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Ausgabe: | 1990 |
Spalte: | 294-295 |
Kategorie: | Systematische Theologie: Allgemeines |
Titel/Untertitel: | Varieties of postmodern theology 1990 |
Rezensent: | Suda, Max Josef |
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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 4
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Berlin Johannes Alfhausen
Praxis des Glaubens und sakramentales Geschehen in der Kirche Drewermann beruft sich in vier Arbeitsgängen auf die Kronzeugen,
dürfen nicht zwei Welten werden, die nichts miteinander zu tun denen er seinen Ansatz verdankt: Sören Kierkegaard, Sigmund Freud,
haben. In der Theologie der Befreiung gehören sie eng zueinander. C. G. Jung und J. P. Sartre. Gerade dies aber macht ihn angreifbar: So
Darauf müssen wir hören, gerade auch wir Protestanten. Sonst wird sehr man als Theologe von den genannten Autoren lernen kann, so
weder die Praxis des Glaubens richtig sein noch die Feier der Sakra- sehr müssen sie doch auch ihrerseits theologisch in Frage gestellt
mente. In diesem Sinne wird auch der kritische Gesprächspartner den werden. Im übrigen ist noch nicht wirklich geklärt, inwiefern beiAutoren
der Theologie der Befreiung zuhören und für ihre Botschaft spielsweise mit „Archetypen" zu rechnen ist und wie sie wissendankbar
sein ' schaftstheoretisch zu bewerten sind. Zudem bestehen zwischen den
genannten Autoren erhebliche Spannungen, man denke allein an das
Verhältnis von Sigmund Freud und C. G. Jung.
Drewermann Ceterum censeo lautet, am Ende der einzelnen Kapitel
in liturgischer Rhetorik wiederholt: Seht, was dabei herauskommt
n _ an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen". Diese Argumentation
Drewer»«.-, Lugen: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen . ^ theologisch nicht (von der exegetischen Pro-
Antwort auf Gerhard Loht nks und Rudolf Peschs .. I lefenpsycho- uDerzcugi gc e v e
logie und keine Exegese". Mi. einem Beitrag von S.Schmitz. blematik d.eses Satzes e.nmal ganz abgesehen): D,e Fruchte als solche
2. Aufl. Olten-Freiburg/Br.: Walter 1988. 204 S. 8 Kart. sFr 19.-. können keineswegs ohne weiters als Kriterium dienen, da man zu
ihrer Bewertung selbst eines Kriteriums bedarf und weil die Frucht
Ob dieses Buch geschrieben werden mußte? Vielleicht doch. Es ist mitunter hinter dem guten Samen, hintereinem wichtigen und weiter-
d<-T literarische Aufschrei eines Menschen, der sich mißverstanden führenden Ansatz zurückbleibt. Drewermanns Verteidigungsschrift
und verletzt sieht Der Vf. verteidigt sich gegen die Vorwürfe zweier selbst scheint mir dafür ein Beleg zu sein!
Autoren, die ihm im Namen der neutestamentlichen Wissenschaft Dem Buch ist ein Aufsatz von Stefan Schmitz beigegeben (..Weder
"nd der römisch-katholischen Lehre den Boden unter den Füßen weg- Tiefenpsychologie noch Exegese. Eine Auseinandersetzung mit Geruhen
drohen (vgl ThLZlH 1988 599. Er schreibt nicht mit der hard Lohfink und Rudolf Pesch". 177-202), in dem anhand von EinSouveränität
dessen, der um das Recht seiner Sache weiß. Vielleicht zelnachweisen der Häresieverdacht gegen Drewermann geprüft und
aber wäre dies auch zu viel gefordert von einem Theologen und Pric- entkräftet werden soll.
«er, der um sein Amt fürchten muß. Druckfehler: ..Schoppenhauer" statt „Schopenhauer" (133): „deh-
Es gelingt ihm zu zeigen, daß seine beiden Widersacher ihn oft nicht giert" statt „delegiert" (160): am Beginn des letzten Absatzes S. 80
Erstehen und sein Anliegen verzeichnen: Er möchte über die mittler- fehlt Text.
Weile immer offenkundiger werdenden Grenzen einer bloßen histo- Marburg (Lahn) Hans-Martin Barth
"seh-kritischen Exegese mit Hilfe tiefenpsychologischer Einsichten
hermeneutisch hinausführen. Aber es kommt nicht zu einer befruchtenden
Annäherung der Standpunkte, geschweige denn zur Integra- Griffln Davj<j Ray ßeardslee, William A„ and Joe Holland: Varie-
t,Qn der beiden Wege, die doch nicht prinzipiell einander ausschlie- ^ of pos,mouern Theology. Albany, NY: SUNY 1989. XIV.
ßen müßten. Der Leser gewinnt vielmehr den Eindruck: hier Exegese 164 s gr 8'=Suny Series in Constructive Postmodern Thought. Pp.
u"d keine Tiefenpsychologie - dort Tiefenpsychologie und - eine j 14.95.
"Mindestens problematische Exegese (vgl. z.B. 102-104, 150-155, . . , ,
166-168!) Gibt es bereits eine postmoderne Theologie ? Gerade nach der Lck-
Ein Vorfurf den Drewermanns beide Widersacher immer wieder türe der vorliegenen Publikation wird man höchstens von Tendenzen
Theben, lautet, hier werde einer geschichtsloscn Gnosis das Wort auf eine neues Paradigma hin sprechen können, die die Autoren mit
B**det. Drewermann vermag zu verdeutlichen, daß er sich um einen sicherem Gespür erkennen. Wie aber wird das neue Paradigma auslassenden
BegrifT von Geschichte bemüht: Lange bevor der sehen? In der Antwort darauf unterscheiden sich die Autoren deut-
Mensch aufgetaucht sei. habe Gott-„in den Jahrmillionen der Evolu- lieh. ,
tj°n" (97, durch Herausbildung der Archetypen auf dem Weg der D. R. Griffln und WA. Beards.ee treten für das von A. N.
Vorbereitung menschlichen Lebens und Fühlens - dafür Sorge getra- Whitehead entwickelte Paradigma einer Prozeßph,losoph,e ein
*n. daß die Offenbarung in Christus von Menschen überhaupt aufge- (S. 40, 42-52, 68. 77, 133. 135ff, 138-143, 521). - Die >»ntaL
"ommen werden konnte, „.(iot.es Handeln"" und „menschliche europäische Theologie hat hier sicher noch einen Nachholbedarf!
Keifung" dürften nicht im Gegensatt zueinandcr.gesehcn werden, „so (Vgl. jedoch etwa M. Welker: Universalität Gottes und Relativ,u„ der
a|s wollte man die Wärme der Sonne gegen das Wachstum der Blumen Welt. Kosmologie ,m Dialog m.t dem amerikanischen Proze. de, ken
«tald machen" (131). Doch der Vergleich hinkt: Die Sonne be- nach Whitehead. 2. Auf).. Neukirchen 1988.) Whitehead st es
s^,nt auch das Heranwachsen des Unkrauts und der Krebszellen. gelungen, entgegen dem neuzeitlichen Ansatz beim menschlichen
N*cht nur für die Aufnahme des Christus-Ereignisses, sondern auch Subjekt und dessen Selbstbewußtsein eine Naturphilosophie auszu-
seine Verzeichnung und seine Abweisung ha. die Evolution Vor- arbeiten, die sich nicht auf die Kategone der Subsanz. sondern aufd
aussctzun en s-haflen Prozeßhaftigkcit der objektiven Realität gründet. Aus der Kenntnis
Für "8CngCSC cn- r-n^kvrrrtarht wichtig sein sowohl der Physik als auch der Theologie gelang Whitehead eine
rur Drewermanns Gegner mag der Onosisvcruacni wicnng ~ ' ,,•.„• i_ -r . a ~ „™k„„
sie von daher die HeLotwendigkeit der „neutestamentlich ver- ungewöhnliche Zusammenschau beider ^^ ^ "^
f*ß>en Gemeinde" .bzw. der römisch-katholischen Kirche) vernach- sich mehrere Probleme: I. Whitehead (I86.-.947 war _ke.«post-
la'ssigt sehen. Drewermann findet in der Tat: „Das Christentum moderner» Denker. Gnffm räumt zwar «"^^^^
beujnmK- . , ,. m„;n,,,.--m9> Warum aber Theologien vor dem Aufkommen dieses Terms bereits „postmodtrn
wsinnt beim einzehcn. nicht bei der Gemeinde (1 1V). warum auci & „rAa„ ;öri„„„ „nht
gelin.,, • , ,■,,,„•> ,„,it, i„.n pinreinem waren (S. 2). Andere als die von Whitehead werden jedoch nicht
BU|ngt es ihm nicht, eine dialektische Beziehung zwischen einzelnem waici. w .,. . ,. Pm»fl
Unrfr • 1 or- -u • u u- , „„„Kl;»,. Klößen ( Es behande t. 2. Wie verhalt sich die postmoderne Theologie zur I rozelJ-
" ' Gcmetnde ZU sehen? Ef gib. sich hier ganz ^logie? c;rinln se|bsl ha. sich berei.s als Prozeßtheologe engagier,
Sir;d",n?i; ^^^J^tt^^^ S J Cobb/D.R. Griffm: Process Theology. Phiade.phia 1976.
1?Z K,'rChC de" -LC'b ChnS" m SChCn ■ L" ' ' r rn Xen J deutsch 1979) über das Verhältnis der beiden Theologien sagt die
* esio ogischen Zusammenhang seinen beiden Gegnern einen auf de h I 1, ^ wahrscncin„dl
nd ,hrer Zugehörigkeil zur Integrierten Gemeinde in München jetzig ^h Gottesbegriff als den der Weltseele (S. 480.
Engten Blick unterstell. (127. 135 ü.Ö.). steigert seine Argumenta- zu Recht wmreneaos b
tj , Hierzu ist aber das Argument Augustins (De civitate Dei VII. M unci
""SKralt nicht