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Ausgabe:

1990

Spalte:

416-417

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Ancient Israelite religion 1990

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 6

416

Auch die soziale Stellung der Buddhisten laßt sich deutlicher
umreißen, und zwar aufgrund des Quellen- und Hintergrundwissens,
das wir vor allem durch die Asoka-Inschriften besitzen: Asoka dürfte
sich ihre anti-brahmanische Tendenz zunutze gemacht10 und dabei
die Unterstützung aufsteigender Gesellschaftsschichten gewonnen
haben.

Auf dem Weg zum Mahayana-Buddhismus kommt dann auch der
Gedanke auf, daß schon inbrünstige Buddha-Verehrung allein zur
Erlösung führt: Damit ist aber die Lebensführung nicht mehr so entscheidend
für die ErlösungsholVnung des einzelnen, und die soziale
Weichenstellung, die den Buddhisten entweder ins asketische Aus-
steigertum oder in eine Schicht ohne physische Gewalt geführt hat,
verliert sich im Nebel einer sanften, aber weniger verbindlichen
Frömmigkeit.

Unsere allgemeine Hypothese über die Seelenwanderungslehrcn
und ihre Affinität zu Oberschichten scheint sich also zu bestätigen -
und vordem Hintergrund dieser Flegelhaftigkeit heben sich die Besonderheiten
in Ursprung und Fortentwicklung der einzelnen Religionen
um so deutlicher ab.

1 Eudoxosbci Porphyrie», vit. Pyth. 7; vgl. auch Jambl., vit. Pyth. 100.
Alle Belege dafür in deutscher Übersetzung bei B. L. van der Waerden. Die
Pythagoreer, I979.S. 182-185.

Aristoteles bei Aelian. v. h. 4,17;Gellius4,l 1.

4 Vgl. dazu R. Arbesmann. Das Fasten bei den Griechen und Römern
(RGW XXI, I) 1929. S. 35fTmit Hinweisen auf altindische Parallelen und
europäische Folklore. Zur Gebärmutter als einem (oft widerspenstigen!) .Tier'
im Körper der Frau vgl. etwa PJaton. Timaios 91 BC und .Hippokrales'.
morb. mul. II. 201; nat. mul. 14 und oft.

' K. v. Fritz. Mathematiker und Akusmatikcr bei den alten Pythagorccrn
(SB Bayer. Ak. d. Wiss., phil.-hist. Kl. i960. Heft I I) i960.

" Vgl. H. v. Glasenapp, Der Jainismus. 1925, ND 1964. S. 318: W. Schubring
. Die Lehre der Jainas. 1935. S. 26.

7 Vgl. etwa die qucllcnkritischen Untersuchungen zur Frage des Fleischgenusses
bei den Jainas von L. Alsdorf. Beiträge zur Geschichte von Vegetarismus
und Rinderverehrung in Indien, Abh. d. Ak. d. Wiss. u. d. Lit. in
Mainz,gcistes-u.sozialwiss. KL, 1961.S. 557ff;bes.S. 564fT.

" Vgl. Alsdorf, loc. cit.
Vgl. H. v. Glasenapp, a. a. O., S. 326f mit Belegen.

Die Brahtnancn stießen sich wohl daran, daß der Herrscher nicht nach den
Erb folge rege In an die Macht gekommen war. Vgl. U. Schneider. Einführung in
den Buddhismus. 1980, S. I46u. 153 f.

Allgemeines, Festschriften

[Mayer, Cornelius Petrus:] Signum Pietatis. Festgabe fürC. P. Mayer
OSA zum 60. Geburtstag. Hg. im Auftrag des Augustinus-Instituts
der deutschen Augustiner von A. Zumkeller. Würzburg: Augustinus
1989. LXIV.670S.. 1 Porträt gr. 8' = Cassiciacum. 40. Kart.
DM 248.-.

Der Jubilar ist als Augustinforscher bekannt: Seine Dissertation
untersuchte ..Die Zeichen in der geistigen Entwicklung und in der
Theologie des jungen Augustinus" (Würzburg 1969). seine Habilitationsschrift
„Die Zeichen in der geistigen Entwicklung und in der
Theologie Augustinus. II: Die antimanichäische Epoche" (Würzburg
1974). Mayer begründete das Augustinus-Lexikon, die Anfänge 1975
werden in der Festschrift geschildert (LIVf). Die Nützlichkeit der
bereits vorliegenden Computer-Konkordanz erprobt Alfred Schindler
mit seinem Beitrag ..Imputative Rechtfertigung bei Augustin?"
(409-423). Mit Hilfe des gespeicherten Materials „ist es eine Kleinigkeit
, alle Belege für imputare und verwandte Verben abzurufen, so
daß erstmals in der Geschichte der Augustinusforschung ein Überblick
über das gesamte Wortfeld möglich geworden ist" (421). Das
Ergebnis: „Nach Ausweis der Computer-Konkordanz verwendete
Augustin in seinen heute für echt gehaltenen Werken 641 mal
deputarc. 246mal imputare und 81 mal reputare..." (412). Gibt es
einen Gebrauch im Sinne von Luthers „positivem Zurechnen"? Man
erhält ein klares Ergebnis: „Ein Zurechnen als voraussetzungsloser
erster Gnadenakt, ja als Gnadenakt schlechthin, ist in Augustins
Schriften nicht anzutreffen" (416). Es gibt ein „positives" Zurechnen
einer „fremden" Gerechtigkeit in Äußerungen Augustins zur Säuglingstaufe
(418). Das wäre jener Sinn, „der das Unverdiente, Neuschaffende
der Imputation in einer entfernt an Luther anklingenden
Weise hervorhebt" (419). Augustins Schrift „De spiritu et littera"
hatte für Luthers Römerbriefvorlesung 1515/16 eine besondere Rolle
gespielt. „Die Verteilung der drei Verben erscheint typisch: zwölfmal
deputarc. zweimal imputare und ein einziges Mal reputare" (419). De
spiritu et littera 45 enthält eine Wendung, „die den imputativen
Charakter der Rechtfertigung ganz direkt auszusprechen scheint.
Luther hat die Stelle tatsächlich in seinem Sinne verstanden, aber bei
genauerer Lektüre des Textes ergibt sich, daß nur eine Art Interpretationsexperiment
vorliegt und keineswegs eine positive theologische
Aussage Augustins" (420). Der Computer gibt auch jene Stellen, an
denen .Justus, a. um" und „habere/haberi" zusammen stehen: „Aus

den 1018 Belegen, die aus den Werken Augustins herausgellItert
wurden, ist die Stelle in De spiritu et littera die einzige in Frage
kommende, die aber, wie wir gesehen haben, auch nicht das sagt,
wonach hier gefragt wird" (422). Immerhin gibt es „im Zusammenhang
mit der Tauftheologic wenigstens seltene Anklänge an eine
zugerechnete fremde Gerechtigkeit. Und natürlich verbindet beide
Theologen die Überzeugung, daß ein vom Menschen frei zu erwerbendes
Verdienst oder irgendeine auch nur geringe Vorleistung zum
Empfang der Gnade niemals ins Frage kommen kann" (422).

Die Festschrift enthält 38 Beiträge. 19 in deutscher, sieben in
französischer, sechs in englischer, drei in spanischer, zwei in italienischer
und einen in portugiesischer Sprache. Der Band gliedert sich
in sieben Teile: Zu Augustins Person und Werk; Geistige Umwelt
(123-184): Philologische Fragen; Anthropologisches (233-300); Zur
Theologie Augustins: Spiritualität und Pastoral (427-513); Augustinus
und die Nachwelt.

Rostock Gert Haendler

[Cross, Frank Moore:] Ancient Israelitc Religion. Essays in Honorof
F. M. Cross. Ed. by P. D. Miller, P. D. Hanson, S. D. McBride.
Philadelphia. PA: Fortress Press 1987.XXV.672 S.gr.8

Das "Colloquium for Biblical Research" an der Havard-Universi-
tät wurde im Jahre 1963 von Schülern von Frank Moore Cross, Jr.
gegründet. Aus dem Kreis der Mitglieder dieses Colloquiums kommen
die Herausgeber des Bandes, der F. M. Cross. seit 1957 Professor
für Hebräisch und andere Orientalische Sprachen an der Havard-
Universität. zum 65. Geburtstag am 13. Juli 1986 gewidmet wurde.
Das Wirken des Jubilars als Archäologe. Philologe und Theologe, als
Wissenschaftsorganisator und Herausgeber würdigt Werner E. Lemke
in einem kurzen Vorwort (XI—XIII). Eine umfassende Bibliographie
(645-656) ist der Aufsatzsammlung, zu der 33 Fachleute aus aller
Welt beigetragen haben, nachgestellt.

In einer Einführung (XV-XIX) erläutern die Herausgeber das
Anliegen des Bandes, der aus dem üblichen Schema der .Festschriften*
herausfällt. Es handelt sich um den Versuch, durch "comprehensive
work" die Erforschung der Religion Altisraels, die während der
letzten Jahrzehnte durch das überwiegende Interesse an der Theologie
des Alten Testaments in den Hintergrund getreten ist. wiederzubeleben
und weiterzuführen. Besonderes Gewicht wird auf die Auswertung
neuer Textfunde und anderer archäologischer Entdeckungen
gelegt. Entsprechend nehmen unter den Beiträgen des Bandes reli-