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Ausgabe:

1990

Spalte:

473-474

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Rechtfertigung im ökumenischen Dialog 1990

Rezensent:

Petzoldt, Martin

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Seite 1

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473 Theologische Literaturzeitung I 15. Jahrgang 1990 Nr. 6 474

mung nach Bekanntwerden des Briefes des Papstes an die brasilia- In einer breit angelegten Einleitung von H. Meyer (Rechtfertigung

tischen Bischöfe von 1986. mit dem der vorlaufende Streit be4gelegt im ökumenischen Dialog, 7-82) bietet dieses Buch einen systema-

sein schien. L. BolT und den Mitautoren liegt daran, die zentralen tischen Querschnitt durch die selbst für den Fachmann bereits nicht

Anliegen der Theologie der Befreiung noch einmal zur Sprache zu mehr überschaubare Problematik. Die Frage nach dem Proprium des

bringen. Was das bedeutet, wird u. a. durch ein Schema erklärt, das in ökumenischen Beitrages seitens der aus der lutherischen Reformation

Stich worten die Wende von 1984 bis 1988 markiert. Am Ende werden hervorgegangenen Kirchen darf in der Behandlung der Rechtfertigung

dann Postulate formuliert, die so etwas wie die Relevanz der Theolo- einen wesentlichen Ort ihrer Theologie sehen. Um so dringlicher ist

Bieder Befreiung neu begründen: „Option Tür die Armen: Beurteilung die Sichtung bisheriger Dialogergebnisse, seien sie nun bilateral oder

unserer sozioökonomischen Situation aus der Perspektive der Margi- multilateral zustande gekommen. Dem erreichten Konsens, den

nalisierten. Praxis der Solidarität als Be-wahr-he,tung des Glau- manche lieber als Konvergenz bezeichnet sehen mochten ( 8 , sollte

**ns.... Ideologiekritik des eigenen Glaubens; Aufdeckung der in der Gegenwart ein „.d.alogdefin.ter Status (G. Sauter) zuer-

Fremdbestimmthei. durch die herrschende Ideologie (= Ideologie der kannt werden, „der nicht immer wieder neu mit immer subtileren

Herrschenden). ... Umkehr (persönlich und öffentlich); Bekehrung Argumentationsstrategien in Frage gestellt werden sollte (so Meyer

der Herzen und Veränderung der Strukturen." (116) in Aufnahme eines Zitates von G. Sauter, 55).

Die Stärken des Buches sind hier und da auch seine Begrenzungen. Im einzelnen wirdaus 14 Dokumenten ausgewählt, die^ihrcrseij
Unter den 16 genannten Autoren im Personenverzeichnis sind nur zu bilateralen Gruppen zusammengefaßt, von a Gaßmann e ne
**ei Protestanten. Das zeig, an. welche konfessionellen Größen- kurze zutreffende Einführung erhalten. Die Teile I b. V wähl n, aus
Hungen in Lateinamerika vorliegen. Ob es auch die Wirksamkeit Dokumenten des Dialoges luth^^^^"J'^™^
der Theologie der Befreiung widerspiegelt, bleibt zu fragen. Anderer- anglikanischen, methodistischen orthodoxen und ^h_^
**s werden ekklesio.ogifche Fragen unter Verwendung Duch- lischen Kirchen aus; die Teile V und VI. bringen Texteaus Dialo gischer
Thesen diskutier,. Das ist zwar eine ökumenische Methode, ergebnissen evangelischer Kirchen m„ »d
jn der Durchführung aber ziemlich s,ruk,ura.is,isch, weniger theolo- katholischen Kirchen, die Teile VIII £.KJ»^2^^a
gisch & lieh Dialoge zwischen der römisch-katholischen Kirche einerseits und

Die Auseinandersetzung um den Marxismus in der Theologie der methodistischer sowie anglikanischer Kirche andererseits. Der Band

Bef>eiung (Kap. VII) wird nicht mehr eigentlich im Für und Wider ist Johannes Hanselmann zum 60. Geburtstag gewidmet.

dargestellt. Die Informationen liefert ein Text Leonardo BofTs. kein

n • . -

M. P.

°riginaltext. S. 95IT werden Marxismus und Theologie der Befreiung
ln zwei Spalten gegenübergestellt, offensichtlich nur, um zu beweisen,
daß die Theologie der Befreiung zwar ähnliche Gedanken hat, Paral-

'elen aber eher zufällig sind. So stellt die Tabelle am Schluß den VOtl Personell

•Gefahren" beim Marxismus auch nur „Kritische Funktionen" der

Theologie der Befreiung gegenüber. Man hat es nötig, gegen den Norbert Müller zum 65. Geburtstag
Marxismus-Verdacht zu argumentieren. Das ist verständlich. Trotzdem
sei die Frage erlaubt, ob nicht doch eine positive und konstruk- Mii,|crl

Auseinandersetzung nötig ,s,. be, der deutlich wird daß im au* ^^^^^65 Lebensjahr. Zu d.esem Tag

Sehenden 20. Jh. die Gegensälze n.ch, mehr ausschließend sein ABi Juni. Mitarbcilcr und Studierenden der

^ssen. weil sich eine für alle dringende Aufgabe bei der Bewältigung ^Jj*£*SÄ Martm-Luther-Umversität

£ ^.tproblemc stellt. Relativ kurz kommen auch die antifefschi- JJ^g^ÄlSE Z Ihnen sehr herzlich gratulieren. Sie

'*hen. d. h. antikapitalistischen Stimmen der Theologie der Be- "^r^^^tka^rnischen Lebens und Wirkens an unserer

ireiung weg. Aus der Tatsache, daß diese gerade sehr aufmerksam von haoeno jse pakuMt verbracnt und seit ,hrcr Berufung

^WWisch-leninistischen Forschem untersucht werden und zu einer Aktion ^ ^ Wissenschaftsbereich Systematische

^'tiven Würdigung der Theologie der Befreiung durch sie fuhren nach ^ Mh Ihren Vorlesun-

JCdenfa"S Seit eini*en Jahren dculHch- daßd'e ThC°'°g'C t n ln Und Seminaren begleiteten Sie mehrere Studentengenerationen
^e,ung trotz allem im Duüog zwischen Marx.s.en und Chnsten gen »"^^3^ M dcr F8rdcrung des Wissenschaften
bedeutenden Stellenwert hat. in" 4,wuchs«

Angemerkt sei schließlich noch, daß einige Fragen natürlich wirk- liehen NK ' . „ Führungen im kirchliehen Dienst und Ihre
** olTenbleibcn. Eigentlich ist z. B. verwunderlich, warum man in ^ep™g . •Mftliche Tätiakeit auf dem Gebiet der Prak-
^. VI bei der Behandlung der biblischen Grundlagen der Theologie anfangh^J*™^ £ ^ Jn ,hncn vcrtretenc Fachgebie. als
ucr Befreiung nicht ausführlicher auch auf hermencutische Fragen tiscnen »~, ^ hermeneutischen Verantwortung und
Regungen ist. Kap. VIII handelt von der Spiritualität der Theologie *,ne^hJnschafts|cgung dcs christlichen Glaubens und Ethos ge-
cr Befreiung, einer Spiritualität der Auferstehung. Was ist damit der et m. bib|ischc Denkhaltung, reformatorische
«»eint? Müßte man nicht Römer 8 auch im Lichte der Rechtferti- p legt : ^ ^ situationsgerichtetheit der Theologie zu einer Einfallen
aus Glauben lesen? . verbinden und die Vordergründigkeit scheinbarer Aktualität

de u gCWiSSC WÜMChe UnCrrÜllt blcibC" mÜSSCn- ,S' , ZI der fruchtbaren Kritik theologischen Fragens auszusetzen. Unter den

<-s Werkbuches sicher bewußt gewesen. Sie hier zu nennen soll den " dje sje ^ Qehor m brjngen versuchten, hatten diejenigen

"'nn haben, das Gespräch aufzunehmen und den Standort des Buches Mim Kählcrs Paul Tillichs, Emil Brunners und

'"markieren. Seine Brauchbarkeit muß sich im übrigen in der Praxis a in bcsondcres Gcwicht. Intensiv arbeiteten und

leisen. Dafür ist es geschrieben. Und da lohnt es sich. arbeiten Sic an der Entwicklung einer Fundamentalthcologie. die den

Berlin Johannes Allhausen 'L'ifika evangelischer Theologie ebenso Rechnung trägt wie ihrer

Auskunftsfähigkei.. So haben Sie sich im In- und Ausland eine ohe
Wertschzung erworben und sind auf Grund der Behutsamkeit Ihres

M . Sns und Redens ein geachteter Gesprächspartner ,n nationalen

lc>er, Harding. u. Günther Gaßmann [Hg.]: Rechtfertigung im internationalen Gremien.

ökumenischen Dialog. Dokumente und Einführung. Frankfurt/M.: Dankbarkeit blicken wir mit Ihnen auf alles zurück, was

Lembeck; Frankfurt/M.: Knecht 1987. 277 S. §" = Ökumenische ™* JJ Arbcj( ^ Forschung und Lehre an unserer Sekt.on und
Perspektiven, 12.