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Ausgabe:

1990

Spalte:

297-298

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Müller, Gerhard Ludwig

Titel/Untertitel:

Was heißt: Geboren von der Jungfrau Maria? 1990

Rezensent:

Beinert, Wolfgang

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Seite 1

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297

Theologische Literaturzeitung 1 15. Jahrgang 1990 Nr. 4

298

Augsburg Gunther Wenz

John Cobb unter betonter Hervorhebung der Bedeutung Hegels für aussagen gilt), das österliche Geschehen und das apostolische Oster-
Pannenbergs Werk so umschrieben wurde: "The one twentieth-cen- kerygma ist. Wie die Auferweckung ist es ein „Tat-Sache" ganz von
tury theologian to have successfully renewed the nineteenth-century Gott her! Das verführt den Verfasser allerdings dazu, geradezu die
Projcct is Wolfhart Pannenberg."(XI)- Zwangsläufigkeit der Virginitas ante partum zu postulieren. Gott

mußte die Inkarnation ,.so" ins Werk setzen, wenn er der souveräne
Gott bleiben und Mensch werden wollte. Der Glaubenssatz falle so
nicht in die „Disposition einer Possibilientheologic" (82), sondern
folge aus dem inkarnatorischen Wollen selber: „Die menschliche
Müller. Gerhard Ludwig: Was heißt: Geboren von der Jungfrau Natur Jesu entsteht nicht durch den von der elterlichen Zeugung verMaria
? Eine theologische Deutung. Freiburg-Basel-Wicn: Herder mitteilen Schöpfungsakt Gottes, wodurch der Mensch in ein von Gott
1989. 124 S. 8- = Quaestioncs Disputatae. 119. Kart. DM 29.80. radikal verschiedenes Sein gerufen wird, wenn er dann auch noch

einmal radikal auf ihn bezogen ist. Die menschliche Wirklichkeit Jesu

Die Frage, der sich die Schrift des Münchener katholischen Dogma- im ganzen Umfang der menschlichen Natur entsteht vielmehr im Akt

t'kers stellt, betrifft-einen Satz aus den Symbola, der Tür alle des Willens Gottes, sich selbst geschichtlich zu vergegenwärtigen. Sic

Christen glaubensverbindlich ist. Gleichwohl ist er - übrigens nicht subsistiert unmittelbar durch Gott selbst" (860- So richtig die Schluß-

erstseitheute-beivielenChristenumstritten:manwäreseineroftam folgerung ist. so problematisch erscheint trotz des Scharfsinns des

''Asten nicht recht gewahr. So gehört ein gewisser Mut dazu, ihn in Autors die Prämisse: Die in der Theologie immer auch hervorge-

einer Weise zu deuten, die sehr unmodern erscheinen mag. Aber hat hobene Zeichenhaftigkcit der Jungfrauenzeugung verlöre an Gewicht;

der Christ vor dem Bekenntnis seiner Kirche eine Wahl? Mit Recht und im übrigen scheint immer Vorsicht angeraten zu sein, wenn man

bemerkt der Autor: „Es geht um die Bezeichnung des ereignishaften Gottes Handeln sozusagen als zwangsläufig erweisen möchte. Aller-

Handelns Gottes, wodurch die Wirklichkeit des Menschen Jesu ent- dings versteht der Autor deutlich zu machen, was sicher Kern des

s'eht. die der reale Gund des messianischen Auftretens. Wirkens und Satzes ist: Jesus verdankt sich unmittelbar Gott - und das ist nicht

Leidens Jesu bis zu Kreuz und Auferweckung hin ist" (13). Vielleicht innerweltlich deduzierbar, sondern Faktum des Glaubens,

'«damit Für manchen schon ein Stein des Stolperns beiseite geräumt. Ziemlich kurz setzt sich anschließend das Buch mit den schon

derGlaubens-Satz ist seiner Entstehung wie seinem Wesen nach nicht genannten beiden anderen Dimensionen der Jungfraucnschalt Marias

mariologisch. sondern streng christologisch gemeint. Das ist die auseinander. Die „Virginitas in partu" (90-107 wird als eine nicht

fundamentale These des Buches, das hier nichts anderes als die alte konstitutive, sondern illustrative Aussage interpretiert, die die e,n-

Tradition der Christenheit wiedergibt. Näherhin wird gezeigt, daß er malige Relation der Mutter Jesu zu Gott verdeutlicht. Sehr treffend

notwendige Konsequenz der synoptischen..Christologic von unten" warnt Müller davor, sie biologisch definieren zu wollen. In der „V.rgi-

«t Die negative Form lautet: Der Christus geh. nicht aus der Lei- nitas post partum" (108-121) erscheint die Glaubensbereitschalt und

st"ngstah,gkcit und der Leistungskraft der menschlichen Natur her- die Totalität der Übereignung Marias an Gott ausgesprochen. Die

v«r. Das wird aus einer umfassenden Kenntnis der gegenwärtigen Quaestio disputata - es handelt sich bei dem Thema im besten Sinne

Debatte unter besonderer Berücksichtigung der Theologie Karl Rah- um eine solche - endet mit sieben „Allgemeinen Thesen zu einer

"er* entwickelt. Müller nutzt die Gelegenheit, alle Dimensionen des künftigen Mariologie" (122-124). die in dem Satz kulminieren: ..Die

^tzes zu besprechen, die sich in der Geschichte damit verbunden Zukunft der Mariologie liegt wohl in der marianischen Typologie des

hAen. also die jungfräuliche Zeugung (virginitas ante partum), die Glaubens. DerGlaubendc erkennt Maria als Bild des Glaubens < 1 _4)

Jungfräuliche Geburt (virginitas in partu) und die bleibende Jungfrau- - das ist zweifellos richtig und dürfte gerade auch der Theologie aus

schaft der Mutter Jesu (virginitas post partum). Von der Sache her der reformatorischen Tradition leichtere Zugangswege zu einem

*W selbstverständlich der Schwerpunk, auf der erstgenannten Thema eröffnen, das in der Tat heilsbedeutsam und glaubensrelevan.

Dimension: sie is. die eigentlich biblisch bezeugte; die anderen.sind ist. Wenn auch die eine oder andere Kette des Argumen.ationsgangs

ther Entfaltungen, die bekenntnismäßig minderen Rang immer einge- diskutierbar ist. der Schrift is. es zu danken, daß s,e dieses eindringlich

n°nimcn haben. ins Bewußtsein ruh.

Die „Virginitas ante partum" (24-89) versteht der Verfasser „heils- Regensburg Wolfgang Beinert
realistisch" als eine schriftgemäße Aussage. Er weiß sehr wohl um die
Probleme, die sich gerade aus der Bibel ergeben und versucht, sie ein-

Sehend auszuräumen. Allerdings gelingt ihm das nicht zureichend bei Qküg, Karl-Heinz [Bearb.]: Christologie. I: Von den Anfängen bis zur

den weltbildlich bedingten, d. h. aus der Zcugungsbiologic stammen- Spätantike. II: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Graz-Wien-

den Einwänden. Der Grund: Müller berücksichtigt kaum die heule Köln: Styria. 1989. 227 S. U. 239 S. 8° = Texte zur Theologie,

erarbeitete Theologie des Wunders, die deutlich zeigen kann, daß der Dogmalik. 4.1 u. 2. Kart. öS je 198.-.
Sa'7 nicht den naturwissenschaftlichen Daten widerspricht. Positiv

si<*t das Werk den Vcrstehensansa.z im souveränen Schöpfungsak, Texte zur Theologie - so heißt die neue Rehe des S.y,,a-Vcrlagcs.

p°«es - zugleich der Grund dafür, daß der Sa.z der Symbola nicht die sich zur Aufgabe gemach, ha,, die Bereiche der F»ndamen^.

dorisch kategorialisietbar ist. Es geh, bei Marias Muuerschaf, nicht theologie. Dogma.ik und Moralhcologie ,n 24 Banden sor u .diu,

U» die Relation Mann-Frau, sondern um die Beziehung Schöpfer- Grundgedanke is. dabei, der theologischen Ausbildung^ c , >

Schöpf. Dam,, tritt nun freilich die Frage auf. wie man dann noch gegliederte Quellensammlung einschlägiger 1 exte der^emansche

^ einer realen menschlichen Muuerschaf, sprechen könne, die Theologie in d,e Hand zu geben, die sowohl eine ers c i l hubl

^«ei,s notwendige Voraussetzung für das chalkedonensische „vere ermöglich, wie auch zeitraubendes Suchen ^ «nU^henden

W Jesu ist. Die Antwort - wiederum nicht ganz überzeugend - Belegstellen verkurz,. Der dadurch bedingte ^™^e Chani

W die Mutterschaft realisier, sich eben nur in den postsexue.len ter dieser Sammlung wie auch che "

^cn wie Schwangerschaf,. Geburt und Erziehung. Hier schein, die ris.ik der zitierten Quelle markieren die ^ -eng er flehen

°«ahr eines gewissen Dualismus latent: Sind die genannten Akte Edkkm. Wichtiger^^^^^^

"fcht auch sexuell, sofern nur von einer Frau zu realisieren? die korrekte Angabe der zugrunde ^'^ ^ ' " "^

Aber der Duktus des Beweisganges lieg, letztlich nich. auf allen fehlt ebensowenig wie die Angabe des Überaus (oh du Hg. selbst);

di<scn Daten, sondern sehr konsequent auf der Linie des Christus- sämtliche Texte werden ,n Dcu.sc,/-uert. ... ^

f-Ubens, R,ch,,g zeigt Müller denn auch, daß die Basis des Dogmas Die vorliegenden ersten baden Halbbande u ^ ^ ^

(*'e das in einem tiefen Sinne ja von allen wirklichen Glaubens- gegliedert in: Biblische Lu.tcxte „m AT ansetzend, rech, diese,