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Ausgabe:

1990

Spalte:

369-371

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Titel/Untertitel:

Religionsphilosophie heute 1990

Rezensent:

Moritz, Hans

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369

Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 5 370

unterschwellige Leib-Scelc-Problcm kaum gelöst. Sicher wird auch - die Erfüllung und Vollendung des Menschen und der Menschheit,

er radikale Behaviorismus und Materialismus abgelehnt (Philoso- der Natur und der Welt zum Ziel haben." (S. 24 j)

P «he Untersuchungen 307). Aber wie z. B. die Theorien des Dieser Problembezug wird dann unter dem Stichwort „Ausblick"

P'Phänomcnalismus. des Parallelismus, der psychophysischen Iden- am Ende des Werkes (S. 340-380) nochmals aufgenommen (Joseph

Hat oder der Wechselwirkung (im Popperschen Sinne) einzuordnen Möller/Alois Halder/Klaus Kienzier) und auf Zukunflsaufgaben hin

Slnd- ist an Hand des sprachanalytischen Materials kaum auszu- konkret umgesetzt. Für das Werk als Ganzes war es entscheidend, ob

rn.acnen- Hierfür müssen sicher Erwägungen aus anderen Gebieten und wie es gelungen ist. aus den verschiedenen philosophischen und

e z. B. dem der Gehirnforschung und der in diesem Zusammen- theologischen Entwürfen methodische und systematische Konse-

g immer interessanter werdenden Evolutionstheorie herange- quenzen herauszuarbeiten, die über eine bloße Bestandsaufnahme

^°gen werden, (vgl. K. Popper, J. Eccles „Das Ich und sein Gehirn", hinausgehen und gleichzeitig der anvisierten Aufgabe eines Gesprächs

unehcn/Zürich: ! 1982, S. 103f und 281). zw ischen Theologie und Philosophie dienen können. In einem zentra-

Jänickendorf Wilfried Flach 'en Abschnitt .-Kritische Reflexion" (S. 244-338) haben Alois Halder

und Joseph Möller sehr fundiert und grundsätzlich dieses Anliegen
realisiert. „Methoden" und „Horizonte" werden erörtert (S. 244 bis

Haider ai„- vi ■ . , 260) und dann auf „Differenzen und Kompatabilität" (S. 323-338)

a"*r. Alois, kienzler, Klaus u. Joseph Möller Hg.]: Relicionsphilo- . . .. , , . ... c. A * »• ... ^

sophic hput.. ri«n™n ,iu i . • du-. V jT-u i hin untersucht und dargestellt. Steuerndes Anliegen durfte dabei sein.

. p"11 neute. Chancen und Bedeutung in Philosophie und Theolo- , ., „ ' „ ,

8'c Düsseldorf: Patmos 1988. 395 S. 8" = Experiment Religions- dcr GlMesfra» lhren grundlegenden Stellenwert im Rahmen der

Philosophie III. Beiträge zur Theologie und Religionswissenschaft. Religionsphilosophie zu sichern und das methodisch sauber zu

Kart. DM 56.-. begründen. Nach den diagnostischen Vorarbeiten, die höchst unter-

schiedliche Konzeptionen in ihrer Relevanz für die Religionsphilo-

au eine Rückführung der Religionsphilosophie auf voraufkläre- sophie vorstellen, können dabei fundamentale Impulse in Richtung

e Problemstellungen und -aufgaben heute nicht mehr möglich ist, Transzendenz und konkreter noch: die Gottesfrage herausgearbeitet

mi zu besprechenden Werk „Religionsphilosophie heute" prin- werden. Man wird nicht fehlgehen, wenn man vermutet, daß die ein-

'r>iell bestätigt und dokumentiert. Die Gegenwart wird als durch eine dringenden Kenntnisse der Verfasser, die großen Systeme des

j^uralitatssignatur" (S. 11) charakterisiert erfaßt und damit für die Deutschen Idealismus betreffend (Kant, Fichte, Sendling, Hegel),

'g'onsphilosophieals Voraussetzung eine Diagnose nötig, „die den ein Problembewußtscin bereitstellen, das auch für die Diskussion der

ort. die Verwurzelung und die gegenwartsgeschichtliche Offen- neueren religionsphilosophischen Anregungen äußerst hilfreich ist.

gio rcr>rascntat'vcr philosophischer Richtungen in bezug auf Reli- Eine wichtige und weiterführende Rolle hat darüber hinaus auch die

'on herauszuheben hat". (S. I l)Es wird so eine Religionsphilosophie durch Husscrl begründete phänomenologische Betrachtungsweise

phi'S'Crl d'e den cr,gen Rahmen einer Einzeldisziplin der Philoso- gespielt, sowohl methodisch als auch für d i Sach-und Gegenstands-

Q^C sprengt-Es wird „nicht eine streng abgegrenzte und selbständige bezug der Religionsphilosop: ,w D ii steht auch die methodische

^S'iplin als Religionsphilosophie verstanden, sondern das philoso- Grundrichtung des Fragens nach den Bedingungen der Möglichkeit

das^'10 ^enken a's solches, sofern es sieh auf ein Phänomen richtet, von Religion, also die transzendentale Option philosophischer Arbeit

ebenfalls nicht partikulär ist. sondern das menschliche Leben und und Methode, nicht entgegen. Alois Halder kann so resümieren: „Von

einT ^-C,t 'm 8anzcn charakterisiert". (S. 10) Dieser Ansatz bringt da aus läßt sich das Zusammenspiel dieser Ansätze (phänomenologi-

P c cr,rculichc Weite in die Diskussion ein und hat konzeptionelle scher und transzendentaler) so formulieren, daß transzendental konzi-

an^en- -Es werden nicht nur die philosophischen Richtungen wie piertc Gotteslehre, angewandt auf Beispiele, deren religiöser Charak-

tik pISC,1C Pn',os°Phic. Transzendentalphilosophie und Hermeneu- ter vor allem durch die Analyse der Gebetssprache zu erheben ist, erst

j~ ■ hänomenologie. auch der an Emmanuel Levinas aufzeigbare die Voraussetzung bereitstellen, um diejenigen Themen, die eine

Sc^ansatz eines .anderen Denkens' und .postmoderne' philosophi- Phänomenologie der Religion sich stellt, angemessen zu bearbeiten."

Wendungen zu berücksichtigen (sein), sondern auch die aus (S. 329)

"Uniien einzelwissenschaftlichen Zugängen, nämlich der Sozio- Wenn darüber hinaus - zum Inhaltlich-Seinsbczogenen hin -

Sic und Psychologie sich ergebenden Daten mit Konsequenzen für „Horizonte" besprochen werden (Joseph Möller: S. 260-322 und

g^nPnil°sophische und auch theologische Thcmatisicrung von Reli- S. 331-338), so wird damit (Fichtes Spätphilosophie wird mehrfach

'S- 11) Eine wesentliche Erweiterung dieser Grundlage wird herangezogen) religiös-christlicher Intention entsprochen und ver-

(Sn GesicnlsPunkI „Religionsphilosophie des Glaubens" mieden, daß bei abstrakten Kategorien wie Transzendenz oder dem

Ent ",.°~l95) vorgenommen. Bedeutende rcligionsphilosophische Absoluten stehengeblieben wird. In einer Stufenleiter der Konkretion

jj unseres Jahrhunderts werden vorgestellt: Teilhard de Char- wird die Transzendenz vertieft hin auf Geist. Wort, das Heilige zum

"'Thomas Brock). Romano Guardini (Joseph Möller), Bernhard personal verstandenen Heiligen und - um einem abstrakten Pcrsona-

ReltC(Klaus Kicnzlcr), Karl Rahner (Klaus Kienzler). Evangelische lismus zu entgehen-hin zur „Liebe als Geheimnis".

Rel'8'onspni,osophie im 20. Jahrhundert (Gert Hummel), jüdische Hervorheben möchte ich. daß bei diesem Weg inhaltlich-seins-

hc ,gi°nsphilosophie (Reinhard Mayer) und die islamischen Glau- mächtiger Erfüllung bei aller denkerisch vernünftigen Klarheit die

p "srien,ungcn aus rcligionsphilosophischer Sicht (Abdoldjavad dunkle, abgrundhaft-negative Erfahrungswirklichkeit nie ausge-

pj uturi). Die Diagnose in all diesen kritischen Würdigungen ist dem grenzt wird. Als Fazit dieser Horizonterörterung hin zum Geheimnis

pr° dcs Werkes gemäß durchaus religionsoflen. was sogar Sigmund der Liebe kann dann formuliert werden: „Wenn Transzendenz zum

prL"d ln der Interpretation durch Alfred Schöpf gilt (im Punkt: Das Menschsein gehört, und das zeigt nicht nur eine Religions-, sondern

sej° dcr Rc|ig'on im psychoanalytischen Denken). Angemerkt auch eine Kulturanalyse, dann ist Religion als Praxis dieser Transzen-

ph'.ailcn- daß es mit den Beiträgen zu Islam und jüdischer Religions- denz begründet. Von daher rechtfertigt sich sowohl der Anspruch der

^ «sophie gelungen ist, einem oft zu beobachtenden .Eurozentris- Religion als auch der religiösen Sprache, die weder auf Ethik noch auf

ThUs a>|igionsphilosophischer Darstellungen zu entgehen. Diesem Metaphysik reduzierbar ist. Transzendenz wäre also der Grundhori-

dcrT3 ISI auch cin Beitrag von Hans Waldenfels gewidmet, der sich zont der Religion ..." (S. 336)

/ulgabe einer ..Interkulturellen Religionsphilosophie" (S. 225 bis Daß diese Erörterungen auch für cin zukunftsorientiertes Gespräch

heb Std"' Als Proprium einer inlerkulturcllen Religionsphilosophie der Religionen und auch Weltanschauungen erhebliches Gewicht

muH CF dabci ncrvor: -Einer interkulturellen Religionsphilosophie haben, wird in einem abschließenden „Ausblick" (Moller. Halder.

ViaM °S 'm Austausch der Erkenntnisse um solche gehen, die unter Kienzler) deutlich: „Bei allem geforderten gegenseitigen Sich-ver-

llall|gcn Namen-Glück. Ganzheit. Heil. Befreiung, Erlösung u. a. stehen und zu-verstehen-geben. bleibt deshalb ein letztes und tiefstes