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Ausgabe:

1990

Spalte:

453-457

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Farley, Edward

Titel/Untertitel:

Ecclesial reflection 1990

Rezensent:

Hübner, Siegfried

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453 Theologische Literaturzeitung II 5. Jahrgang 1990 Nr. 6 454

sprueh: ..Ich setze allezeit die Bestimmung des Menschen als Maß und Dieses Buch ist der zweite Teil einer Einführung in die Theologie.

Ziel aller Bestrebungen und Bemühungen" (aus: „Über die Frage: die sein Verfasser. Prof. der Theologie an der Vanderbilt Umvers.ty in

Was heißt aulklären?". 4610. Der Ausdruck: ..Bestimmung des Men- Nashville. Tennessce/USA (= F.). als „eine Antwort aut die gegen-

s<-'hen". der in M.s Werken häufiger vorkommt (z. B. 275, 326). wärtige Situation" (XIV) verstanden wissen will. Ging es ihm im

scheint mir bei M. ein humanistischer Zentralbegriff zu sein. Ich ersten Teil, Ecclesial Man. Philadelphia 1975. darum, die Wirkhch-

möchte dazu ergänzend auf die berühmte Erstlingsschrift des Berliner keilen des Glaubens mit dem Instrumentarium der Husserlschcn

Etherischen Propstes und Neologen J.Joachim Spalding Sozialphänomenologie als in der „Glaubenswelt" „gegebene" und

C7I4-1804) „Betrachtung über die Bestimmung des Menschen" „mitgegebene" zu begründen, so stellt er sich ,m vorliegenden zweiten

(1748. »1764, "1794) hinweisen. Die Ausführungen von Spalding und die Aufgabe, eine theologische „Kriteriologie" zu entwickeln, die den

M. sind einander erstaunlich ähnlich, soweit sie sich auf das Men- heutigen Erfordernissen entspricht.

•Chenbild und die natürliche Theologie beziehen. Beide sind der An- Ausgangspunkt ist für F. die Uberzeugung, daß christlicher Glaube
sieht, daß sich die menschliche Bestimmung nicht in diesem Leben er- und christliche Theologie bis zur Stunde von einem anachronis.i-
sehönft. sondern in die Unendlichkeit hinausweist, daß sie darin be- sehen Verstehensrahmen gcfangengehallen werden dem von ihm so
steht, das Wahre und Gute zu erkennen und zu üben und Gott als dem genannten „Haus der Autorität". Er meint damit die klassische Vorbilde
„ähnlich" (bzw. bei M, „Nachahmer der Gottheit", 275) zu Stellung von einer göttlichen Offenbarung, die als identisch mit dem
werden. Diese moralische Konvergenz heb, aber für M. die religiöse Willen und Wort Gottes und als vermittelt und garantiert durch.
Divergenz zwischen Christentum und Judentum, besonders in bezug bestimmte „Autoritäten" - Schritt „Dogma (,m Sinne denn de,
auf das jüdische Gesetz und die Stellung zu Christus, nicht auf. Es patristischen Periode erfolgten „Doklnnalisierung der apostol sch n
^re gut gewesen, wenn zu diesem besonders den Theologen in.eres- Tradition) und kirchliche Institution - verstanden wird. F. hah für
sierenden Thema über M.s Verhältnis zum Christentum noch weitere längst überfällig, sich mit dieser Grundvorste hing nicht nur partiell,
PassagenausdcnSchriftenausdemStreitmitLavaterfvgl.deren Auf- sondern im ganzen auseinanderzusetzen und betrachtet seinen eige-
zShlm.<.<i<t u . ,. . nen Versuch als Moment in einem „sich über Jahrhunderte erstrek-
«uuung515 abgedruckt worden waren. "c" "C,5U ,. , . ,, , .„r i,.„ ri.dh.n.< a..

Was Lessmgs „Spinozismus" im Streit mi, Jacobi betrifft, so ist die kenden Ringen um die Interpretation (des christlichen Glaubens^ das.

Feststellung von M Thom zu begrüßen, daß hier Lessings „originale wenn es einmal kultischen und institutionellen Ausdru gew.n^« zu

Vitien .. wohl... schwerlich aus den wenigen Bemerkungen einer nach-ka.hohschen und nach-protestanisc hen .Epocte

gegenüber Jacobi rekonstruierbar is," (53). Dem widerspricht aller- in der geschichtlichen Verwirklichung des Chr»ÜKh«^wer*

dings wenige Zeilen später ihre Behauptung. Lessing habe sich anläß- zu einem „dritten C hnstentum . wie er es ^« nd

■* seiner Unterhaltungen mit Jacob, „gegen den Personalismus der Catho.icism" in isolated parte ol non-Cathöh c Chnst«Jo« und

Gottesidee" ausgesprochen. Dies läßt sich aber aus den Gesprächen in der - vor allem ateinamenkanischen - Befreiungstheo.og.e schon

keineswegs mit Sicherheit erheben. Im Gegenteil: Viele andere Auße- antizipiert sieht (XVIII). konstruk.

r"ngen Lessings. besonder in seinen Briefen, sind gekennzeichnet F. hat sein Buch in einen kritischen ^«^^.kT^

"durch die Anrede, die Anrufung Gottes" (vgl. E.-H. Amberg. Les- tiven Teil (.7.-344) mit je sieben ^"gegtadert En A hang

S|ngs Got.esanschauung in h u.iger Sicht. ThLZ .06, 198., informiert fltod»'^SSS^SoSS^

J66-472). Ich kann jedenfalls mit M. Thoms Formulierung nicht ^^^^^^^^^T^^^

«"form gehen, „daß Mendelssohns Versuch einer Läuterung des D^^J^b^ ^^^M^^^

Pantheismus (in Richtung auf eine persönliche Got.esvors.ellung für Autorität", die er vergleichbar ""^"^^^^

L«sing. W. G.) eher retrograd, auf Erhaltung des alten Deismus schichte der Ontologie" um ^,^^^J^^

^r.chtetwar",53f:derPan,l1cismus,stdagegenrürs,e„lebensfähig". des theologische,, Bewußtseins willen ^^»Sri!«*

d h r . ■ . • ,7 • i_. • a , Di,.hinno zu hintereründiee Prämissen des „Hauses der Autorität entütcKl er uic

u?heüdsc, nu"ch)-Dic Lrrr :,el;t;SS- ^ ^««^ <^m^ ****** ^

u,-nen. daß man annimmt, daß beide, Jacobi wie M.. Lessing nuuvci M-i.j._(-rft «Mtiarhliehm) Identi-

standen haben Es kam Lessing nicht auf einen mehr oder minder „Heilsgesch.chtc und das Prinzip einer (gott-men schlichen) „ldent,

reinen <! , u , ? , ■ , h mnHifi/iertcn Soino- tat". Beide haben unter dem Zwang einer unerbittlichen „Logik des

emen Spinozismus (Jacobi) oder einen de.st.sch modifizierten Spino » _ nich1 nur das Zie|. auf das hin Schöpfung

'smus ,M.). also überhaupt nicht auf den Buchstaben, sondern, auf Tnunphes Co ^ ^ ^ ^

J ft* des Spinozismus" an, also auf dessen „innere WahiheU und Geschcht Mittel verwundbar sein." (.03)

^ kann nach allem, was wir von Hessings theologischen Bc- ein. An *g£E!2 Gotte« als zeitlich und

n hungen wissen, nur in dem Gedanken der Teilhabe alles Irdischen -Größe „ vcrstehcn, sondem die ihr zu.

Ja S? dCS GÖUl,chcn bCStandCn haben' W3S, LeSSmg Z Z I 'dentität auch auf sekundäre vermit-

Ja ob,-Gesprächen mjt der spin0zistischen Formel hwl zum auf allc ihre einzelncn Teile und Aussagen,

^sdruek bringt, aber auch durch eine andere Formel hatte ausdruk- telndc Träger J^^rf sj|bcn und Voka|.

£ können, etwa durch die von Leibniz, daß Go« die Monaden*r ^^^S^KeS diese „Kriteriologie" mit

hab2 ü?' W°bei " fÜr °0tt d3S PerS°nalChEICmCn ,beSSCnB ; daß h n "in ' nCn Elementen ,n denselben Status wie die Offenbarung

^würde. Gerade in den Jacobi-Gcsprachcn zeig. Less ng ja, daß ihre £m* habc sich dabei das im „hei.s-

« Nachdenken über Le.bn.z noch nicht abgeschlossen war ' schthtl.chen" Denken implizierte Element der „Königs-Meta-

hätte be, der vorliegenden Edition gern noch ein Namens^ - gesucht , junpr -a, ^ ^ ^ ^

T- V,Clle,Ch, kann d,CS 'n emCr 7WC,v" h 8H, fne zeTnen Schritten dieser Archäologie entsprechend, unterzieht F. so-

erden. ebenso wie die Verbesserung einiger Vergehen, die der Her zeln i M[mgcn und Kriterien einer radikalen,

sgeberm sicher inzwischen selbst bewußt geworden sind. jj£ ^ christlichen Tradition zunächst in Frage stellenden

Berlin WolfgangGcricke Krj(ik mjt dem Ergebnis: Die klassischen „Autoritäten" sind nicht

nur in unlösbare Konflikte mit den geschichtlichen Fakten geraten
(135-140)- sie leiden auch unter sozialphänomenologischem Aspekt

Systematische Theo.ogie: Allgemeines i^-^Ä

pa,i ^. , • , nicht aufrechterhalten werden (153-165).

■Jy, Edward: Ecclesial Refkction. An Anatomy ot Theological schärfsten geht F. dabei mit dem „antiekklcsialen Schnftprin-

^nod. Philadelphia, PA: Fortress 1982. XIX, 380 S. gr. 8*. Lw. ^ Gerjcht (,44_,52>. Es sei - keineswegs notwendig.