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Ausgabe:

1990

Spalte:

287-288

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Titel/Untertitel:

De heiligenverering in de eerste eeuwen van het christendom 1990

Rezensent:

Gäbler, Ulrich

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287

Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 4

288

Seit Bethges Arbeiten ist bekannt, daß BonhoefTer der „Letztform"
seine Zustimmung versagte, weil „für sein Empfinden gerade den
wichtigsten Stellen die Hörner und Zähne ausgebrochen" wurden
(D. Bonhoeffer, 1989, 7. Aufl., 356). Die wichtigste Stelle war für
Bonhoeffer die „Judenfrage". Daß das Betheler Bekenntnis „das sonst
fast durchweg übliche kirchliche Schweigen hinsichtlich des nationalsozialistischen
Unrechts gegen über den jüdischen Mitbürgern" durchbrach
(9), stellt M. mit Recht immer wieder heraus und analysiert den
Anteil D. Bonhoeffers und W. Vischers an dieser Tatsache (lOf;
16-21; 27-30). In Abschnitt IV ihrer Arbeit analysiert M. dann „Die
Gutachten zur Erstform des Betheler Bekenntnisses" und besonders
„die Behandlung der Judenfrage" (45-66). Dabei wird deutlich,
warum Bonhoeffer auf das Exemplar der „Letztform" des Betheler
Bekenntnisses, das er seinem Londoner Amtsbruder Julius Rieger
schenkte (7), schrieb: „Viele Köche verderben den Brei." Auch hier
präzisiert M. Bethges Feststellung von 1959, daß an die Stelle der Solidarisierung
mit den Juden-Christen in der „Erstform" ein übergewichtiges
Festhalten an der Judenmission in der „Letztform" trat
(GS II, 88). - Leider konnte auch die an so vielen Stellen fündige Vfn.
bisher den Brief Bonhoeffers nicht aufspüren, den er „zwischen dem 6.
und dem 24. 11. 1933 von London aus geschrieben" haben muß und
in dem er seine Ablehnung der „Letztform" so entschieden begründete
, daß G. Merz in einem Brief an F. v. Bodelschwingh von einer
„Katastrophe" sprach (73).

Abschließend sei gesagt, daß längst nicht alle interessanten und
weiterführenden Forschungsergebnisse M.s erwähnt werden konnten
und daß M. mit dieser Arbeit den Herausgebern der Bände 12 und 13
(Berlin 1933; London 1933-1935) der DBW (Dietrich Bonhoeffer
Werke) gut zugearbeitet hat.

Teterow Martin Kuskc

Dogmen- und Theologiegeschichte

Hilhorst, A. [Red.]: De heiligenverering in de eerste eeuwen van het
christendom. Nijmegen: Dekker& van de Vegt 1988. XI, 229 S. m.
7Taf. 8". Pb. hfl 29.50.

Die „Genootschap voor oudchristelijke Studien" veranstaltete aus
Anlaß ihres 25jährigen Bestehens eine Jubiläumstagung, deren Vorträge
sie im Druck ausgehen ließ. Unter dem Generaltitel „Altchristliche
Hagiografie" finden sich in dem Sammelband 18 Beiträge von
niederländischen und belgischen Autoren aus recht disparaten Gebieten
. In zeitlicher Hinsicht reichen die Themen von Perpetuas Aufzeichnungen
am Anfang des 3. Jh. (A. Bastiaensen) bis zu frühkaro-
lingischen Heiligenviten (M. de Jong), ja mittelalterlichen koptischen
Texten (P. P. V. van Moorscl) und der Arbeit der Bollandisten (F. van
Ommeslaeghe). Im Zentrum stehen literarische Probleme wie Kontinuität
des Genres „Heiligenleben" mit spätantiken, nichtchristlichen
Texten (M. J. M. van Uytfanghe), die Zuverlässigkeit der literarischen
Überlieferung gegenüber dem archäologischen Befund in Sachen
Christianisierung Nubiens(A. J. Vanderjagt), die Rekonstruktion verschollener
griechischer Viten aufgrund syrischer, armenischer und
koptischer Übersetzungen (M. van Esbroeck), die Lobrede im allgemeinen
(C. Datema) und auf Basilius den Großen im besonderen
(A. Davids). An einzelnen Autoren und Texten werden ferner behandelt
: Die Acta vom Märtyrertod des Philaes im Jahre 305 (G. A. A.
Kortekaas). die Lebensbeschreibung der Macrina durch ihren Bruder
Gregor von Nyssa (A. E. D. van Loveren), Ambrosius' briefliche
Äußerung über Protasius und Gervasius (J. den Boeft), die Figur von
Priscillian bei Sulpicius Severus (L. Goosen) und der Hagiograph
Leontios von Neapolis in der ersten Hälfte des 7. Jh. (J. Hofstra).
Mehr thematisch ausgerichtet sind Studien zum Tempelschlaf
(M. Parmcntier), zur Nachfolge bei syrischen Asketen des 4. und
5. Jh. (H. J. W. Drijvers) sowie Vergleiche der Darstellung „heiliger

Personen" in der christlichen und nichtchristlichen Ikonografie
(P. G. J. Post, besonders in Antwort auf Thesen P. Browns) und der
Auseinandersetzung von Pythagoräern und Mönchen mit der sie umringenden
Kultur (J. N. Bremmer). Mag die Disparatheit der Beiträge
auch eine Schwäche des Bandes sein. Der Reiz liegt gerade darin, daß
das weite Gebiet der altchristlichen Heiligenverehrung von Theologen
, Philologen und Kunsthistorikern behandelt wird.

Basel Ulrich Gabler

Thomas von Aquin: Die Hoffnung. Theologische Summe 11-11, Fragen
1 7-22. Übers, von J. F. Groner. Anmerkungen u. Kommentar von
A. F. Utz. Unter Mitarb. von B.Gräfin von Galen. Freiburg-
Basel-Wien: Herder 1988. 203 S. 8'. geb. DM 32,-.

Für die Deutsche Thomasausgabe war dieser Band geplant, 1950 erschien
nur der Traktat „Der Glaube", vorliegender Traktat sollte zu
unbestimmter Zeit erscheinen. Inzwischen wurde alles neu erarbeitet,
man gewann einen neuen Übersetzer; weil dessen Arbeit so gut lesbar
ist - was zutrifft - verzichtete man auf die Beifügung des lat. Textes,
was dennoch schade ist. Der übersetzte Text steht auf den Seiten
15-82. Die Seiten 85-187 sind den Anmerkungen und dem Kommentareingeräumt
. Danach folgen Literaturangaben und Rcgistcr.die
willkommen sind. Der Kommentar entfaltet zunächst, wie dem
Thema im griechischen Mythos, bei Plato und Aristoteles und Scneca
nachgegangen worden ist. Descartes, Hobbcs, Kant, Kierkegaard,
Nietzsche, Bloch, Moltmann, Teilhard de Chardin werden besprochen
, so daß Thomas' Stellung geschichtlich klar wird.

Die einzelnen Artikel werden fortlaufend kommentiert, entsprechende
Zahlen lassen auf jeder Seite erkennen, bei welchem Artikel
man sich gerade befindet. Völlig zu Recht holt der Kommentar an bestimmten
Stellen weit aus, dadurch die Eigenart scholastischen Denkens
dem Leser von heute erschließend. So findet sich zu Beginn ein
langer Abschnitt über den biblischen Hintergrund des Traktats, von
dem aus Thomas verstanden werden muß. Warum von Christus
wenig gesprochen wird bei Thomas, wird erörtert. Außerordentlich
dankenswert ist die Gegenüberstellung dieses Traktats zur Theologie
der Reformatoren: Luther kommt ausführlich zu Wort. Es wird deutlich
, wie Glaube und Hoffnung jeweils unterschiedlich interpretiert
werden. Der Leser sieht die Zusammenhänge, ihm werden die Entscheidungen
des Tridentinums vorgeführt. Auf der Grundlage des
aristotelischen Denkens wird der Glaube dem Intellekt, die Hoffnung
aber dem Willen zugeordnet: Ist das wirklich nicht mehr als eine willkommene
rationale Stütze für die Theologie (143)?

Vor mehr als einer Generation hat Josef Pieper im deutschen
Sprachraum die Hofihungslehre des Aquinaten einem großen Leserkreis
erschlossen. Vorliegendes Werk wird speziellere Interessen voraussetzen
, seine Lektüre wird Gewinn bringen.

Rostock Peter Hcidrich

Niewöhner, Friedrich: Veritas sive Varietas. Lessings Toleranzparabel
und das Buch Von den drei Betrügern. Heidelberg: Lambert
Schneider 1988. 430 S. gr. 8" = Bibliothek der Aufklärung, 5. Kart.
DM 118,-.

Der Titel des Buches:,.Veritas sive Varietas", das eine philosophische
Habilitationsschrift für die Freie Universität Berlin darstellt
ist vom Vf. formuliert worden in Anlehnung an eine Bemerkung. d|C
in den „Kollektaneen" in Lessings Nachlaß zu finden ist.

Es geht um die drei großen monotheististischen Religionen Judentum
. Christentum und Islam. Die Frage: „Veritas sive Varietas". d. B.
das Problem, ob diese Religionen alle wahr sind, obwohl sie voneinander
verschieden sind, wird an Hand von zwei „Leitläden" verfolg*'
Herkunft und Geschichte des Satzes (und späteren Buches) ..Von den
drei Betrügern" (De tribus Impostoribus. abgekürzt: De tr. Imp.) und