donelson unternimmt den Versuch, eine zuverslässige Hermeneutik
der Pastoralbriefe (Past) aufgrund der Analyse ihrer literarischen und
strukturellen Eigenart zu erstellen. Dies geschieht in drei Kapiteln
(The Pseudepigraphical Letter, Forms of Argument, The Cosmologi-
cal and Ethical System), die im Grunde Einzelstudien liefern, aber als
Bausteine zu einer Hermeneutik der Past eine sinnvolle Einheit
bilden.

Im ersten Kapitel werden die Past im Rahmen der griechischrömischen
(23-42) und frühchristlichen (42-54) Brief-Pseudcpigra-
phie untersucht. Donelson weist im einzelnen nach, daß die Struktur
der literarischen Gestaltung der Past auch in anderen spätantiken Beispielen
dieses Genres aufzeigbar ist. Dies gilt etwa auch für die im
Blick auf die Autorschaft umstrittenen, weil so persönlich gehaltenen
Passagen 2Tim 4,6-22; Tit 3,12-15. Anhand pseudepigrapher Briefe
aus dem kynisch-stoischen Bereich wird die Bedeutung persönlicher
Nachrichten für die Rezeption der zu vermittelnden Lehre bzw. des zu
vermittelnden Bildes des scheinbaren Verfassers dargestellt (". . . per-
sonalia and details are integral elements in the philosophical and
ethical promulgations of the letters." 41).

Das zweite Kapitel wendet sich den Formen der ethischen Argumentation
in den Past zu. Ihre Wurzel wird in der aristotelischen
Rhetorik (Buch I u. II) gesehen, wobei freilich keine unmittelbare
Kenntnis seitens des Autors der Past eingeschlossen ist; die weite Verbreitung
und Variabilität jener rhetorisch.logischen Konventionen in
der spätantiken Literatur wird hinreichend aufgezeigt. An drei Sachbereichen
(Salvation Statements, The Character of the Religious Life.
The Tradition) wird die Rezeption der von Aristoteles herrührenden
Enthymemtechnik durch den Verfasser der Past dargestellt. Ihre
deduktive Argumentationsweise wird durch induktive und illustrierende
Paradigmen unterstützt, die in den Past als hypotyposis bzw.
typos erscheinen. Paulus dient in den Past als Quelle induktiver Paradigmen
. Dies hat inhaltlich erhebliehe Bedeutung etwa für die mitangeredeten
Häretiker, insofern Paulus als der bekehrte Häretiker dargestellt
wird. (101! "Paul is not just the model Christian but the proto-
type of Christian conversion", 103). Zusammenfassend macht
Donelson deutlich, daß in den Past weder von einem willkürlichen

Stil noch von mangelhafter Logik die Rede sein kann, sondern daß
diese Texte sich als nach den Regeln der zeitgenössischen Brief-
Pseudepigraphie angefertigte und inhaltlich durchdachte Zweckschreiben
darstellen (108. 113). Dies schließt ein, daß sämtliche
theologischen Aussagen der Past auf ihre ethischen Implikationen zu
befragen sind.

Donelson widmet sich dieser Aufgabe im dritten Kapitel. Er gelangt
hier zu einer zusammenfassenden Schau und Würdigung des
theologisch-ethischen Gehalts der Past. Zunächst wird das Porträt
nachgezeichnet, daß ihr Verfasser von den Opponenten entwirft. Ihre
erfolgreiche Aktivität veranlaßte die Schreiben (117). Das bedeutet,
daß auch da, wo scheinbar geschichtliche Erinnerung der Pauluszeit
wachgehalten wird (vgl. lTim 1, I9f; 2Tim 1, 15; 4,10.14f), eine
Identifikation damaliger Gegner mit den heutigen Opponenten, die
sich im übrigen wahrscheinlich als gute 'Paulinisten' verstanden
(124), beabsichtigt ist (120; "'Paul' in speaking to this representatives.
Timothy and Titus, speaks at the same time, without any need for
hermeneutic, to the autor's own church", 121). Im Blick auf die Antwort
, die der Verfasser der Past der häretischen Herausforderung entgegensetzt
, macht Donelson auf die in den .Past konstitutive Verbindung
von Pseudepigraphie und Theologie aufmerksam. "The
persuasiveness of his theology depends directly upon the persuasive-
ness of his pseudepigraphical techniques." (128) Unter den Stichworten
Christologie und Ethik (129-154) weist Donelson nach, wie ifl
den Past die ethische Implikationen des präexistenten, durch Jesus
Christus offenbarten Heilsplancs Gottes zum Tragen kommen, und
wie der für die Past konstitutive Zusammenhang von Orthodoxie und
Orthopraxie bzw. Häresie und Laster mit der erwarteten zweiten
Epiphanie Jesu verbunden ist. Bei der Charakterisierung der Ethik in
den Past wird ein fruchtbarer Vergleich mit Epiktet und IV Makk
gezogen (156-162); ihr Gehalt wird an den Tugend- und Lasterkatalogen
(171-176) sowie den Haustafeln (176-183) dargestellt. Ein
Blick auf die Themenbereiche Taufe (183-187), Erziehung
(187-195), „gute Werke" (195-197) rundet das Bild ab. Am Schluß
sind eine Bibliographie sowie Register zu Textstellen, Autoren.
Sachen und griechischen Worten beigefügt.

Insgesamt ist die vorgestellte Arbeit uneingeschränkt zu begrüßen.
Sie ermöglicht einen gut fundierten hermeneutischen Ansatz für das
Verständnis der Past und läßt diesen drei Briefen zugleich eine gerechte
sachliche Beurteilung zukommen. Nicht zuletzt wird dieser
Dienst auch durch Donelsons Zurückhaltung gegenüber vorschnellen
bzw. überzogenen Schlußfolgerungen ermöglicht (vgl. etwa 66. I 13.
192).

Neben einer Reihe von Druckfehlern sind zu bemerken: Der Ver-
fassernamc S. 163 Anm. 128 lautet richtig: Ranft. Der S. 208 bzw. S. 2
Anm. 4 angegebene Fundort des Aufsatzes von L. Oberlinner lautet
richtig: ZNW Bd. 71 (1980). S. 105 Z. 23 v. u. lies: 2Tim.

Naumburg (Saale) Eckart Reinmuth

Schmolier, Alfred: Handkonkordanz zum griechischen Neuen Testament
. Nach dem Text des Novum Testamcntum Graece von
Nestle-Aland 26. Auf. und des Greek New Testament Third Edition
(Corrected) neu bearb. von B. Köster im Institut für Ncutesta-
mentliche Textforschung Münster/W. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft
1989. [X] 534 S. 8". Ldr. DM 38.-.

Die Umwelt, in die dieser neue Schmolier hineingeboren ist. unterscheidet
sich grundlegend von der, in welcher die letzte Bearbeitung
entstand. Mit der ..Vollständigen Konkordanz zum griechischen NT"
(K. Aland) liegt die erste in dem Sinne wirklich vollständige vor,
daß alle Belege auch der häufigsten Wörter aufgelistet und bis aut
wenige Ausnahmen mit ausreichender Umgebung abgedruckt sind.
Mit der Aufschlüsselung nach Wortlbrmen bietet der Sonderband sogar
erste Anfänge einer grammatischen Bearbeitung des NT. weckt